aufzunehmen, während im Ober- und Dachgeschoß ein naturhistorisches Museum untergebracht wurde.
Die feste und ins einzelne ausgebaute Ordnung des ganzen Marktwesens, wie sie das Mittelalter überlieferte, blieb auch für die Folge bis in das XIX. Jahrhundert hinein be
stehen. Die alten Verordnungen blieben vorbildlich und
wurden ihrem Inhalte nach, teilweise fast wörtlich, häufig wiederholt. Besonders häufig kehren immer wieder die Ver
ordnungen gegen den aus dem Mittelalter her bekannten „Vorkauf“, d. h. den Verkauf der Lebensmittel vor der Feilhaltung auf offenem Markt. Wer bei solchem Vorkauf be
troffen wird, dessen Gut verfällt zugunsten der Waisen und Findlingskinder.
Als 1804 der Kaiser Napoleon in Köln war, erließ er unterm 18. September ein Dekret, worin der Stadt das alte Stapelrecht bestätigt und die Anlage eines Freihafens be
willigt wurde zur abgabenfreien Niederlage der aus dem Auslande ankommenden Waren. Auch im übrigen lebten zur Franzosenzeit die alten Verordnungen wieder auf, und in der nachfranzösischen Zeit spielte sich das Marktwesen ebenso in den herkömmlichen Gleisen und im Rahmen von Verord
nungen ab, die denen der vorangegangenen Zeitabschnitte nachgebildet waren. Infolge des allgemeinen Niederganges, dem die Stadt während der letzten drei Jahrhunderte langsam aber unaufhörlich anheimgefallen war, hatte auch das einst so blühende Markt- und Handelstreiben seine Regsamkeit und seinen Glanz eingebüßt und war endlich ganz auf dem Stand kleinbürgerlicher Krämerei angekommen. Mit dem zweiten Drittel des XIX. Jahrhunderts beginnt dann langsam ein neuer Handelsaufschwung, vornehmlich geweckt durch die Einführung der Dampfschiffahrt auf dem Rhein und den Bau der Rheinischen Eisenbahn.
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts begannen die Bestrebungen, den Marktverkehr von den offenen Plätzen in bedeckte Hallen zu verlegen. Bereits im Jahre 1852 wurde ein Kostenanschlag zur Überdeckung des Altenmarktes und des Apostelnmarktes aufgestellt, doch sah man von der Ausführung dieser Pläne wegen der Kosten ab.
1860 wurde abermals ein Antrag auf Errichtung einer bedeckten Markthalle eingereicht, mit dem Hinweis auf das Beispiel anderer großer Städte. Für die derzeitigen Zustände bezeichnend sind die Beschwerden, daß der Gürzenichsaal bei Konzerten mit übelen Gerüchen aus den im Untergeschoß lagernden Marktwaren angefüllt sei. Im Jahre 1866 schien die Errichtung einer Markthalle der Verwirklichung nähergerückt, indem beschlossen wurde, aus einer im Gesamtbe
trage von 700 000 Tlr. aufzunehmenden städtischen Anleihe den Betrag von 25 000 Tlr. für die Errichtung eines Pack
hofs und einer Markthalle zu verwenden. Durch den Krieg geriet indes die Stadt in schwierige Geldverhältnisse, die Verausgabung des Betrages unterblieb, und der aus der Anleihe verbleibende Rest wurde dem städtischen Haushalte zu
geführt. 1885 endlich gelangte der Entwurf der Markthalle an der Severinstraße zur Annahme (vgl. Lageplan Abb. 1 Bl. 20).
Der anfänglich flotte Geschäftsverkehr in der 1886 eröffneten, später auf 1428 qm Baufläche vergrößerten Halle
hielt auf die Dauer nicht an, vielmehr flaute er mit der Zeit immer mehr ab. Zum Teil war dies eine Folge davon, daß der auf dem Altenmarkt abgehaltene Hauptmarkt wegen Platz
mangels immer mehr auf den Heumarkt hinübergriff, wodurch die ohnedies zu geringe Entfernung der Halle vom Mittel
punkte des Lebensmittelverkehrs noch weiter verkürzt wurde.
Dadurch mußte der Handel in der Halle leiden, denn ein selbständiger Markt ist nur in gewissem Abstande — etwa 1000 bis 1500 m — von einem anderen Markte lebensfähig, um so mehr, wenn die Bedeutung des letzteren ohnedies eine
Abb. 4. Blick in die Gasse Auf dem Himmelreich. (1901 abgebrochen für den Bau der Markthalle. )
Abb. 5. Hofansicht der Häuser Auf dem Himmelreich 14 u. 16 a.
(1901 abgebrochen für den Bau der Markthalle. )