ENTWURF VON PROFESSOR PAUL HAUSTEIN. AUS GEFÜHRT VON ALFRED BÜHLER — STUTTGART.
Leder-Sofa mit eingebautem Postament.
lichkeit und dem unwiderstehlichen Versprechen auf eine gute Lagerung der Glieder und bequeme Stützung des Kopfes. Und wir glauben’s ihnen; wir sehen sie genau an, sind gar bald verliebt und dessen gewiß, daß die Muskeln angenehme Ruhe, und die Nerven reiche Erquickung finden werden. Mannigfache Möglichkeiten eröffnen sich:
man wird sich gravitätisch und dabei doch mit leichter Nonchalance niedersetzen, wird die Arme auf die Lehnen stützen, die Hände vorn hernieder hängen lassen und dabei das Leder tasten; man wird den Kopf zwischen die Puffen legen, ihn ein wenig nach links und rechts gleiten lassen, um überall von Elastizität gekost zu werden; man wird sich rekeln, wird mit solider Innigkeit faulenzen und dabei doch immer in Form und ein Gentleman bleiben. Bis vor kurzem schien nur der englische Klubfauteuil zu solchem Zauberwerk befähigt. Nun haben aber auch die Deutschen es gelernt, komfortable und kultivierte Ledermöbel zu schaffen. Man darf sagen, daß die abgebildeten Stücke diese Behauptung vortrefflich stützen. Sie scheinen mir so verführerisch, daß ich es niederträchtig finde, solch ein Exemplar nicht aus dem Bilde zur Wirk
lichkeit in mein Skribentenzimmer heben zu können. Aber nächstens werde ich mir solch einen Stuhl zulegen, und zwar den aus dem Billardzimmer; oder vielleicht doch lieber den von Seite 128; oder soll ich lieber den von Gradl nehmen auf Seite 137, der ist für mich vielleicht ein wenig zu feierlich; aber den unteren auf Seite 138, den finde ich wieder ideal. Nun, ich werde schon einen treff
lichen fassen, und es wird mir nicht einmal Mühe machen, ihn mir zu leisten. Denn ich bin schlau genug, um zu wissen, daß diese Stühle keineswegs so teuer sind, wie sich viele Leute einbilden. Diese Dummköpfe würden den Skribenten für größen
wahnsinnig halten, wenn er sich einen Lederfauteuil kaufen wollte; sie ahnen eben nicht, daß trotz der vielen Wohltaten, die in solch einem Möbel schlummern, daß trotz der edlen Natur, die in ihm wach ist, die Rechnung (selbst wenn man sie bezahlt) kein so erhebliches Loch in den Beutel reißt.
Das Sitzmöbel aller Zeiten bringt deren Typus und Grundcharakter zur Darstellung. Der Kaiserstuhl von Goslar in seiner weit ausladenden Massivität und seiner metallischen Architektur war dafür
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Leder-Sofa mit eingebautem Postament.
lichkeit und dem unwiderstehlichen Versprechen auf eine gute Lagerung der Glieder und bequeme Stützung des Kopfes. Und wir glauben’s ihnen; wir sehen sie genau an, sind gar bald verliebt und dessen gewiß, daß die Muskeln angenehme Ruhe, und die Nerven reiche Erquickung finden werden. Mannigfache Möglichkeiten eröffnen sich:
man wird sich gravitätisch und dabei doch mit leichter Nonchalance niedersetzen, wird die Arme auf die Lehnen stützen, die Hände vorn hernieder hängen lassen und dabei das Leder tasten; man wird den Kopf zwischen die Puffen legen, ihn ein wenig nach links und rechts gleiten lassen, um überall von Elastizität gekost zu werden; man wird sich rekeln, wird mit solider Innigkeit faulenzen und dabei doch immer in Form und ein Gentleman bleiben. Bis vor kurzem schien nur der englische Klubfauteuil zu solchem Zauberwerk befähigt. Nun haben aber auch die Deutschen es gelernt, komfortable und kultivierte Ledermöbel zu schaffen. Man darf sagen, daß die abgebildeten Stücke diese Behauptung vortrefflich stützen. Sie scheinen mir so verführerisch, daß ich es niederträchtig finde, solch ein Exemplar nicht aus dem Bilde zur Wirk
lichkeit in mein Skribentenzimmer heben zu können. Aber nächstens werde ich mir solch einen Stuhl zulegen, und zwar den aus dem Billardzimmer; oder vielleicht doch lieber den von Seite 128; oder soll ich lieber den von Gradl nehmen auf Seite 137, der ist für mich vielleicht ein wenig zu feierlich; aber den unteren auf Seite 138, den finde ich wieder ideal. Nun, ich werde schon einen treff
lichen fassen, und es wird mir nicht einmal Mühe machen, ihn mir zu leisten. Denn ich bin schlau genug, um zu wissen, daß diese Stühle keineswegs so teuer sind, wie sich viele Leute einbilden. Diese Dummköpfe würden den Skribenten für größen
wahnsinnig halten, wenn er sich einen Lederfauteuil kaufen wollte; sie ahnen eben nicht, daß trotz der vielen Wohltaten, die in solch einem Möbel schlummern, daß trotz der edlen Natur, die in ihm wach ist, die Rechnung (selbst wenn man sie bezahlt) kein so erhebliches Loch in den Beutel reißt.
Das Sitzmöbel aller Zeiten bringt deren Typus und Grundcharakter zur Darstellung. Der Kaiserstuhl von Goslar in seiner weit ausladenden Massivität und seiner metallischen Architektur war dafür
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