Zeichnungen des Tiroler Malers Joseph Anton Koch, die zum Teil mit Unterstützung des österreichischen Ministeriums für Kultus und Unterricht zu stände gekommen sind, wurden an die Kongressmitglieder verteilt. Die Vorträge von Semper und Siber, die Ausstellung und die Ausflüge haben gezeigt, wie viele Knnstschätze das Land besitzt. Daher regt sich der Wunsch, dass der Kongress, der schon so vieles geboten, nun auch in der Publikation aller Wandgemälde Tirols aus dem Mittelalter und der Renaissancezeit eine weitere bleibende Folge habe.
Ein Festmahl in Igls, bei dem die Professoren Schmarsow, Dietrichson, Semper, Riehl, Zimmermann Reden hielten und bei welchem auch aus dem Kreise der jüngeren Fachgenossen den älteren für die vielfache Anregung und Belehrung bei dem Kongress in einer Ansprache gedankt wurde, beschloss den Kongress. M. O. Z.
NEKROLOGE
Der Maler und Zeichner Alois Greil in Wien ist gestorben; er war 1841 in Linz geboren und studierte an der Wiener Akademie unter Rüben, später war er in Wien sehr bekannt als Illustrator und insonderheit als Bauernzeichner.
PERSONALIEN
Peter Behrens ist zum Direktor der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule berufen worden.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Anlässlich des Brinckmann-Jubiläums haben eine Anzahl Freunde des Jubilars dem Hamburger Museum eine kostbare und höchst interessante Stiftung gemacht; sie haben nämlich ein getäfeltes mit steinernem Kamin ausgestattetes Gemach, aus der besten Zeit der deutschen Renaissance erworben, das im Museum stilgerecht aufgebaut werden soll. Brinckmann hatte schon seit vielen Jahren sich vergeblich um den Besitz dieses Stückes bemüht, musste aber wegen mangelnder Mittel immer davon absehen. Das Gemach misst 7:4 Meter bei 3,71 Meter Höhe. Das Eichengetäfel ist von der gleichen Schönheit, wie das im Lüneburger Rathause; aus dieser Stadt stammt auch die Stube. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist sie ein Werk Albert von Soest’s.
• Die ungemein rührige Direktion des Leipziger Kunstgewerbemuseums, deren Stickereiausstellung im Vorjahre viel bewundert worden ist, plant wieder eine neue Veranstaltung, nämlich vom 1. Februar bis 31. März 1903 eine grössere Ausstellung unter dem Titel: Die Pflanze in ihrer dekorativen Verwertung. Die Ausstellung soll in einer Auswahl guter Arbeiten die künstlerische Verwendung vorführen, welche die Pflanze als ein Hauptmotiv der Dekoration in den gewerblichen Künsten der Gegenwart bildet. Es wird die natürliche Pflanze, das naturalistische Ornament, sowie das stilisierte vorgeführt; Studienmittel und eine rückschauende Abteilung werden eine willkommene Ergänzung bieten. Anmeldungen sind bis zum 1. Dezember 1902 zu bewerkstelligen. Eine Anzahl Interessenten haben sich bereits verpflichtet, für namhafte Summen Ankäufe zu machen.
Breslau. Im Gemäldesalon Kunstverein Lichtenberg im Museum der bildenden Künste findet im Monat Oktober eine grosse Ausstellung von Werken deutscher Marinemaler statt, die von ersten Künstlern in diesem Fache ausnehmend gut beschickt ist. Frau A. Langenbeck-Zachariae-Bxes\&u ist durch eine Kollektion von Porträts und Studien vertreten, von R. Sliwinski / -Breslau ist der künstlerische Nachlass ausgestellt; ein und mehrere Bilder sandten
W. Kuhnert-Berlin (Elefanten beim Steppenbrande), Erich Kuithan-Schliersee, Anna Hochstädt-Berlin, R. Lipps-München, Gertrud lUo/Z/ -Reichenbach i. Schl., J. Schmitzberger- München, Molly Gramer-Hamburg und andere mehr.
VEREINE
Der sächsische Kunstverein veröffentlicht soeben seinen Jahresbericht für 1901. Das Bemerkenswerteste darin ist, dass die Mitgliederzahl im steten Rückgänge ist. Im Jahre 1892 hatte der Verein 2710 Mitglieder, im Jahre 1901 nur noch 2360. Das Direktorium erklärt, es sei nicht in der Lage, dem entgegenzuwirken. »Der Grund des Rückganges mag in den Zeitverhältnissen, in der Hauptsache aber wohl darin liegen, dass, während früher die Ausstellung des Sächsischen Kunstvereins die einzige war, welche in Dresden geboten wurde, es deren jetzt mehrere giebt, und dass früher nur in wenigen Städten Deutschlands Kunstvereine bestanden und deshalb der Sächsische Kunstverein sehr viel auswärtige Mitglieder zählte, jetzt aber in einer sehr grossen Anzahl deutscher und ausländischer Städte Kunstvereine mit den gleichen Zielen wie die des Sächsischen Kunstvereins entstanden sind. Endlich macht sich wohl auch eine gewisse Übersättigung mit Kunstausstellungen selbst bei denen geltend, die sonst gern den Bestrebungen und Leistungen der bildenden Künste folgen. Jedenfalls müssen wir hoffen, dass dem Rückgänge ein neuer Aufschwung bald folgen werde, zumal doch zweifellos der Sächsische Kunstverein, gleichwie die auswärtigen Kunstvereine, seine Entstehung einem wahren und dringenden Bedürfnis für beide Teile, Künstler wie Kunstfreunde, verdankt.« Diese Erklärung des Niederganges des Sächsischen Kunstvereins sieht einer Bankerotterklärung verzweifelt ähnlich. Wenn das Direktorium so stark davon überzeugt ist, dass der Verein einem wahren und dringenden Bedürfnis entspricht, nun so müsste er doch alles thun, um dem Niedergang Einhalt zu thun und wieder zu einer steigenden Mitgliederzahl zu gelangen. Von thatkräftigen Massregeln hierzu ist indes in dem Bericht keine Rede. Zur Zeit als Oberbürgermeister Stübel an der Spitze des Vereins stand, wurden solche Massregeln allerdings ergriffen, und der Verein stieg damals von 1800 bis auf 2700 Mitglieder. Die erste Ursache des Niederganges liegt also in mangelnder Agitation durch das Direktorium. Die zweite, die das Direktorium selbst erwähnt, liegt in der herangewachsenen Konkurrenz. Das Direktorium des Sächsischen Kunstvereins aber hat sich offenbar dieser Konkurrenz nicht gewachsen gezeigt. Während man überall fortschritt, ist es auf den alten ausgetretenen Pfaden weiter gewandelt. Die grossen interessanten Kunstkämpfe, die Dresden in den letzten fünfzehn Jahren erlebt hat, schlossen sich an die Ausstellungen bei Lichtenberg, Ernst Arnold, Wolffram und an die grossen Kunstausstellungen an, an die Ausstellungen des Kunstvereins aber nicht. Denn da hielt man unentwegt an der alten bewährten Kunstvereinskunst fest. Da hielt man auch fest an den alten guten Vereinsgeschenken, bei deren Empfang man mit einem herzlichen Gähnen zu quittieren pflegt. Man denke: in einer Stadt, wo der Verein bildender Künstler Dresdens zwei Jahre seine Vierteljahreshefte herausgegeben hat, wo die moderne Griffelkunst einen so grossen Aufschwung genommen hat, wo unter anderen Otto Fischer, Erler und Lührig wirken — Klinger und Greiner sind auch Sachsen, sie sind bekanntlich aus Leipzig gebürtig —, da hat der Sächsische Kunstverein vergebens versucht, für 1902 ein Vereinsblatt zu beschaffen. Nach einem ergebnislos verlaufenen Wettbewerb wurde das Direktorium beauftragt, die übliche Mappe mit fünf bis sechs kleinen Stichen zu beschaffen — die gewöhnlich nach