Apbhorismen
Don De, Baer (Oberdsorf)
	erauenforbece пафЕ 19
im Gumpf oder fo hoc, wohin
felOft Mauer fich nicht verjteigen.
	xen Wann reiyt vex Ocijall
ber Wenge, aud) wenn ev jie
verachtet; dad Weib fucht feinem
su qefallen, der ihr gleichgiiltig.
	Wer аизце, еш Хе an
trijten, der berette fic) auf Quit
bor.
	Unter den пиоех{апоенен
Srauen gibt eS vicle, die fic) ge-
waltig fjaimen mitgten, wenn fie
perjtanden waren.
	Um al3 vollendeter BWerber-

feind au gelten, geniigt 03, alle

Grauen in gleidem Wake — anjttindig gn
behandelin.
	Bei Frauen machen immer jeon giver
ет Rolleqinm.
	Manher Frauen CTugend ti gudvinglid)
wie eine Dirne, — mancher Frauen after
pon Firiglidhem Stolz.
	Go find die Frauen: eine godnnt der
anderen neidlo8 alle ivdifchen und himmlifdjen
Wonnen der Liebe — wenn fie nidhis Rechted
sum Unziehen hat.
	Bmet Herren Dienen, tt jdwer; —
1061 Зтацен dieren, unnriglicd.
	Alumen
	hugo von Habermann
	Wenn dem Kunjifreund oer Ilame
Habermann ins Obr klingt, fo gaubert
fich. vor ihn leicht ein Vild Hin, das
ihm als typifeher Habermann erfcheint:
eine vaffige Frau in briinetter Itackt-
Heit oder in der Umbiilhing von Ge
winbdern. die als reine Garbwerte mit
ftavker Betonung von Gelb, Rofa und
Violett behardelt find. Xemperament,
gegiigelt von woblorganijiertem Фе
fcymack — bas ift bie Formel, die man
fiir Habermann fanbd, und damit geben
fich bie meiften gufrieben. бег fo
leicht findet man den Weg gu diefem
eigenrvilligen und bis gu einem gewiffen
Grad komplizierten Kiinitler nicht, denn
er ift nicht in der Weife einfeitig, wie
ex dem gerne ,einvegiftrierenden” kri-  
tifeben Betrachter erjejeint, und jeine  
RKuni{t ift unberechenbar wie eine Frauen: Зе!
Гаипе. °

Фет, „Бе Frau” тив der Bus:
gangspunkt fein, wenn wir den Weg gu Haber:
mann finden wollen. Gr Hat fich keinen reiz:
vollen Frauentnpus gejchaffen wie der alte Len-
bach, aud) hat er Raum femals in das fubelnbde
Preislied auf den iippig reifen, weifen Frauen:
leib eingeftimmt, Das von Rubens bis gu Leo Pug
eine beitere Schar von Genubfreudigen in allen
Tonarten gefungen. Cs will mir im Gegenteil
oft fcjeinen, als liege ber ritterliche Riin{iler
mit ber Frau in einer ftetigen Fehde: jedenfalls
nimmt er fie als eine vollbiixtige Bartnerin, und
eine verniinftige Frau, die nicht als Spielzeug
und nicht als Objekt liebenswwiirdig - feichter
Huldigungen betvachtet fein will, miifte fic
gerade gu der nichts weniger als pagenhaft
febwarmerifajen Kunjt Habermanns hingezogen
fiiblen. Habermann fcjeint mit allen Falljtricken
und Kniippeln der Kunft den Frauen aufgu-
lauern. fFindet er in einem Grofil ober an
einem Kérper eine Erfcheinung, welche die land:
[dufige Schinhetislinie gerreift, fo notiert er fie
mit gropem Gifer unb gerne iibertreibt er ein
wenig: eine leichte Stafenkriimmiung wird gum
energifdjen Haken, ein Faltchen um das Wuge,
um den Mund wird um einige Grade vorlauter,
liegt itber dem Backenknocjen wenig Gletich,
fo wird er bet ihm gum markanten Vorjprung.

Uber micht mar diefe Guberen Schinheitsfehler
fieht er, fonbdern auch die inneren, und er ver:
feblt nicht, fie nachdriicklich feftzuftellen. Das
ift unliebenswiirdig, nicht wahr? — und man
wird wohl fagen, Habermann fet eben ein
fcharfer Kritiker der Frauenfchingeit und ein
unerbittlicher Biycholog, ber fede Crfcheimung,
die fein Grillenrund einfingt, unbarmbergig
feaiert.

 
	Wuf diele Wetje macht man fic) aber ein
	faljches Bild von Habermann gurecht. Сл
Reine finftere, Herglos ober gar boshaft analy:
fierende Berfinlichkeit, weber als Kiinjtler noch
als Menfch. Er bejigt neben feinem intenfiven
Wabhrheitsfanatismus, der felbft vor Ueber:
jehraubungen nicht guriick{djreckt, dte horagifche
Unbeforgtheit und die goethifehe Herglichkeit,
die das wahre Riinftlertum ausmacjen. Und es
ift denkbar, bak der beriichtigte ftrenge ет
nato begeijtert und kinbdlich kritiklos ijt. Er ijt
eben, wie alle Perfinlichkeiten, die innerlich fo
reich find, bab fie fiir ihren Лени keine
Sornt und kein Gefaf firrden, und die thre Ent-
wicking nicht in ftrenge Wltagsgeletfe leiteten,
voll von Widerfpriichen, er ift ein priichtig viel
{eitiges Gndivibuum, kein ausgekliigeltes Schema.
		 
	Selbsthildnie
	Н. у НаБеттапл
	Und fo er[chopft оу enn auch fetne Kunjt mteht
in einem Cypus. Meber die nackte raffige
Frau und die bekleidete elegante tritt 3. B. das
riibrende, rujevolle Bild. der Mutter, fo fchlicht де:
malt, fo aller Cygzentrigitét bar, dah man glawben
michte, hier fpricht ein treubergiger alter Metter
— und boc}: in der inte und in ber Farben:
kompofition ijt es ein urechter Habermann.
Geine Bielfeitigheit entrollt 14 Ш ben fein
differengierten mannlichen Portrats, in feinen
Selbftbildniffen, in dem groken Gruppendild,
bas die Familie feines Vruders vor einer male:
tifehen Wafjerburg zeigt, in feinen Зап {фар
ten, bie, feinem Qaturell entfprechend, nicht
die SGdylle, fondern den Widerfpruch in der
Natur betonen, in ftatuart{djen Frauengeftalten
voll verhaltenen Lebens und in itberfehdu-
menbden Bacchantinnen, deren Wrt voll Kory:
bantismus ift.

Diefjer Kiinjtler, ber im Laufe von nahegu
vterzigq Jahren, im Dienfie ber Kunft hingebracht,
ein frifeher Sunger blieb, kam aus der fo lange
verkannten Gchule PBilotys.

Es gibt Bilder von ihm, gu Begin der fied
giger Sabre gemalt, еше auten{pielerin in
knallvotem Gewand, einen Roftiimkopf, der ein
giftiges Griin mit einem geddmpften Rot in
auskimmlichjte Nachbarjdaft bringt — Bilder,
bie bereits die Marfehroute fener Richtung batten,
fiir Die man vor nun bald gwangig Jahren das
gliickliche Wort ,,Sezeffion” fand. Habermann
wat damals {фон еш Gegefftonift — in dem
Ginne, dak er von der alten akademifcjen
Maleret energifc) abriickte, bak er fiir feine voll:
faftige kiinftlerifehe Perfinlichkeit unbedingte
Wuslebe-Greihett verfangte, dak er fich nicht um
ben Spoit und um das Gekicher der Cinfichts-
lofen feherte, jondern feinen Weg weiter ging,
ohne nach rechts oder nach links gu fcjauen.
Wer diefen Werdegang verfolgt, der wird faft
nirgends auf WUWrkldnge ftofen, die Habermann
mit biefem ober jenem verbinden. Dabei ift
ое beinahe wunderliche Originalitat nicht
etrwa eine Frage der kiinftlerifden Зап фи
— fie kommt von innen feraus, aus einer
feltenen Urfpriinglichkeit ber gangen PBerfin-
lichhett. Unb bamtit diixften wir den [pringenden
Punkt der Habermannfden Kunjt ergriindet
haben, die Quelle fetner Erfolge und den Wert
feiner Urt: fie flieken aus dem, beruhen auf dem,
was aller Dinge kiftlichftes ijt — auf Urfpriing-
lichkett ber PBerfUnltchkeit.

Georg Jacob Wolf
	Sn unferm Garten find ermadt

Wiel Geeldjen, die fic) tagd verbhillten,
Gelockt von fanfter Sulinadt

Aus Knofpenlippen, dufterfiillten.
	Wein hether Sag dem Abend gu
Gich febnt nad) deinen Fetergaben,
Sn deiner Hande Eihle Rub

Will ih ме Rieberftirn vergraben.
	Nun faufd td це tr otc) меш
Und hdr dein ftoeds Leben rufen
Und trdume, trumfen wie vor Wein,
Yon Gittern, die fich felber fchufen.
	Aus Blumenbeeten, wert gedehnt

Um unfer eng verfdlungen Sehreiten,
Spirit du, wie fidy’s gum Morgen {еб
Weltiiber durd die Oammerwmeiten ?
	%us detren dunflen З@щей winft

Das Feuerzetchen diefer Stunde

Und meine beifie Lippe trintt

Den ftummen Gdvet oon deinem Munde:
	Mein Gchopfer, du, erfchaffe mich,

Mid) olirftet bang nad deinem Gegen —
Wie eine Blume febn id) mich

Aus meiner Erde dir entgegen!
	 
 
		Жепё Drévit