des Putzes. Wie die Text-Abb. 11 zeigt, ist seine Oberfläche mit fächerartigen Zeichnungen bedeckt, die ihr namentlich bei schräg auffallenden Sonnenstrahlen einen eigenartigen Reiz verleiht. Der Putz wird in der Weise hergestellt, daß in die oberste noch weiche Mörtelschicht mit einem spachtelartigen Gerät segmentförmige Fächerfiguren frei
händig eingedrückt werden. Die Ausführung ist sehr einfach; nur muß darauf geachtet werden, daß die Fächerfiguren recht unregelmäßig auf der Fläche sitzen. — Die Be
handlung der Steine und des Fugenschnitts erfolgte in der Weise des Mittelalters. Die Werksteine sind grob scharriert, auch in den Profilen. Das Mauerwerk zeigt ungleich hohe Schichten und springende Fugen. Alle Werksteine sind nicht im Bruch, sondern auf dem Bauplatz hergerichtet und bearbeitet worden. Dies hat für die Bauleitung den nicht zu unterschätzenden Vorteil, daß unbrauchbare Steine leicht ausgeschieden und durch brauchbare ersetzt werden können.
Das Innere. Ein mit Glas eingedecktes Vordach schützt den Hauptein
gang. Durch einen Windfang betritt man die Halle, die durch zwei mächtige Fenster fast überreich erhellt ist. Trotz der mäßigen Abmessungen (12, 20 zu 20 m). macht sie einen recht stattlichen Eindruck. Ein ein
faches in den Dachraum ragendes Tonnen
gewölbe in Monierbauweise mit aufgelegten flachen Gurten und bescheidenen Antragarbeiten überspannt den Raum. Der Fußboden ist mit ziegelroten Plättchen ohne Randmuster,
abwechselnd glatt und geriffelt, um das Ausgleiten zu verhindern, belegt. Um Be
schädigungen, wie sie im Eisenbahnbetrieb fast un
vermeidlich sind, nach Möglichkeit zu verhin
dern, sind Wände, Pfeiler
und Brüstungen bis auf etwa ein Meter Höhe mit gestocktem Granit be
kleidet. Aus dem gleichen Grunde sind an allen Türgewänden und Pfei
lern bis auf Manneshöhe jegliche scharfe Ecken und Kanten vermieden. Alles ist rund gegliedert. Die Sperrgitter und Schal
terteilungsgeländer sind aus Eisenrohren mit Mes
singummantelunggebildet,
ebenfalls unter Vermeidung eckiger Formen. Auf eine farbige Ausmalung der Halle ist verzichtet worden. Nur Weiß und Gold haben Verwendung gefunden. Wo Sandstein auftritt,
ist er in seiner natürlichen Farbe belassen worden. Einige Bildhauerarbeiten in Stein und Eichenholz sind an den Pfeilern bezw. Schaltereinbauten zu finden. Hierbei sind in scherz
hafter Weise einzelne charakteristische Typen des reisenden Publikums dargestellt. Die mächtigen Hallenfenster sind mit schlichter Bleiverglasung versehen. Einen besonderen Reiz gewinnt die im übrigen farblose Verglasung durch abwechselnde Verwendung von Kathedralglas mit Gläsern, die
in ihrer Struktur an Granit oder an Baumrinde erinnern. Die Türen sind besonders kräftig gebaut, aus Eichenholz und mit durchbrochenem Eisenblech beschlagen. Durch die Sperre betritt man den Flurgang, der ebenfalls mit einem Tonnengewölbe überdeckt ist. In Kämpferhöhe befinden sich zahlreiche Köpfe, geschmückt mit den Zeichen der verschie
denen Arten des Bauhandwerks. Inmitten der Flurwand ist eine polierte Granitschale eingebaut, in die aus bronzenem Löwenkopf Trinkwasser fließt. Der anschließende Wartesaal III. /IV. Klasse (Text-Abb. 13) besitzt eine einfache braun
gebeizte Holzbalkendecke mit Unterzug und Säule. Die Wände sind mit eichener Holzvertäfelung bis über Manneshöhe und mit eingebauten festen Bänken versehen. Ein hoher gemalter Fries mit Szenen aus dem Verkehrswesen zieht sich unterhalb der Decke hin. Der Wartesaal I. /II. Klasse (Text-Abb. 12) ist durch ein stattliches Kugelgewölbe in Monierbauweise überdeckt. Die bildnerischen Darstellungen in den vier Ecken sind der Nibelungensage entnommen und zwar Nibelungen
hort, Siegfried und Kriemhild, Brunhild und Kriemhild, Siegfrieds Tod. Einen besonderen Schmuck hat dieser Raum durch den ringförmigen Beleuchtungskörper aus Messing erhalten. Der anschließende Speisesaal zeigt eine Holzdecke mit geschnitzten Friesen, deren Motive dem Tier- und Pflanzenleben entnommen sind.
Die Beleuchtung sämtlicher Räume erfolgt durch elektrisches Licht, die Erwärmung durch eine Niederdruckdampfheizung.
Den ersten Anlaß, das Empfangsgebäude in romanischen Stilformen zu errichten, gab eine Entwurfsskizze des Geheimen Oberbaurats Prof. Hofmann in Darmstadt. Dem
Abb. 10. Aus der Vorhalle des Fürstenbaues.
Abb. 11. Fächerputz.