sieben Klassen nebst Lehrerwohnungen neu errichtet worden. Zur Aufnahme der Kranken des Gestüts ist ferner auf dem Vorwerk Bajohrgallen in der Nähe von Trakehnen ein unter der Oberaufsicht des Gestütarztes stehendes besonderes Lazarettgebäude erbaut. Dem kirchlichen Bedürfnis soll schließlich wie bereits erwähnt durch Erbauung einer eigenen Kirche in den nächsten Jahren Rechnung getragen werden.
Anlage der Vorwerke und Höfe. Bei der Anordnung der alten Gebäude auf den einzelnen Vorwerken war fast ohne
Ausnahme planlos vorgegangen worden, so daß der größte Teil der Gehöfte nicht als mustergültig angesehen werden kann. Eine übersichtliche ältere Hofanlage bildet das Vor
werk Kalpakin, bei dem das mitten auf dem Hof stehende Inspektorwohnhaus eine Aufsicht über die gesamten Stallund Wirtschaftsgebäude ermöglicht (vgl. den zugehörigen Lage
plan Text-Abb. 3). Im allgemeinen ist man jetzt bestrebt, die Höfe bei der Ausführung von Neubauten derartig umzugestalten, daß von den Ställen eine freie Hoffläche eingeschlossen wird, die von dem Wohnhause des Vor
werkvorstehers übersehen werden kann, die Scheunen und Wärterhäuser dagegen nebst ihren Ställen aus diesem Ring auszuschließen und sie an besonderer Stelle anzulegen (vgl. den zugehörigen Lageplan des Vorwerks Birkenwalde Text
Abb. 2). Bei ganz neuen Anlagen war es von vornherein möglich, eine bestimmte Anordnung einzuhalten. So rahmen die neueren, auf dem Hauptvorwerk Trakehnen errichteten Hauptbauten (Boxenstall, Reitbahn, Auktionsstall, Reitburschen
haus usw. ) einen mit Rasen und Laufbahnen besetzten sowie
mit Bäumen und Gebüsch bepflanzten großen Schmuckhof ein (vgl. Lageplan Abb. 10 Bl. 39 und Ansichten auf Bl. 41). Der noch zu errichtende Hauptbeschälerstall mit zwei Paddock
häuschen sowie den zugehörigen Wärter- und Stutmeisterhäusern wird, wie der östliche Teil des Lageplanes von Trakehnen zeigt, gleichfalls eine planmäßig durchgebildete Anlage bilden.
Beschreibung der Neubauten.
Allgemeines über Baustoffe und Arbeiten. Bei den Neubauten ist im allgemeinen die massive Bauart zur Ausführung gelangt; nur bei den Gebäuden von untergeord
neter Art (Scheunen, Schuppen, Holzställen) bestehen die Wände aus Holzfachwerk mit Bretterverschalung. Wie bereits erwähnt, werden die Ziegelsteine von der eigenen Gestüt
ziegelei in Mattischkehmen hergestellt; der Preis betrug 16 ℳ für das Tausend und ist in neuerer Zeit auf 16, 75 ℳ
gestiegen. Die Ziegel waren im allgemeinen auch für die äußere Erscheinung der massiven Gebäude bestimmend, und zwar zeigen letztere entweder den gefugten Ziegelrohbau oder eine Vereinigung von Rohbau mit Putzflächen. Die in geringer Menge verwandten Formsteine sind von einfacher Art (Schrägsteine, Nasensteine usw. ) und gleich den Dachpfannen ebenfalls aus der Gestütziegelei hervorgegangen. Die Grundmauern der Gebäude wurden fast ausschließlich aus Granit
findlingen hergestellt, deren Fundort die Umgebung der etwa zwei Meilen entfernten Rominter Heide bildet. Die Bedachung der Massivbauten besteht mit wenigen Ausnahmen aus dem sogenannten verschalten Pfannendach mit einer Dachneigung von 1: 1; nur die mit verbretterten Wänden versehenen einfachen Gebäude erhielten das leichtere Doppelpappdach auf
Bretterunterschalung. Der Kalk wurde fast ausschließlich aus Gogolin bezogen und zusammen mit dem erforderlichen Düngekalk vom Gestüt alljährlich in größeren Mengen be
schafft, wobei der für die Neubauten erforderliche Bedarf in Einzelposten jedesmal abgegeben wurde. An Zement kam meist der von Quistorp zur Verwendung, der sich für die in Betracht kommenden Verhältnisse bewährt hat. Zum Mauern und Putzen wurde Sand aus einer Grube des etwa 6 km entfernten Gutes Milluhnen bezogen. Das Gestüt be
sitzt zwar selbst einige kleine Sandgruben, ihr minderwertiges Material war jedoch nur für untergeordnete Zwecke geeignet. An Holz kam zu den Neubauten fast ausschließlich Kiefernoder Fichtenholz zur Anwendung, deren Bezugsquelle ent
weder die Waldungen der Nachbarkreise Stallupönens oder die jenseit der Grenze gelegenen russischen Schneidemühlen bildeten. Das Holz wurde stets zusammen mit den Zimmerarbeiten verdungen.
Die Ausführung der Rohbauarbeiten lag in den Händen von Bauunternehmern der Kreise Stallupönen, Goldap, Gum
binnen und Pillkallen. Die Stücke des inneren Ausbaues lieferten größtenteils Stallupönen, zum geringeren Teil Gumbinner und Insterburger Handwerker. Die in Anbetracht der ungünstigen Witterungsverhältnisse sorgfältig zu behandelnde Pfanneneindeckung lag fast ausschließlich in den Händen eines bewährten Dachdeckermeisters aus Norkitten bei Inster
burg, der eine eingeübte Mannschaft auf den Vorwerken des Gestütes fast dauernd beschäftigte. Von den angewandten Doppelpappdächern wird seitens der Gestütsverwaltung dem zwar etwas teueren, jedoch haltbaren, mit patentiertem
Ottow-Lack gestrichenen Doppelpappdach der Firma Seefeldt u. Ottow in Stolp in Pommern der Vorzug gegeben.
Einteilung der Neubauten. Die zu beschreibenden Gestüt-Neubauten lassen sich nach ihrem Zweck in folgende vier Hauptgruppen zusammenfassen:
1. Baulichkeiten für die räumliche Unterbringung und Be
wegung von Pferden.
2. Gebäude zur wohnlichen Unterbringung von Wärtern
und Beamten.
3. Gebäude für Unterrichts- und Wohlfahrtszwecke.
4. Gebäude verschiedener Art (Stallbauten für Beamte und Wärter, Bauten für Handwerker, Scheunen, Speicher und dergl.)
Baulichkeiten für räumliche Unterbringung und Bewegung von Pferden.
Laufstall für Hengstfohlen in Trakehnen (Abb. 7 bis 9 Bl. 38). Als erster der zur räumlichen Unterbringung
von Pferden dienenden Neubauten wurde im Jahre 1897 auf dem sog. Neuen Hofe ein massiver Laufstall für Hengstfohlen errichtet. Er besteht aus einem Mittelbau mit einer Futter
kammer und zwei heizbaren Wärterzimmern, sowie aus zwei Flügeln, welche beide zusammen für etwa 120 Fohlen Raum
bieten. In einem hohen Drempelgeschoß des Mittelbaues ist ein Haferspeicher untergebracht, während die niedrigeren Stallflügel der Höhe nach ungeteilt sind und ihr Dach zu
gleich die Decke bildet. Die Einfahrtstore der Ställe liegen in den Giebeln.
Das Gebäude ist auf Banketten aus Granitfindlingen in
Ziegelrohbau hergestellt und mit einem Doppelpappdach