[Wernickes] Uberschriften, Schaffer-Gedichte und unverschämte Durchhechlung der Hofmanns- Waldauischen, Schrifften, Auff sonderbare Ver
anlassung, allen Liebhabern der reinen Poesie zu Gefallen ans Licht gestellet. Von Menantes. Coblentz 1704.
Reicheren Zufluss erhalten nach diesen gelegentlichen Reibereien die Literaturkomödien durch die Wirksamkeit Gottscheds. Die Neu
berin wusste ihr Zerwürfnis mit dem einstigen Protektor zu einem grossen theatralischen Coup zu gestalten. Nachdem sie den dritten Akt seines „Cato“ durch professorale Kostümtreue parodiert hatte, schrieb sie ein direkt gegen Gottsched gerichtetes Vorspiel
Der allerkostbarste Schatz.
Sie machte vorher bekannt, Gottsched werde als Tadler erscheinen. „In den Sternenmantel der Nacht gekleidet, eine Sonne von Flittergold auf dem Kopfe, Fledermausflügel an den Schul
tern und eine Blendlaterne in der Hand, so
erschien der Tadler auf dem Theater, an seiner Seite die Wahrscheinlichkeit als ein Gelehrter im Hauskleide.“ Der 18. September 1741 sah einen Theaterskandal ersten Ranges. Johann Christoph Rost behandelt ihn in
Das Vorspiel. Ein satirisch-episches Gedicht
in fünf Gesängen. Dresden 1742.
An einem Tage sollen 2000 Exemplare des Pasquills verkauft worden sein. Das Stück selbst wird wiederholt, ungeachtet des leb
haften Protestes Gottscheds; befahl doch der Graf Brühl, weiterzuspielen, „ohne künftiges Protestiren oder Appelieren im geringsten zu attendiren.“
Tragikomisch berührt nach diesen Ereignissen eine Abhandlung, die der Ästhetiker
Gottsched über die Arten der Satire in seiner Zeitschrift
Die vernünftigen Tadlerinnen
veröffentlicht hatte. „Ein Pasquillant“, heisst es dort, „steckt voller feindseliger Affekten.
Ein satirischer Moralist empfindet einen Schmerz über alles unanständige und verwerfliche Wesen. Ein Pasquillant suchet durch die Beschimpfung anderer Leute sein Müthgen zu kühlen. Ein satirischer Moralist suchet nur die Thorheit das Laster und den üblen Geschmack auszurotten. Ein Pasquillant beschreibt einzelne Personen, ein Moralist aber macht allgemeine Vorstellungen, welche sich auf alle unvernünftige,
lasterhafte und übelgeartete Leute zugleich schicken. Kurtz zu sagen, der fürnehmste Unterschied eines Lästerer und Satiren-Schreibers kommt auf die Beschaffenheit ihrer Gemüther an. Jener hat ein neidisches, feindseliges und rachgieriges, das ist ein böses Gemüthe: dieser aber hat ein ehrliches, aufrichtiges und wohlgesinntes Hertz: mit einem Wort ein recht gutes Gemüthe.“
Gottsched sollte diesen „Unterschied“ im Kampfe gegen die Schweizer, bei dem ihm aus dem eigenen Lager Gegner um Gegner erstanden, an sich selbst recht sichtbar verspüren. Überall regt es sich gegen die Ty
rannei des Leipziger Diktators. In Dresden führt Liscow den Hauptschlag. In Berlin tritt Lamprecht, der Redakteur der „Haude und Spenerschen Zeitung“ auf; Nicolai und Lessing planen gemeinsam ein burleskes Heldengedicht auf Gottsched und seine Schule. In Halle hat er Pyra und Lange zu Gegnern. Der Abfall der sogenannten „Bremer Beiträger“ musste ihn be
sonders schmerzlich treffen. In Bern bildet sich eine Fronde gegen die gottschedische Ligue, eine Zweigvereinigung der „deutschen Gesell
schaft“ in Leipzig. Der Mathematiker Samuel König und sein Freund Samuel Henzi stehen an der Spitze dieser Fronde. Von ihnen stammt die Satire
Le Salmis, ou panégyrique de la ligue autrement dite socièté teutonique de .. . par Pyracmon de la société des frondeurs. Cologne 1744.
Wieland vermehrt die Zahl seiner Verfolger durch die
„Ankündigung eine Dunciade für die Deutschen“, von der Gottsched den Spottnamen des „grossen Duns“ erhielt, ohne dass Wielands Schrift er
schien. Sein Hauptgegner aber war der als Dichter fürchterlich fruchtbare und geistlose Bodmer.
Im
Arminius Schönaich, ein episches Gedicht
von Hermanfried. O. 1756.
sucht er den Hermann-Sänger Schönaich, den poeta laureatus, den Gottsched einem Klopstock entgegenstellt, zu verspotten. Im
Banket der Dunsen. 1758
nimmt er einen Gedanken Wielands, den dieser wieder Pope nachgedacht hatte, auf.
Schon vorher hatte er eine sehr armselige
Travestie verfasst:
anlassung, allen Liebhabern der reinen Poesie zu Gefallen ans Licht gestellet. Von Menantes. Coblentz 1704.
Reicheren Zufluss erhalten nach diesen gelegentlichen Reibereien die Literaturkomödien durch die Wirksamkeit Gottscheds. Die Neu
berin wusste ihr Zerwürfnis mit dem einstigen Protektor zu einem grossen theatralischen Coup zu gestalten. Nachdem sie den dritten Akt seines „Cato“ durch professorale Kostümtreue parodiert hatte, schrieb sie ein direkt gegen Gottsched gerichtetes Vorspiel
Der allerkostbarste Schatz.
Sie machte vorher bekannt, Gottsched werde als Tadler erscheinen. „In den Sternenmantel der Nacht gekleidet, eine Sonne von Flittergold auf dem Kopfe, Fledermausflügel an den Schul
tern und eine Blendlaterne in der Hand, so
erschien der Tadler auf dem Theater, an seiner Seite die Wahrscheinlichkeit als ein Gelehrter im Hauskleide.“ Der 18. September 1741 sah einen Theaterskandal ersten Ranges. Johann Christoph Rost behandelt ihn in
Das Vorspiel. Ein satirisch-episches Gedicht
in fünf Gesängen. Dresden 1742.
An einem Tage sollen 2000 Exemplare des Pasquills verkauft worden sein. Das Stück selbst wird wiederholt, ungeachtet des leb
haften Protestes Gottscheds; befahl doch der Graf Brühl, weiterzuspielen, „ohne künftiges Protestiren oder Appelieren im geringsten zu attendiren.“
Tragikomisch berührt nach diesen Ereignissen eine Abhandlung, die der Ästhetiker
Gottsched über die Arten der Satire in seiner Zeitschrift
Die vernünftigen Tadlerinnen
veröffentlicht hatte. „Ein Pasquillant“, heisst es dort, „steckt voller feindseliger Affekten.
Ein satirischer Moralist empfindet einen Schmerz über alles unanständige und verwerfliche Wesen. Ein Pasquillant suchet durch die Beschimpfung anderer Leute sein Müthgen zu kühlen. Ein satirischer Moralist suchet nur die Thorheit das Laster und den üblen Geschmack auszurotten. Ein Pasquillant beschreibt einzelne Personen, ein Moralist aber macht allgemeine Vorstellungen, welche sich auf alle unvernünftige,
lasterhafte und übelgeartete Leute zugleich schicken. Kurtz zu sagen, der fürnehmste Unterschied eines Lästerer und Satiren-Schreibers kommt auf die Beschaffenheit ihrer Gemüther an. Jener hat ein neidisches, feindseliges und rachgieriges, das ist ein böses Gemüthe: dieser aber hat ein ehrliches, aufrichtiges und wohlgesinntes Hertz: mit einem Wort ein recht gutes Gemüthe.“
Gottsched sollte diesen „Unterschied“ im Kampfe gegen die Schweizer, bei dem ihm aus dem eigenen Lager Gegner um Gegner erstanden, an sich selbst recht sichtbar verspüren. Überall regt es sich gegen die Ty
rannei des Leipziger Diktators. In Dresden führt Liscow den Hauptschlag. In Berlin tritt Lamprecht, der Redakteur der „Haude und Spenerschen Zeitung“ auf; Nicolai und Lessing planen gemeinsam ein burleskes Heldengedicht auf Gottsched und seine Schule. In Halle hat er Pyra und Lange zu Gegnern. Der Abfall der sogenannten „Bremer Beiträger“ musste ihn be
sonders schmerzlich treffen. In Bern bildet sich eine Fronde gegen die gottschedische Ligue, eine Zweigvereinigung der „deutschen Gesell
schaft“ in Leipzig. Der Mathematiker Samuel König und sein Freund Samuel Henzi stehen an der Spitze dieser Fronde. Von ihnen stammt die Satire
Le Salmis, ou panégyrique de la ligue autrement dite socièté teutonique de .. . par Pyracmon de la société des frondeurs. Cologne 1744.
Wieland vermehrt die Zahl seiner Verfolger durch die
„Ankündigung eine Dunciade für die Deutschen“, von der Gottsched den Spottnamen des „grossen Duns“ erhielt, ohne dass Wielands Schrift er
schien. Sein Hauptgegner aber war der als Dichter fürchterlich fruchtbare und geistlose Bodmer.
Im
Arminius Schönaich, ein episches Gedicht
von Hermanfried. O. 1756.
sucht er den Hermann-Sänger Schönaich, den poeta laureatus, den Gottsched einem Klopstock entgegenstellt, zu verspotten. Im
Banket der Dunsen. 1758
nimmt er einen Gedanken Wielands, den dieser wieder Pope nachgedacht hatte, auf.
Schon vorher hatte er eine sehr armselige
Travestie verfasst: