Jan Wynants zugeschriebene Bild der Schlacht bei Nieuwpoort sieht er nicht für eine Arbeit dieser beiden Künstler an. v. Qoyen ist mit zwei Landschaften gut vertreten.
Gérard Dou ist bei seinem kleinen flötenspielenden Jüngling noch ziemlich breit in der Malweise. Jan Blorn giebt auf dem vorhandenen Bilde eine italienische Parkansicht, wie er sie nach alter Überlieferung oft gemalt hat. Mehrere der Anwesenden sprechen sich dafür aus, dass hier Villa
d’Este in Tivoli dargestellt sei. Adriaen v. d. Venne hat vielfach grau in grau als Vorlage für den Kupferstich ge
malt, aber auch selbständige Bilder in dieser Vortragsweise von ihm waren beliebt, wie die beiden Innsbrucker Bilder. Adriaen van Ostade ist durch drei Bilder mit Halbfiguren vertreten, von denen das eine frühe noch bräunlichen Oe
samtton hat, während die beiden anderen seiner späteren farbigen Zeit angehören. Als kunsthistorisches Dokument von grossem Interesse ist das kleine Bild Landschaft mit Vieh von Paul Potter. Die Signatur mit der Jahreszahl 1644 sieht echt aus. Potter war damals erst 18 Jahre alt,
und wir haben aus dieser frühen Zeit des Künstlers nur sehr wenige Belege. Das Bild ist noch etwas hart und
anders im Ton als die späteren. Von Jan Miense Molenaer besitzt die Galerie ein frühes Bild, das eine Dorfschule darstellt, und ein späteres mit einem Lautenspieler. Von Pieter Saenredam giebt es drei Zeichnungen nach dem Innern der St. Cunerakirche zu Rheenen, aus dem Jahre 1644, nach denen er 1655 ein in Innsbruck befindliches Bild gemalt hat. Zwei andere Zeichnungen des Künstlers stellen dieselbe Kirche im Äussern dar. In dem Bilde des Joost van Craesbeeck mit zechenden und musizierenden Bauern ist deutlich sein Lehrer Brouwer wieder zu erkennen. Eine früher dem Jakob v. Ruisdael zugeschriebene Land
schaft wird jetzt dem Jan van Kessel gegeben, was nach Hofstede berechtigt ist, sofern nicht später doch noch ein
anderer Künstler darin erkannt werden kann. Von Frans de Momper ist eins seiner besten Bilder, eine Winter
landschaft, vorhanden. Ein Bild mit der Schlacht am
Weissen Berge wird unrichtig dem Esaias v. d. Velde zu
geschrieben, Hofstede kennt zwei Bilder desselben Meisters in Brüssel, kann ihn aber nicht benennen. Dem Willem Romeyn wird in Innsbruck eine Landschaft mit Hirten zu Recht gegeben. Ein hier fälschlich Simon v. d. Does ge
nanntes Jugendbild desselben Künstlers hängt daneben.
Man hat dieses und ähnliche Bilder eine Zeit lang Mommers genannt, bis man sie dem Romeyn als Jugendwerke
gab, in denen er seinem Lehrer Berchem noch sehr nah bleibt.
Nach Schluss seines Vortrages berichtet Hofstede de Groot als Referent über den Antrag Pazaurek, betreffend Kunstarchive, wozu er vom ständigen Ausschuss bestimmt
worden war. Es wird eine Resolution angenommen, in welcher der Kongress den Antrag empfiehlt.
Um 12 Uhr hielt der ständige Ausschuss, der sich täglich zur Durchberatung der in den Verhandlungen an
geregten Fragen versammelt hatte, seine letzte Sitzung ab und bei Wiederöffnung der Kongresssitzung um zwei Uhr teilte der Schriftführer mit, dass der ständige Aus
schuss beschlossen habe, dem Kongress die Wahl einer Kommission zur Durchberatung des Antrags Brcdt be
treffend ein kunstgeschichtliches Zeitschriften-Repertorium vorzuschlagen. Die Kommission sollte bestehen aus den anwesenden Herren: Dr. Bredt-Nürnberg, Dr. Jellinek- Wien, Prof. Weber-Jena. Es sollen ferner mehrere Sachverständige des Bibliothekwesens, von denen einige be
sonders in kunstgeschichtlicher Litteratur bewandert sind, gebeten werden, der Kommission beizutreten und zwar die Herren Dr. Jessen, Direktor der Bibliothek des Königl.
Kunstgewerbemuseums Berlin, Prof. Wilmanns, Chef der
königl. Bibliothek Berlin, Prof. Dziatzko, Universitäts- Bibliothekar in Göttingen, Moes, Subdirektor des Königl. Kupferstichkabinetts in Amsterdam, ausserdem Prof. Brock
haus, Direktor des kunstgeschichtlichen Instituts zu Florenz, der einen Zettelkatalog über die kunstgeschichtliche Litteratur des letzten Jahrzehnts in Arbeit hat. Der Kongress er
mächtigt den ständigen Ausschuss, in diesem Sinne vorzugehen.
Dann folgen als Fachvorträge nur für Mitglieder des Kongresses zwei inhaltlich verwände Vorträge von Inama von Sternegg »Anregung bezüglich der Wichtigkeit der Heral
dik zur Bestimmung von Kunstwerkein und von Dr. War
burg- Hamburg »Wappen, Stammbäume und Inventare als methodische Hilfsmittel der Kunstgeschichte«. Warburg ist es gelungen, den Florentiner Stifter des Jüngsten Gerichtes von Memling in Danzig nach dem Wappen seiner Gattin zu bestimmen. Es ist Angelo Tani, der 1466 Caterina Tanagli heiratete. Er war Kompagnon der Portinari und der bei dem Erzengel Michael in der Schale des Gerechten Sitzende ist wahrscheinlich Bildnis des Tommaso Portinari: Das Bild ist von 1467 datiert. Warburg empfiehlt als heraldisches Nachschlagebuch Comte de Renesse: Dictionaire des figures héraldiques. Bruxelles 1897. — Prof. Winter-Innsbruck weist darauf hin, dass bei Palma Vec
chio s Bild der Siindenfall in Braunschweig der Adam so grosse Ähnlichkeit mit Polyklet’s Diadumenos oder Doryphoros im Gegensinne habe, dass dem Künstler ein Stich nach einer von jenen Werken abhängigen Antike Vorgelegen habe müsse. Die Eva entspreche dem von Praxi
teles geschaffenen Typus der nackten Aphrodite. Bei dem Adam in der Darstellung des Sündenfalls ist durch Pahna künstlerisch ein ähnlicher Wechsel vollzogen worden, wie durch Polyklet bei den Gestalten der griechischen Plastik. Bei beiden stand das Bewegungsmotiv von vornherein
fest, und ihm wurde die Handlung als etwas Nebensächliches untergeordnet.
In seinem Schlusswort spricht der Vorsitzende sein Bedauern aus, dass der Innsbrucker Kongress nicht, wie doch alle früheren, in ausreichendem Masse von den Fachgenossen besucht worden sei. Die kunsthistorischen Kongresse haben bewiesen, dass sie im stände sind, bedeutende Aufgaben zu lösen. Aus dem Kongress zu Nürnberg 1893 ist das kunsthistorische Institut zu Florenz, das jetzt vom Deutschen Reich subventioniert wird, hervorgegangen. Die durch den Kongress gegründete kunsthistorische Gesellschaft für photographische Publikationen blickt auf eine Reihe von gelungenen Jahrgängen zurück, die ikonographische Ge
sellschaft gewinnt an Boden. Der Innsbrucker Kongress
hat eine zeitgemässe Statutenrevision beschlossen. Erst jetzt hat der ständige Ausschuss den Lokalausschüssen gegenüber bei der Gestaltung des Programms für den einzelnen Kongress die genügende Vollmacht. Es wird nicht mehr dem Zufall anheimgegeben sein, welche Vor
träge angemeldet werden, sondern der ständige Ausschuss wird zielbewusst vorgehen. Immer mehr müssen die Vorträge zurückgeschoben werden zu Gunsten der Verhand
lungen über allgemeine wissenschaftliche Angelegenheiten
und zu Gunsten der unmittelbar instruktiven Dinge, welche der Ort der Versammlung bietet. Der ständige Ausschuss ver
arbeitet ernsthaft die Anregungen, welche aus dem Plenum gekommen sind und leitet sie an die richtige Stelle und in die rechten Bahnen. Von dem Lokalausschuss sind die
Mitglieder des Kongresses reich mit Geschenken bedacht worden. Drei herrliche Publikationen, »Alttirolische Kunst
werke des 15. und 16. Jahrhunderts«, 16 Blatt in Lichtdruck, »Die Wandgemälde in der Loggia des Löwenhofes im Castello del buon consiglio zu Trient von Girolamo Romanino«,
9 Tafeln in Lichtdruck und Reproduktion von Hand
Gérard Dou ist bei seinem kleinen flötenspielenden Jüngling noch ziemlich breit in der Malweise. Jan Blorn giebt auf dem vorhandenen Bilde eine italienische Parkansicht, wie er sie nach alter Überlieferung oft gemalt hat. Mehrere der Anwesenden sprechen sich dafür aus, dass hier Villa
d’Este in Tivoli dargestellt sei. Adriaen v. d. Venne hat vielfach grau in grau als Vorlage für den Kupferstich ge
malt, aber auch selbständige Bilder in dieser Vortragsweise von ihm waren beliebt, wie die beiden Innsbrucker Bilder. Adriaen van Ostade ist durch drei Bilder mit Halbfiguren vertreten, von denen das eine frühe noch bräunlichen Oe
samtton hat, während die beiden anderen seiner späteren farbigen Zeit angehören. Als kunsthistorisches Dokument von grossem Interesse ist das kleine Bild Landschaft mit Vieh von Paul Potter. Die Signatur mit der Jahreszahl 1644 sieht echt aus. Potter war damals erst 18 Jahre alt,
und wir haben aus dieser frühen Zeit des Künstlers nur sehr wenige Belege. Das Bild ist noch etwas hart und
anders im Ton als die späteren. Von Jan Miense Molenaer besitzt die Galerie ein frühes Bild, das eine Dorfschule darstellt, und ein späteres mit einem Lautenspieler. Von Pieter Saenredam giebt es drei Zeichnungen nach dem Innern der St. Cunerakirche zu Rheenen, aus dem Jahre 1644, nach denen er 1655 ein in Innsbruck befindliches Bild gemalt hat. Zwei andere Zeichnungen des Künstlers stellen dieselbe Kirche im Äussern dar. In dem Bilde des Joost van Craesbeeck mit zechenden und musizierenden Bauern ist deutlich sein Lehrer Brouwer wieder zu erkennen. Eine früher dem Jakob v. Ruisdael zugeschriebene Land
schaft wird jetzt dem Jan van Kessel gegeben, was nach Hofstede berechtigt ist, sofern nicht später doch noch ein
anderer Künstler darin erkannt werden kann. Von Frans de Momper ist eins seiner besten Bilder, eine Winter
landschaft, vorhanden. Ein Bild mit der Schlacht am
Weissen Berge wird unrichtig dem Esaias v. d. Velde zu
geschrieben, Hofstede kennt zwei Bilder desselben Meisters in Brüssel, kann ihn aber nicht benennen. Dem Willem Romeyn wird in Innsbruck eine Landschaft mit Hirten zu Recht gegeben. Ein hier fälschlich Simon v. d. Does ge
nanntes Jugendbild desselben Künstlers hängt daneben.
Man hat dieses und ähnliche Bilder eine Zeit lang Mommers genannt, bis man sie dem Romeyn als Jugendwerke
gab, in denen er seinem Lehrer Berchem noch sehr nah bleibt.
Nach Schluss seines Vortrages berichtet Hofstede de Groot als Referent über den Antrag Pazaurek, betreffend Kunstarchive, wozu er vom ständigen Ausschuss bestimmt
worden war. Es wird eine Resolution angenommen, in welcher der Kongress den Antrag empfiehlt.
Um 12 Uhr hielt der ständige Ausschuss, der sich täglich zur Durchberatung der in den Verhandlungen an
geregten Fragen versammelt hatte, seine letzte Sitzung ab und bei Wiederöffnung der Kongresssitzung um zwei Uhr teilte der Schriftführer mit, dass der ständige Aus
schuss beschlossen habe, dem Kongress die Wahl einer Kommission zur Durchberatung des Antrags Brcdt be
treffend ein kunstgeschichtliches Zeitschriften-Repertorium vorzuschlagen. Die Kommission sollte bestehen aus den anwesenden Herren: Dr. Bredt-Nürnberg, Dr. Jellinek- Wien, Prof. Weber-Jena. Es sollen ferner mehrere Sachverständige des Bibliothekwesens, von denen einige be
sonders in kunstgeschichtlicher Litteratur bewandert sind, gebeten werden, der Kommission beizutreten und zwar die Herren Dr. Jessen, Direktor der Bibliothek des Königl.
Kunstgewerbemuseums Berlin, Prof. Wilmanns, Chef der
königl. Bibliothek Berlin, Prof. Dziatzko, Universitäts- Bibliothekar in Göttingen, Moes, Subdirektor des Königl. Kupferstichkabinetts in Amsterdam, ausserdem Prof. Brock
haus, Direktor des kunstgeschichtlichen Instituts zu Florenz, der einen Zettelkatalog über die kunstgeschichtliche Litteratur des letzten Jahrzehnts in Arbeit hat. Der Kongress er
mächtigt den ständigen Ausschuss, in diesem Sinne vorzugehen.
Dann folgen als Fachvorträge nur für Mitglieder des Kongresses zwei inhaltlich verwände Vorträge von Inama von Sternegg »Anregung bezüglich der Wichtigkeit der Heral
dik zur Bestimmung von Kunstwerkein und von Dr. War
burg- Hamburg »Wappen, Stammbäume und Inventare als methodische Hilfsmittel der Kunstgeschichte«. Warburg ist es gelungen, den Florentiner Stifter des Jüngsten Gerichtes von Memling in Danzig nach dem Wappen seiner Gattin zu bestimmen. Es ist Angelo Tani, der 1466 Caterina Tanagli heiratete. Er war Kompagnon der Portinari und der bei dem Erzengel Michael in der Schale des Gerechten Sitzende ist wahrscheinlich Bildnis des Tommaso Portinari: Das Bild ist von 1467 datiert. Warburg empfiehlt als heraldisches Nachschlagebuch Comte de Renesse: Dictionaire des figures héraldiques. Bruxelles 1897. — Prof. Winter-Innsbruck weist darauf hin, dass bei Palma Vec
chio s Bild der Siindenfall in Braunschweig der Adam so grosse Ähnlichkeit mit Polyklet’s Diadumenos oder Doryphoros im Gegensinne habe, dass dem Künstler ein Stich nach einer von jenen Werken abhängigen Antike Vorgelegen habe müsse. Die Eva entspreche dem von Praxi
teles geschaffenen Typus der nackten Aphrodite. Bei dem Adam in der Darstellung des Sündenfalls ist durch Pahna künstlerisch ein ähnlicher Wechsel vollzogen worden, wie durch Polyklet bei den Gestalten der griechischen Plastik. Bei beiden stand das Bewegungsmotiv von vornherein
fest, und ihm wurde die Handlung als etwas Nebensächliches untergeordnet.
In seinem Schlusswort spricht der Vorsitzende sein Bedauern aus, dass der Innsbrucker Kongress nicht, wie doch alle früheren, in ausreichendem Masse von den Fachgenossen besucht worden sei. Die kunsthistorischen Kongresse haben bewiesen, dass sie im stände sind, bedeutende Aufgaben zu lösen. Aus dem Kongress zu Nürnberg 1893 ist das kunsthistorische Institut zu Florenz, das jetzt vom Deutschen Reich subventioniert wird, hervorgegangen. Die durch den Kongress gegründete kunsthistorische Gesellschaft für photographische Publikationen blickt auf eine Reihe von gelungenen Jahrgängen zurück, die ikonographische Ge
sellschaft gewinnt an Boden. Der Innsbrucker Kongress
hat eine zeitgemässe Statutenrevision beschlossen. Erst jetzt hat der ständige Ausschuss den Lokalausschüssen gegenüber bei der Gestaltung des Programms für den einzelnen Kongress die genügende Vollmacht. Es wird nicht mehr dem Zufall anheimgegeben sein, welche Vor
träge angemeldet werden, sondern der ständige Ausschuss wird zielbewusst vorgehen. Immer mehr müssen die Vorträge zurückgeschoben werden zu Gunsten der Verhand
lungen über allgemeine wissenschaftliche Angelegenheiten
und zu Gunsten der unmittelbar instruktiven Dinge, welche der Ort der Versammlung bietet. Der ständige Ausschuss ver
arbeitet ernsthaft die Anregungen, welche aus dem Plenum gekommen sind und leitet sie an die richtige Stelle und in die rechten Bahnen. Von dem Lokalausschuss sind die
Mitglieder des Kongresses reich mit Geschenken bedacht worden. Drei herrliche Publikationen, »Alttirolische Kunst
werke des 15. und 16. Jahrhunderts«, 16 Blatt in Lichtdruck, »Die Wandgemälde in der Loggia des Löwenhofes im Castello del buon consiglio zu Trient von Girolamo Romanino«,
9 Tafeln in Lichtdruck und Reproduktion von Hand