Offfetdruckerei fchon paffiert ifi, fo muß der Drucker fleh mit dem Umdruck zu helfen wißen, foll der Betrieb nicht fiillfiehen, und nun verlange man von einem Buchdrucker die Kenntnifle eines Umdruckers!
An Einrichfungsgegenfiänden ifi außer der Offfetpreffe eine Handprelfe und für die Kopiererei ein pneumatifcher Kopierrahmen mit Kopierlampen notwendig, für gleichmäßige Druck
platten auch noch eine Schleuder; aber wie gefegt, zur Bedienung aller diefer Apparate und Malchinen gehört ein Offfetfechmann, der dann die vorhandenen Kräfte nach und nach ausbilden kann.
In dem angezogenen Profpekt ifi weiter gefegt: „Was bisher nur Spezialkräfte. die fehr feiten find, fertigbrachten, die fogenannte Umkehr, eine Arbeit, bei der eine Sicherheit des Erfolges nie gegeben war, kann jefjt von jeder graphifchen Kraft ohne jede befondere eingeübte Fertigkeit vorgenommen werden, und zwar durch mechanifch anzuwendende chemifche Präparate.“
Es fei hier ausdrücklich fefigefielll, daß beim Umkehrverfahren, von dem hier die Rede ifi, das befie chemifche Präparat einen Mißerfolg zeitigen wird, wenn der Kopierer die Materie der Pofltivkopie nicht genau kennt. Es nüfjen die befien Präparate
nichts, wenn die Platte nicht fo vorgerichtet ifi, daß fie auch die Präparate annimmt. Wir haben es hier mit Chromkolloiden zu tun, die befondere Eigenfchaften befißen, die entweder die Farbe von der Platte abfioßen oder diefelbe gierig aufnehmen. Je nachdem das eine oder andere Kolloid angewendet wird, muß man der angeborenen Eigenfchaft entgegenarbeiten, mit chemifchen Präparaten ifi da nichts zu machen; es muß die Wedhfelwirkung von Fett und Waffer durch die Entwicklung und durch die Säuberung der Platte von der aufkopierten Schicht herbeigeführt werden. Diefe WechfelWirkung ifi die Seele des Offfetdruckes.
Es wird in dem Profpekt ferner behauptet, daß ein Mangel an einer Dauerplatte befiünde. Dem ifi nicht fo; es gibt bis heute zwei fehr brauchbare Kopierverfehren, die fich in mehr als drei
jähriger Praxis aufs befie bewährt haben; das eine ifi das Bekaverfahren (Dr. Bekk & Kaulen, Berlin), und das andere das Meifenbach-Verfahren (Meifenbach, Riffarth & Co. A.-G., München).
Das Bekaverfahren hat fich in Zeitungsdruckereien befonders für den Einfarbendruck eingebürgert. Als Zweifchichtenverfahren hat es elf Arbeitsgänge; zur Ausführung find Einrichtungsgegenfiände wie Trockenofen ufw. notwendig. Die Materialien find vom Erfinder zu beziehen. Wenn hierdurch die Plattenherfiellung fich verteuert, fo fpielt dies bei illufirierten Zeitfchriften
nicht die Rolle wie bei Arbeiten für Handel und Indufirie. Die Druckplatte muß bis zum Schluß gleichmäßige Drucke geben; das erfüllt diefes Verfahren, und fo haben wir feit Jahren Dauerdruckplatten.
Das Meifenbach-Verfahren ifi ein Einfchichtenverfahren und hat nur fünf Arbeitsgänge; befondere Einrichtungsgegenfiände find nicht erforderlich. Die Materialien find im freien Handel erhältlich; mithin ifi die Herfiellung einer Mafchinenplatte fehr billig. Das Meifenbach-Verfahren hat fich befonders im Mehr
farbendrude eingebürgert, obwohl auch einfarbige Arbeiten mit gleichem Erfolg wie beim Bekaverfahren hergefiellt werden. Beim Mehrfarbendruck kommt es eben auf eine rafche und billige Platfenherfiellung an. Meifi find es nicht allzugroße Auflagen; die Maichine muß öfters Platten wechfeln, eben wegen der geringeren Auflage. Da heißt es rafch Platten fchaffen, und die Kofien dürfen nicht zu hoch fein. Auch hier ifi die Gleich
mäßigkeit der Druckrefultate bis zum Schluß des Druckes gewährleifief. Die Meifenbach-Platte ifi eine Dauerdruckpiaffe und hat fich in mehr als dreijähriger Praxis bewährt.
Von beiden Kopierverfahren, die man mit Offfettief bezeichnet, liegen dem Verfaffer Drucke vor, die von Platten gedruckt find, welche weit über 100,000 Drucke bei feinfien Rafierarbeiten aushielten und ein gleichmäßiges Druckrefultat vom Anfang bis zum Ende aufweifen.
Buchdrucker, welche geneigt find, den Offfettdrude einzuführen, feilten fich eben davon überzeugen laffen, daß das angebofene Verfahren fich in mehrjähriger Praxis bewährt hat und das in größeren Betrieben vorgeführt werden kann; dort erfährt er auch, was zu einer Offfeteinrichtung erforderlich ifi und welches die befien Malchinen und Geräte find.


G. Walther, München. SCHÖNHEIT DER SPRÄCHE UND UNENDLICHKEIT DES SCHRIFTTUMS.


Ist es nicht VermeiTenheit, in einem Fachorgan, das vor allem den technifchen Fragen zur Vervielfältigung der Sprachen und des Schrifttums dient, auch einmal die Schönheit der Sprachen und die Unendlichkeit des Schrifttums zu erwähnen? Und doch ifi deflen Berechtigung gegeben durch den engen Zufammenhang der Sprache und des Schrifttums als geifiigen Niederlchlag der Menfcbheit, als Kulturträger im Guten und Böfen feit Beflehen der Welf wie der Menfchen überhaupt, deflen Vermittler das gedruckte Wort ifi.
Das überragende Gefchöpf im Weltall, der Menfch, ifi ja allen andern Kreaturen vor allem deshalb überlegen, weil ihm die Schöpfung die Macht der Sprache verliehen hat. Das Wort ifi Anfang und Ende des Menfchen. Das Wort wurde in Zeichen gefaßt. Diefe Zeichenbildung wurde zur Schrift und damit zum Vermittler der Gedanken des einzelnen an viele, einff in Stein gemeißelt oder gemalt, gefchrieben und endlich durch die Erfindung des Buchdrucks vervielfältigt; heute ifi das gedruckte Wort in hunderten von Sprachen zum Vermittler alles deflen geworden, was fich in der weiten Welf begibt.
Wer hat nicht fchon das Unfaßliche und Undeutbare empfunden, das in der unendlichen Fülle der Sprachen und des Schrifttums, im Unabfehbaren des gefchriebenen und gedruckten Wortes liegt? Ifi es felbfi der kühnften Phantafie möglich, fich die Vielheit der Sprachen, der Mafle der Bücher, Zeitungen und Zeitfchriften, Tage
bücher und Briefe vorzufiellen ? Vorzufiellen vor allem auch die unermeßliche Seelen- und Geifieskraft, die im Schrifttum eingefchloflen ifi? Heißt die Entwicklung der Sprachen und die Erfaflung
des Schrifttums nicht zugleich die ganze Entwicklung der Menfchheit gegenwärtig fühlen?
Welche Vielfeitigkeit und Schönheit allein fchon in den hunderten von Sprachen! Welcher Klangzauber in der alten jüdilchen Sprache, dem Hebräifchen ! Welcher Rhythmus im Alt-Griechifchen oderim Lateinifchen! Welche Ausdruckskraft und Schönheit (Welche Eleganz in den romanifchen Sprachen! Welche Schwermut in den llawifchen Wortbildungen! Welche Herbe und Nüchternheit in der englifchen Weltfprache! Welche Gründlichkeit im Deutfchen! Wenn wir diefe Schönheiten der Sprachbildung durch das Gehör in uns aufnehmen, fo klingen für uns einzelne Sprachen wie Mufik, andere wie Disharmonien. Und wollen wir erfi eindringen in die Geifieskraft, die durch diefe Sprachen im Schrifttum ausfirömt, heißt das tagelang, jahrelang, jahrhundertelang wandern müflen zwifchen Schrifttümern und immer erneuten Schrifttümern, die Stunde um Stunde vermehrt werden in hunderten von Sprachen, in der Gegenwart noch viel flärker als in der Vergangenheit, dank dem Bildungs
hunger der Menfchheit, dank des Vermittlers diefer Geifieskräfte durch den Druck.
Auf einer folchen Wanderung begegnen wir Taufender verlofchener Namen, die nur noch in irgend einem Buchtitel mit der Nachwelt verbunden find. Dazwifchen aber, wie leuchtende Dia
deme, firahlt der Name eines Dichters, Denkers oder Weifen auf; er ifi nicht erlofchen, wenn auch feine Werke nicht mehr zu uns fprechen; einmal fprach auch er zu ganzen Gefchlechtern, zur Nation, zur Welt. Und endlich finden wir auf diefer Wanderung durch die Jahrhunderte Namen und Werke, bei denen wir verweilen können,