J. Bennert aus Westphalen, der seit einiger Zeit ein Atelier
im Stadel’schen Kunstinstitut erhalten hat, und schon friiher
ein treffliches Portrait des Firsten gemalt, erhielt den Auftrag
zu dessen Ausfihrung. Es ist eine ganze, lebensgrosse Figur,
in einfach schwarzer Kleidung, so wie er als Reichsverweser
in die Paulskirche eingetreten ist. Alle Hauplsachen dieses
Bildes sind schon mit vielem Gltick vollendet. Ferner liess der
Senat eine Medaille mit dem Bildniss des Reichsverwesers pra-
gen, mit folgender Inschrift auf der Rickseite: ,Dem Reichs-
verweser Erzherzog Johann von Oesterreich die freie Stadt
Frankfurt. 1849“, und gab unserm Karl Morgenstern den
Auftrag, eine Ansicht des Kaisersaales zu malen, um gleich-
falls dem Erzherzog, als ein Andenken an hiesige Stadt und
eine historisch merkwirdige Stitte in Bezug auf das Kaiser-
reich, dargereicht zu werden.

In letzter Zeit waren hier mehrere vorztiglich schéne Land-
schaften ausgestellt, von denen zwei fiir die Gallerie des Sta-
del’schen Kunstlinstituts sind angekaufl worden; namlich von
Christian Morgenstern in Miinchen cin Mondaufgang in
sumpfiger Gegend bei Venedig, von ausserordentlicher Wahr-
heit und Frische des Tons und meisterlicher Behandlung. So-
dann von Georg Saal aus Coblenz eine weite Ansicht vom
Hochgebirge auf dem Hardanger Fjord in Norwegen in Milter-
nachtsbeleuchtung. Es ist ein Bild von zauberhafter Wirkung
und doch von grésster Naturwahrheit; dabei ist die Ausfithrung
eben so sorgfaltig, als frei. Noch ist hier eine Landschaft von
E. W. Pose zu erwdhnen, welche die Gegend bei Salzburg
darstellt, wo man herab in das Thal mit dem Strom nach der
Stadt und dem tiber ihr sich erhebenden Gebirge sieht. Ein
reicher und reizender Anblick, bei dem das Auge immer neue
Schénheiten entdeckt.

Das-in Deutschland wohlbekannte Bild der heimkehrenden
hessischen Schnilter von Professor Becker dahier, ist mit so
manchen Auswanderern aus dem Hessenland nach Amerika ge-
wandert, und in New York fiir jenes Land erworben worden.
Der allgemeine Beifall, den es erhalfen, bewirkte dem Kistler
den Auftrag zu einem andern Bilde von gleicher Grésse. Der
Entwurf, den er hiezu gemacht, stellt Schwarzwalder dar, welche
die Drangsale des Krieges mit Weib und Kind zur Flucht ge-
néthigt haben und nun von ferne die zuriickgelassene Habe in
-Flammen aufgehen sehen. Eine ergreifende Scene, zu der un-
sere Zeit dfters den Stoff geliefert hat.

Bei aller Stockung der Gewerbe wahrend der letzten zwei
Jahre, rihmt diese doch in hiesiger Stadt die Zunft der Bier-
brauer, die zum Theil bald nur leere Fasser aufzuweisen hatte.
Der Kunst kam dies zu statten, da zu Eréffnung eines Bock-
bierkellers der Besitzer sich in den Stand gesetzt sah, sein
Lokal mit entsprechenden Bildern durch einen tiichligen Maler,
Schiller des Stadel’schen Instituts, Heinrich Hasselhorst
von hier, ausschmiicken zu Jassen. Dieser fertigte nun in Leim-
farben zwei grosse Gemalde, in deren einem zwei Jinglinge
am Fass sitzen und jeder auf seine Weise die Seligkeiten des
Getrénkes zu preisen und diese selbst schon zu empfinden
scheinen. Im Gegenbilde wirft der ungestiime Воск, шо
aller Mihe, die der Wirth sich giebt, ihn zu ziigeln, alle Gaste
nieder, keinen Stand verschonend, was dem Kiinstler zu man-
chen humoristischen Anspielungen Anlass gegeben, und wodurch
er denn seine Aufgabe, zur Freude eines 6ffentlichen Lebens
beizutragen, mit vielem Gliick geldst hat.

 
	Ik Die Bildhauerkunst
	betreffend, so fesseln hier die Aufmerksamkeit der Kunstfreunde
verschiedene galyanoplastische Arbeiten, welche nach den Mo-
	dellen unsers genialen Ed. von der Launitz durch Herrn
	Lebenslauf einer ‘grossen Seele, die nach leidenschaftlichen
Verirrungen und herbem Geschicke sich zur ewigen Liebe zu
erheben weiss. Es ist dies die Legende der h. Catharina von
Cortona. Im ersten Bilde sehen wir sie verzweiflungsvoll im
Wald vor der Leiche ihres erschlagenen Buhlen stehen, wohin
sie sein treuer Hund gefiihrt hatte. Sie ist eine grossartige
durch ihren Jammer herzzerreissende Gestalt in wilder, titia-
nischer Umgebung. Im zweiten Bilde sehen wir sie flehend im
vaterlichen Hause, aber hartherzig von ihrer Stiefmutter dar-
aus verwiesen. Endlich im dritlen, wie sie nach vielen Werken
der Barmherzigkeit nun auf ihrem Sterbebette liegend, sehn-
suchtsvoll die Arme nach ihrem Herrn und Heiland ausstreckt,
der ihr auch, von einer Engelschaar umgeben, zu ihrer freu-
digen Aufnahme erscheint.

Auch ein Paar gréssere Gemalde hat Steinle in letzter Zeit
ausgefiihrt. Nachdem er die tiburtinische Sybille in einer dem
Michel Angelo verwandten Weise fir das Stadel’sche Kunstin-
stitut vollendet hatte, malte er fiir die katholische Kirche in
Wiesbaden ein grosses Marienbild von sehr wiirdiger Haltung
in der Art der Alteren italienischen Meister. Sodann fir das
Museum in Carlsruhe einen Besuch der Maria bei Elisabeth.
Sie begegnen sich in einer Vorhalle des Hauses, wo Erstere
von Letzterer mit Handedruck und begeisterten Worten begriisst
wird. Von hoher Schénheit und Wiirde ist besonders Maria.
Das Ganze hat eine sehr harmonische, kraftige Farbung.

So sehen wir des Kiinstlers reiches Talent sich nach sehr
verschiedenen Seiten entfalten: bald mit frommem Sinn, in der
sehlichten Weise alter Meister Gegenstinde der h. Geschichte
uns vorfihrend; bald sich zum ergreifend Erhabenen wendend,
oder zur gemiithlichen, heiteren Poesie, bis zum Satirischen
des gew6éhnlichen Lebens. Ein Werk dieser letzten Art ist
seine Lithographie dreier zerlumpten Marzhelden, wodurch er
uns in unverganglichen Ziigen einige Exemplare menschlicher
Zerrbilder jener Zeiten bewahrt hat. Schliessen wir jedoch mit
einem erfreulicheren Bild, womit Steinle den ersten Abschluss
jener verhangnissvollen Zeit verherrlichte. Es ist dieses die
schéne, mit der Feder auf Pergament gefertigte Randzeichnung
zu der Adresse, welche Frankfurter Birger dem Erzherzog
Johann, als Reichsverweser, vor seinem Abschied yon Frank-
furt tberreicht haben. Sie zeigt den Stammherrn der Habs-
burger, den Kaiser Rudolph I, Schwert und Schild und in der
Linken einen Baumstamm haltend, dessen arabeskenartige
Zweige von heiteren Knaben bevélkert sind; sie halten Schilde
mit Jahreszahlen und Bezeichnungen in Bezug auf merkwirdige
Erlebnisse und Eigenschaften des erhabenen Firsten zu ewiger
Erinnerung vor. Steinle aber entwickelte hierin die ganze Grazie
seines schénen Talentes.

Noch eine andere Gabe der Erinnerung haben hiesige Ver-
ehrer des Erzherzogs ihm dargereicht, naimlich eine Ansicht
der Stadt Frankfurt von Heinrich Funk gemalt. Von den
Garten und Rebhiigeln bei Sachsenhausen herab zeigt sich hier
die Stadt zwischen mannigfachen Baumgruppen, und weithin
die fruchtbare Ebene, vom Main durchflossen und begrenzt von
der schénen Berglinie des Taunus. Ein wirklich reizender An-
blick der alten Krénungsstadt,

Aber auch die Stadt erfreut sich einiger Andenken an den
edeln Fiirsten, der so manche Freuden und Leiden mit ihr ge-
iheilt. In den Kaisersaal stiftete er namlich das Bild Friedrichs
des Schénen, das letzte der Kaiserbilder, woriéber noch ver-
figt werden konnte. Unser Landsmann Ferdinand Fellner,
jetzt in Stuttgart, hat es genial entworfen und auf eine tiber-
raschend kraftige Weise gemalt. Sodann gestattete der Erz—
herzog dem Senat, sein Bildniss nehmen zu lassen, um es im
Rémer zu so manchen andern seiner Vorfahren aufzustellen.