sie aufgetragen worden Ist, so fehlerhaft Dewirkt oder auch
durch minder gute Substanzen so verzégert, dass sie am Tage
(ein mir nie begegneter Fall) nicht mehr trocknen will, und
will man die Folic nicht wieder abnehmen und eine gecignetere
zusamimensetzen, so warte man bis zum nichstfolgenden Tage
mit der Calque und Bemalung, wahrend man die Verzégerung
desselben durch einige Tropfen Mandelél bewirken kann, die
man der Folie zusetzt.

Die vollstindige Erhartung der Folie ist tiberhaupt auch
bei der Malung auf trockner Folie durchaus nicht vortheilhalt;
denn es ist auch hier die Absicht der inneren Verbindung der
Farbe mit der Folie nur dadurch erreicht, dass die Epidermis
derselben abgefeilt und mit Fischhaut abgeschliffen, was mit
alzendem Terpentin, auch mit Aether, der mil Weingeist ver-
slirkt ist, geschicht, um dem Bindemiltel der Farben zu ge-
stalten, sich mit der Folie wieder verbinden zu kénnen. Eine
ganz erbarlele Folie wird aber nur eine Verbindung gestallen,
wie die, welche zwischen der Malerleinwand und der Oelfarbe
statlfindet, eine leider nur zu unzuverlissige! —

Es hat sich mir endlich auch noch die Frage aufgeworfen,
ob es nicht zweckdienlich sein dirfte, den Kalkbewurf oder
auch den weissen hydraulischen Cement, der hier am besten
aus. 4 Theilen Kreide mit 1 Theil weissen Thon zusammen ge~
brannt und nachher mit elwas Quarz- oder Glaspulver ange-
macht wird und als Ietztes Tectorium der Wand dient, ob man
also den Kalk- oder Cementputa nicht vor dem Aufirag kiinst-
lich erhdrien kénnte. Ich zweifelte nicht an der Méglichkeit,
indem es entweder durch ein durch Marmor und Schwefelsaure
erzeugtes kohlensaures Gas, oder auch beim Cement durch
Selterwasser bewirkt werden kénne. Kleinere Versuche erga-
ben, dass zwar die Oberfliche etwa eine Rinde von ¢ Linie des
Kalks oder des Cements sich schneller erharten liess, aber ob
dies, wenn auch in héherem Grade méglich, tiberhaupt zweck~
dienlich ware, diese Frage muss sich in einigen Jahren auf-
klaren. Bis jetzt kann ich sie noch nicht gerade mit: nein!
beantworten; aber jedenfalls ist die natirliche Harte des unter-
liegenden ausgetrockneten Kalk~ oder Cementkorpers hinling-
lich gross und wird durch die Trankung mit Terpentin, Ocl,
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	nung des Bildkérpers erhoht. Blosser Kalkmortel, der hiermit
vor etwa einem Jahre getrankt wurde, zeigt heute eine ausser-
ordentliche Harte und wird noch mehr darin zunchmen.

Ich war daher in dem Falle, alle kénstlichen Miltel als
unnéthig zu verwerfen und den Prozess, den die Atmosphare
in ihrem constanten Verhaltniss auf jene verschiedenen Trok-
kenprozesse ausiibt, als den bestmdglichsten anzuerkennen.

Diese von mir gemachte Erfindung macht indess durchaus
keine Anspriche auf Vollkommenheit; ich selbst weiss, dass
sie der Vervollkommnung fahig ist. Dies kann aber erst dann
geschehen, wenn sich ein Grundmaterial, also etwa Kalk, oder
Cement, oder Thon oder andere kiinstliche Wandflachen, als
besonders vortheilhaft bemerklich machen sollte, Nicht befrie~
digende Resultate haben als Grundmaterial nur der Chamott-
slein und der reine Gyps gelicfert; ersterer, weil er wegen
seines mangelhaften, inneren Zusammenhanges sogar in der
Luft dem Reissen unterworfen ist, letzterer, weil er auf cine
schr diinn (lasirend) aufgetragene Folic briunend wirkt, auf
eine dickere Folie aber durchaus nicht; weshalb er als Gyps-
stuck unbedingt angewendet werden kann.

Ich habe es auch versucht, den gebrannten Gyps statt der
Kreide zur Bereitung der Folie zu verwenden, indem ich dic
Essenz hicrzu mit cinem gecigneten Quantum Wasser vermischte,
woiurch ich eine sich nach wenigen Minuten erhartende Folie
zu erziclen hoffte; doch waren die Ergebnisse so unvollkom-
	mener Natur, dass ich nicht weiter darauf einging, schon des-
halb nicht, weil der schwefelsaure Gehalt im Gyps freiwerdend
in vieler Beziehung sich in schaddlicher Weise geltend machen
konnte, —

Es ist nun endlich noch eine allgemeine Bemerkung zu
erwahnen, welche ich in Bezug darauf gemacht habe, welche
Zusammensetzung der Folie die geeignetste, ob in offenen oder
geschlossenen Riumen, sei. Es tritt hier eine schwache Mo-
dification hervor und namentlich in den Zusatzquantititen des
Oels oder der Harzaufldsung. Ein Minimum der Harze und ein
Maximum des Oels und Wachses haben im Freien das Besle
geleislel, waihrend in geschlossenen Raumen ein Minimum des
Oels und ein Maximum der Harzauflésungen nichts zu wiinschen
tibrig liessen.
	_Венибиих Яезег Рейпфних Га ФеКогабуе oder
Staffir - Malereil.
	Es bedarf eigentlich nicht der Erwahnung, dass unsere
Art der Malerei auch fiir ganze Zimmer, offene Hallen u. s. w.
als Anstrich und Dekoration ebenfalls benulat werden kann;
denn es ist aus dem Vorhergehenden einleuchtend, dass ganze
Wande mit der Folie leicht bedeckt werden kénnen. Das tech~-
nische Verfahren beim Auftrag der Folie wirde dem der An-
ferligung eines Gypsstucks nicht undhnlich sein; indem die Wand
oder Decke stiickweis mit der Folie bekleidet wird, ganz wie
bei der zur Kunstmalerei anwendbaren Technik. Hiebei war
darauf Rticksicht zu nehmen, der Kreidefolie diejenigen Far-
benzusilze in Pulverform zu geben, die als Grundlage des An-
	  strichs als Че имескта$51051е erschien, so dass nach Trock-
	nung der Folie die Wand irgend eine Farbe bereits darstellte,
worauf die neuaufzulragende besser decken wirde und nur
einen Anslrich néthig machte. Nun kann die Wandfliche mit
Borstenpinseln von méglichster Breite gestrichen werden. Sind
Feld- Abtheilungen, Sockel, Friese, Gesimse etc. von verschie-
denen Farben in Grund zu bringen, so ware dies durch ent-
sprechende Farbenbeimischungen bei Bereilung und beim Auf-
rag der Folie zu bertcksichtigen. Auf den ersten Anstrich
kann, wenn es néthig erschiene, innerhalb 6 bis 8 Wochen ein
zweiter erfolgen. Doch ist das einmalige Streichen von bes-
serer Hallbarkeit, man nehme hierzu die Farbe méglichst con-
sisient. Sollte bei dem -zweiten Anstrich die Farbe einschlagen,
so wird sie mit Filz frottirt oder gebtrstet, bis sie gleichmas-
sig glinzend hergestellt ist. Auf diese Grundfarben lassen sich
nun Chablonen, Lineamente und freie Handzeichnungen beliebig
ausfiihren. Ist so die Malerei vollendet, so lasse man sie trocken
werden und reibe dann nochmals die Wand ab. Solch eine Wand
kann mit Wasser und Seife gewaschen werden, wenn sie ge-
horig ausgetrocknet ist. Wenn die Arbeit geschehen und man
allenfalls zur Erhéhung des Glanzes noch die Winde mit Tripel
abreibt, so miissen sie fast spiegeln, welches in Prachtbau-
werken kcinen unangenchmen Eindruck machen wide.

Man kann hier auch durch Malerei Steinarten téuschend
nachahmen. Reliefs von Stucco sind von dieser Bemalung nicht
ausgeschlossen, und ist, da die Farbe sehr fliessend gehalten
werden kann, nicht zu befiirchten, dass die Modellirung merk-
lich darunter Jeide. Es ist dann nur néthig, beim Auflrag
der Folie sich derselben méglichst diinn zu bedienen, mit dem
Borstenpinsel und Yertreiber den Auflrag zu bewirken und né-
thigenfalls die Héhlungen mit dem Modellirholz wieder etwas
auszuliefen.

Auch Goldgrund und Goldverzierungen lassen sich leieht
auf die Folie bringen. Dies geschicht auf trocknem Grunde
mit diinn aufgestrichenem venelianischem Terpentin, Die Art

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