IN DER DIELE
LASST LICHT HINEIN!
Lasst Licht hinein! So soll das Buch dies Mal heissen. Wohl haben wir Fenster nach allen Himmelsrichtungen, so dass wir nicht zu sagen brauchten »Lasst Licht hinein», aber es ist natürlich symbolisch gemeint, wenn der Name so wurde, wie er wurde. Denn wir wollen Licht und Sonne hinein haben, ins Leben wie ins Zimmer.
Es gilt als ein Axiom, dass ein Maleratelier direkt nach Norden liegen soll, so dass die Sonne nicht hineinkommen kann und — genieren.
Als ich mir eines Tages einen solchen Kasten baute, einen unförmigen, da tat ich dummes Tier dasselbe. Doch es dauerte nicht lange, bis ich ein grosses, breites Fenster an der Sonnenseite heraushaute, und Feuchtigkeit und Schwermut wich, und meine Bilder wurden gleich heiterer.
Es ist sehr modern und fein, mit sauertöpfischer Miene einherzugehen, und man nennt es oft: tief sein.
Auch darin versuche ich mich, aber jch werde nur krank und griesgrämig und dumm, bis Karin sich eines schönes Tages vor mich hinstellt und sagt: »Pfui, wie siehst du aus! Geh und mach einen langen Spaziergang!»
So werde ich wieder der einfache Mensch, zu dem ich geschaffen bin; ich lache wieder, die Sonne scheint in die Seele hinein, wo sie wärmt und glüht. Ich gucke mich um und sage: du hast es doch verdammt gut, alter Gassenjunge!
Wenn ich in die Städte komme, bin ich auch da nicht trübe. Sollte ich nicht auch Strassen, Gassen und Höfe lieben! Wollt ihr’s hören: ich liebe alles und alle.
Ein paar Mal habe ich ein paar Versuche gemacht zu hassen — doch das ging nicht lange. Die, so mit Vorbedacht mir Böses getan haben ... ihr Armen, sag ich, und schon guckt die Sonne wieder hinein.
Wisst ihr, ich lasse nur die Fenster gelten, die nach der Sonnenseite hinausgehen, da wo das Licht hereinkommt.
★ * *
EIN STUBENHOCKER.
Ein Stubenhocker, das bin ich.
Wohl liebe auch ich Gottes freie Natur, gewiss, aber bin ich einmal hinausgekommen auf Wege und Stege, so ist es doch, als ob eine Schlinge festsässe an dem einen Fuss, an der jemand daheim sitzt und zieht; und
wenn ich, wie jetzt, eingekeilt sitze zwischen den Möbeln und Wänden meines kleinen Lesezimmers, so stöhne ich behaglich und sage philosophisch: »Schön ist’s drauss’, doch am besten zu Haus».
Wenn ich zu dumm bin, einen Gedanken zu finden für ein grosses und prüfendes Gemälde, oder zu faul und energielos bin, einen solchen Gedanken auszuführen, dann setze ich mich in eine Ecke hier, in eine Ecke da und male auf kleine Papierlappen Weib, Kind und Wände ab.
Am häufigsten ist es eine Blume, die zuerst Macht über mich bekommt, und meine Seele hat nicht eher Ruh, als bis ich sie abgemalt habe; zufällig kommt ein Kind daher, und schon knipse ich es im Vorbeigehen — und fertig ist das Bild.
Nach einer Zeit eines gewissen Kräfteverbrauchs für grössere dekorative Arbeiten war ich ungewöhnlich lange in einem solchen Faulheitszustand geblieben — und das ist wirklich nicht mein normaler, denn dann fühl’
ich’s in allen Gliedern, bin quängelig und habe keinen Appetit — da schlug ich plötzlich mit der Faust auf den Tisch und brüllte zum Entsetzen aller Familienmitglieder: Nun mal’ ich, hol mich der.., eine neue Heimserie!»
Und das tat ich auch! — denn so viel Mann bin ich doch! — und hier ist sie.
Aber niemals, hör: niemals war es meine Absicht, dass sie dir unter die Augen kommen sollte, geliebter Leser, höchstens für den Export ins Ausland war sie gedacht, sondern es lag daran, dass der Verleger — Gott segne ihn immerhin! — die Lappen zu sehen kriegte, scheinbar davon gerührt wurde, seine Kinder heulten mit, und ich notierte eine kleine Freudenträne in seiner Gattin einem Auge... und ich musste wieder ein Buch machen, Gott sei mir gnädig. (Ich möchte wissen, ob ich nicht ein wenig zu viel den Namen Gottes missbrauche!)
Ich strampelte dagegen, aber man sagte, es solle Leute geben, die sich darüber freuten — na, und da__

Sag ruhig: »ist er schon wieder da!» Lieber, lass es nur bleiben, das teure Buch zu kaufen, hindre bjoss keine anderen daran.

Du, der das Buch gekauft, lass dich vorm Feuer nieder und lass
mich plaudern. Du darfst nichts sagen, nur denken. Kaum das.