luminaristische Schemata, die den gegenständ derart anders, färben, zeichnen, modellieren, dass er seinen körper verliert, nur noch als schimmernde fremdweit und abstraktion erscheint, dabei kann man vom schneeigsten weiss über tausend graustufen ins tiefste schwarz hinuntersteigen, transparenteste tonstufen erreichen, durch Überschneidungen uncl konvergenzen optische scheinräume hervorrufen, die so gut fernste ferne wie plastische nähe suggerieren, wie in jedem menschlichen Zuordnungssystem ist es zunächst beim herstellungsprozess schwierig, hier die Wirkungen der objekte „berechnen“ zu können, doch bekommt man allmählich gefühl dafür, im anfang gibt es oft blosse Zufallstreffer, wiederum aber ist es berühmter irrtum Vonseiten eines idealistischen Subjektivismus, zu vermuten, auf solche weise könnten nicht ausdrucksgesättigte Wirkungen entstellen, man muss dann eben nur viele blätter verwerfen können, der ausleseprozess lag bei der kunst (etwa der grafik) weitgehend in der geistig umformenden hand, beim foto (realfoto) im beschleichen des geeignetsten, fertigen Stückes umweit, beim fotogramm — bereits nadi dem gesetze der Wahrscheinlichkeit müssen bisweilen treffer Vorkommen — liegt der ausleseakt zunächst in der eliminierung von nietenblättern, bei ständiger Übung und gutem „Zuordnungsinstinkt“ rückt das verfahren aber aus dritter Sphäre sehr bald in die zweite, in solchem vorrücken dürfte zugleich ein wert-crescendo aller gestalterischen lebensprozesse überhaupt gegeben sein, zugleich der quantität ihrer Volltreffer, nicht aber der rangordnung der drei genannten arten von möglichen Volltreffern untereinander.
wie vor hundert jahren das verfahren der silhouette grosse rolle spielte, so wird das fotogramm ein sinnreiches vergnügen unserer zeit werden, der silhouette ist es weit überlegen, weil tausend Zwischenstufen zwischen schwarz und weiss zugelassen werden.
aber audi der anderen gattung, dem wirklidikeitsfoto sind neue reize zugeleitet worden, zunädrst wurden neue gegenstände selber ins bereich der fixierung gezogen, was immer fördernder Vorgang ist. denn die menschheit geniesst im Schlendriane ihres sinnenlebens immer nur ganz kleinen, konventionellen ausschnitt möglicher gegenstandserlebnisse überhaupt, so erinnere ich, wie sonst lebendige leute nicht einsehen wollten, warum etwa jene pariser kanalkloake (abb. 38) aufs körn genommen worden war. bis diese leute endlich empfanden, wie ausdrucksvoll und fast symbolisch auch derartiges Wirklichkeitsfragment anmutet, wo unterirdisches gedärm einer riesenstadt mündet und verdauungssäfte einer métropole ins freie gespült werden, der infernalische gehalt einer grosstadt ist an derart winzigem ausschnitt bedeutsam gepackt, indem gerade da halt gemacht wurde, wo mitten im mechanismus organisches leben zu pulsen scheint, bannt uns der fotomann mit kühnem doppelgriffe wie ein Zauberer.
neben neuer gegenstandsweit finden wir die alte, aber neu gesehen, hier liegt ein bildmittel in Verschiedenheiten des schärfungsgrades der Plastizität, wir hatten lange zeit fotografen, die alles in schummer legten (rembrandt-imitatoren im sammetbarett,. oder all-erweichende impressionistengemüter). heute arbeitet man klar heraus, doch gilt es, auch hieraus kein rezept zu machen, sondern tastbar plastisches gelegentlidi neben optisdi verfliessendes zu bringen, womit man wiederum neue Wirkungen mit blättern erreicht, welche der beschränkte fachverstand gern als fehlaufnahmen brandmarkte, das „falsche“ einstellen des apparates, sog. fehler mit der entfernungsskala, auch mehrfache benutzung einer platte (ineinanderfotografieren) können hier, sinnvoll verwertet, gerade neue optische genüsse bringen.
ein weiteres mittel ist: neue sicht allein im sinn der Perspektive, wir pflegen bilder vorwiegend mit horizontaler blickbahn festzulegen, die kühnen nieder- und aufsichten aber, die uns von seiten neuer technik durch plötzliche niveauänderungen (lift, flugzeug usw.) gegeben werden, sind bildnerisch noch ungenügend ausgekostet, neue fotos aber haben viel von diesem auf und nieder der erscheinung. das hiermit gegebene sehrägnehmen einer vertikalen (eines stehenden hauses, mastes oder Schornsteines) ist ebenfalls erregend, hintergründig wird es dadurch, da man sozusagen astronomische Perspektiven eröffnet: vertikalen sind in diesem grösseren sinne wirklich ja nichts anderes als radiale Stellungen, bezogen auf einen imaginären erdmittelpunkt.