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GOTT ABER LOHT ALS LACHENDES FANAL
Aus Nacht und Morgen wird der erste Tag, Und Traum in jeder Stunde Urgebot.
Gott ist der Tod.
Gott ist der abendlichste Uhrenschlag.
Und Welt geschieht zum erst- und letzten Mal. Welt ist die Not,
Die tiefe Not seligster Seelenwahl; Besonnte Qual;
Der süße Lug von Meer und Morgenrot, Von Rast im Abendstrahl.
Gott ist der Tod.
Gott loht als lachendes Fanal.


Walter Georg Hartmann


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Wie unerschöpflich muß dieses Leben sein


So wogt es vorüber, tausendmal Vom Erhabnen zum Lächeln! :
Ein Suchender mühte sein rastloses Leben In eine Erkenntnis,
Opferte Träume und seine Erdenerscheinung Um ein Büchlein Weisheit. Und wir jetzt — lächeln,
Lächeln über den alten Meister Und seine treuherzige Mühsal.
So wogt es vorüber in stetes Vergessen: Was dir so köstlich war, daß du es warm Am Herzen bargst, — der nächste hält
Es schon in härterer Hand; und wieder einer — Und es liegt am Wege.
Und so klingt alles aus in erstauntes Vorüber: Dein Seufzer in der Sturmnacht und maßloses Leiden Und Kampf um gestilltes Gefühl.
Wenn du dich wegneigst von uns,
Nimmst alles du mit dir ins Dunkel, Dein Mühen und all deinen Schmerz.
Und fragst du durch müde Kümmernis: Wozu dann das Ringen, wenn alles wird Wie Niemals — Gewesen? !
Mein Bruder, du kannst nicht traurig sein,
Wenn dich dein Blick in die Weiten entführt:
Wie wunderbar reich muß diese Welt sein, Daß sie so schnell vergessen kann,
Was eben noch Glück gab und Leid! Wie wunderbar Schätze — schwer muß diese Erde sein, Daß sie so schnell wegwerfen kann, Was sie eben noch liebte!
Wie unerschöpflich muß dieses Leben sein ! !