Stange auf den Karren bedeutend erhöht werden, um denselben zum Ausweichen nach vorne oder hinten zu veranlassen. Da
durch wird aber gleichzeitig auch der Druck auf die Radachsen und auf die Schienen in ebensolcher Weise verstärkt, was selbst
redend einen viel größeren Kraftaufwand erfordert und womit in logischer Schlußfolgerung eine schnellere Abnutzung der
überlasteten Teile Hand in Hand geht. Um diesen besagten Übelständen vorzubeugen, wurde die Zugstange dadurch länger gestaltet, daß man die Verbindung derselben mit dem Karren von der vorderen Achse auf die mittlere oder hintere (respektive die dem Antrieb am weitesten entfernte) verlegte und zwar mit sehr gutem Erfolge.
TYPOGRAPHISCHE PREIS-AUSSCHREIBEN.
In einigen Fachzeitschriften und Gehilfenblättern sind in letzter Zeit mehrere Artikel über typographische Preis
Ausschreiben erschienen, welche nicht immer in einer erfreulichen Stimmung über dieselben ausklangen, ln nachfolgenden Zeilen möchte ich einige Beobachtungen,
welche ich bei Veranstaltungen von Wettbewerben gesammelt habe, niederlegen. Preis-Ausschreiben sind in den letzten zwölf Jahren ziemlich oft veranstaltet worden und haben wohl immer das Interesse der Fachwelt wachgerufen, allerdings früher in höherem Maße als in jetziger Zeit. Fast alle derartigen Preis
Ausschreiben wiesen eine sehr starke Beteiligung auf und man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß nicht die eigentlichen Geldpreise, sondern mehr ideale Zwecke und der Ehr
geiz, seinen Namen eventuell gedruckt zu sehen, viele Kollegen veranlaßt, sich an Wettbewerben zu beteiligen. Vergegenwärtigt man sich nun, wie viel Mühe und Arbeit zur Anfertigung eines diesem Zwecke angepaßten Entwurfes verwendet werden muß, so kann man wohl mit Recht die Frage stellen: Lohnt sich überhaupt eine Beteiligung an den meisten Preis-Ausschreiben?
Kann ich bei denselben etwas lernen und werde ich für meine Mühe und Arbeit entschädigt? Zur Beantwortung dieser Fragen müßte man zuerst auf den eigentlichen Zweck der typographischen Preis-Ausschreiben zu sprechen kommen. Es wird sehr oft gesagt, daß damit die Fortbildung der Kollegen angestrebt werden soll. Ich bin jedoch anderer Meinung. Ge
wiß kann jeder, der sich an einem Wettbewerb beteiligt, dabei
etwas lernen. Aber bei sehr vielen Preis-Ausschreiben ist es den Veranstaltern nicht um das Weiterkommen der Kollegen zu tun, sondern nur Mittel zum Zweck, ihr eigenes Fortkommen zu fördern. Wenn ein angesehenes Fachblatt Preis-Ausschreiben veranstaltet, so verfolgt es damit wohl ausschließlich ideale Zwecke, denn um eine Erhöhung seiner Abonnements-Ziffer wird es diesem dabei erst in zweiter Linie zu tun sein. Wohl aber sind von lnseraten-Fachblättern schon wiederholt Preis- Ausschreiben veranstaltet worden, wo es sich lediglich darum handelte, neue Abonnenten zu gewinnen. Allerdings mit nega
tivem Erfolge, denn das Haupt-Übel lag wo anders. An solchen Wettbewerben sollte sich überhaupt kein Kollege beteiligen. Auch die ausgesetzten Preise stehen bei den meisten, man kann wohl sagen bei fast allen Preis-Ausschreiben in keinem rich
tigen Verhältnis zu der aufgewendeten Mühe und Arbeit, es müßte denn der betreffende Teilnehmer einen der ersten Preise einheimsen». Letztere können natürlich nur auf wenige Per
sonen kommen und so werden von vielleicht 200 oder mehr Teilnehmern der größte Teil für ihre Mühe und Arbeit gar nicht entschädigt, auch wenn es ihnen gelingt, eine lobende Anerkennung zu erhalten. Öfters können auch Glücksumstände eine Rolle spielen. Eine gute Idee, schön ausgearbeitet, kann manchmal leicht zu einem Preise verhelfen. Ein anderer Kollege, welcher vielleicht über ein bedeutenderes Können als der erste, zweite oder dritte Preis-Gewinner verfügt, hat gerade keinen guten Einfall, er will oder möchte sich aber trotzdem gern beteiligen, plagt sich ab und geht — leer aus dabei. Es ist auch nicht immer gesagt, daß die mit einer lobenden An
erkennung bedachten oder gar nicht ausgezeichneten Entwürfe nicht zu gebrauchen seien. Die Ansichten sind bekanntlich in diesem Punkte sehr geteilt und es wird keine Rangliste auf
zustellen sein, die nicht mehr oder weniger scharfe Kritik in den beteiligten Kollegenkreisen erfährt. Oft befinden sich unter den nichtprämierten Entwürfen noch gute Leistungen, welche
hier wohl mit einer lobenden Anerkennung hätten bewertet werden können.
Wenn nun namentlich bei Ausstellungen von Konkurrenz- Entwürfen vielfach von Kollegen scharfe Kritik an letzteren ge
übt wird, so werden natürlich den erfahrenen Fachmann diese «Stimmen aus dem Publikum» nicht weiter alterieren, denn es ist doch allbekannt, daß gerade Buchdrucker sehr gern kritisieren, namentlich solche, die eigene Leistungen nicht gern zeigen oder vielmehr nicht einmal aufweisen können. Wo auch immer ein kleines Häuflein Buchdrucker beisammen ist und Drucksachen aufliegen, so werden letztere sofort unter die kritische Lupe genommen, der eine hat dies, der andere jenes auszusetzen, bis schließlich kein gutes Haar mehr an der be
treffenden Arbeit bleibt. Kritik muß sein. Aber alles mit Maß und Ziel ! Bei Preis-Ausschreiben muß man doch auch berücksichtigen, daß als Preisrichter immer erfahrene, tüchtige Fach
männer fungieren, welche ihr Amt gewissenhaft ausüben. Aller
dings keine Jury der Welt wird es allen Leuten recht machen können. Wie es nun andererseits aussieht, wenn z. B. typographische Vereine unter ihren Mitgliedern Wettbewerbe ver
anstalten und die Mitglieder selbst das Preisrichteramt ausüben, ersieht man aus einem solchen Wettbewerb einer graphischen
Vereinigung Süddeutschlands. Hier wurde also die Bewertung der eingegangenen Entwürfe mittelst gedruckten Formulars durch die Mitglieder vorgenommen und das Resultat war ein zersplittertes. Erst eine besondere Kommission mußte das endgültige Resultat feststellen. Man sieht also, wie schwer es
für die Preisrichter ist, es allen Teilnehmern und nicht minder den kritisierenden Buchdruckern recht zu machen.
Ich machte ferner bei Preis-Ausschreiben sehr oft die Wahrnehmung, daß sich tüchtige, bekannte Akzidenzsetzer mit einer großen Anzahl von Entwürfen daran beteiligen, statt sich entweder ganz davon fernzuhalten oder vielleicht nur einen Ent
wurf (und dann außer Wettbewerb) einzuliefern. In einem
österreichischen Fachblatt las ich kürzlich, daß sich ein Kollege mit sage und schreibe fünfzig Entwürfen für eine Mitglieds
karte an einem Wettbewerb beteiligt hat. Alle Hochachtung vor der Strebsamkeit und Schaffenskraft dieses Kollegen, aber ich
hätte an seiner Stelle meine Zeit denn doch für andere Zwecke verwendet. Ferner ist dabei noch zu berücksichtigen, daß sich
die Arbeitskraft für so viele Entwürfe für eine und dieselbe Karte nur zersplittert, und daß schließlich der Einsender in solchem Falle noch nicht einmal einen Preis erringt und höchstens eine lobende Anerkennung davonträgt, wie es auch tatsächlich hier eintraf. Wer sich unter allen Umständen an einem Preis-Ausschreiben beteiligen will, der sollte nur einen, höchstens zwei Entwürfe anfertigen, letzteren aber seine volle Aufmerksamkeit widmen und nicht eher einsenden, bis er nach seiner Meinung seine ganze Kraft dafür eingesetzt hat.
Im «Correspondent» wurde vor einiger Zeit Stimmung gegen das Preis-Ausschreiben einer Leipziger Schriftgießerei gemacht und letzterer u. a. vorgeworfen, daß sie sich für «ein paar Pfennige - ein Musterbuch mit erstklassigen Entwürfen der besten Akzidenzsetzer verschaffen will und daß die ge
botenen Preise in keinem Verhältnis zu der Masse von Arbeit, die geleistet werden muß, stehen. Die betreffende Schrift
gießerei war nun in der Lage, nachweisen zu können, daß sie bereits ein Musterbuch von dem zur Verwendung gelangenden Material vor dem Preis-Ausschreiben fertiggestellt hatte. Aber hinsichtlich der Preise stimme ich mit jenem Artikelschreiber