zerstreut aufgestellten Schätze nunmehr in dem neuen Museum unterzubringen.
Wie Schlie bis zu diesem Zeitpunkte an seiner Ausbildung gearbeitet hatte und aus einem Forscher ein wirklicher Kenner geworden war, wie er seinen Blick geschärft und sein Auge geschult hatte, beweist sein »Beschreibendes Verzeichnis der Werke älterer Meister in der Grossherzoglichen Gemäldegalerie in Schwerin, 1882.« Was Ausführlichkeit, Kritik und Quellenforschung anlangt, so war dieses Werk, das sämtliche handschriftliche Bezeichnungen, die auf den Gemälden Vorkommen, faksimiliert wiedergiebt, das erste seiner Art in Deutschland, es machte den Verfasser rasch in der Kunstwelt bekannt und erhob ihn auf dem bestimmten Gebiete zur Autorität. Das Museum in Schwerin, dessen Sammlungen bisher wenig beachtet waren, wurde seitdem viel von Forschern, vor allem von niederländischen, besucht, waren doch den letzteren durch Schlie sichere Nachrichten über manche Maler gegeben, über die in den Museen von Holland und Belgien bisher noch völlige Unklarheit geherrscht hatte. Jeder Besucher der Sammlungen wird aber auch das vorzügliche Anordnungstalent Schlie’s haben anerkennen müssen.
Mit ähnlichem Eifer strebte Schlie darnach, sich in die übrigen seiner Obhut anvertrauten Sammlungen, insbesondere in die des Kunstgewerbes, einzuleben, weite Reisen zum Vergleichen und Studieren vollendeten seine Ausbildung, er führte eine rege Feder für Kunstzeitschriften, und seine Artikel waren stets klar, gründlich und sachgemäss, so dass man seine Kennerschaft in Stockholm wie in Antwerpen, in Kopenhagen wie in Amsterdam anerkannte, sehr oft wurde er in der Folge als Sachverständiger von verschiedensten Seiten und entlegenen Städten aus in Anspruch genommen.
Er hatte nichts vom niederdeutschen Phlegma, im Gegenteil er war ein leicht erregter, impulsiver Charakter. Seine Begeisterung für alles Schöne und Gute konnte ihn oft hinreissend reden lassen, über den Unverstand brach er rücksichtslos heraus, es dauerte gar nicht lange, bis es bei ihm blitzte und donnerte, und er Hess sich, wie der Mecklenburger sagt, nichts bieten. Zuweilen stiess er wohl hierdurch an, zuweilen verletzte er. Aber man muss es ihm zur Ehre sagen, dass er sich bemühte, seine Fehler zu erkennen und wieder gut zu machen. An behaglicher Tafel, mitten in anregender Geselligkeit war er bereit, sich rückhaltlos zu geben, und dann kamen äusserst liebenswürdige Seiten an ihm zum Vorschein. Dass er den Humor und die Läuschen liebte, braucht von einem Landsmanne Fritz Reuter’s kaum gesagt zu werden.
Im Jahre 1884 Hess Schlie ein »Beschreibendes Verzeichnis der Werke neuerer Meister in der Grossherzoglichen Gemäldegalerie« erscheinen, das ähnlich angelegt war, wie das obige Werk, 1887 beschrieb er die Gipsabgüsse antiker Bildwerke daselbst und gab ganz ausgezeichnete Erklärungen dazu, die wegen ihrer Klarheit und Flüssigkeit und Gründlichkeit mustergültig genannt werden können. Auch mögen
hier noch einige Einzelabhandlungen erwähnt werden, die er im Buchhandel erscheinen Hess: Darstellung des troischen Sagenkreises auf den etruskischen Aschenkisten 1867. Aufnahme der Kunstgeschichte in den Lehrplan der Gymnasien 1875. Altarwerk der beiden Brüsseler Meister Jan Bormann und Bernaert von Orley 1883. Hervorragende Gemälde niederländischer Meister der Galerie Weber in Hamburg 1891. Alt-Meissen in Schwerin 1893. Denkmal des Grossherzogs Friedrich Franz II. 1893. N. Knüpfer und einige seiner Gemälde, Beitrag zur Elsheimer Frage 1896. Hamburger Meister von 1435, 1897. Das Hauptwerk seines Lebens »Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Grossherzogtums Mecklenburg-Schwerin nahm er erst in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Angriff. Er betrat damit ein ihm ungewohntes und vielfach noch unbekanntes Gebiet, so fehlte ihm z. B. noch die Kenntnis der Einzelheiten, die zu einer guten Baubeschreibung unerlässlich ist, fast vollständig. Mit seiner gewohnten Energie und Gründlichkeit vertiefte er sich in das neue Studium, beschränkte sich nicht auf die Erforschung der Baugeschichte jedes Denkmals, sondern zog zum Verständnis stets die Ortsgeschichte heran und reiste als Forscher unermüdlich durch das Land. Es wird wenige Dörfer in Mecklenburg geben, die er nicht selbst besucht hat, ja, er ist in den meisten Orten zwei-, dreimal gewesen, weil ihm seine Forschungen immer noch nicht gründlich genug schienen. Höchst ergötzlich war es, ihn in seinem Verkehr mit den verschiedenen Ständen auf solchen Reisen zu beobachten. Dem zaghaft-neugierig herantretenden Küster war er der willige Lehrer, der dafür sorgte, dass spätem Besuchern das wirklich Sehenswerte in rechtem Lichte gezeigt werden konnte, dem Arbeiter oder Bauern entlockte er durch seine humorvollen Gespräche gemütliches Lachen, die Überhebung eines Rittergutsbesitzers stiess auf das Selbstbewusstsein des Gelehrten, der seine Überlegenheit sehr bald aufdrückte, einem rechten Adligen war er der Mann, der sich viel am Hofe bewegte, der Ungefälligkeit gegenüber wurde er grob und das von Herzen. Während der Fahrten von einem Orte zum andern konnte den Freund der niederländischen Schule der Anblick einer buntgescheckt auf grünem Grunde gelagerten Kuhherde begeistern, dann redete er von seinen Reisen in Frankreich und England, Holland und Schweden in der anziehendsten Weise. So streute er überall Anregungen aus, wie viele davon vertrockneten, wie viele Wurzel fassten, wird sich freilich niemals feststellen lassen. Der erste Band obigen Werkes, der im Jahre 1896 erschien, fand sofort durch Deutschland hin an massgebenden Stellen rückhaltlose Anerkennung, der fünfte und letzte Band kam 1902 heraus.
Es hat ihm nicht an Anerkennungen bei Lebzeiten gefehlt, ihn ehrten Titel und Orden, er war korrespondierendes Mitglied des archäologischen Institutes in Rom und Berlin und gehörte dem ständigen Ausschuss des internationalen kunsthistorischen Kongresses an. Zur Zeit planen seine Freunde die Aufstellung
Wie Schlie bis zu diesem Zeitpunkte an seiner Ausbildung gearbeitet hatte und aus einem Forscher ein wirklicher Kenner geworden war, wie er seinen Blick geschärft und sein Auge geschult hatte, beweist sein »Beschreibendes Verzeichnis der Werke älterer Meister in der Grossherzoglichen Gemäldegalerie in Schwerin, 1882.« Was Ausführlichkeit, Kritik und Quellenforschung anlangt, so war dieses Werk, das sämtliche handschriftliche Bezeichnungen, die auf den Gemälden Vorkommen, faksimiliert wiedergiebt, das erste seiner Art in Deutschland, es machte den Verfasser rasch in der Kunstwelt bekannt und erhob ihn auf dem bestimmten Gebiete zur Autorität. Das Museum in Schwerin, dessen Sammlungen bisher wenig beachtet waren, wurde seitdem viel von Forschern, vor allem von niederländischen, besucht, waren doch den letzteren durch Schlie sichere Nachrichten über manche Maler gegeben, über die in den Museen von Holland und Belgien bisher noch völlige Unklarheit geherrscht hatte. Jeder Besucher der Sammlungen wird aber auch das vorzügliche Anordnungstalent Schlie’s haben anerkennen müssen.
Mit ähnlichem Eifer strebte Schlie darnach, sich in die übrigen seiner Obhut anvertrauten Sammlungen, insbesondere in die des Kunstgewerbes, einzuleben, weite Reisen zum Vergleichen und Studieren vollendeten seine Ausbildung, er führte eine rege Feder für Kunstzeitschriften, und seine Artikel waren stets klar, gründlich und sachgemäss, so dass man seine Kennerschaft in Stockholm wie in Antwerpen, in Kopenhagen wie in Amsterdam anerkannte, sehr oft wurde er in der Folge als Sachverständiger von verschiedensten Seiten und entlegenen Städten aus in Anspruch genommen.
Er hatte nichts vom niederdeutschen Phlegma, im Gegenteil er war ein leicht erregter, impulsiver Charakter. Seine Begeisterung für alles Schöne und Gute konnte ihn oft hinreissend reden lassen, über den Unverstand brach er rücksichtslos heraus, es dauerte gar nicht lange, bis es bei ihm blitzte und donnerte, und er Hess sich, wie der Mecklenburger sagt, nichts bieten. Zuweilen stiess er wohl hierdurch an, zuweilen verletzte er. Aber man muss es ihm zur Ehre sagen, dass er sich bemühte, seine Fehler zu erkennen und wieder gut zu machen. An behaglicher Tafel, mitten in anregender Geselligkeit war er bereit, sich rückhaltlos zu geben, und dann kamen äusserst liebenswürdige Seiten an ihm zum Vorschein. Dass er den Humor und die Läuschen liebte, braucht von einem Landsmanne Fritz Reuter’s kaum gesagt zu werden.
Im Jahre 1884 Hess Schlie ein »Beschreibendes Verzeichnis der Werke neuerer Meister in der Grossherzoglichen Gemäldegalerie« erscheinen, das ähnlich angelegt war, wie das obige Werk, 1887 beschrieb er die Gipsabgüsse antiker Bildwerke daselbst und gab ganz ausgezeichnete Erklärungen dazu, die wegen ihrer Klarheit und Flüssigkeit und Gründlichkeit mustergültig genannt werden können. Auch mögen
hier noch einige Einzelabhandlungen erwähnt werden, die er im Buchhandel erscheinen Hess: Darstellung des troischen Sagenkreises auf den etruskischen Aschenkisten 1867. Aufnahme der Kunstgeschichte in den Lehrplan der Gymnasien 1875. Altarwerk der beiden Brüsseler Meister Jan Bormann und Bernaert von Orley 1883. Hervorragende Gemälde niederländischer Meister der Galerie Weber in Hamburg 1891. Alt-Meissen in Schwerin 1893. Denkmal des Grossherzogs Friedrich Franz II. 1893. N. Knüpfer und einige seiner Gemälde, Beitrag zur Elsheimer Frage 1896. Hamburger Meister von 1435, 1897. Das Hauptwerk seines Lebens »Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Grossherzogtums Mecklenburg-Schwerin nahm er erst in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Angriff. Er betrat damit ein ihm ungewohntes und vielfach noch unbekanntes Gebiet, so fehlte ihm z. B. noch die Kenntnis der Einzelheiten, die zu einer guten Baubeschreibung unerlässlich ist, fast vollständig. Mit seiner gewohnten Energie und Gründlichkeit vertiefte er sich in das neue Studium, beschränkte sich nicht auf die Erforschung der Baugeschichte jedes Denkmals, sondern zog zum Verständnis stets die Ortsgeschichte heran und reiste als Forscher unermüdlich durch das Land. Es wird wenige Dörfer in Mecklenburg geben, die er nicht selbst besucht hat, ja, er ist in den meisten Orten zwei-, dreimal gewesen, weil ihm seine Forschungen immer noch nicht gründlich genug schienen. Höchst ergötzlich war es, ihn in seinem Verkehr mit den verschiedenen Ständen auf solchen Reisen zu beobachten. Dem zaghaft-neugierig herantretenden Küster war er der willige Lehrer, der dafür sorgte, dass spätem Besuchern das wirklich Sehenswerte in rechtem Lichte gezeigt werden konnte, dem Arbeiter oder Bauern entlockte er durch seine humorvollen Gespräche gemütliches Lachen, die Überhebung eines Rittergutsbesitzers stiess auf das Selbstbewusstsein des Gelehrten, der seine Überlegenheit sehr bald aufdrückte, einem rechten Adligen war er der Mann, der sich viel am Hofe bewegte, der Ungefälligkeit gegenüber wurde er grob und das von Herzen. Während der Fahrten von einem Orte zum andern konnte den Freund der niederländischen Schule der Anblick einer buntgescheckt auf grünem Grunde gelagerten Kuhherde begeistern, dann redete er von seinen Reisen in Frankreich und England, Holland und Schweden in der anziehendsten Weise. So streute er überall Anregungen aus, wie viele davon vertrockneten, wie viele Wurzel fassten, wird sich freilich niemals feststellen lassen. Der erste Band obigen Werkes, der im Jahre 1896 erschien, fand sofort durch Deutschland hin an massgebenden Stellen rückhaltlose Anerkennung, der fünfte und letzte Band kam 1902 heraus.
Es hat ihm nicht an Anerkennungen bei Lebzeiten gefehlt, ihn ehrten Titel und Orden, er war korrespondierendes Mitglied des archäologischen Institutes in Rom und Berlin und gehörte dem ständigen Ausschuss des internationalen kunsthistorischen Kongresses an. Zur Zeit planen seine Freunde die Aufstellung