ARCHITEKT CESAR B. POPPOVITS-WIEN.EMPFANGSZIMMER IM JAGDSCHLOSS. JAGDAUSST-WIEN.


KUNSTGEWERBE AUF DER JAGD-AUSSTELLUNG—WIEN. Die Umwälzung, die das Kunstgewerbe in den letzten


Jahrzehnten erfahren hat, zeigt sich kaum anderswo so deutlich wie auf dieser Ausstellung. — Wer erinnert sich nicht noch mit Schaudern des Jagdstils von früher:
Stühle und Bänke aus Geweihen, auf denen man nicht sitzen konnte; Kleiderständer aus Geweihspitzen, Ast
und Baumrinden-Möbel; die Schreib- und Tischgeräte aus Eberzahn und ähnlichem lieblichen Material; der Interieurs, in denen ausgestopfte Tier- und Vogelbälge
an allen Ecken und Enden herumhingen. Man glaubte den Wald auch in die Stube hineintragen zu müssen,
nahm weder Rücksicht auf den Zweck, noch auf die Behaglichkeit des Jagdherrn. Umso erfreulicher ist es, daß nun, wie auf allen Gebieten, auch hier die Er
fahrungssätze des kunstgewerblichen Schaffens sozusagen automatisch in Wirksamkeit treten und den vollen Sieg der Bewegung bekunden..................
In der Kaiserallee der Jagd-Ausstellung wurde die Gruppe »Kunstgewerbe« untergebracht. Auf einer Fläche von mehr als 1600 qm erhebt sich in einer selbstständigen Gartenanlage der Kunstgewerbe-Pavillon, dessen Fassade von Chefarchitekt Baurat Alexander Decsey entworfen wurde. Die Raumgestal
tung und Innendekoration der großen Empfangshalle und der Ausstellungsräume, die Gesamtanlage des angegliederten Jagdschlosses und der Jagdkapelle
und ihre Innengestaltung, sowie die ganze Gartenanlage sind das Werk des Architekten Cesar Poppovits—Wien. — Der Anblick der eigenartigen, prächtigen Halle mit ihren schönen Portalen und Mosaikverkleidungen von
Leopold Forstner — Wien bietet schon beim Eintritt die beruhigende Gewähr — hier ist echte Kunst zuhause. Von der Empfangshalle zweigen die Räume der Klein
kunst ab, in denen die nach den Entwürfen des Malers Alfred Basel von C. Geylings Erben ausgeführten Kunstverglasungen angebracht sind, und die eine Fülle gediegener, größtenteils auf die Jagd bezüglicher Gegenstände, es sei der Bronze-Saal besonders hervorgehoben,
enthalten. Diese Räume umschließen einen kleinen quadratförmigen Hof, mit seitlichen Arkaden, in dessen Mitte sich der schöne Brunnen von Bildhauer Anton Hanak, die historische Jagd darstellend, befindet.
Nach Durchschreiten der Empfangshalle gelangt man in den stillen Schloßhof, der von dem Architekten Cesar Poppovits eine stimmungsvolle gärtnerische Aus- Gestaltung erhielt. (Ausführung Gartentechniker Titus Wotzy.) Wie in eine andere Welt sind wir plötzlich versetzt. Da liegt vor uns das reizvolle von Blumen umsäumte J agdschlößchen, das der verständnisvollen Anwendung echten Materials zufolge eine höhere Wert
schätzung verdient, als sonstige »Ausstellungs«-Bauten. Die Innenanlage des Jagdschlosses zeigt sich als ein