dierende Cylinderform, die in Schulteransatz und zusammengeballter Hand die Verbreiterung hat. Übergang vom kleinen zum großen Cylin= der, vom Arm zum Oberkörper eine hohlcylindrische Ausbuchtung,
die in der Photographie zur schwarzen Schattenmasse geworden ist. Die Zehen, die der oval geschnittene Gewandsaum — Kreissegment, das mit den weiteren Kreissegmenten des Gewandabschlusses und der Sockelplatte in Relation steht — bloßlegt, sind innerhalb eines Kegel= ausschnittes angeordnet als rhythmische Folge von Voll= und Hohlcylin= dern. Das Kreissegment ist aufgegriffen im Halsausschnitt und Taillen=
abschluß. An der Stelle, wo der Rockansatz in den Taillenabschluß übergeht, ergab sich eine halbkugelförmige Einbuchtung. Als Halbkugel wölbt sich die Brust heraus. Der ganze Oberkörper ist ein An= und Abschwellen solch sphärischer Formen, hervorgehoben noch durch die Einritzung der Gewandfalten, die am Rock mit ihrem Parallelismus und Vertikalismus die Straffheit der Cylinderform betonen. Die Archäologie spricht derlei Gestaltungen gegenüber von »überkommener Schemati= sierung«, sucht die Erklärung (soll heißen: die Entschuldigung) in der »Rundung des Stammes«, aus dem man vordem derlei Statuen schnitzte. Auslegungen, die doch außer Acht lassen das Entscheidende, die bild=
nerische Absicht, solche Statue ehern aufzubauen aus funktionellen Ur= formen: dem Cylinder, der Kugel, dem Kegel. Es ist nicht zu glauben,
daß es ein unbewußtes Ingenium war, das hier so anschaulich wie folge= richtig Form und Formen entwickelte, das so überlegen (so ganz und gar nicht primitiv) auf plastische Wertigkeit hinstrebt, das so bestimmt und klar jeden Formwert mit allen anderen in Beziehung zu setzen wußte. Es wäre Willkür, nicht annehmen zu wollen, daß solche Plastik entstanden ist aus einer entschiedenen Einsicht in das Gesetz bildnerischer Gestaltung. Sie kann nicht anders erscheinen als geniale Erfüllung einer Disziplin, die Disziplin des geistigen Bewußt=Seins ist. Diese Hera ist, wenn man will, Konstruktion von der Folgerichtigkeit einer modernen Brücken=
bogenkonstruktion; aber Konstruktion, die nicht intellektualistische Ab= straktion geworden, die ein schöpferischer, ein Poussin=, ein Cezanne=
Geist ins anschaulich Sinnliche zu projizieren versucht und — verstanden hat. Man kann sich vorstellen, daß auch ein Rodin solchen Torso be= wundert hat; Bewunderung allerdings, die es nicht als notwendig empfindet, für das eigene Schaffen die Konsequenz zu ziehen; dieses Statuarische ist das, was erstrebt wird von den Bildhauern in Frankreich, von denen hier zu reden ist.
die in der Photographie zur schwarzen Schattenmasse geworden ist. Die Zehen, die der oval geschnittene Gewandsaum — Kreissegment, das mit den weiteren Kreissegmenten des Gewandabschlusses und der Sockelplatte in Relation steht — bloßlegt, sind innerhalb eines Kegel= ausschnittes angeordnet als rhythmische Folge von Voll= und Hohlcylin= dern. Das Kreissegment ist aufgegriffen im Halsausschnitt und Taillen=
abschluß. An der Stelle, wo der Rockansatz in den Taillenabschluß übergeht, ergab sich eine halbkugelförmige Einbuchtung. Als Halbkugel wölbt sich die Brust heraus. Der ganze Oberkörper ist ein An= und Abschwellen solch sphärischer Formen, hervorgehoben noch durch die Einritzung der Gewandfalten, die am Rock mit ihrem Parallelismus und Vertikalismus die Straffheit der Cylinderform betonen. Die Archäologie spricht derlei Gestaltungen gegenüber von »überkommener Schemati= sierung«, sucht die Erklärung (soll heißen: die Entschuldigung) in der »Rundung des Stammes«, aus dem man vordem derlei Statuen schnitzte. Auslegungen, die doch außer Acht lassen das Entscheidende, die bild=
nerische Absicht, solche Statue ehern aufzubauen aus funktionellen Ur= formen: dem Cylinder, der Kugel, dem Kegel. Es ist nicht zu glauben,
daß es ein unbewußtes Ingenium war, das hier so anschaulich wie folge= richtig Form und Formen entwickelte, das so überlegen (so ganz und gar nicht primitiv) auf plastische Wertigkeit hinstrebt, das so bestimmt und klar jeden Formwert mit allen anderen in Beziehung zu setzen wußte. Es wäre Willkür, nicht annehmen zu wollen, daß solche Plastik entstanden ist aus einer entschiedenen Einsicht in das Gesetz bildnerischer Gestaltung. Sie kann nicht anders erscheinen als geniale Erfüllung einer Disziplin, die Disziplin des geistigen Bewußt=Seins ist. Diese Hera ist, wenn man will, Konstruktion von der Folgerichtigkeit einer modernen Brücken=
bogenkonstruktion; aber Konstruktion, die nicht intellektualistische Ab= straktion geworden, die ein schöpferischer, ein Poussin=, ein Cezanne=
Geist ins anschaulich Sinnliche zu projizieren versucht und — verstanden hat. Man kann sich vorstellen, daß auch ein Rodin solchen Torso be= wundert hat; Bewunderung allerdings, die es nicht als notwendig empfindet, für das eigene Schaffen die Konsequenz zu ziehen; dieses Statuarische ist das, was erstrebt wird von den Bildhauern in Frankreich, von denen hier zu reden ist.