DAS NEUE AUSSTELLUNGS-HAUS J. KELLER - ZÜRICH


INNEN-AUSBAU UND AUSGESTELLTE REPRÄSENTATIONS-RÄUME
on den Bau-Aufgaben, die die Gegenwart den V Architekten und Dekorationskünstlern stellt, sind wohl jene die schwersten, die in unmittel
barer Beziehung zum Erwerbsleben stehen. Eine Fabrik, ein modernes Geschäftshaus sind unmöglich nach Analogien der Vergangenheit zu gestalten, sondern müssen aus dem Geiste unserer Zeit heraus neu geschaffen werden. Hier bieten sich neue Aufgaben, die es dem Künstler doppelt schwer zu machen scheinen, die ihm vorschwebenden Schönheitsideale in Wirklichkeit umzusetzen. Die »Zweckmäßigkeit« ist gewiß eine schöne Sache, aber sie allein vermag den Eisen- und Betongerüsten
vieler moderner Bauten noch nicht den Charakter eines Kunstwerkes zu verleihen. — Um so erfreu
licher ist es, hier über ein Werk berichten zu können, das gleichzeitig ein modernes Geschäftshaus großen Stils und doch ganz von künst
lerischem Geiste erfüllt ist. Die Firma J. Keller in Zürich, die schon seit Jahren sich in den Dienst einer vornehmen, gehaltvollen Wohnungskunst stellt, hat das unbestreitbare große Ver
dienst, in ihrem neuerbauten Hause dem modernen Kunstgewerbe ein geradezu ideales Heim geschaffen zu haben. Nicht häufig wird man wohl ein
kaufmännisches Unternehmen finden, das mit solcher Opferwilligkeit den Wünschen der schaf
fenden Künstler entgegengekommen wäre. — Von außen wirkt das neue Haus durch schlichte Vornehmheit. Architekt Cuttat — St. Gallen und Huwyler—Zürich haben den Bau gemeinsam ausgeführt; die Fassade ist von dem ersteren ent
worfen. In den hohen luftigen Räumen, die sich durch vier Stockwerke des geräumigen Hauses
ziehen, haben Einrichtungen der verschiedensten Art Aufstellung gefunden. So ist der unter der Kuppel befindliche Runde Saal des dritten Stockwerks in sehr geschmackvoller Weise von den Architekten Streiff & Schindler—Zürich für die Ausstellung alter Möbel hergerichtet worden; ein reizvoller Parallelismus der Säulen und Pilaster belebt aufs angenehmste den vornehm weißen, mit einigen diskreten Goldornamen
ten verzierten Raum, der bereits auf der Züricher Raumkunst-Ausstellung Interesse erregte. Sehr wohl gelungen ist auch die in den Kellerschen Ateliers hergestellte Halle alt-englischen Stils.
Und ein freundliches »Alt - Züricher« Zimmer beweist, daß im Hause Keller auch die gute Schweizer Tradition sorgsame Pflege findet.