jehatt, un de Mutter, det war ’n Esel!”.. Für unser Schauen steht hinter diesem, das Leben tragenden Humor, der Kavalier mit den leeren Augenhöhlen, der Tod selber mit seinen wilden Annonceuren: Hunger, Krankheit und Not! Wohl denen, die mit Holzbeinen auf der Erde umherrutscheid (wie auf einem Ihrer Vilder, lieber Zille) noch zum „Maurerklavier“, der Harmonika, fingen können: „D, Sufanne, wie ist das Leben doch so schön!“ — Ja, wir freuen uns der Kraft und Robustheit einer Bevölkerung, der in der fortwährenden Gefahr, die ihr ganzes Leben darfteilt, niemals das Lachen ausgeht! Aber wir können den Süßmeiern und Kitschern den Gefallen nicht tun, an all’ dem schweren und tragischen Erleben vorbeizufehen, durch das die „Kinder der Straße“ hindurchgehen, vielleicht und zu ihrem Glück ohne das Bewußtfein deffen, was sie oft mit heißen Stirnen und mit keuchenden Lungen schleppen müssen...
So ist an die Stelle des Wihes die foziale Satire getreten, in welcher Ihre Bilder, lieber Zille, atmen und leben! Selbstverständlich nicht unter dem internationalen Mischmasch der Friedrichstraße und ebensowenig zwischen dem Geschäftspublikum des Zentrums von Berlin darf man nach den Originalen Ihrer „Kinder der Straße“ fuchen! Draußen, wo die neuen großen Straßenzüge des „hohen“ Nordens und Oftens sich in fast ermüdender Einförmigkeit hinziehen, diefe Riefenstraßen, die morgens, mittags und abends mit eiferner Pünktlichkeit auf die Minute von Arbeitermassen wimmeln, und die sonst nur belebt sind von Kinderscharen, den eigentlichen Straßenkindern — da muß man hingehen, nicht hinfahren! Da muß man zugucken und sich vertiefen, um Ihre Kunft, mein lieber Zille, ganz zu verstehen!
Sie selbst, und da komme ich wieder auf den Anfang desfen, was ich von der Entftehungsart Ihrer Bilder gefagt habe, Sie selber haben lange schauen und studieren müffen, ach viel mehr! Sie haben gelebt mit den Kindern der Straße, mit den Großen und Kleinen, ein Leben lang fast, bis Sie dann, schon beinahe ein Mann, sich daran wagten, mit Pinsel und Griffel wiederzugeben, wovon Ihre Seele voll war!
Möchte Ihnen die Freude am Werk und die Kraft zur Arbeit noch lange nicht — hegt fehlen! Mit den vielen Freunden Ihrer Kunft — die 100000 beweisen das! — diesen Wunsch und fendet Ihnen Freundesgrüße
Ihr
Hans Hyan.