seiner Büste im Grossherzoglichen Museum, dem Hauptorte seines Schaffens. Das beste Denkmal hat er sich selbst durch seine Werke in der Öffentlichkeit und im Herzen seiner Freunde durch sein tief angelegtes Gemüt und sein treues Halten zu allen, die er sich durch seine Liebenswürdigkeit gewonnen hatte, gesetzt. C. BEYER.
DER VII. INTERNATIONALE KUNST
HISTORISCHE KONGRESS IN INNSBRUCK.
Nachdem am Abend des 8. September vorberatende Sitzungen des ständigen und des lokalen Ausschusses stattgefunden und die eingetroffenen Gäste sich gegenseitig begrüsst hatten, wurde der Kongress am 9. September, vormittags 9 Uhr, durch den Vorsitzenden des ständigen Ausschusses, Prof. Schmarsow-Leipzig, eröffnet. Zum Präsidenten der Tagung wurde der Präsident der vorhergehenden beiden Kongresse, Prof. Dietrichson-Christiania, vorgeschlagen, der die Wiederwahl jedoch aus Gesundheitsrücksichten ablehnte. Darauf wurden zu Vorsitzenden gewählt Prof. Schmarsow-Leipzig, Prof. A/euwirth-Wien, Prof. Semper-Innsbruck, zu Schriftführern Prof. Zimmermann- Berlin und Landschaftsbeamter Zimmeter-Innsbruck. Auf die Begrüssungsansprachen des Bürgermeister-Stellvertreters Dr. Wenin, des Kaiserlichen Statthalters von Tirol, Baron Schwarzenau, und des Rektor Magnificus der Innsbrucker Universität, Dr. Cathrein, erwiderte Prof. Schmarsow. Zum Schluss gedachte er der seit der letzten Tagung verstorbenen Mitglieder der Kongresse Adolf Bayersdorfer- München, F. X. /
Der Schriftführer des ständigen Ausschusses, Prof. Zimmermann, gab Bericht darüber, dass die auf dem Lübecker Kongress gefasste Resolution in Sachen der Denkmalpflege an die damals bestimmten europäischen Regierungen versandt worden sei und dass einzelne Regierungen zum Teil in längeren Ausführungen darauf geantwortet hätten.
Prof. Lacher-Graz überbrachte eine Einladung der Stadt Graz, den nächsten Kongress (1904) dort abzuhalten, während Reichsantiquar Hildebrandt-Stockholm den Kongress für 1906 nach Stockholm einlud. Der Kongress sprach sich unter Dank für die Einladungen dahin aus, dass er die Stockholmer Einladung, über die er statutenmässig nicht definitiv beschliessen dürfe, dem nächsten Kongress zur Annahme aufs wärmste empfehlen wolle, und unterbreitete der Stadt Graz die Bitte, ihre Einladung bis zu einem späteren Termin zu verschieben, da es nicht wünschenswert erscheine, zwei aufeinander folgende Kongresse an zwei einander so nahe liegenden Orten abzuhalten. Die endgültige Beschlussfassung über die Stadt für die Tagung im Jahre 1904 wurde an den ständigen Ausschuss verwiesen.
Da der Vorstand der mit dem Kongress in Verbindung stehenden Kunsthistorischen Geséllschaft für photographische Publikationen durch den Tod von Dr. Bayersdorfer und den Austritt von Prof. v. Oettingen-Berlin bis auf eine Person, Prof. Schmarsow, zusammengeschmolzen war, wurde er durch die Zuwahl von Geheimrat v. Reber-München und Dr. Hofstede de Oroot- Haag ergänzt und ihm das Recht erteilt, sich durch Kooptation zu erweitern. — C. de Mandach-Paris legte ein von Eug. Müntz-Paris verfasstes Programm der Gesellschaft für ikonographische Studien vor und berichtete über die Resultate, welche die Gesellschaft bisher in Frankreich erzielt hat. Es erfolgte darauf eine
grössere Anzahl von Beitrittserklärungen der Versammelten zu dem festgesetzten jährlichen Preise von 10 Frs. — An Stelle des ausgefallenen Vortrags von Prof. Länge-Tübingen über den Amor des Michelangelo lässt die Verlagshandlung E. A. Seemann eine Anzahl von Exemplaren des bei ihr erschienenen Buches von Lange über diesen Gegenstand verteilen.
Dann begann die Reihe der Vorträge. Dr. Hofstede de Groot trat dafür ein, dass man die Gemälde in den öffentlichen Galerien nicht mit Glasscheiben bedecken solle, da diese den künstlerischen Genuss stark beeinträchtigen, ja zuweilen unmöglich machen, und da er durch jahrelange Beobachtungen konstatiert habe, dass die Atmosphäre mit ihrer Feuchtigkeit und mit ihrem Russ selbst unter den ungünstigsten Verhältnissen, wie sie z. B. in London herrschen, keinen dauernd nachteiligen Einfluss auf die Gemälde auszuüben vermag. Vor beabsichtigter oder unbeabsichtigter Beschädigung durch das Publikum könnten die Gemälde am wirksamsten durch Vermehrung und gute Auswahl des Aufsichtspersonals beschützt werden.
Prof. Leitschuh - Strassburg sprach über das aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammende Reliquiar in der Pfarrkirche St. Magdalenen zu Strassburg, welches die Hand der hl. Atala enthält und aus der Stephanskirche stammt. Hände als Reliquien sind in so früher Zeit selten; selten ist auch das frühe Auftreten architektonischer Gestaltung des Behälters und dass eine Stifterinschrift an dem Werk angebracht ist. Die architektonischen Formen des Reliquiars haben so grosse Ähnlichkeit mit den vor Erwin geschaffenen gotischen Teilen des Strassburger Münsters, dass der Vortragende nicht ansteht, bei beiden dieselbe Künstlerhand zu vermuten. Als Stifter glaubt er nach der Inschrift einen bischöflichen Ministerialen Godefried Cidelere nachweisen zu können. Dass kirchliche Gegenstände in so früher Zeit nicht von Geistlichen gestiftet worden sind, ist ebenfalls eine Seltenheit. Wenn ihn nicht alle Zeichen trügen, meint der Vortragende in Godefried Cidelere den berühmten Dichter Gottfried von Strassburg erkennen zu dürfen, der nach den neuesten Forschungen bischöflicher Ministeriale war.
Dr. PazßwzrA-Reichenberg weist darauf hin, dass sich die bestehenden Archivverwaltungen als nicht tauglich zur Erteilung von Auskünften zu kunstgeschichtlichen Zwecken gezeigt haben und schlägt die Errichtung von staatlichen Kunstarchiven vor. Der Antrag wird zur weiteren Beratung an den ständigen Ausschuss verwiesen.
Nach Schluss der Verhandlungen um 12 Uhr erfolgte die Besichtigung der Hofkirche. Um 2 Uhr versammelten sich die Mitglieder in der zu Ehren des Kongresses veranstalteten kunsthistorischen Ausstellung, wo Prof. Semper die Führung übernahm. Zwei aneinander stossende Säle enthalten ausschliesslich tirolische Kunstwerke vom 11. bis zum Beginn des ig. Jahrhunderts, in deren Auswahl die künstlerische Bedeutung der betreffenden Epoche, sowie des einzelnen Kunstwerkes möglichst berücksichtigt wurde. Der dritte Saal ist hervorragenden älteren Kunstwerken ausländischer Schulen eingeräumt, welche sich in tirolischem Privatbesitz befinden. Die erste Abteilung giebt ein, soweit es möglich war, abgeschlossenes Bild, welches in sehr erwünschter Weise durch Photographien ergänzt wird. Hauptsächlich Malerei und Plastik sind berücksichtigt, während die Kleinkunst nur durch wenige Werke vertreten ist. Wie entschieden der Einfluss der veronesischen Kunst die Malerei und die Skulptur Tirols um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert beherrschte, zeigen eine Kreuzigung und ein Votivbild der Familie Jauffenberg mit der Dreieinigkeit aus dem Chorherrenstift Neustift bei Brixen und einige kleine Skulpturen. In einem Bild aus der Schule des Brixener Malers Jakob Sunter von ca. 1460, den Tod
DER VII. INTERNATIONALE KUNST
HISTORISCHE KONGRESS IN INNSBRUCK.
Nachdem am Abend des 8. September vorberatende Sitzungen des ständigen und des lokalen Ausschusses stattgefunden und die eingetroffenen Gäste sich gegenseitig begrüsst hatten, wurde der Kongress am 9. September, vormittags 9 Uhr, durch den Vorsitzenden des ständigen Ausschusses, Prof. Schmarsow-Leipzig, eröffnet. Zum Präsidenten der Tagung wurde der Präsident der vorhergehenden beiden Kongresse, Prof. Dietrichson-Christiania, vorgeschlagen, der die Wiederwahl jedoch aus Gesundheitsrücksichten ablehnte. Darauf wurden zu Vorsitzenden gewählt Prof. Schmarsow-Leipzig, Prof. A/euwirth-Wien, Prof. Semper-Innsbruck, zu Schriftführern Prof. Zimmermann- Berlin und Landschaftsbeamter Zimmeter-Innsbruck. Auf die Begrüssungsansprachen des Bürgermeister-Stellvertreters Dr. Wenin, des Kaiserlichen Statthalters von Tirol, Baron Schwarzenau, und des Rektor Magnificus der Innsbrucker Universität, Dr. Cathrein, erwiderte Prof. Schmarsow. Zum Schluss gedachte er der seit der letzten Tagung verstorbenen Mitglieder der Kongresse Adolf Bayersdorfer- München, F. X. /
Prof. Lacher-Graz überbrachte eine Einladung der Stadt Graz, den nächsten Kongress (1904) dort abzuhalten, während Reichsantiquar Hildebrandt-Stockholm den Kongress für 1906 nach Stockholm einlud. Der Kongress sprach sich unter Dank für die Einladungen dahin aus, dass er die Stockholmer Einladung, über die er statutenmässig nicht definitiv beschliessen dürfe, dem nächsten Kongress zur Annahme aufs wärmste empfehlen wolle, und unterbreitete der Stadt Graz die Bitte, ihre Einladung bis zu einem späteren Termin zu verschieben, da es nicht wünschenswert erscheine, zwei aufeinander folgende Kongresse an zwei einander so nahe liegenden Orten abzuhalten. Die endgültige Beschlussfassung über die Stadt für die Tagung im Jahre 1904 wurde an den ständigen Ausschuss verwiesen.
Da der Vorstand der mit dem Kongress in Verbindung stehenden Kunsthistorischen Geséllschaft für photographische Publikationen durch den Tod von Dr. Bayersdorfer und den Austritt von Prof. v. Oettingen-Berlin bis auf eine Person, Prof. Schmarsow, zusammengeschmolzen war, wurde er durch die Zuwahl von Geheimrat v. Reber-München und Dr. Hofstede de Oroot- Haag ergänzt und ihm das Recht erteilt, sich durch Kooptation zu erweitern. — C. de Mandach-Paris legte ein von Eug. Müntz-Paris verfasstes Programm der Gesellschaft für ikonographische Studien vor und berichtete über die Resultate, welche die Gesellschaft bisher in Frankreich erzielt hat. Es erfolgte darauf eine
grössere Anzahl von Beitrittserklärungen der Versammelten zu dem festgesetzten jährlichen Preise von 10 Frs. — An Stelle des ausgefallenen Vortrags von Prof. Länge-Tübingen über den Amor des Michelangelo lässt die Verlagshandlung E. A. Seemann eine Anzahl von Exemplaren des bei ihr erschienenen Buches von Lange über diesen Gegenstand verteilen.
Dann begann die Reihe der Vorträge. Dr. Hofstede de Groot trat dafür ein, dass man die Gemälde in den öffentlichen Galerien nicht mit Glasscheiben bedecken solle, da diese den künstlerischen Genuss stark beeinträchtigen, ja zuweilen unmöglich machen, und da er durch jahrelange Beobachtungen konstatiert habe, dass die Atmosphäre mit ihrer Feuchtigkeit und mit ihrem Russ selbst unter den ungünstigsten Verhältnissen, wie sie z. B. in London herrschen, keinen dauernd nachteiligen Einfluss auf die Gemälde auszuüben vermag. Vor beabsichtigter oder unbeabsichtigter Beschädigung durch das Publikum könnten die Gemälde am wirksamsten durch Vermehrung und gute Auswahl des Aufsichtspersonals beschützt werden.
Prof. Leitschuh - Strassburg sprach über das aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammende Reliquiar in der Pfarrkirche St. Magdalenen zu Strassburg, welches die Hand der hl. Atala enthält und aus der Stephanskirche stammt. Hände als Reliquien sind in so früher Zeit selten; selten ist auch das frühe Auftreten architektonischer Gestaltung des Behälters und dass eine Stifterinschrift an dem Werk angebracht ist. Die architektonischen Formen des Reliquiars haben so grosse Ähnlichkeit mit den vor Erwin geschaffenen gotischen Teilen des Strassburger Münsters, dass der Vortragende nicht ansteht, bei beiden dieselbe Künstlerhand zu vermuten. Als Stifter glaubt er nach der Inschrift einen bischöflichen Ministerialen Godefried Cidelere nachweisen zu können. Dass kirchliche Gegenstände in so früher Zeit nicht von Geistlichen gestiftet worden sind, ist ebenfalls eine Seltenheit. Wenn ihn nicht alle Zeichen trügen, meint der Vortragende in Godefried Cidelere den berühmten Dichter Gottfried von Strassburg erkennen zu dürfen, der nach den neuesten Forschungen bischöflicher Ministeriale war.
Dr. PazßwzrA-Reichenberg weist darauf hin, dass sich die bestehenden Archivverwaltungen als nicht tauglich zur Erteilung von Auskünften zu kunstgeschichtlichen Zwecken gezeigt haben und schlägt die Errichtung von staatlichen Kunstarchiven vor. Der Antrag wird zur weiteren Beratung an den ständigen Ausschuss verwiesen.
Nach Schluss der Verhandlungen um 12 Uhr erfolgte die Besichtigung der Hofkirche. Um 2 Uhr versammelten sich die Mitglieder in der zu Ehren des Kongresses veranstalteten kunsthistorischen Ausstellung, wo Prof. Semper die Führung übernahm. Zwei aneinander stossende Säle enthalten ausschliesslich tirolische Kunstwerke vom 11. bis zum Beginn des ig. Jahrhunderts, in deren Auswahl die künstlerische Bedeutung der betreffenden Epoche, sowie des einzelnen Kunstwerkes möglichst berücksichtigt wurde. Der dritte Saal ist hervorragenden älteren Kunstwerken ausländischer Schulen eingeräumt, welche sich in tirolischem Privatbesitz befinden. Die erste Abteilung giebt ein, soweit es möglich war, abgeschlossenes Bild, welches in sehr erwünschter Weise durch Photographien ergänzt wird. Hauptsächlich Malerei und Plastik sind berücksichtigt, während die Kleinkunst nur durch wenige Werke vertreten ist. Wie entschieden der Einfluss der veronesischen Kunst die Malerei und die Skulptur Tirols um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert beherrschte, zeigen eine Kreuzigung und ein Votivbild der Familie Jauffenberg mit der Dreieinigkeit aus dem Chorherrenstift Neustift bei Brixen und einige kleine Skulpturen. In einem Bild aus der Schule des Brixener Malers Jakob Sunter von ca. 1460, den Tod