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urgen und feste Schlösser sind nicht nur Kunstwerke und wollen nicht nur als Kunstwerke gesehen sein. Sie wurzeln tiefer am Boden, als etwa Kirchenbauten — mit denen man sie nicht gleichsetzen dürfte. Von der reinen Naturform der Land
schaft bis zur reinen Kunstform der Architektur ist es ein weiter Weg. Ihr Ursprung verweist die Burg an seinen Beginn. Sein Ende braucht sie nicht zu erreichen, um wertvoll zu sein. Der erste Sinn ihrer Form ist die Veränderung gegebenen Geländes; sie will Herrschaft setzen und Schutz gewähren.
Das heißt, daß der Kern ihrer Gestaltung und der Kern des Kirchenbaues von entgegengesetzten Seiten her erwachsen. Der kirchliche Raum entrückt; er umschließt ein geistiges Erlebnis, und er erreicht seine Vollendung, wenn er noch durch die Umfassung
hindurch bis an die letzte Aussenfläche heran die Sprache dieses Erlebnisses redet. Selbst, was wir „Gebrauchszweck“ nennen, ist hier jenseits des täglichen Kampfes gelegen. Die Burg aber verdankt gerade diesem ihr Dasein; ihr Leben ist mit Not und Gefahr verstrickt, sie wächst in der gleichen Schicht mit dem Leben der Menschen, und ihre Sprache redet auch zu täglicheren Gefühlen.
Allerdings, im wirklichen Geschehen rücken auch ursprüngliche Gegensätze, wie Kirche und Burg, zusammen, verschlingen sich und verbinden sich. Auch die Kirche muß sich oft Bedingungen des niederen Lebens anbequemen, sie kann sogar zu einem Teile Wehrbau sein. Und dem Wehrbau wieder bleibt die Erhebung zum rein Schöpferischen nicht endgiltig versagt.
Das Erste freilich muß ihm die Behauptung im Gelände und gegen das Gelände sein — eine monumentale Form von Kampf zwischen Bauwerk und Boden, um der bewehrten Stätte die Überlegenheit zu sichern, immer also eine ursprüngliche Scheidung von der Umgebung. Sie wird von selbst auf zwei Grundmöglichkeiten ausgehen: Erhebung über das Land und Absonderung vom Lande: Höhenburg und Wasserburg. Die Art
des Gegners — der der Boden selbst ist — bestimmt die Wahl der Kampfart: der Berg gegen das Tal, das Wasser gegen die Ebene. Auch hier kann in einem Lande und an einem Werke Beides sich treffen und überkreuzen. Im Großen ergibt sich leicht, daß bei uns die Wasserburg im Tieflande, die Höhenburg in Ober- und Mitteldeutschland ihre Blüte finden mußte.
Indem aber Bauwerk und Boden wie feindliche Brüder einander entgegentreten,