Regierung geschaffen wurde. Auch Erzherzog Carl, seit 1571 mit der ebenfalls streng katho
lischen Prinzessin Maria von Baiern vermählt, trat der Ausbreitung der evangelischen Lehre,
so gut dies ging, entgegen, begegnete aber sehr heftigem Widerstande. Schon waren die hervorragendsten Adelsfamilien des Landes der Lehre Luthers zugethan; die Gleispach, Galler, Herberstein, Lemberg, Schärfenberg, Stubenberg, Schrattenbach, Trautmannsdorf, Windischgräz und viele andere hochangesehene uralte Adelsgeschlechter bekannten sich offen zum evangelischen Glauben; in Graz und in andern Städten Innerösterreichs wurde evan
gelischer Gottesdienst abgehalten, ja im Jahre 1574 wurde von Seite der „Landschaft“ so
gar eine hierfür erbaute höhere evangelische Stiftsschule eröffnet, für die der aus Rostock eigens berufene berühmte David Chyträus die Schulordnung verfasste und in der Hieronimus Osius von Leipzig als erster Rektor fungierte. Zur „Landschaft“ aber, d. h. zur Landes
vertretung, gehörten vor allem die obengenannten und die andern im Lande begüterten Mitglieder des Herren- und Ritterstandes, sowie ausser
dem noch die Vertreter des Prälatenstandes. Diese „Stände“ hatten ihre eigene geordnete
Verfassung seit dem XII. Jahrhundert, und mit ihnen musste nach derselben der Landesfürst selbst alle das Land betreffenden Angelegen
heiten verhandeln. Rudolf von Habsburg schon
hatte nach seiner Thronbesteigung im Jahre 1278 die Rechte und Freiheiten der Stände beschworen, deren hoher Einfluss nach dem erwähnten begreiflich wird. An der Spitze dieser Stände stand ein Landeshauptmann, mit dem Sitz in Graz, wo sich auch die Kanz
leien der „Landschaft“ befanden,1 die ihre eigenen Beamten und Diener hatten. Im XVI. Jahr
hundert findet sich noch eine ganze Reihe anderer „landschaftlicher“ Diener, Gewerbsleute, Künstler, Gelehrter etc., von denen hier ins
besondere die landschaftlichen Mathematiker genannt seien, da sie in einer gewissen Be
ziehung zum Buchdrucke standen. Sie hatten nämlich die unter Aufsicht der Landschaft ge
druckten Kalender zu verfassen und neben dem astronomischen Teile auch die stets beigefügte Practica d. h. die astrologischen Vorhersagungen,
die im Kalender nicht fehlen durften, zu besorgen und standen natürlich deshalb in un
unterbrochenem Verkehr mit dem Drucker dieses Kalenders.
Bei derartigen konfessionellen Verhältnissen wie den angedeuteten hatte natürlich der katho
lische Landesfürst mit den zumeist evangelischen Landständen fortwährende Kämpfe. Um auch seinerseits auf dem wichtigen Gebiet der Schule Einfluss ausüben zu können, berief Erzherzog Carl Jesuiten von Wien nach Graz, und diese eröfifneten im Jahre 1573 eine Lehranstalt, die Zuspruch fand. Besonders wichtig wurde später die ebenfalls durch Unterstützung des Fürsten gegründete und von den Jesuiten ge
leitete Grazer Universität, deren Eröffnung im Jahre 1586 stattfand. Sie wurde bald ein wirksames gegenreformatorisches Mittel. Allzu
heftig durfte Carl übrigens gegen die Stände nicht vorgehen, denn ein mächtiger Feind, der Türke, stand an den Grenzen des Landes. Obgleich die Türken zuerst 1532 durch die Ge
schütze der Festung auf dem Grazer Schloss
berg vertrieben worden waren, bedrohten sie doch Steiermark noch im Jahre 1537, und man musste seitdem fortwährend auf Angriffe
derselben gefasst sein. Der Erzherzog, der auf die ausgiebigste Hilfe der Stände sowohl durch Verteidigungsmannschaft als durch Geld
mittel rechnen musste, durfte sich also deren Teilnahme nicht verscherzen und musste auch in Religionsangelegenheiten mehr oder weniger nachgeben. Es kam auf dem Landtage zu Graz 1572 zu der sogenannten Religionspacifikation, in der den Angehörigen des Herren- und Ritter
standes freie Religionsübung zugesichert wurde.
Als 1578 wieder ein Landtag zu Bruck a. d. Mur wegen der Beratung über die Landesverteidigung einberufen wurde, verlangten die Stände eine
neuerliche Assekuration d. h. Versicherung ihrer Religion, aber auch die Ausdehnung derselben auf den Bürgerstand; es kam wieder zur Religionspacifikation, aber die Disposition über die Bürger in dieser Beziehung behielt sich Carl vor und machte nur einige Zusicherungen. Alles dies geschah übrigens von Seite des Erzherzogs lediglich mündlich. Auf dem Land
tage zu Bruck wurde auch beschlossen, in Graz eine Buchdruckerei zu gründen.
1 In der Hauptsache besteht die steirische Landesverfassung heute noch in derselben Weise.
lischen Prinzessin Maria von Baiern vermählt, trat der Ausbreitung der evangelischen Lehre,
so gut dies ging, entgegen, begegnete aber sehr heftigem Widerstande. Schon waren die hervorragendsten Adelsfamilien des Landes der Lehre Luthers zugethan; die Gleispach, Galler, Herberstein, Lemberg, Schärfenberg, Stubenberg, Schrattenbach, Trautmannsdorf, Windischgräz und viele andere hochangesehene uralte Adelsgeschlechter bekannten sich offen zum evangelischen Glauben; in Graz und in andern Städten Innerösterreichs wurde evan
gelischer Gottesdienst abgehalten, ja im Jahre 1574 wurde von Seite der „Landschaft“ so
gar eine hierfür erbaute höhere evangelische Stiftsschule eröffnet, für die der aus Rostock eigens berufene berühmte David Chyträus die Schulordnung verfasste und in der Hieronimus Osius von Leipzig als erster Rektor fungierte. Zur „Landschaft“ aber, d. h. zur Landes
vertretung, gehörten vor allem die obengenannten und die andern im Lande begüterten Mitglieder des Herren- und Ritterstandes, sowie ausser
dem noch die Vertreter des Prälatenstandes. Diese „Stände“ hatten ihre eigene geordnete
Verfassung seit dem XII. Jahrhundert, und mit ihnen musste nach derselben der Landesfürst selbst alle das Land betreffenden Angelegen
heiten verhandeln. Rudolf von Habsburg schon
hatte nach seiner Thronbesteigung im Jahre 1278 die Rechte und Freiheiten der Stände beschworen, deren hoher Einfluss nach dem erwähnten begreiflich wird. An der Spitze dieser Stände stand ein Landeshauptmann, mit dem Sitz in Graz, wo sich auch die Kanz
leien der „Landschaft“ befanden,1 die ihre eigenen Beamten und Diener hatten. Im XVI. Jahr
hundert findet sich noch eine ganze Reihe anderer „landschaftlicher“ Diener, Gewerbsleute, Künstler, Gelehrter etc., von denen hier ins
besondere die landschaftlichen Mathematiker genannt seien, da sie in einer gewissen Be
ziehung zum Buchdrucke standen. Sie hatten nämlich die unter Aufsicht der Landschaft ge
druckten Kalender zu verfassen und neben dem astronomischen Teile auch die stets beigefügte Practica d. h. die astrologischen Vorhersagungen,
die im Kalender nicht fehlen durften, zu besorgen und standen natürlich deshalb in un
unterbrochenem Verkehr mit dem Drucker dieses Kalenders.
Bei derartigen konfessionellen Verhältnissen wie den angedeuteten hatte natürlich der katho
lische Landesfürst mit den zumeist evangelischen Landständen fortwährende Kämpfe. Um auch seinerseits auf dem wichtigen Gebiet der Schule Einfluss ausüben zu können, berief Erzherzog Carl Jesuiten von Wien nach Graz, und diese eröfifneten im Jahre 1573 eine Lehranstalt, die Zuspruch fand. Besonders wichtig wurde später die ebenfalls durch Unterstützung des Fürsten gegründete und von den Jesuiten ge
leitete Grazer Universität, deren Eröffnung im Jahre 1586 stattfand. Sie wurde bald ein wirksames gegenreformatorisches Mittel. Allzu
heftig durfte Carl übrigens gegen die Stände nicht vorgehen, denn ein mächtiger Feind, der Türke, stand an den Grenzen des Landes. Obgleich die Türken zuerst 1532 durch die Ge
schütze der Festung auf dem Grazer Schloss
berg vertrieben worden waren, bedrohten sie doch Steiermark noch im Jahre 1537, und man musste seitdem fortwährend auf Angriffe
derselben gefasst sein. Der Erzherzog, der auf die ausgiebigste Hilfe der Stände sowohl durch Verteidigungsmannschaft als durch Geld
mittel rechnen musste, durfte sich also deren Teilnahme nicht verscherzen und musste auch in Religionsangelegenheiten mehr oder weniger nachgeben. Es kam auf dem Landtage zu Graz 1572 zu der sogenannten Religionspacifikation, in der den Angehörigen des Herren- und Ritter
standes freie Religionsübung zugesichert wurde.
Als 1578 wieder ein Landtag zu Bruck a. d. Mur wegen der Beratung über die Landesverteidigung einberufen wurde, verlangten die Stände eine
neuerliche Assekuration d. h. Versicherung ihrer Religion, aber auch die Ausdehnung derselben auf den Bürgerstand; es kam wieder zur Religionspacifikation, aber die Disposition über die Bürger in dieser Beziehung behielt sich Carl vor und machte nur einige Zusicherungen. Alles dies geschah übrigens von Seite des Erzherzogs lediglich mündlich. Auf dem Land
tage zu Bruck wurde auch beschlossen, in Graz eine Buchdruckerei zu gründen.
1 In der Hauptsache besteht die steirische Landesverfassung heute noch in derselben Weise.