[A 1073. 23. Sanuar 1864.
	Ailustrivrte Zeiturng,
			burchidnittlich wobler befinden, 018 die vieler gleid) grofien   Raufmannfdaft und de3 Sdhifferpsbels auf dem Holm niemand
	etnas dagegen haben titrde, wenn morgen Herzog Friedrich VIL.
alg Landesherr proclamirt wiirde.

Nur danifd gefprochen wird in der Stadt lediglich von den
gemeinen Soldaten, einigen Unterbeamten, einigen fleinen Hand:
werfern und einem Theil der Schifferbevilferung. Die grofe
Mehrgahl, mindeftes neun Zebntel der Flensburger fprecen
platt- und hodjbdeutidh, ein Umftand, ber die Danen bei Crlaf
de8 beriidjtigten Sprachrefcripts davon abjehen lieb, die Stadt
den gemifdjten Besirfen gusutheilen, was fretlich wicht hinderte,
	1

dats in mehve der Vehranjtalten derjelben das Danijdhe weniq-

 
	{ten al Lehrgegenftand und gwar mehr al8 nothwendig einge:
yibrt wurde,

Cine Meile ndrdlid) von hier, bet Sau, beginnt dagegen das
jogencarnte Rabendinifeh auf bem Lande, ein Gemifeh bon Platt:
deutid und Danifd) mitt Voriviegen de lebtern, und im Sunbde-
witt, un Apenvade und HaderBleben, fowie auf der benadbarten
Snfel Mien wird deutfch faft nur noch von den Gebildeten und von
denen gefproden und verftanden, welche mit bem Silden handeln
ober als Schiffer mit demfelben verfehren. Die neulicde Nach:
richt eines Sfterreichifden halbamtliden Blattes, dah e8 im Herz
z0gthum Schlesivig nur etiva taujend Menfdjen deutfdjer Bunge
gebe, war entiveder eine Lerfidie oder eine unerhirte Unwiffen:
рец. Hiatte der Weife, der diefelbe auftifeyte, fide) — von Sdjles-
wig, Cdernforde, Dinning , Эмери, Oufum, dem gangen
Silden des Herzogthums bts 3u den levten Dorfern Angelns und
Hrieslands gu fdjiweigen — mitten in Flensburg ий Фи
nach einer UWoreffe erfundigt, er hatte бет Кими vom sehnten
Mann, den er befragt, eine Wntivort befommen.
	Sadleswig- boljteintihe Stadtebwder: 4, Flensburg. опашавафииив von
	Bilder aus Sdleswiq- Holter.
	Creeffe der Danen vor threm Lb3uqe aus Atel.
	—h, MWahrend man bis furz vor oem Whmarfdh der Danen
aus Kiel durdaus nidjt tiber Ungebiihrlicdhkeiten derfelben hatte
flagen fonnen, fejienen die legten Tage vor dem Cingug der
Bundestruppen den Cinwohnern nod) redjt fiplbar madjen gu
follen, dab die Stadt eine Garnijon von fremden Unterdriicern
Habe. Wm 26. Dee. fingen bie Danen loplich an, ihrem Verdruh
tuber die Crecution burd) allerlet Gxceffe Cuft gu madjen. Wm
Nachmittag begannen Offiziere und Gemeine jungen Leuten,
welche bie Bett, fic) mit jdhleswig-holfteinifchen Cocarden gu
{ehmitcen, nicht hatten abwarten fonnen, dteje abgureiben und
fich jonft am ben Tragern der verhaften ‘Farben au bergreifen.
Bet Dunteliverden wurde eS fehlimmer, Maffen von Soldaten
liefen durdy die Strapen, tnfultirten bie Boriibergehenden und
zerjdylugen die Fenfter einer Galanteriewaarenhandlung , welde
Portraits des Hergogs Friedrich ausgeftellt hatte. Die ausge-
fchidten Patrouillen niigten зи nichts, und nacheinanbder twurbdern
nocd in verfchtedenen anderen Laden die Fenfter eingefdlagen.
Der Hochftcommandirende lieh nun Dragonerpatroutllen durch
	die Strapen retten und beretts balb 8 Wbr Retraite blajen, wor:  
	auf fic) wenigftens ote Gemetnen nach Hauje verfitgten. ют
nennt getviffe Offigtere als Wnftifter bes Standals, vtele fiitifcye
Unteroffisiere und Gemeine misbilligten benfelben, und der
Hichftcommandirende benahm fid), wie feit Jahren, durdaus
loben8werth und anftinbdig bet der Gache. Cr erfannte dte
SicherheitSwache, welche die Biirger am Whend des 26. Dee.
gebildet, an und gebot bet Strafe, diefelbe gu refpectiven, nady-
Dent einer der Dragoner ohne Wnlak auf den Rolizeidirector
	Stadte im Binnenlanoe.

Die Bauart der Hauler ift dhnlih wie in Kiel, dod) findet
man bier haufiger Gebsiude von дей und drei Stodiwerten tiber
bem Parterre, und viele seichnen ftch burd) elegante neue Facaden
aus. Flensburg tft vom Novderthor bid zum Johannisthor eine
Biertelineile und wenn man die Boritédte, namentlid) Sanct
Siirgen mitrechnet, tiber eine halbe Mteile lang. G8 zerfallt in
givei Haupttheile: den Norden, oder da3 Marien: Kirdfpiel, und
den Silden oder da3 Bohannis- und dad Nifolai-RKird{piel. Wn
erftern ftofen al3 Borfitibte die RamBharde und die Neuftadt,
an den Siiden febliefen fic) ber Fifderhof, der Morder= und
der Silderhohliveg und die Ballaftbriide an.

Wie die Mehrgahl er fajleswig- holfteinifden Stadte befteht
Slensburg aus einer grofen Hauptitrabe, von der fidh rechts und
Tints fleineve Strapen abjweigen. Gxftere heift vom Novderthor
bid zur Neuenftrape die Norderfirafe, vom Rathhaufe bis zur
Nifolaiftrape Holm, dann Lis gum Siidbermark Kattfund, weiter
Тао die Angelboerftrabe und gulegt die grobe Sohannisfirage.
Die Nebengafjen haben gum Theil felijame Namen wie Hermn:
ftall, Oluf-Gamfons-Gang, Plantemat, Siider-Rubgang u. f. w.

Das Wappen der Stadt ift ein rother Thurm in goldenem
Helde, aus welchem givei goldene Lowen fpringen, mit dem Бо [2
fteinif den Reffelblatt. Das Rathhaus ift von alterthitmlider
Bauart und giemlid) verfallen, dabinter befindet fic) die alte
Dingftittte, wo frither unter freiem Himmel Gevidt gehatten
прое, мир wo jest cin Schaufpielhaus ftehi. Bon den vier
Kirchen ift die Nikolaifirde im Ynnern ein fehine3 von 12 Saulen
getragenes Bautwerl. Die Kanzel ift eines der beften Werke des
befannien Bildjdinigers Blafius Ccenberger. Cins der Gemilde
	еще, 1е nad) der Seite, bon oer nian e8 anjteht, ote Rreugtgung
ober bie uferftehung dar. Uuch die Marientirde iff, wenn man
von bem haplidjen Churme abfieht, ein ftattliches Gebdude.
Sonft it von Hffentliden Bauwerfen nocd das Staindehaus yu
eripiibnen, wo die Vertreter Schleswigs jeit 1854 tagten. Cin
jebr anmuthiger Buntt ift der auf einer Hobe im Rordiweften ait
gelegte Friedhof, auf bem gablreidje Graber deutfdher und ddni-
icher Krieger find, weldhe in dem Treffen bet Bau und in der
	Shlaht bet Woftedt Telen, Die der Danen find wob!l дебаеи   В
	und mit rlibmenden ди уитеи оенерен, 1 ег Deutiden haben
Srevlerbande vielfad) Бе] фара ито verunebrt.

Jr den Sahrew nach der {ehleswig- holftenifden Crhebung
war Flensburg der Sty de} Minifters und der qanjen Hegierung
fiir bad Hergogthum Scjleswig. “Rest aber wohnt der Viinifter
{don feit mebren Jahren in Kopenhagen, und die Regierung ift
ebenfalls dabin verlegt. Doch befindet fic) hier noch das Wppella-
tionSgericht fiir bas OHergogthum, auch wohnt bier der Obergoll-
infpector und der Oberpoftmeifter fiir daffelbe. Dtefe Beansten
und ihre Secretiire, Ufliftenten und Kalfirer find mit wenigen
Ausnabmen Nationalddnen oder danifd gefinnte Schleswiger,
unb ba fie einen betridtliden Theil der hihern Gefellihaft der
Stadt ausmaden, da-ferner Hanbdels: und Berfehrsintereffen
einen anbdern Theil der Cintwohnerfdaft auf Dinemark binwet-
fen, fo evfreute fid) Slen3burg in den legten Jahren nicht gerade
des Ruf8, eine befonbers gut deutfeh gefinnte Stadt yu fein.
Dod gibt eS im mittlern Biirgerftande und jelbft unter den
woblhabenden Raufleuten, jo weit fie tiberhaupt politife Jn:
tereffen haben, eine nicht fleine Bahl guter Patrioten, die wieder:
holt von fich hiren Lefer, ja man darf annehmen, dafs mit 3048:
пайке jener danifden Beantten, der Garnijon, eines Thetl3 der
	und ein Mitglied jener Sicherbeitswade mit dem Oabel los:
aefcblagen hatte.
	Азия bertttener Landleute vor dem Herzog.
	Gines der intereffanteften Gdaujptele nach der Antunft des
Herzogs Friedrich in Niel war der Wufsug von ettoa 300 Land:
Teuten aus den benacbarten Wemtern Kronshagen und Bordes:
holm, weldje am 8. San. auf gefehmiidten Bferden durch die
Strafen der Stadt und an dem Bahnhofshotel, wo der Herzog
vefidirte, vorbet defilirten, Diejer Aufzug geigte den grofen Wohl:
ftand und die Fortfchritte der Pferdegucht unter den dortigen
Randleuten. Er zeigte aber aud) nod) etwas tvichtigeres. Wer
die Sojiwerfilligkett und Langlamfeit der Niederfach{en, befonders
deS Holfieinerd fennt, feine Neigung gu friedlider Praxis, jetne
Abneigurg vor bloken Demonftrationen und vor Schauftellangen,
wer da weif, dab das Landvolf von 1848 und 1849 ber fic) er:
innert, daf ein Krieg {dhiwere Opfer fordert, wer e3 weip, dab
die Gewohnhett eine grofe Macht iiber den Bauer iibt, der mup
in ber That erftaunen, wenn er fieht, dab fo rajd die Dorf:
bewobner fich gu jolden Kundgebungen entfdjloffen, dap {te  0:
fort gur Huldigung beret waren, und dab fie ohne Bergug offent-
lich burch WUnlegung der blauwetfrothen Farben Beugnip fiir ihre
Gefinnung ablegten. Ymmer fagten un die Danen, dab nur die
NRitterfchaft die Wuguftenburger wollten, bie Bauern fie habten.
Run aber zeigen fic) unter den Rittern nicht wenige, bie ein Bus
fammenfallen ber YandeSrechte mit dem Crbrechte des Herjogs
nicht anerfennen migen, wogegen die Bauern freudig, und nicht
bios burch dtefen Wufzug, namentlid) aud) durch zahlretche Ouldt-
gung8adreffen, Runde davon geben, dab fie ben Hergog Briedrich
fiir den Trager ber Landesrechte anjehen.
	(pd. Sirdhoff.
	Gigug der Sadhfen mm Rendsburg.
	Wm 31. Dec. friih verltepen oie oanijqen Cruppen die ЗИ:
und Neuftadt Rendsburg. Von ihrem Vandalismus werden dte
theilS umgehauenen, thetlS fcjwer befchidigten Ween des fra:
nen Sungfernftiegs und der Bromenaden der Wltftadt noch jahre:
ang Runde geben. Bald nach 11 Uhr begann jodann der Cin:
то] der Gadhjen. Un ihrer Spike ritt ber commandirende
Bundesgeneral v. Hake, er mit allgemeiner VBegeifterung be-
gviibt wurde. Der alte Herr griipte bet den bargebradten Ouldi:
gungen auf bas Freundlichfte nad allen Seiten bin. Daf die
Stadt allgemeir in [ehwargrothgolbenem und blauweibrothem
Fahnenfsmuc prangte, bedarf taum der Erivabnung. Wud) die
Hauptivache muhte fic) foleje Fahnen gefallen laffen. Bon den
Gachfen riicten die erjte Brigade Linientnfanterte (Rronpring),
swet Bataillone Sager, bas aweite Retterregiment, zwei zwislf-
pfiindige Batterien Granattanonen, eine Batterie jedSpfiindiger
gesogener Gefchitge, eine MunitionScolonne und der gefammte
Divifions= und Brigadeftah ein. Die Wufftellung fand auf dem
grofen Markt im Neutwerf ftatt. Hinter ben Truppen зодей un:
	‘ter ben Rldngen von ,,SdhleSwig-Holftein meerunticslungen”
	jammiliche Gilden der Sirgeridajt mit ihren Sahnen und Cm:
blemen, Turner, Sdligen u. a. nad) dent altjtadtifden Martte,
wo unter begeiftertem Bubel Gerzog Hriedrich als Landesbherr
in Schleswig-Holftein ausgerufen wurde, Die Feier begann mit
dem Yiede ,,Gine fefte Burg ijt unjer Gott’, Dann hielt Wig:
gers bie Gefirede. Bulegt ging man nad) Whfingung des Sdileswig:
GHolfteinttedes rubig auseinander.