Wirksamkeit seit semnem Beginne zu werfen, um hierdurch eine Ueber-
sicht seiner Leistungen zu gewinnen. Schon im April des Jahres 1829
traten mehrere der hiesigen Kunstfreunde zusammen, um nach dem in
Deutschland kaum gegebenen Beispiele von Kunstvereinen, ein ahnli-
liches Institut fir Frankfurt ins Leben zu rufen. Sie veranstalteten zu
diesem Zwecke die Verloosung einiger Kunstwerke unter sich, was
bald in weiteren Kreisen so lebhaften Anklang fand, dass das Jahr
darauf sich ein Kunstyerein von etwa 500 Mitgliedern constituiren konnte,
der bald darauf zu mehr als der doppelten Zahl der Actionire heran-
wuchs. Erst in den letzten zwei Jahren ist die Zahl etwas herabge-
sunken, was bei den jetzigen Zeitverhaltnissen kaum anders erwartet
werden durfte. Von Anfang an war die Direction von der Ansicht
durchdrungen, von welcher Wichtigkeit fir das Gedeihen und die Aus-
bildung des héhern Sinnes fitr bildende Kunst es ist, wenn diese zur
Verherrlichung des 6ffenilichen Lebens verwendet wird. Sie bestimmte
dsher von vorne herein statulenmassig einen gewissen Theil der Ein-
ginge 2u diesem Zwecke. Dieser Anordnung haben wir es haupt-
sichlich zu verdanken, dass sich der Kunstverein in den Stand gesetzt
sah, sich an die Spitze der meisten Unternehmungen dieser Art ш
unserer Stadt zu stellen, und dieselben durch den Anfang eines Bei-
trags wesentlich zu férdern, indem die hiesigen Kunstfreunde dann
gern und freigebig dem gegebenen Impulse sich anschlossen. Auf diese
Weise sind mehrere in neuester Zeit hier ausgefihrte dffentliche Kunst-
werke zu Stande gekommen. Hier folge nun eine Liste derselben, mit
Angabe der Beitrage, welche der Kunstverein fir sie verwendet hat.

1836. Beitrag zum Basrelief nach Thorwaldsen’s Modell, von Bayer
dahier in Bronze gegossen, fir das Gutenbergs-Monument in Mainz
486 Fl. 31 Kr, (Das Stadel’sche Kunstinstitut trug den andern Theil
der Kosten fiir dieses schéne und auch im Guss trefflich gelungene Werk.)

1837. Beitrag zum Guiolett-Denkmal in unsern Spaziergangen,
nach dem Modell des E. von der Launitz, von Bayer in Bronze ge-
gossen 300 FI.

1838 — 1840. Beitrage zum G6the-Denkmal, in drei Raten gezahlt
4500 FI.

1839, Beitrag zum Hermann-Denkmal 100 FI.

1840. Das Bild Sigismunds von Philipp Folz gemalt fir den Kai-
sersaal. Mit Frachtspesen 459 Fl. 48 Kr.

1841. 1843. 1846. Beitrage zum Monument zum Adennken der
Buchdruckerfindung von E. von der Launitz. In drei Raten gezahlt

1500 FI.
1841. Das Gemalde der Verséhnung Otto I, mit seinem Bruder

Heinrich, von Alfred Rethel, welches sich jetzt in dem Audienzzimmer
des altern Birgermeisters befindet; mit den Auslagen fir den Rahmen
1176 Fl. 5? Kr,

1843. Zwei Medaillons mit Kaiserbildnissen von Karl Trost far
den Kaisersaal 150 Fl. — Fretht und andere Auslagen einiger Kaiser-
bilder betreffend 112 FI. 30 Kr.

1844. Das Bild Rudolph Il. von Hemmerlein gemalt fir den Kai-
sersaal 300 FI.

1845. Nachtraglicher Beitrag fir das G6the-Monument 400 FI. —
Beitrag fir ein Kaiserbild 100 FI.

1849. Beitrag zur kinstlerischen Ausstattung des Géthefestes 100 FI.

Demnach hat der Kunstverein bis jetzt far 6ffentliche Werke die
Summe von 9685 Fl. 46 Kr. beigetragen.

Fir die Verloosung sind von 1830 bis incl. 1849 von dem Kunst-
verein gekauft worden: 294 Oelgemilde, 36 Zeichnungen und Aqua-
relle, 4 Glasgemalde, 60 plastische Werke, 1109 Kupferstiche und Li-
thographien, welche jedoch grésstentheils durch Tausch erworben
worden sind.

Die Ausgaben fir diese Kunstgegenstande belaufen sich in Allem
auf 56,599 FI. 25 Kr.

Die Kosten fir die an die Mitglieder vertheilten Vereinsblatter be-
tragen 20,009 FI. 40 Kr.

Es ergiebt sich demnach eine Gesammtausgabe far Kunstgegen-
stande, welche der Kunstverein wahrend der zwanzig Jahre seines
Bestandes gemacht hat, von 86,294 Fl. 51 Kr.
	und cine spezielle Beschreibung der Alterthtimer mit genauester
Beriicksichtigung nicht bloss des Domes, sondern auch aller
	[Аи (тегете.
	ibrigen Kirchen darbietet.
	Die Direction des Frankfurter Kunstvereins be-
richtet tiber die Generalversammlung am 23, December 1849 u. A.:

Die Zahl unserer Actionare belduft sich auf: 521 hiesige Mitglie-
der mit 603 Actien, 169 fremde Mitglieder mit 181 Actien, im Gan-
zen 690 Mitglieder mit 784 Actien, hiezu im Tausch an 13 auswartige
Kunstyereine 33 Actien, im Ganzen 817 Actien. Diesen sind noch hin-
zuzufigen 12 hiesige Mitglieder mit 18 Actien far dffentliche Werke.

Als Cassabestand far 6ffentliche Werke zeigt sich ein Saldo von
5198 Fl. 35 Kr., dessen grésster Theil in zinstragenden Badischen und
Frankfurter Obligationen angelegt wurde. Ein bedeutender Theil die-
ser Summe ist far das schon lang ersehnte Kaiserbild Karl’s des Gros-
sen bestimmt, wozu bereits vor sechs Jahren Director Veit den Auf-
trag erhalten hat.

Zur Gothefeier verwendete die Direction 100 Fl. aus der Casse der
6ffentlichen Werke. Eduard Steinle hatte dazu Entwiirfe zu zwei
grossen Standarten gefertigt, welche das himmlische Geschenk und die
Apotheose des grossen Dichters darstellten; Professor Becker und
Adolph Schrédter tbernahmen deren Ausfihrung. У. d. Launitz
hatte Candelabern mit beziehungsreichen Enblemen gebildet, die wir-
dig waren, in Metall gegossen, als bestindige Leuchten neben dem
Géthedenkmal zu prangen. Noch viele andere jiingere Kiinstler 1е1-
gtelen hilfreiche Hand; so dass wieder einmal recht lebendig hervor-
trat, wie, neben andern sich thatig erzeigten Kraften, auch die bil-
denden Kunstler unserer Stadt im gemeinsamen Wirken zur Verherr-
lichung eines erhebenden Festes, uberraschend Schénes hervorzubringen
vermégen.

Von dem Fortgang des Monuments zu Ehren der Erfindung der
Buchdruckerkunst haben wir zu berichten, dass die Figur des Schdffer,
seitdem sie galvanoplastisch ausgefihrt auf der Terrasse des Stadel’~
schen Kunstinstituts aufgestellt ist, sich in jeder Hinsicht vortrefflich ge-
halten hat. Sodann dass die zweite Figur, der Fust, gleichfalls in kurzem
galvanoplastisch vollendet sein wird, und dass alle Theile, welche Hr.
yon Kress in Offenbach bis jetzt davon gefertigt, vollkommen ge-
lungen sind. Es bleibt von den drei Haupifiguren des Monuments noch
die des Gutenberg zu vollenden; wir wollen uns der Hoffnung iber-
lassen, dass Hr. v.d. Launitz in den ersten Monaten des nachsten
Jahres das ausgefihrte Modell hiezu bereit halten wird.

Fir den Zwek der Verloosung ergiebt sich aus der Rechnungs-
ablage eine Einnahme von 5715 Fl, 50 Kr., die Auslagen betragen
5614 FL 39 Kr., bleibt Cassarest 101 Fl. 11 Kr. Nachtraglich kommen
far 10 nach Abschluss genommene Actien noch 54 Fi.

Bei den zur Verloosung kommenden Gegenstanden befinden sich
zwei Oelgemalde und zwei colorirte Zeichnungen, welche wir bei an-
dern Kunntvereinen zu gewinnen das Glick hatten; namlich: Heimkehr
von dem Kirchhof, von Goegg, bei dem Disseldorfer Kunstverein;
die Fischverkauferin, von Caulaertz, und eine colorirte landschaft-
liche Zeichnung, von Uster, beide bei dem Mainzer, endlich der Fried-
hof zu Hildesheim mit dem achthundertjahrigen Rosenstock, Adquarell
von C, Laierz, bei dem Hamburger Kunstverein. Im Ganzen kom-
men zur Verloosung: 15 Oelgemalde, 7 Aquarelle, 2 Zeichnungen,
2 plastische Arbeiten, 11 Kupferstiche und Lithographien, welche letz~
tere wir durch Tausch zu diesem Behufe erworben haben.

Das diesjahrige Vereinsblatt, die Heimkehr aus der Kirche, von
Ludwig Baruch Halle von hier, nach dem Gemalde von Professor
Becker lithographirt, ist eine gelungene Arbeit, der wir einen un-
getheilten Beifall winschen.
	Bel gegenwartigem Abschnitt der zwanzigjahrigen Thatigkeit un-
seres Kunstvereins scheint es angemessen, einen Rickblick auf dessen
	Yerlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck yon Gebr. Unger in Berlin.