vornehmen Welt richten. Die leidenschaftliche Liebe zum Kupferstich, die jetzt erwacht und die bis zum Beginn des XIX. Jahrhunderts un
vermindert fortbesteht, ging so weit, daß auch die Buchillustration sich ihr beugen mußte. Das Gefühl dafür, daß der Holzschnitt als Hoch
druck das geborene Illustrationsverfahren ist, ging verloren. Die „Kupfer“, wie man kurz sagte, leben innerhalb des Textes ein Dasein für sich. Sie sind nicht mehr Teile des Satzes,
sondern eingefügte künstlerische Beigaben. Die Kupferplatten, in die die Zeichnung vertieft eingeritzt ist, läßt sich nicht wie der Holzstock dem Letternsatze ohne weiteres einfügen; es ist nicht möglich, Text und Kupferillustration zu gleicher Zeit auf derselben Presse zu drucken. Die Folge war natürlich auch hier eine Ver
teuerung, und damit tritt auch das illustrierte Buch von seiner großen Kulturmission ab. Ebenso wie das Schwarzweißblättchen, das
einzeln in den Handel geht, wird es nur für die Wohlhabenderen erschwingbar.
Der Plolzschnitt war in diesen beiden Jahrhunderten so gut wie völlig verschwunden. Eine gewisse Verbreitung erlangte er nur noch in untergeordneten Jahrmarktsbüchern oder Blättern, zu deren Herstellung man einer Künstlerhand natürlich nicht mehr bedurfte. Entweder man begnügte sich damit, diese Dar
stellungen früheren Holzschnitten zu entlehnen, indem man alte Stücke wieder hervorholte oder sorglos nach
schnitt, oder man ließ sie von kleinen handwerksmäßigen Pfuschern neu entwerfen. Die billigen löschpapiernen Volksheftchen waren dazu ausersehen, den reichen Schatz der alten Volkskunst, so gut es gehen wollte, über die höfische Zeit hinüber zu retten. Wie sie die Erzählungen, Lieder, Märchen und Fabeln, an denen im XVI. Jahrhundert die Nation ihre Freude gehabt hatte, treulich bewahrten, bis sie Herder, Goethe und die Romantik wieder aus ihrer Verbannung erlösten, so boten sie auch dem mißachteten Holzschnitt eine Unterkunft und sorg
ten wenigstens dafür, daß die alte Technik nicht ganz und gar verloren ging.
Nur wenige Künstlerpersönlichkeiten von Rang haben sich im XVII. Jahrhundert noch mit dem Holzschnitt beschäftigt. In Deutsch
land, wo er vordem seine Haupt
blüte erlebt hatte, wurde er nun am meisten mißachtet. Die Männer,
Abb. 3. Maria de Medici, Prinzessin von Toscana, später Gemahlin König Heinrichs IV. von Frankreich. Eigenhändiger Schnitt der Dargestellten.
Verkleinert. (Nach Hirth & Muther: „Meisterholzschnitte . )
vermindert fortbesteht, ging so weit, daß auch die Buchillustration sich ihr beugen mußte. Das Gefühl dafür, daß der Holzschnitt als Hoch
druck das geborene Illustrationsverfahren ist, ging verloren. Die „Kupfer“, wie man kurz sagte, leben innerhalb des Textes ein Dasein für sich. Sie sind nicht mehr Teile des Satzes,
sondern eingefügte künstlerische Beigaben. Die Kupferplatten, in die die Zeichnung vertieft eingeritzt ist, läßt sich nicht wie der Holzstock dem Letternsatze ohne weiteres einfügen; es ist nicht möglich, Text und Kupferillustration zu gleicher Zeit auf derselben Presse zu drucken. Die Folge war natürlich auch hier eine Ver
teuerung, und damit tritt auch das illustrierte Buch von seiner großen Kulturmission ab. Ebenso wie das Schwarzweißblättchen, das
einzeln in den Handel geht, wird es nur für die Wohlhabenderen erschwingbar.
Der Plolzschnitt war in diesen beiden Jahrhunderten so gut wie völlig verschwunden. Eine gewisse Verbreitung erlangte er nur noch in untergeordneten Jahrmarktsbüchern oder Blättern, zu deren Herstellung man einer Künstlerhand natürlich nicht mehr bedurfte. Entweder man begnügte sich damit, diese Dar
stellungen früheren Holzschnitten zu entlehnen, indem man alte Stücke wieder hervorholte oder sorglos nach
schnitt, oder man ließ sie von kleinen handwerksmäßigen Pfuschern neu entwerfen. Die billigen löschpapiernen Volksheftchen waren dazu ausersehen, den reichen Schatz der alten Volkskunst, so gut es gehen wollte, über die höfische Zeit hinüber zu retten. Wie sie die Erzählungen, Lieder, Märchen und Fabeln, an denen im XVI. Jahrhundert die Nation ihre Freude gehabt hatte, treulich bewahrten, bis sie Herder, Goethe und die Romantik wieder aus ihrer Verbannung erlösten, so boten sie auch dem mißachteten Holzschnitt eine Unterkunft und sorg
ten wenigstens dafür, daß die alte Technik nicht ganz und gar verloren ging.
Nur wenige Künstlerpersönlichkeiten von Rang haben sich im XVII. Jahrhundert noch mit dem Holzschnitt beschäftigt. In Deutsch
land, wo er vordem seine Haupt
blüte erlebt hatte, wurde er nun am meisten mißachtet. Die Männer,
Abb. 3. Maria de Medici, Prinzessin von Toscana, später Gemahlin König Heinrichs IV. von Frankreich. Eigenhändiger Schnitt der Dargestellten.
Verkleinert. (Nach Hirth & Muther: „Meisterholzschnitte . )