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	die Sdulen in thren erst angefangenen Kanellicrungen; sie aber
grade werden am meisten Bewunderung erregen. 24 F. hoch
mit dem Kapital, halt der Schaft 52 untern Durchmesser, und
das Tntercolumnium 13. Der Echinus ist entsprechend dem
schlankeren Verhalltniss Чег ЗАШе und der leichteren Wucht
des nur etwa 2 der Saiulenhdhe haltenden Gebdlkes, nicht so
gedriickt, wie der Echinus an den Tempeln von Selinunt und
Pdstum und nicht so straff, wie am Parthenon. Der ganze Bau
ist von inlandischem Marmor (vom Untersberg) ausgefihrt;
nur die Mauer im Innern der Halle von Backstein, und deshalb
beworfen, verputzt und auf entsprechende Weise farbig ange-
strichen und verziert.

Die Befreiungshalle beiKehlheim, zu welcher der verst.
Gartner den Plan gemacht und den Grund gelegt, wird von
L. vy. Klenze fortgefihrt. Doch haben erst die Vorbereitun-
gen fir die Fortsetzung begonnen. Dem Vernehmen nach wird
dabei ausser dem Tiroler (Schlandes-) Marmor, auch Carrari-
scher verwendet, der durch das mittellandische Meer in den
Rhein und auf dem Ludwigs-Canal nach Kehlheim gebracht
werden soll. у. Klenze hat nicht unbetrachtliche Veranderun-
gen an dem ersten Plane vorgenommen, und ihn theils ver-
einfacht, theils mehr den Gesetzen der griechischen Baukunst
naher gebracht.

Es ist ein riesenhafter Rundbau, auf michtigen Substruc-
tionen. Massenhafte Strebepfeiler treten am Erdgeschoss vor,
das von feinen Candelabern umstel]t ist, und iiber sich ein
Stockwerk hat, das mit einem Kranz korinthischer Halbsaulen
umgeben und mit ciner Pantheonskuppel bedeckt ist. Auf dem
Kranzgesims und auf den Strebepfeilern werden Statuen (Vic-
torien etc.) zu stehen kommen. Das Denkmal ist den Be-
freiungskriegen (von 1813-—-15) gewidmet, daher sein Name,
und in dem innern Raume sollen zweiunddreissig kolossale
Victorien (die eigentlich nur archilektonisch-ornamentalen Cha-
rakter haben und nur nach zwei oder vier, sich ziemlich ahn-
lichen Vorbildern von L. Schwanthaler gefertigt werden) im
Kreis aufgestellt werden.

Auch von der Ausfiihrung der Propylaen durch Leo vy.
Klenze, eines dorischen Prachtthors in der Nahe zwischen
Glyptothek und Ausstellungsgebdude, spricht man wiederum
mit Bestimmtheit. Wenigstens wird bereits an den dafiir be-
stellten Sculpturen gearbeitet.

Das Siegesthor am Ende der Ludwigstrasse, nach den
Plinen von Gartner als eine Nachahmung des Constanlin-
bogens in Rom erbaut, nach dem Tode desselben von Eduard
Metzger weiter gecfthrt, ist so gut wie vollendet. Ueber
den vortretenden Sdiulen und ihren verkropften Gesimsen stehen
an jeder (breilen) Seite vicr Victorien aus weissem Marmor ;
zwischen ihnen sind Reliefs in Form von Medaillons Allegorien
auf die bayrischen Provinzen in die Mauer eingelassen und
andere, gréssere Reliefs in vierecklen Feldern unterbrechen
die Mauerflachen des unteren Baues. Sammiliche Reliefs, nach
den Modellen von Martin Wagner in Rom von hiesigen Kiinst-
lern ausgefihrt, halten sich mit ihren Gegenstinden durchaus
allgemein. Wenn das Siegesthor des Etoile in Paris sich mit
den Namen und Bildern gewonnener Schlachten schmtckt, und
sich wenig kiimmert um das Gefithl anderer Nationen, deren
Wunden sie damit offen erhalt, so beleidigt unser Siegesthor
keinen tberwundenen Feind, denn es nennt und bezeichnet
keinen. Die Streitenden sind nichts als ,,Fussvolk, Reiter,
Schanzcnstirmer etc, Sieger und Besiegte’’. Dass das Denkmal
aber dem Siegesruhme Bayerns gilt, wird die Gruppe auf der
Plaliform deutlich genug bezeichnen. Das wird eine von vier
colossalen Lowen gezogene Bavaria sein, gleichfalls von Wag-
ner modellirt und hier in Erz gegossen.
	von Kunstwerken verwendet werden konnen, welche das Schick-
sal an die Festtheilnehmer vertheilen wird. Diese Verloosung
	wird in den nachsten Tagen staltfinden.
	Stand der Kunst in Miinchen beim Beginn des Jahres 1850.

Von Dr. Ernst Корею.
	Architektur.
	Die grossen Bauunternehmungen des Konigs Ludwig haben
bei seiner Thronentsagung nur eine vortibergehende Unter-
brechung erfahren und werden jetzt siammllich und zwar nach
seinen Anordnungen und als seine Angelegenheit zu Ende
gefihrt.

Die bayrische Ruhmeshalle von Leo v. Klenaze ist
im Laufe des verflossenen Jahres soweit geférdert worden,
dass die Inauguration derselben im Jahre 1850 wahrscheinlich
erfolgen wird. Sieht man ab von dem Wunsch, dass die um-
fassenden monumentalen Aufgaben des Kénigs unmittelbare
Veranlassung hilten werden mégen zur Begriindung und Ent-
wickelung einer neuen, nationalen Baukunst; und stellt man
sich vielmehr auf den Standpunkt, von welchem aus vor allen
weileren Versuchen dic Reproduction der klassischen Bauwei-
sen in ihrer Reinheit und Vollkommenheit der ganz herabge-
kommenen Architektur als unerlassliche Bedingung ihrer Er-
starkung vorgeschrieben wird, so muss man sagen: der Bau
der Ruhmeshalle ist einer der bedeutendsten, welche iberhaupt
neuerer Zeit hier ausgefiihrt worden sind. . Nicht, als ob nicht
Hinwendungen gegen einzelne Stellen des Planes erhoben wor-
den waren — das wird bei dem Vollkommensten wiederkehren
— aber die Einzelheiten des dorischen Styles trelen hier in
einer Grésse und Schénheit zu Tage, wie sie nur an wenigen
Werken des Alterthumes selbst gefunden werden.

Das Ganze ist eine offene Halle von 230 F. №. mit zwei
rechtwinklig vortretenden Fligeln von 105 F. Sie steht auf
einem Sockel von 15 F, Héhe und 3 Stufen von je 2F. und
ist zuganglich durch zwei Treppen, die in den Winkeln des
durch die Fliigel gebildeten offenen Hofraumes am Sockel, ра-
rallel mit der Mittelhalle emporfihren. An der Rickseite dieser
Mittelhalle und zwischen den Séulen der beiden Fligel ist eine
Wand aufgerichtet, theils zur Unterstiitzung des Gebilkes, theils
um eine Folge von Marmorbiisten aufzunehmen von Mannern
Bayerns, denen dieser Tempel des Ruhmes gewidmet ist. In
der Mitte des Hofraumes, aber in der Flucht der Fligelfronten
erhebt sich das 30 F. hohe granitne Fussgestell fiir den Koloss
der Bavaria, der somit, da das Gebiude 60—65 F. hoch ist,
dasselbe um etwa 35 F. iberragen wird.

An diesem Fussgestell ist man im verflossenen Sommer
besonders thatig gewesen. Es ist ein sehr kiinstliches Maver-
werk, in welchem zugleich fiir die Tragkraft fir den 2000 Ctr.
schweren Koloss, fir Luftzug und fiir eine Treppe gesorgt
werden musste, auf der man in das Innere der Figur gelangt.
Die bekleidenden Platten von grauem Granit sind mit der
gréssten Genauigkeit bearbeitet und zusammengefiigt.

Die fiir das Gebiude bestimmlen Sculpturen in Marmor sind
alle vollendet. Die Figuren der beiden Giebelfelder, die vier
Stamme von Bayern (Bayern, Pfalz, Franken, Schwaben) stehen
noch in Schwanthaler’s Werkstalt; die 92 Meopenreliefs, Dar-
stellungen der Culturgeschichte des Landes mit untermischten
Victorien, sind grésstentheils an ihren Stellen eingeselzl; die
Dachristung (denn eine solche, und nicht die dorische Caset-
lierung bildet die Decke) mit ihren Ornamenten und Farben-
schmuck der Vollendung nahe. Am weiteslen zuriick erscheinen