ZEITSCHRIFT


FÜR


BÜCHERFREUNDE. Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen.


Herausgegeben von Fedor von Zobeltitz.


6. Jahrgang 1902/1903. ____________ Heft 10: Januar 1903. Der Buchdrucker und Formenschneider Zacharias Bartsch




zu Graz im XVI. Jahrhundert.


Von
Dr. Anton Schlossar in Graz.
Es ist eine bemerkenswerte historische Erscheinung, dass selbst in den streng katholischen Ländern, die heute dem Alpen
gebiete Österreichs angehören, verhältnismässig früh die evan
gelische Lehre ihren Eingang gefunden hatte und sich trotz des Protestes der Landesfürsten in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts immer mehr verbreitete. Als Ferdinand I., dem nach dem Brüsseler Vertrag von 1522 die Regierung der österreichischen Länder zufiel, dieselbe antrat, waren schon in Niederösterreich, Steiermark,
Kärnthen und Krain zahlreiche Anhänger der Lehre Luthers zu verzeichnen, und namentlich in Steiermark wies die 1528 vorgenommene Kirchenrevision bereits verschiedene evange
lische Prädikanten auf, die sehr viel Anklang im Volke und zumal auch in den mächtigen Adels
familien gefunden hatten. Diese Prädikanten, aber auch Schullehrer und viele der herum
ziehenden Buchführer, welche aus den deutschen Ländern gekommen waren und die Druck
schriften über Luthers Lehren verbreiteten, trugen am meisten zu dem rasch überhand
nehmenden neuen Glaubensanschauungen und
-Übungen bei, gegen die König Ferdinand L, der strenggläubige katholische Herrscher, aller
dings zunächst energisch auftrat. Im Juli des genannten Jahres 1528 ordnete er sogar an, „alle Drucker und Buchführer, die mit ketze
rischen Schriften Handel treiben, zu ersäufen und ihre Waren zu verbrennen“, aber es wurde wohl diese Verfügung nicht allzustreng gehandhabt. Der Umstand, dass wegen des im ersten Drittel des Jahrhunderts ersichtlichen starken
Niederganges der Universität zu Wien die jungen Adeligen von Niederösterreich, Steier
mark und den andern genannten Ländern deutsche Universitäten aufsuchten, namentlich jene von Wittenberg, Leipzig und Tübingen, wo Luthers Lehre die herrschende war, trug noch besonders dazu bei, die evangelische Religionslehre, welche sie angenommen hatten, bei der Zurückkunft in die Heimat zu üben und wieder weiter zu verbreiten.
So lagen die religiösen Verhältnisse, als 1564 Ferdinand I. starb. Die österreichischen Länder hatte er für diesen Fall unter seine drei Söhne geteilt, und Erzherzog Carl, einer derselben, erhielt nun die Regierung über Inner
österreich d. h. die Länder Steiermark, Kärnten
und Krain mit Görz, Triest und Istrien. Er nahm jetzt den Sitz seiner Regierung in der Stadt Graz (Gräz) als der grössten der genannten Länder, welche zum Zentralpunkt der