Damit treten wir dem Wirken jenes Mannes näher, dessen Name als Titel des vorliegenden Aufsatzes verzeichnet ist. Zurn vollen Ver
ständnis der Wirksamkeit desselben erschienen die hier vorausgeschickten historischen An
gaben unbedingt nötig. Vereinzelte Drucker waren in Graz schon früher thätig, wenn auch über deren Thätigkeit nur spärliche Nach
richten und insbesondere wenig Druckwerke
selbst vorliegen. Im allgemeinen hatte die Buchdruckerkunst in Steiermark erst verhältnis
mässig spät Eingang gefunden; während bisher von Wien das erste Druckwerk die Jahreszahl 1482, von Salzburg das Jahr 1533 und von Innsbruck das Jahr 1558 aufweist, stammt der erste bekannte Grazer Druck aus dem Jahre 1559. Es ist dies ein „Perckrechts Buechel“, dessen Drucker Alexander Leopold die Druckerei von Peter Persicus, Fürstbischof von Seckau, 1554 erwarb. Nur wenige Druckwerke Alexander Leopolds sind bekannt, darunter ein Kalender für 1562. Nach ihm wird in vorliegenden Akten und auf den erhaltenen Druckwerken Andreas Frank (Franck) als Drucker in Graz von 1563 an bis 1575 genannt, der zweifel
los dem evangelischen Glauben angehörte. 1 Neben Frank tritt nun mit einer Reihe bemerkens
werter Druckschriften Zacharias Bartsch auf. An dieser Stelle verdient die Thätigkeit Bartschens auch aus dem Grunde besondere Aufmerksam
keit, weil er zugleich Formschneider war und Gelegenheit nahm, verschiedene seiner Druckwerke mit zierlichen Randeinfassungen, Sig
neten, Leisten und namentlich Wappen in kräftiger guter Ausführung zu versehen und sogar zwei reich illustrierte Werke herausgab, deren eins sein berühmtes Wappenbuch von 1567 ist, während das andere grosse Abbildungen nach der Natur gezeichnet und ebenfalls von ihm geschnitten enthält.
Die Buchillustration hatte in Wien zu Ende des XV. Jahrhunderts einen gewissen Aufschwung genommen, und es zeigen die Vignetten, Titel
umrahmungen und Initialen der hervorragenden Typographen aus der ersten Hälfte des
XVI. Jahrhunderts Johann Winterberger, Hieronymus Victor, Johann Siegriner, später des Form
schneiders Hanns Apffel (1588—1595) und anderer, den Einfluss der schon berühmten süd
deutschen Meister; manche deuten auch wohl auf Vorbilder aus dem Holbeinschen Künstler
kreise. Bartsch, wenn auch in Graz erst etwas später hervortretend, hat sich wie manche seiner gezierten Druckwerke zeigen, ebenfalls die tüchtigen klassischen Meister der kurz vorhergehenden Zeit zum Vorbilde genommen.
Über das Alter, die Herkunft und die Schulung des Buchdruckers und Formschneiders Zacharias Bartsch ist nichts bekannt ge
worden. Sein erstes Druckwerk, eine Oratio de Ferdinando Caesare von Sig. a. Saurau, soll aus dem Jahre 1564 herrühren. 2 Zuerst stand Bartsch mit dem Buchdrucker Tobias Lauterbach in Graz in Verbindung; er vergrösserte, von Seite der steirischen Land
schaft unterstützt, sein Geschäft. Schon 1566
starb Tobias Lauterbach, und Bartsch betrieb nun die Druckerei allein; übrigens blieb er, namentlich wegen derHerausgabe vonKalendern, welche der Magister und Landschaftsmathe
matiker Dr. Hieronymus Lauterbach (— mit dem vorhingenannten nicht zu verwechseln —) besorgte, mit diesem in einer gewissen Ver
bindung, und es ergeben die Aufzeichnungen, dass sich Bartsch sogar von diesem 200 fl. aus
geliehen habe. Als 1575 der Geschäftsgenosse Andreas Frank zu Grunde gegangen war und die Stadt verliess, erwarb Bartsch dessen Handwerkszeug und konnte wohl nun wieder seinen Betrieb vergrössern. Doch wollen wir in der Darstellung damit nicht vorgreifen. Von 1567 datiert das grosse steiermärkische Wappen
buch, dessen Wappen Bartsch allein geschnitten und das er unter seiner Firma herausgegeben hatte. Dieses interessante Holzschnittwerk mit 161 Wappen von steirischen Adeligen, Rittern, Städten und den Ländern Innerösterreichs lenkte die besondere Aufmerksamkeit in den Kreisen der Stände auf den strebsamen Formschneider und Drucker, dem schon am
1 Vgl. S, Peinlich, „Zur Geschichte des Buchdrucks, der Büchercensur und des Buchhandels zu Graz im XVI. Jahrhundert“, in den Mitteilungen des historischen Vereins für Steiermark, 27. Heft. Graz 1879. S. 136ff., und A. Schlossar, „Grazer Buchdruck und Buchhandel im XVI. Jahrhundert“ im Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels IV. Leipzig 1879.
2 Nach Grässes Angabe in dessen Allg. Literärgeschichte III. 1. S. 195. Es gelang bisher nicht, ein Exemplar
dieses Druckes aufzufinden.