war, d. h, auch ohne Hilfe der Sonne zu trocknen vermochte.
Was nun aber den grossen Ruf der neuen Malweise der van
Eyck sehr gesteigert haben diirfte, war deren ausgezeichnete
Technik und bei Johann van Eyck dessen feine Beobachtung
und Nachahmung der Natur, und seine bessere Linear- und
Luftperspective, welche hohe Eigenschaften, wie es heute noch
zu geschehen pflegt, zum Theil als Wirkungen der gebrauch-
ten Stoffe angesehen wurden. Ueber das Verfahren der van
Eyck bei ihrem Malen mit Oelfarben, scheint sich folgendes
herauszustellen. Auf die mit Kreide grundirte Tafel entwarf
der Meister vermiltelst eines spitzen Pinsels und einer dunkeln
(wahrscheinlich mit Terpentin) sehr fliissig gemachten Farbe
seinen Gegenstand, gleich einer schraffirten Federzeichnung.
Ein solches nur vorbereitetes Bild einer h. Barbara von Johann
van Eyck hat Herr van Ertborn der Antwerpner Gallerie ver-
macht, und eine Tafel mit einer Pieta von Giovanni Bellini in
derselben Weise behandelt, jetzt in der Florentiner Gallerie,
gibt Zeugniss, dass Antonello da Messina diese Behandlung
im Vorbereiten der Gemilde nach Venedig verpflanzt hat. Auf
diese Vorzeichnung erfolgte die farbige Untermalung, woriiber
wir jedoch keine geniigende Auskunft erhalten; nur scheint
sich zu ergeben, dass hiebei weit weniger Oel, als jetzt ge-
bréuchlich, ist angewendet worden, indem die Eyckischen Bilder
fast gar nicht nachgedunkelt haben. Zum Vollenden und La-
siren bedienten sie sich, wie schon oben bemerkt, des ge-
kochten und gebleichten Leinéls, mit einer Zuthat von etwas
Mastixfirniss.

Wie wenig indessen die Kenntniss dieses Geheimnisses der
Oelmalerei, selbst zu jener Zeit, zu gleichmassigen Erfolgen
fihrte, und je nach dem Talent des Malers sehr verschieden-
artige Resullate erzeugte, liegt in der Natur der Sache und
bewahrte sich auch bei den Eyckischen Schiilern selbst. So
behielt Peter Christophsen anfanglich noch die tiefbraune Far-
bung seines Meisters Hubert bei, wurde jedoch in seinen spa-
tern Arbeiten elwas trocken. Antonello da Messina ist klarer
und von réthlich-braunem Ton in den Schatten, ahnlich seinem
Meister Johannes, und iibertrug auch diesen Ton in die Vene-
tianische Schule der Bellini. Roger von Briigge (eigentlich
Roger von der Weyde aus Briissel, der Vater), der auch in
der Firbung gréssere Naturwahrheit erstrebte, nahm dagegen
nach und nach einen immer kihleren Ton an, So liessen sich
bei andern Schiilern der van Eyck, bei derselben Kenniniss
der Verfahrungsweise in Oel zu malen, mancherlei Eigenihiim-
lichkeiten nachweisen, bis zu Gerard van der Meire, der in
seinen Oelmalereien kraftlos blieb, als waren es in Tempera
ausgefiihrte Werke.

Wenn Eastlake der Ansicht ist, dass die van Eyck bei
ihrer Art zu coloriren von der Glasmalerei seien influenzirt
worden, indem sie wie das Himmelslicht durch das Glas, so
den hellen Grund ihrer Tafeln durch ihre lasurarlige Farben
hatten durchscheinen lassen, so kann ich dieselbe nicht thei-
len, und muss vermuthen, dass er durch die haufig stark
tberlasirten Eyckischen Bilder aus der Sammlung des Herrn
Boisserée, die auch von dieser Ausicht beherrscht waren, ist
irre geleitet worden; denn sind auch die tiefen Schatlenténe
nur so lasirt, dass sie die hellere Untermalung durchscheinen
lassen, so sind dagegen, selbst in den Gewindern, die Lichler
pastos aufgelragen und hdchstens durch Lasuren etwas gebro-
chen und in Harmonie gesetzt. Schon des Johann van Eyck
feine Naturbeobachtung leitete ihn zu kalten Ténen in den
Lichtern, die er besonders in den Fleischtheilen bis in’s vio-
Ieltlich Kalle steigerte. Diese Bemerkung glaubte ich hier machen
zu miuissen, da in unsern Tagen durch das lasurmassige Malen
mancher Colorist einen irrigen Weg cingeschlagen hat.
	Cap. AIL und ХШ. сереп zum Schluss noch viele Recepte
zur Bereitung von Oclen und Firnissen, oder Verfahrungs-
weisen der Ilaliener und Niederlinder vom 15ten bis zum
1 еп Jahrhundert, welche historisch interessant, auch fir
einen schon erfahrenen Maler von praktischem Nutzen sein
kénnen, Ob aber der Verfasser hiedurch seinen ausgesproche-
nen Zweck erreicht, fiir die austibende Kunst angehender
Maler férdernd einzuwirken, méchte ich bezweifeln, da er mit
Absicht nirgends ein Urtheil tiber die verschiedenen Methoden
ausspricht, und den Unbewanderten in einem Labyrinth ver-
lasst, in welchem er nach seinen vielfachen Kenntnissen, Er-
fahrungen und schénen Talenten der wirdige und wohl Ofters
ersehnte sichere Fihrer sein kénnte. Dagegen zollen wir
unserm trefflichen Freunde volle Anerkennung fiir die Griind-
lichkeit und Einsicht bei seinen historischen Darlegungen, die
in tibervollem Maasse dem Titel seines Werkes entsprechen.
	“eitune.
	Geri, 14. Jan. Die grosse Kunstausstellung hierselbst
in diesem Jahre wird am 31. Marz erdffnet und am 2. Juni ge~
schlossen werden.

Der Erbprinz v. Meiningen, der Braéutigam unserer
Prinzessin Charlotte, ist nicht allein ein erfahrener Kunst-
kenner, sondern selbst ausitbender Kiinstler, wovon ein so eben
erschicnener Kupferstich nach einem von ihm komponirten Ge-
malde, welches den Sieg der Dithmarsen tiber die Danen im
J. 1500 darstellt, den Beweis liefert. Der Erbprinz soll jetzt
an einem Kunstwerke ftir seine hohe Braut arbeiten.
	Matndjen. Konig Ludwig lasst die Biste v. d. Pfordtens
durch Prof. Halbig fair die Walhalla modelliren.
	hom, 20. Dee. Die von dem rémischen Ministerium ge-
leiteten Ausgrabungen haben Manches zu Tage gefdrdert.
Der am Esquilin ausgegrabenen und Scenen aus der Odyssee
darstellenden Landschaften und Marinen sind, so viel ich ge-
sehen und erfahren habe, sieben. (Nach andern Blattern sind
es 17.) Sie enthalten die Ankunft bei den Lastrygonen, die
Vernichtung der Schiffe des Odysseus, seme Flucht, die An-
kunft bei der Kirke und deren Pallast, die Befragung des Ti-
resias und einzelne Scenen der Unterwelt. Die Bilder sind
jedoch zum Theil sehr zu Grunde gerichtet. Die sehr ergie-
bige Ausgrabung vom Vicolo della Palma lieferte in diesen
Tagen wieder das Hinterviertel von einem Ochsen von Bronze.
— Auf dem Forum des Trajan hat man sehr bedeutende archi-
tektonische Fragmente guter Arbeit und mehrere Saulen von
dem so sehr geschalzten sogenannten giallo antico aufgefunden,
welche tiber die Architektur der Basilika neue Aufschliisse
geben, um nicht zu reden von einem héchst wichtigen Dekrete
der Kaiser Theodosius I] und Valentinian II, das bei dieser
Gelegenheit an’s Tageslicht gekommen, so wie denn auch die
Ausgrabungen der Basilika Julia einige epigraphische Ausbeute
gewahrt haben. (K6In. Z.)

Ein Gemilde von Paul Veronese auf dem Monte Berico
bei Vicenza, den Heiland als Pilger an der Tafel Gregors des
Grossen darstellend, ist bei der Erstirmung von den dsterrei-
chischen Truppen in Sticke zerschnitlen. Glicklicherweise sind
diese Sticke (6—7) geretlet und es wird hoffentlich italieni-
scher Restaurationsgeschicklichkeit gelingen, das Werk wieder
zusammen zu setzen.

aris, Dec. Die Preise der diesjihrigen Ausstellung von
Gemalden und Skulpturen sind vertheilt, Nach einem neuen
Beschluss der grossentheils aus Kinstlern bestehenden Kom-
mission der schénen Kinste hat die Regicrung fiir das beste