Zu Wilhelm Bufchs Bildern und Versen
Von Georg Jacob Wolf
In der Künstlerkneipe bei Lettenbauer in München fitzt — es ist zu Beginn der 1500er Jahre — inmitten einer Schar trinkfester und frohgemuter Gefellen, die der Wind aus allen vier Ecken Deutschlands zufammengeweht, ein etwa dreißigjähriger, schöner großer Mann. Wenn er den Mund auftut, hört man, daß er ein Niederdeutscher ist: er spricht hannoveranisch-westfälische Mundart, zuweilen leicht dialektisch nach dem Platt hin gefärbt. Aber er tut den Mund nicht allzu häufig auf. Otto Stöger, Wilhelm Diez und der Töne Meister Krempelsetzer beforgen das ausgiebiger. Der Niederdeutfche horcht lieber zu. Aber er ist ganz bei der Sache. Ein farkastisches Lächeln beherrfcht manchmal für einen Augenblick das breite Geficht, das dichtes dunkles Bartund Haupthaar umrahmt. Wenn ihm was Luftiges einfällt, zwinkert s um feine Augen. Es ist ein berühmtes Zwinkern, das einer von der Tafelrunde fogar einmal befang. Denn jedesmal, wenn diefes Mienenspiel in die Ersheinung tritt, reißt sich ein Einfall aus den Gehirnwindungen los, wird frei und harrt des Augenblicks; da ihn Wilhelm Bufch — von ihm ist nämlich hier die Rede — in eine
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