BEILAGE ZUM INDUSTRIEBAU - НЕЕГ У
	fiir leden Betrleb geelgnet und bestbewahrt
	пет, Габг, Нейсай, сл... 1.61710
Telephon 14009
	zu besprechende Gebiet der Uniallverhitungstechnik beschranken,
bringt Dr. Koelsch noch einige wertvolle Beitrage zur Frage der
gewerblichen Vergiftung. Hervorgehoben sei cine Zusammenstellung
von Terpentinersatzmitteln, deren Verwendung Hautreizungen, Kopi-
schmerzen, Schwindel und Ohnmacht erzeugen kann. Ferner sind
zu nennen eine Anzahl Materialien, bei deren Herstellung Blei ver-
wendet wurde, darunter Ofenkacheln und Wandplatten mit Bleiglasur,
Bleirohre, Bleiverglasungen und mit Bleispinen polierter Marmor. Auch
die Abbildung einer durch Zementstaub hervorgerufenen Perforation
der Nasenscheidewand darf nicht unerwahnt bleipen. Mit den Nah-
rungsverhaltnissen der Bauarbeiter haben sich Geh. Rat Prof.
Schmidt, Halle, und Dr. Hans Eisler beschaitigt. Sorgfaltig aus-
gearbeitete Tabellen setzen die Nahrungsaufnahme des Bauarbeiters
in Beziehung zum Geldwert seiner Nahrungsmittel bei einem durch-
schnittlichen Verdienst, und zwar unter Beriicksichtigung fruherer
und augenblicklicher Verhdltnisse. Nach diesen Feststellungen hat
auch die Bauarbeiterschaft unter der konstanten Steigerung der
Lebensmittelpreise sehr zu leiden. Um nicht weniger denn 7v Proz.
namlich soll gegen friiher der Geldwert der Nahrungsmittel des
Bauarbeiters gestiegen sein! Nun, dieses Schicksal teilt der Bau-
arbeiter mit allen seinen Zeitgenossen, und wir durfen deshalb an
diese bedauerliche Tatsache nicht allzu viel Gefithl verschwenden.
Man wird tiberhaupt gut tun, bei der Betrachtung der Gruppe ,,Bau-
arbeiterhygiene ‘ das Gefiihl nicht zu stark in den Vordergrund treten
zu lassen. So notwendig die klare Erkenntnis der gesundheitlichen
Lage der Bauarbeiterschaft auch ist, man dari doch nie vergessen,
dali die zur Darstellung gelangten Erkrankungen immerhin Ausnahmen
bilden und nur durch ihr Zusammenwirken auf engem Raume einen
so diisteren Gesamteindruck hervorrufen.

An der Ausstellung der Baugewerks-Berufsgenossenschal-
ten haben sich in nennenswertem Umfange leider nur die Tiefbau- und
die Steinbruchsberufsgenossenschaft beteiligt. Leider! kann man nur
sagen, denn gerade den Berufsgenossenschaften steht als den Tragern
der Unfallversicherung eine Fille von Material zurVerfiigung, und es ist im
Interesse der guten Sache bedauerlich, daB man sich in der Hauptsache
darauf beschrankt hat, die vielseitige und segensreiche Tatigkeit der Be-
rufsgenossenschaften nur durch die iblichen graphischen Darstellun-
gen und tabellarischen Ubersichten zu veranschaulichen, denen der
Durchschnittsbesucher bekanntlich nur geringen Geschmack abzu-
gewinnen imstande ist. Diese statistischen Zusammenstellungen geben
ein nicht gerade tberma8ig klares Bild von den Lohn- und Krankheits-
verhaltnissen im Baugewerbe sowie dem Umfange der angemeldeten
Unialle und den Entschadigungsleistungen der einzelnen Berufs-
genossenschaften. Bei einigen Berufsgenossenschaiten ist ein Steigen,
bei anderen wieder ein Sinken der Unfallziffer festzustellen. Die
meisten Unialle verzeichnet allem Anschein nach die Bayerische Bau-
gewerks-Berufsgenossenschaft mit 7,20 Fallen auf 100 Vollarbeiter.
Im Durchschnitt kommen auf 100 Vollarbeiter etwa sechs gemeldete
Betriebsunfalle.

Sehr bemerkenswert sind, wie schon hervorgehoben, die Dar-
bietungen der Tiefbau-Berufsgenossenschaft, die nach der Sta-
tistik von 1911 gegen 355000 Personen versicherte und fiir die Ent-
schddigung Verungliickter in den ersten 25 Jahren ihres Bestehens
43096606,46 M. aufwendete. Eine Anzahl Zeichnungen und Bilder
geben einen Uberblick ttber die Entwicklung und verwaltungstechnische
Ausgestaltung dieser Berufsgenossenschaft, und zahlreiche Modelle
und gebrauchsfertige Apparaturen bewahrter Unfallverhtitungseinrich-
tungen berichten von der groen, auf dem Gebiete der Untallverhiittung
geleisteten Arbeit. Hier sind besonders drei Modelle beachtenswert,
die im MaBstabe 1:10 und 1:20 den Bau einer stadtischen Ab-
wasserrohrileitung und einer Untergrundbahn sowie Sturzgeriiste ftr
eine StraBendammschittung zum Gegenstand haben und die ver-
schiedensten Sicherheitsvorkehrungen gegen alle nur erdenklichen
Unglicksfalle zur Darstellung bringen. Interessant am erstgenannten
Modell ist vor allem die genaue Anordnung der Aussteifungsbohlen
und Laschen, bei deren Stirke und Befestigung ein Zusammen-
stirzen der Baugrube im vorliegenden Falle ausgeschlossen sein
diirfte. An dem Modell des Untergrundbahnbaues wird gezeigt, wie
durch die Benutzung von Aufziigen und Lokomotiven das Hoch-
werfen der Erdmassen, wobei sich durch Zuriickfallen des Materials
haufig Unfalle ereignen, vermieden wird. Hierdurch und durch die
vielfache Anwendung maschineller Transportvorrichtungen wird die
Verwendung menschlicher Arbeitskraft auf ein MindestmaB einge-
	DACHIKONSTRUKTIONEN
		in freier Spannweite bis zu 50 Meter
	ПаНсп und Fabrikbauten
	Prima keferenzen vorhanden
	Otto Hetzer, Aktiengescelischaft,
	Weimar.
Goldene Medaille ,,Iba‘‘ Leipzig 1913
		abr
	sehen indessen bedrohlicher aus als sie in Wirklichkeit sind; weisen
doch schon die Lungen der Grobstidter infolge des von frithester
Jugend au eingeatmeten Kohlenstaubes eine recht betrachtliche Dunkel-
tirpung auf. Von anderen im Baugewerbe auftretenden Infektions-
krankheiten sind noch Eitererkrankungen und Blutvergiftungen, unter
ihnen der durch den Tetanusbazillus nervorgerufene Starrkrampt dar-
gestellt. Mannigtfaltig sind die nach Unfallen auftretenden nervosen
stérungen. Eimige dieser Nachwirkungen hat Dr. Quensel im Bilde
festgehalten: Nerven- und Muskelschwund sowie Nervenstorungen,
wie sie nach Unfallen beobachtet wurden. Weitere Begleiterscheinun-
gen beruflicher Arbeit sind Knochendeformitaten, die inr Ent-
stehen in der Regel der gewohnheitsmaBigen Belastung des K6rpers
beim Tragen schwerer Lasten zuzuschreipen haben und die Hilfe
des Orthopaden erforderlich machen. Hier ist an erster Stelle das
PlattfuBleiden zu nennen, das weit mehr verbreitet ist, als man nach
den Beobachtungen des tiglichen Lebens anzunehmen geneigt ist.
Aus einer Tabelle erfahren wir namlich, daB nicht weniger denn
25 Prozent aller Gestellungspflichtigen wegen PlattfuBes dienstuntaug-
lich befunden worden sind. In einem Merkblatte greift Dr. Muskat,
Berlin, die beim Turnunterricht in den Volksschuten PreuBens vor-
geschriebene Stellung der FiiBe mit geschlossenen Fersen und nach
auswarts gerichteten FuBspitzen an. Er empfiehlt dagegen die Fub-
spitzen beim Gehen und Stehen geradeaus und nicht nach auswarts
zu richten. Daf PlattfiiBe nicht nur listig und schmerzhaft ftir den
damit Behafteten sind, sondern auch Kraitverminderung zur Folge
haben, ersieht man aus einer graphischen Darstellung desselben Arztes.

Wahrend es sich hier noch um verhaltnismaBig harmlose Beruts-
krankheiten handelt, beschaftigt sich die Nachbargruppe mit Schdadi-
gungen, die weit ernsterer Natur sind und wohl in den meisten
rallen den Tod des damit Betroffenen herbeigefithrt haben. Es ist
dies eine Sammlung von Schadel- und Knochenbritchen und von
Verletzungen der inneren Organe. Ihr Studium ist um so interessanter,
als fast sdmtliche Objekte m natura vorliegen und auBerdem zum
ersten Male in solchem Umfange dem Publikum zugdnglich ge-
macht worden sind. Eine Anzahl recht unheimlich aussehender, schwer
verletzter Schadeldecken lift erkennen, daB es bei Bauunfallen weniger
zu Spaltbritchen des Schadelgew6lbes, wie sie z. B. ein Sabelhieb her-
vorruft, sondern in erster Linie zu schwer heilenden Splitter- und
Lochbriichen kommt. Splitterbriiche entstehen, wenn ein Korper
von beschrankter Oberflache (z. B. ein Hammer) mit maBiger @е-
walt auf die Schadeldecke einwirkt, Lochbriiche dagegen durch Ein-
wirkung stumpfer K6érper mit gréBerer Gewalt. Liegen die Splitter
fest oder beweglich durcheinander, so haben wir es mit ,,Sttick-
briichen‘‘ zu tun, zeigen sie dagegen eine strahlenférmige Anordnung,
so handelt es sich um sogenannte ,,Sternbriiche’’. Wenn die Schadei-
decke geniigend elastisch ist, erfolgt nicht immer gleich ein Bruch,
sondern eine Depression, d. h. ein mehr oder minder tiefer Eindruck
in den Knochen. Diese aus der ,,Unterrichtsanstalt fiir Staatsarznei-
kunde der K6nigl. Universitat Berlin‘é (Geh. Rat Prof. Dr. StraB-
mann) und dem Pathologischen Institut zu Leipzig (Geh. Rat Prof.
Dr. Marchand) stammenden Schadelbriiche sind in der Hauptsache
durch Auffallen von Mauersteinen, Eisentrager und durch Sturz aus
der Héhe entstanden. Von den Knochenbriichen interessiert lebhaft das
Exemplar eines gut- und eines schlechtgeheilten Bruches. Zahlreich
sind in Form von Spirituspraparaten die Verletzungen innerer Organe
vertreten. Der Sturz aus groBer H6he verursacht neben Verrenkun-
kungen der Wirbelsaule vielfach ZerreiBungen der Leber, Nieren, Milz,
des Herzens, des Magens und der Harnblase. An dieser Stelle hat
auch ein sog. ,, Titbinger Herz‘ Aufstellung gefunden, das durch starke
Arbeitsleistungen eine nicht unbetrachtliche VolumenvergréRerung er-
fahren hat. — Uber die allgemeinen Krankheitsverhaltnisse geben
Erhebungen Auskunft, die der k. k. Sanitétskonsulent fiir den Ge-
werbeinspektionsdienst im k. k. Handelsministerium in Wien, Dr. Ritter
v.Wunschheim, in allen Zweigen des Baugewerbes unter besonderer
Beriicksichtigung der einzelnen Altersklassen vorgenommen hat. In
derselben Abteilung fithrt auch Prof. Dr. Sommerfeld im Auttrage
des Kgl. PreuB. Ministeriums des Innern neben den schon genannten
Staubproben Moulagen und Abbildungen von Kniegeschwiiren eines
Parkettbodenlegers und Darstellungen der Tatigkeit eines Jalousie-
arbeiters und eines Fliesenlegers vor. Eine eigene Koje haben das
Kgl. Bayerische Arbeitermuseum, Miinchen und der Kgl. Bayerische
Landesgewerbearzt Dr. Koelsch belegt. Wahrend sich jedoch die
Darbietungen des Arbeitermuseums fast ausschlieBlich auf das spater
	Sporthalle der Intern. Baufachaussteilung, Leipzig 1913