Die Bilder dieser Sammlung sollen ein lebendiger Beitrag sein zu dem großen Kapitel: „Deutsche Geschichte.“ Die deutsche Geschichte in ihren Grundzügen, die großen politischen Ereignisse, Revolutionen und Kriege sind uns wohl bekannt. Im Leben großer Persönlichkeiten, Monarchen, Feldherren, Politiker und Geistesheiden wissen wir meist Bescheid. Kennen wir aber jene Zeit wirklich in allen ihren Lebensäußerungen? Stehen Alltag und Festtag, Arbeit und Spiel dieser Jahrhunderte lebendig anschaulich vor uns? Meist wissen wir von allen diesen Dingen, die wir „Kulturgeschichte“ nennen, nur wenig. Zu wenig wissen wir von den treiben


den Kräften, die oft gerade vom Innern des Volkes und von den unteren bodenständigen Schichten erst nach oben wirken. Und doch geben sie uns erst das wahre, lebendige Bild ver


gangener Zeit, den mannigfaltig abgestuften Hintergrund großer Ereignisse. Reformation,
30 jähriger Krieg, Zeitalter Friedrichs des Großen, alles erwacht erst zu wirklichem Leben und wird uns greifbar, wenn wir neben die geschichtlichen Tatsachen auch die Lebensgewohnheiten jener Zeiten halten: wie die Menschen wohnten, womit sie sich umgaben, wie ihr Tageslauf sich
abspielte. Doch nicht allem die Vergangenheit unseres Volkes lehrt uns die Kulturgeschichte verstehen und nacherleben, sie schärft auch den Sinn für das Heute. Am Einst begreifen wir das Jetzt. Wir erkennen Fortschritt und Weiterentwicklung, sehen, wie viele Gegenstände und Einrichtungen des täglichen Lebens sich von unbeholfenen Anfängen zu technischer Voll


kommenheit entwickelt haben. Es bleibt uns aber auch nicht verborgen, in welchen Dingen die Vergangenheit reicher war als die Gegenwart, daß vieles, worauf wir heute stolz sind, nicht erst eine Errungenschaft unserer schnellebigen Zeit ist. Man sagt: die Geschichte des Menschen ist sein Charakter. Umgekehrt kann man auch sagen: der Charakter eines ganzen Volkes ist seine Kulturgeschichte. Dr. Wolfgang Bruhn