in seinem Sinnen und Denken wesentlich mehr an, als im allgemeinen angenommen wird. Er ist der Mann, der beide Weltansichten, die sich damals trafen, mit sicherster Hand zu vereinigen verstand.
S’e giudizii temerari e sciocchi
Al senso tiran la beltâ, che muove E porta al cielo ogni inteletto sano.
Dal mortale al divin non vanno gli’ occhi Infermi, e fermi sempre pur lâ dove
Ascender senza grazia è pensier vano.
(In morte di Vittoria Colonna.)
Michelangelo 1547.
BERTHOLD HAENDCKE
DER SCHREYERALTAR IN SCHWÄBISCH­ GMÜND EINE ARBEIT DER DÜRER’SCHEN
WERKSTATT
Von Albert Gümbel, Nürnberg
Den Namen Sebald Schreyer’s, Kirchenpflegers von St. Sebald in Nürnberg (1482—1503, gestorben 1520) nennt die Kunstgeschichte längst mit Dankbarkeit. In seinem und Matthäus Landauer’s, seines Neffen, Auftrag schuf Adam Kraft1) in den Jahren 1490—1492 jenes berühmte Grabdenkmal am Ostchor derSebalduskirche, an welchem die kunsthistorische Forschung einen gewissen malerischen Zug hervorhebt, eine Folge des Wunsches der Auftraggeber, nach welchem ein älteres Gemälde »in Steinwerk« gebracht werden sollte. Mit seiner finanziellen Unterstützung konnten Wohlgemut und Wilhelm Pleydenwurff die Illustrierung der Hartmann Schedel’schen Weltchronik in Angriff nehmen. Nürnberger und auswärtige Kirchen erfreuten sich seiner Wohlthaten.
Unter den letzteren Gotteshäusern befindet sich die Heilig-Kreuz-(Liebfrauen-)Kirche zu Schwäbisch- Gmünd, in welcher Schreyer in den Jahren 1506 bis 1508 eine Kapelle zu Ehren des hl. Sebald errichtete. Über deren Bau, Ausschmückung mit Glasgemälden und Stiftung eines Flügelaltars fand Verfasser Dieses im königlichen Kreisarchive Nürnberg umfangreiche Notizen Schreyer’s.
Unter diesen Aufzeichnungen befindet sich ein Aktenstück, welches von nun an eine gewisse Rolle in der Kunstgeschichte spielen dürfte, wird doch darin bei Schilderung des Altargemäldes einer der besten Namen, der Diirer’s, genannt.
Alle auf den Bau der Kapelle bezüglichen Dokumente Schreyer’s sollen sobald als möglich veröffentlicht werden in einem Werkchen »Sebald Schreyer und die Sebalduskapelle zu Gmünd«. Hier sei einstweilen nur das Dürer betreffende Aktenstück wiedergegeben:
Item Sebolt schreyer hat Inn sannt Sebolts capellen zu gemund vnncl auff seinen altar ein grofse tafelnn mit zweyen awffgeenden flugein vnnd zweyen nebenoder plintflugelnn machen lafsenn vnnden mit einem safch vnnd oben mit einem gesprenng vnnd hat an der weitten oder preiten mitsampt den plintflugeln 9 statschuhe vnnd an der Hohe, one den sarch
vnnd gesprenng 6 statschuhe, So hat der sarch an der Hoh 1 schuh 8 Zol vnnd das gesprenng 8 schuh 3 zole vnnd in das corpus der tafeln Ist ein grofs geschnitten sannt Sebolts pild, oben mit zweyen geschnitten, swebenden enngeln, der einer, Nemlich zu der rechten seiten, ein schilt des Kungreichs Demmarck mit einer Krön vnd der annder zu der lincken seiten ein schilt des Kungreichs Frannckreich, auch mit einer Krön, haltennde vnnd vnnden zu den fussen, zu der rechten seitten Sant Seboltjs], des schreyers pildung mit Schreyer schilt vnd Helm vnnd zu der lincken seiten seins weibs pildung mit Kamermeister schilt vnnd Helme,Auch alles geschnitten vnnd oben auf der taffein ein gesprenng vnnd mitten Inn dem gesprenng ein gros geschnitten Crucifix; So ist an den flugein, die Innen vnnd awfsen Inn 12 teil geteilt sindt, gemalt Sannt Sebolts leben, Nemlich Inn ain ydes theyl zwo oder drey materi, vnnd an dem Sarch ist aufswenndigs gemalt ein brustpild vnnfser lieben frawen, Ir Kind Jhesum am arm habennde, vnnd dabey die 14 nothelfer, all mit prustpilden; vnnd an den orten defselben Sarchs, auf der rechten seitten Schreyer vnnd der lincken seiten Kamermeister schilt vnnd lnwenndig an den thurlein des sarchs ist gemalt ein ennglischer grus vnd der behalter soliches sarchs hat an der weidten bey 3 schuhen, An der Hoh vnntz (= bis) an das gesprenng ob 1 schuhe vnnd an der tieffen 4 /2 Zol vnnd die ganntz preitten des sarchs ob 9 Zollnn. So ist solche tafelnn fertig- vnnd awfgesetzt worden Inn der vastenn Im 15 hundert vnnd achten jar vnd hat gecost, wie hernachvolgt:
Item dem Schreiner von der tafeln, flugein, sarch vnd gespreng zu machen 10 gülden Rheinisch.
Dem Schnitzer vonn den pilden vnnd dem crucifix zu schneiden 11 gld. Rh.
Von den pilden, gesprenng vnd annderm zu vergulden 19 gld. Rh.
Dem schlofser davon zu beschlagen gegeben 3 pfundt.
Für färb vnnd zewg, so darzu körnen ist, 5 gld. Rh. Zweyen Knechten, der yder 7 wochen an den materiell gemalt hat, für cost vnd Ion 14 gld. Rh.
Mer einem Knecht mer dann ein wochen färb anzustreichen vnd zu fal sen 1 gld. Rh.
Mer einem gesellen 3 wochen am sarch zumalen 2 gld. Rh.
»Dem Albr. türer für sein muh vnd versaummnus Seiner knecht zu Hebung geben 7 fl. 5 Pfd. 12 dl. Seiner Hawsfrawen zu einer vererung geben 2 gld. Den gesellen zu trinckgelt 1/2 gld. vnnd sunst vncost 1 ort.
Von den tafeln einzumachen dem Schreiner 1 gld. vnnd davon zu binden 1 ort.
Davon vnntz gen Gemund zu furen 4 gld. Suma das die Tafel cost Tut 78 gld. Rh.
BERLINER BRIEF
Das Kjinstlerhaus macht gewaltige Anstrengungen, in dem heissen Konkurrenzkampf der Privatsalons wenig
stens nicht überhört zu werden. Seit Jahren und Jahr­1) Vergleiche Daun, Adam Krafft, pag. 19 ff.