um den Zustand des Campanile von S. Stefano und der anderen Baudenkmale gekümmert. Der Architekt Boni ordnete sofort Untersuchungen an, welche noch fortdauern. Eine Menge dringendster Restaurationen wurde beschlossen. Da nun durch diese energische Inangriffnahme alle Schäden gleichzeitig zu Tage kommen, konnte es wohl den Eindruck machen, als ob nun mit dem Markusturni plötzlich alle hiesigen Bauwerke ins Wanken geraten seien. Da man sich von seiten der verflossenen Baubehörde nur um das Zunächstliegende kümmerte, so gerieten eine ganze Anzahl kleinerer Kirchen und deren Glockentürme in gefahrdrohende Vernachlässigung. Wir würden ohne den Einsturz des Markusturmes wohl in Bälde, irgend einem anderen Unglück gegenüber gestanden haben. Das Verkennen der dargelegten Umstände Iiess sogar im Auslande die Meinung aufkommen, dass unterirdische Senkungen durch ganz Venedig an allem Unglück Schuld seien; ja man brachte sogar den Ausbruch des Pelée damit in Verbindung. Man darf nicht vergessen, welch hohes Alter die meisten hiesigen Baudenkmale in ihren ersten Fundierungen haben, und welche Summen erforderlich wären, alles und jedes im stände zu halten. Beläuft sich doch die Zahl der der bisherigen Bezirksbaubehörde zur Überwachung unterstellten Baudenkmäler auf im, den Dogenpalast, Markuskirche, Prokuratien und ehemalige Bibliothek nicht mit eingerechnet. Für die Instandhaltung dieser kolossalen Masse des Wertvollsten standen nur 13500 Lire und zwei Architekten zur Verfügung, Erst beim Alarm wegen der Gefahr des Dogenpalastes 1899 wurde ein dritter Architekt beigegeben. Ob nun die Regierung den Beutel weiter öffnen wird? Italien thut ein Kunstministerium Not, so wie bisher kann es nicht weiter gehen. Boni ist zu seinen Ausgrabungen zurückgekehrt. Was eine einheitliche Leitung bedeutet, hat dieser junge Mann in den drei Monaten seiner hiesigen Anwesenheit bewiesen, bei der nun beendeten Aufräumung des Trümmerfeldes auf dem Markusplatze und allen seinen sonstigen Anordnungen. Alle vier Bronzestatuen der Loggetta wurden gefunden, freilich in schrecklichem Zustande. Ausser der grossen Glocke, welche unversehrt geborgen wurde, wurden nur Scherben der anderen gefunden. Der dem Turme zunächst stehende Flaggenhalter,, der bis oben verschüttet war, ist vollkommen erhalten und freigelegt worden. Dass er nicht gelitten und seine Basis keine Senkungen zeigt, ist fast wunderbar. Mit der grössten Schwierigkeit und Vorsicht wurde die Ecke der so stark beschädigten Bibliothek freigelegt und gesichert; die Ecke steht vollkommen lotrecht und auch die neuen Prokuratien zeigen keine Senkungen. Dagegen sind die alten Prokuratien in gefährlichem Zustande, doch nicht erst seit dem Einsturze des Turmes. Unter allen Gebäuden Venedigs ist dieser Bau derjenige, der am meisten Verlegenheiten bereitet. Er müsste wieder Privatwohnung werden. Das Gewicht des Archivs der Versicherungs- Gesellschaft, sowie die Glas- und Marmorwaren Testolini’s werden ihn zu Grunde richten. Gegenwärtig restauriert man in umfassender Art. Bezüglich der Beisteuer für Wiederaufbau des Turmes und »der Loggetta« an derselben Stelle und in derselben Form, ist mitzuteilen, dass die hierzu bestimmte Summe sich bis heute auf L. 1 443 003 beläuft. Der König gab L. 100000. Bekanntlich hat sich die Schenkung jenes Morosini in New-York von L. 500000 als der thörichte Scherz eines geschmacklosen Spassvogels erwiesen. Morosini gab L. 2500. Viele haben grössere Summen mit dem Bemerken gezeichnet, dass sie bis zur Vollendung des Turmes jedes Jahr am 14. Juli dieselbe Zahlung wiederholen werden. In ähnlicher Weise, wenn auch bescheiden, ist die Beisteuer der italienischen Künstler
schaft gesichert. Mittlerweile hat man die Meinungsäusserungen der bedeutendsten Künstler aller Länder für und gegen den Wiederaufbau des Turmes gehört. Wen Venedig genau kennt und liebt, muss auf Seiten derer sein, die das unvergleichlich schöne Städtebild, besonders von der Wasserseite her, wiederhergestellt wissen möchten. Doch sei die Meinung, welche sie will: Der Wiederaufbau ist beschlossene Sache.. Es lässt sich nicht sagen, wie sehr der Campanile der Piazza fehlt. Besonders von der Seite des Uhrturmes her gesehen, ist eine hässliche Lücke entstanden zwischen Bibliothek und neuen Prokuratien. Ich brauche jedoch nicht zu wiederholen, was aufs glänzendste durch vortreffliche Federn schlagend bewiesen wurde. Einige der hervorragendsten Architekten Münchens haben ja den Venezianern vollkommen aus der Seele gesprochen. Die Arbeiten auf der Unglücksstätte sind so weit geführt, dass nur noch die etwa 9 Meter hohen letzten Überreste der Turmbasis aufrecht stehend vorhanden sind. Die ganze Schuttmasse wurde in drei.Qualitäten gesondert: der eigentliche Schutt wurde ins Meer versenkt, während; die grossen noch gebundenen Massen, die Blöcke des Backsteingefüges nebst Säulenfragmenten in den Volksgärten zu einer malerisch sich auftürmenden Masse vereinigt werden sollen, und zur Erinnerung an das Bauwerk dienen werden. Die noch verwendbaren Versatzstücke wurden auf der Insel S. Giorgio Maggiore deponiert. Alles, was der Loggetta angehörte, im Hofe und den Magazinen des Dogenpalastes. Alle römischen Ziegel, deren, viele mit bisher unbekannten Stempeln zum Vorschein kamen, wurden sorgfältig aufbewahrt. Gegenwärtig erwartet man die Regierungskommission, welche die letzten Überbleibsel des Turmes untersuchen soll, um die Verantwortlichkeit festzustellen. Es wird dies unmöglich sein den jammervollen Resten gegenüber, welche aus den drei Stufen der ringsumlaufenden Basis bestehen und der ungefähr 8 Meter hohen inneren Rückwand der Loggetta mit der Nische, in welcher die Terrakotta-Madonna Sansovino’s ihren Platz hatte, welche in ungefähr 1300 Stücke zermalmt gefunden wurde. Ein am Etruskischen Museum in Florenz angestellter Herr Zei ist hierher berufen, und verspricht die Madonnengruppe wieder aus den Trümmern zusammenzusetzen. (Vor zwei Jahren ist es ihm geglückt, die zertrümmerte Frangois-Vase wieder herzustellen.) Von der allergrössten Wichtigkeit, ist, dass nun, nachdem der Turmüberrest, ganz freigelegt, umschritten werden kann, sich davon zu überzeugen, wie die Fundamente in keiner Weise nachgegeben haben, denn die drei mächtigen Stufen der Basis sind völlig erhalten und ringsum vollkommen horizontal in ihrem festen Gefüge verblieben. Somit ist alles Gerede über Senkungen des Untergrundes widerlegt. Die übertriebenen Berichte hierüber in den auswärtigen Zeitungen sind als geradezu lächerlich zurück zu weisen, können Venedigs Wohlstand jedoch sehr schädigen. Bezüglich des Einsturzes des Markusturmes wird man sich immer klarer darüber, dass nicht Altersschwäche den Koloss zu Fall gebracht hat, sondern Vernachlässigung, und. die letzten groben Sünden gegen seine Festigkeit. Wenn einst aus den gewaltigen Ziegelblöcken jenes Denkmal in den Giardini Publici errichtet sein wird, werden alle diejenigen, welche jetzt keine Gelegenheit hierzu hatten, sich durch den Augenschein überzeugen können,, dass das Mauergefüge des Turmes noch lange den Zeiten getrotzt haben würde, ohne jenen gefahrvollen 7 Meter langen Einschnitt an der Basis, von welchem ich seinerzeit berichtete.
Es ist nötig nochmals auf den Glockenturm S. Stefano zurückzukommen. Sein Schicksal nimmt noch immer alles Interesse in Anspruch. Die von der Regierung eingesetzte Kommission hatte seine sofortige Abtragung befohlen.
schaft gesichert. Mittlerweile hat man die Meinungsäusserungen der bedeutendsten Künstler aller Länder für und gegen den Wiederaufbau des Turmes gehört. Wen Venedig genau kennt und liebt, muss auf Seiten derer sein, die das unvergleichlich schöne Städtebild, besonders von der Wasserseite her, wiederhergestellt wissen möchten. Doch sei die Meinung, welche sie will: Der Wiederaufbau ist beschlossene Sache.. Es lässt sich nicht sagen, wie sehr der Campanile der Piazza fehlt. Besonders von der Seite des Uhrturmes her gesehen, ist eine hässliche Lücke entstanden zwischen Bibliothek und neuen Prokuratien. Ich brauche jedoch nicht zu wiederholen, was aufs glänzendste durch vortreffliche Federn schlagend bewiesen wurde. Einige der hervorragendsten Architekten Münchens haben ja den Venezianern vollkommen aus der Seele gesprochen. Die Arbeiten auf der Unglücksstätte sind so weit geführt, dass nur noch die etwa 9 Meter hohen letzten Überreste der Turmbasis aufrecht stehend vorhanden sind. Die ganze Schuttmasse wurde in drei.Qualitäten gesondert: der eigentliche Schutt wurde ins Meer versenkt, während; die grossen noch gebundenen Massen, die Blöcke des Backsteingefüges nebst Säulenfragmenten in den Volksgärten zu einer malerisch sich auftürmenden Masse vereinigt werden sollen, und zur Erinnerung an das Bauwerk dienen werden. Die noch verwendbaren Versatzstücke wurden auf der Insel S. Giorgio Maggiore deponiert. Alles, was der Loggetta angehörte, im Hofe und den Magazinen des Dogenpalastes. Alle römischen Ziegel, deren, viele mit bisher unbekannten Stempeln zum Vorschein kamen, wurden sorgfältig aufbewahrt. Gegenwärtig erwartet man die Regierungskommission, welche die letzten Überbleibsel des Turmes untersuchen soll, um die Verantwortlichkeit festzustellen. Es wird dies unmöglich sein den jammervollen Resten gegenüber, welche aus den drei Stufen der ringsumlaufenden Basis bestehen und der ungefähr 8 Meter hohen inneren Rückwand der Loggetta mit der Nische, in welcher die Terrakotta-Madonna Sansovino’s ihren Platz hatte, welche in ungefähr 1300 Stücke zermalmt gefunden wurde. Ein am Etruskischen Museum in Florenz angestellter Herr Zei ist hierher berufen, und verspricht die Madonnengruppe wieder aus den Trümmern zusammenzusetzen. (Vor zwei Jahren ist es ihm geglückt, die zertrümmerte Frangois-Vase wieder herzustellen.) Von der allergrössten Wichtigkeit, ist, dass nun, nachdem der Turmüberrest, ganz freigelegt, umschritten werden kann, sich davon zu überzeugen, wie die Fundamente in keiner Weise nachgegeben haben, denn die drei mächtigen Stufen der Basis sind völlig erhalten und ringsum vollkommen horizontal in ihrem festen Gefüge verblieben. Somit ist alles Gerede über Senkungen des Untergrundes widerlegt. Die übertriebenen Berichte hierüber in den auswärtigen Zeitungen sind als geradezu lächerlich zurück zu weisen, können Venedigs Wohlstand jedoch sehr schädigen. Bezüglich des Einsturzes des Markusturmes wird man sich immer klarer darüber, dass nicht Altersschwäche den Koloss zu Fall gebracht hat, sondern Vernachlässigung, und. die letzten groben Sünden gegen seine Festigkeit. Wenn einst aus den gewaltigen Ziegelblöcken jenes Denkmal in den Giardini Publici errichtet sein wird, werden alle diejenigen, welche jetzt keine Gelegenheit hierzu hatten, sich durch den Augenschein überzeugen können,, dass das Mauergefüge des Turmes noch lange den Zeiten getrotzt haben würde, ohne jenen gefahrvollen 7 Meter langen Einschnitt an der Basis, von welchem ich seinerzeit berichtete.
Es ist nötig nochmals auf den Glockenturm S. Stefano zurückzukommen. Sein Schicksal nimmt noch immer alles Interesse in Anspruch. Die von der Regierung eingesetzte Kommission hatte seine sofortige Abtragung befohlen.