Wie eingangs bemerkt, wurde jedoch schliesslich der Antrag des Exekutivkomitees, mit der Ausführung des Denkmals Professor Weyr zu betrauen, mit Stimmenmehrheit angenommen.
Ein Minoritätsvotum sprach sich in einer Resolution zu Gunsten des Klinger’schen Entwurfes aus, um der Hochachtung für diesen Künstler, unbekümmert um formelle, die Ausführung verhindernde Bedenken, in einer entschiedenen Weise Ausdruck zu geben. — ln der Sitzung des Stadtrates wurde die Skizze für das Denkmal vorgelegt, welches auf dem von der Gemeinde gewidmeten Ehrengabe für Johann Brahms errichtet werden soll. Die Skizze weist zwei allegorische Figuren in Halbrelief und die Büste des Tondichters auf. Die Figuren stellen folgendes dar: Die Muse hält die ausgeklungene Leier gegen den Himmel, gleichsam, als wollte sie das Kleinod der Gottheit zurückstellen. Ein Schleier weht von der Leier herab; es ist die unsterbliche Musik des Meisters, die unter uns fortlebt. Ein Jüngling drückt den Schleier an seine Lippen. — Das Denkmal soll die Inschrift tragen Dr. Johannes Brahms, gestorben 1897.
Siena Am 400jährigen Todestag von Francesco di Giorgio Martini (1439—1502), dem 17. August d. J., ist in seiner Vaterstadt Siena an der Stätte seines Wohnhauses eine auf das Vasaribild zurückgehende Bronzebüste des Künstlers enthüllt worden. Der Ingenieuroberst Rocchi unternahm es, bei Gelegenheitder Enthüllung den legendären Francesco di Giorgio, dem die Volksüberlieferung bis ins 18. Jahrhundert hinein alle bedeutenderen Bauten der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Siena, Pienza, Gubbio, Urbino u.s. w. zu wies, von der geschichtlichen Figur des Sohnes des Hühnerhändlers Giorgio di Martini zu scheiden, der im Lichte der umfassenden Forschungen eines Promis, Guglielmotti und Milanesi nicht minder schöpferisch und noch ungleich vielseitiger erscheint, als jener legendarische. Dankbar wurde unter den zahlreichen Lokal- und Spezialforschern einzelner Thätigkeitsgebiete des Sieneser Künstlers auch zweier Deutscher gedacht, des verstorbenen Generals Schroeder, der jenen als Militär- Ingenieur geschildert hat, und C. von Fabriczy’s in Stuttgart, der auf Grund neuentdeckter Urkunden seiner Thätigkeit in Neapel nachgegangen ist. Es war schwer, im Rahmen einer Festrede auch nur ein skizzenhaftes Abbild der Vielseitigkeit des Sienesers zu geben, der Militär
baumeister für seine Vaterstadt, die Herzoge von Urbino, für Giovanni della Rovere, für Virginio Orsini, für die Aragonesen war, als bürgerlicher Architekt um i486 die herrliche Kirche Madonna del Calcinaio vor Cortona, die stattlichen Stadtpaläste von Ancona und Jesi schuf, den wir als Maler im Dienst des Klosters Uliveto bei Siena und des Herzogs von Arragonien, als Bildhauer des Herzogs von Urbino an dessen Palast kennen, der daneben Wasseringenieur, Münzenschneider, Intarsiator und Bronzegiesser war, die Zeit fand, den Vitruv zu übersetzen und mit Anmerkungen herauszugeben, der als erster in italienischer Sprache über Ingenieurwissenschaft und als Vorläufer von Leonardo da Vinci über die Technik des Schiessens schrieb, der endlich als Artillerieoffizier die Pulvermine erfand; denn ein spanischer Offizier hat nachgewiesen, dass Giorgio und nicht dem Spanier Navarro der Ruhm dieser Erfindung gebührt. v. Gr.
VOM KUNSTMARKT
Die Hinterlassenschaft des Malers Domenico Morelli, die mehr als 800 Zeichnungen, 100 Ölskizzen und viele Gemälde enthält, soll für die Nationalgalerie in Rom erworben werden. Der Kaufpreis beträgt 130000 Lire.
VERMISCHTES
Zur Weckung des Kunstgefühls der Kinder hat das württembergische Kultusministerium allen Schulanstalten des Landes die Anschaffung von Bildern empfohlen und sich dabei in erster Reihe für die im Seemann’schen Verlage erschienen Wandbilder und Farbendrucke ausgesprochen.
Nürnberg. Der grosse Mittelsaal im Laboratoriumsgebäude des Bayerischen Gewerbemuseums ist mit einer reich stuckierten Decke geschmückt worden, deren Entwürfe vom Direktor des Museums, Oberbaurat von Kramer, stammen; die Ausführung ist von Bildhauer Kittier. Decke und Wandverkleidung versinnbildlichen einen einzigen Gedankenzug: Das Ringen der Menschheit mit den Naturgewalten. Die Arbeit ist ausgezeichnet durch eine Fülle reizvoller Details sehr fein plastischer Arbeit, deren Wirkung durch farbige Behandlung von Flächen noch erhöht wird.
Nassauisclw Kunstvmin
Behufs Erlangung eines
ßietenblattes für das Uminsjabr 1902U
erlauben wir uns die Herren Künstler, Kupferstecher sowie die Kunsfanstalfen um gefl. Einsendung von MuStCrblätfem hiermit einzuladen unter dem Hinzufügen, zugleich den Preis bei einer Auflage VOn 800 Blättern mitteilen zu wollen.
Wiesbaden, den 22. Oktober 1902 Der Vorstand.
Albrechtstrasse 16. lm Aufträge: A, LailtZ,
Verlag von ARTARIA & CO., WIEN
Soeben erschien:
SiODcmni Baffiifa
Uiepolo
Eine Studie von H. Modern
Fol. mit 2 Tafeln in Heliogravüre und 18 Abbildungen im Text.
Nur 400 Exemplare
Preis M. 15.—
Inhalt: Bemerkungen zu Michelangelo’s Jüngstem Gericht. Von Berthold Haendcke. — Der Schreyeraltar in Schwäbisch-Gmünd. Von Albert - Gihnbel. — Berliner Brief. — Fresko Pinturicchio’s im Dom von Massa. — Baldung-Kongress in Baden-Baden; Historischer Kongress
in Rom. — Em neuer Kunstsalon in Berlin; Bremen, Gemäldesammlung der Kunsthalle; Böcklin- und Liebermann-Ausstellung bei Arnold in Dresden; Kunstausstellung von 1904 in Dresden. — Denkmal des Grossen Kurfürsten in Fehrbellin; Brahmsdenkmal für Wien; Siena, Bronzebiiste von Giorgio. — Verkauf der Hinterlassenschaft von Domenico Morelli. — Zur Weckung des Kunstgefühls der Kinder; Nürnberg, Stuckdecke von Kittier. — Anzeigen.
Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstrasse 13.
Druck von Ernst Hedrich Nachf., G. m. b. H., Leipzig.
Ein Minoritätsvotum sprach sich in einer Resolution zu Gunsten des Klinger’schen Entwurfes aus, um der Hochachtung für diesen Künstler, unbekümmert um formelle, die Ausführung verhindernde Bedenken, in einer entschiedenen Weise Ausdruck zu geben. — ln der Sitzung des Stadtrates wurde die Skizze für das Denkmal vorgelegt, welches auf dem von der Gemeinde gewidmeten Ehrengabe für Johann Brahms errichtet werden soll. Die Skizze weist zwei allegorische Figuren in Halbrelief und die Büste des Tondichters auf. Die Figuren stellen folgendes dar: Die Muse hält die ausgeklungene Leier gegen den Himmel, gleichsam, als wollte sie das Kleinod der Gottheit zurückstellen. Ein Schleier weht von der Leier herab; es ist die unsterbliche Musik des Meisters, die unter uns fortlebt. Ein Jüngling drückt den Schleier an seine Lippen. — Das Denkmal soll die Inschrift tragen Dr. Johannes Brahms, gestorben 1897.
Siena Am 400jährigen Todestag von Francesco di Giorgio Martini (1439—1502), dem 17. August d. J., ist in seiner Vaterstadt Siena an der Stätte seines Wohnhauses eine auf das Vasaribild zurückgehende Bronzebüste des Künstlers enthüllt worden. Der Ingenieuroberst Rocchi unternahm es, bei Gelegenheitder Enthüllung den legendären Francesco di Giorgio, dem die Volksüberlieferung bis ins 18. Jahrhundert hinein alle bedeutenderen Bauten der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Siena, Pienza, Gubbio, Urbino u.s. w. zu wies, von der geschichtlichen Figur des Sohnes des Hühnerhändlers Giorgio di Martini zu scheiden, der im Lichte der umfassenden Forschungen eines Promis, Guglielmotti und Milanesi nicht minder schöpferisch und noch ungleich vielseitiger erscheint, als jener legendarische. Dankbar wurde unter den zahlreichen Lokal- und Spezialforschern einzelner Thätigkeitsgebiete des Sieneser Künstlers auch zweier Deutscher gedacht, des verstorbenen Generals Schroeder, der jenen als Militär- Ingenieur geschildert hat, und C. von Fabriczy’s in Stuttgart, der auf Grund neuentdeckter Urkunden seiner Thätigkeit in Neapel nachgegangen ist. Es war schwer, im Rahmen einer Festrede auch nur ein skizzenhaftes Abbild der Vielseitigkeit des Sienesers zu geben, der Militär
baumeister für seine Vaterstadt, die Herzoge von Urbino, für Giovanni della Rovere, für Virginio Orsini, für die Aragonesen war, als bürgerlicher Architekt um i486 die herrliche Kirche Madonna del Calcinaio vor Cortona, die stattlichen Stadtpaläste von Ancona und Jesi schuf, den wir als Maler im Dienst des Klosters Uliveto bei Siena und des Herzogs von Arragonien, als Bildhauer des Herzogs von Urbino an dessen Palast kennen, der daneben Wasseringenieur, Münzenschneider, Intarsiator und Bronzegiesser war, die Zeit fand, den Vitruv zu übersetzen und mit Anmerkungen herauszugeben, der als erster in italienischer Sprache über Ingenieurwissenschaft und als Vorläufer von Leonardo da Vinci über die Technik des Schiessens schrieb, der endlich als Artillerieoffizier die Pulvermine erfand; denn ein spanischer Offizier hat nachgewiesen, dass Giorgio und nicht dem Spanier Navarro der Ruhm dieser Erfindung gebührt. v. Gr.
VOM KUNSTMARKT
Die Hinterlassenschaft des Malers Domenico Morelli, die mehr als 800 Zeichnungen, 100 Ölskizzen und viele Gemälde enthält, soll für die Nationalgalerie in Rom erworben werden. Der Kaufpreis beträgt 130000 Lire.
VERMISCHTES
Zur Weckung des Kunstgefühls der Kinder hat das württembergische Kultusministerium allen Schulanstalten des Landes die Anschaffung von Bildern empfohlen und sich dabei in erster Reihe für die im Seemann’schen Verlage erschienen Wandbilder und Farbendrucke ausgesprochen.
Nürnberg. Der grosse Mittelsaal im Laboratoriumsgebäude des Bayerischen Gewerbemuseums ist mit einer reich stuckierten Decke geschmückt worden, deren Entwürfe vom Direktor des Museums, Oberbaurat von Kramer, stammen; die Ausführung ist von Bildhauer Kittier. Decke und Wandverkleidung versinnbildlichen einen einzigen Gedankenzug: Das Ringen der Menschheit mit den Naturgewalten. Die Arbeit ist ausgezeichnet durch eine Fülle reizvoller Details sehr fein plastischer Arbeit, deren Wirkung durch farbige Behandlung von Flächen noch erhöht wird.
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ßietenblattes für das Uminsjabr 1902U
erlauben wir uns die Herren Künstler, Kupferstecher sowie die Kunsfanstalfen um gefl. Einsendung von MuStCrblätfem hiermit einzuladen unter dem Hinzufügen, zugleich den Preis bei einer Auflage VOn 800 Blättern mitteilen zu wollen.
Wiesbaden, den 22. Oktober 1902 Der Vorstand.
Albrechtstrasse 16. lm Aufträge: A, LailtZ,
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SiODcmni Baffiifa
Uiepolo
Eine Studie von H. Modern
Fol. mit 2 Tafeln in Heliogravüre und 18 Abbildungen im Text.
Nur 400 Exemplare
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Inhalt: Bemerkungen zu Michelangelo’s Jüngstem Gericht. Von Berthold Haendcke. — Der Schreyeraltar in Schwäbisch-Gmünd. Von Albert - Gihnbel. — Berliner Brief. — Fresko Pinturicchio’s im Dom von Massa. — Baldung-Kongress in Baden-Baden; Historischer Kongress
in Rom. — Em neuer Kunstsalon in Berlin; Bremen, Gemäldesammlung der Kunsthalle; Böcklin- und Liebermann-Ausstellung bei Arnold in Dresden; Kunstausstellung von 1904 in Dresden. — Denkmal des Grossen Kurfürsten in Fehrbellin; Brahmsdenkmal für Wien; Siena, Bronzebiiste von Giorgio. — Verkauf der Hinterlassenschaft von Domenico Morelli. — Zur Weckung des Kunstgefühls der Kinder; Nürnberg, Stuckdecke von Kittier. — Anzeigen.
Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstrasse 13.
Druck von Ernst Hedrich Nachf., G. m. b. H., Leipzig.