JAHRGANG LVI.1906.HEFT I BIS III.




Das neue Empfangsgebäude auf Bahnhof Worms. Vom Landbauinspektor Martin Herrmann in Berlin.


(Mit Abbildungen auf Blatt 1 bis 4 im Atlas. )
(Allo Rechte Vorbehalten. )
Das von der Hessischen Ludwigsbalm errichtete alte Empfangsgebäude auf Bahnhof Worms genügte schon lange nicht mehr den gesteigerten Verkehrsbedürfnissen. Mit der
Erweiterung der Bahnhofsanlagen wurde daher auch die Errichtung eines neuen Empfangsgebäudes geplant. Nach der Verstaatlichung der Hessischen Ludwigsbahn im Jahre 1897 erstand als Erstlingswerk der neu gegründeten preußisch
hessischen Eisenbahngemeinschaft die neue Eisenbahnbrücke über den Rhein. Als zweites Werk folgte das neue Empfangs


gebäude in Worms. Mit dem Bau wurde im Spätherbst 1901


begonnen. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme erfolgte im März 1904. Während der Bauzeit konnte das alte Empfangsgebäude bestehen bleiben, da der Neubau an anderer Stelle und zwar dicht vor dem alten Gebäude errichtet wurde. Nur geringe vorüber
gehende Anlagen waren deshalb zur Aufrechterhaltung des Verkehrs während der Bauzeit erforderlich.
Da die neuen Gleise in schiefer Richtung zur Bahnhofstraße liefen, mußte auch das neue Empfangsgebäude schiefwinklig zur Straße errichtet wer
den (Text-Abb. 2). Diese Lage in Verbindung mit den etwas beschränk
ten Vorplatzverhältnissen hat sich jedoch für die künstlerische Wirkung des Gebäudes eher günstig als nachteilig erwiesen. Der mit zwei präch
tigen alten Platanen geschmückte Vorplatz wird als Droschkenhalteplatz benutzt.
Der Grundriß des Gebäudes (Text- Abb. 8) zeigt die typische Anlage mit dem Flur nach der Bahnsteigseite.
In der Mitte liegt die Eintrittshalle, rechts davon Fahrkarten - und Gepäck
raum und daran anschließend die Dienst- und Kassenräume, letztere unmittelbar vom Vorplatz aus zugänglich; links liegen die Warte


säle III. /IV. Klasse und Ι. /II. Klasse mit Speisesaal und Damenzimmer.


Zwischen den Wartesälen und dem Speisesaal ist der Schankraum eingefügt, so daß von hier aus die Be
dienung der Säle bequem erfolgen kann. Weiter schließen sich die Fürstenräume als besonderer Bauteil
an. Das Obergeschoß (Text-Abb. 7) enthält im linken Flügel die Wohnung des Bahnhofswirts mit Räumen für männliches und weibliches Personal, durch eine besondere Treppe vom Vorplatz aus zugänglich. Über den Diensträumen des rechten Flügels liegt die Wohnung des Stationsvorstehers. Das Kellergeschoß (Text-Abb. 9) enthält die
Abb. 1. Giebel über dem Mittelbau.