einer der eifrigsten Mitarbeiter war. Er schloss sein Leben mit dem Musée d’Art, einem breitangelegten, reichillustrierten kunstgeschichtlichen Repertorium, dessen Redaktion er mehreren Historikern an vertraut hatte. Dies demnächst erscheinende Werk beweist, dass Müntz kein geringeres organisatorisches, wie Forschertalent hatte.
Er hatte bestimmte romanistische Neigungen, das heisst, er mass den stärksten Anteil an der Entwickelung der Kunst der verschiedenen Länder Italien zu; und wie jedes System, so litt auch seines an einer gewissen Übertreibung. Es scheint doch, dass es eine Reihe von eingeborenen Elementen giebt, die Müntz verkannt hat, z. B. in der Kunst Frankreichs, französische, burgundische, flämische Elemente vor und während der Renaissance.
Seiner Geschmacksrichtung nach war Müntz Idealist, er suchte im Kunstwerk die noble Linie, die Grazie der Komposition, die Feinheit des Details, was ihn allerdings nicht hinderte, auch den Wert des Naturalismus in seinem Einflüsse auf die Epoche, die er selbst das goldene Zeitalter der Renaissance genannt hat, anzuerkennen.
Er war ein Urkundenforscher, obwohl er durchaus nicht aus der Ecole des Chartes hervorgegangen war und deren Forschungsmethode, die von Quicherat, Courajod und anderen mit solchem Erfolge angewendet worden ist, weit von der seinigen entfernt war.
Ohne Übertreibung kann man sagen, dass er die Seele der italienischen Malerei vor, während und nach Raffael wieder erweckt hat. Um schliesslich sich ein Bild davon zu machen, wie klar seine Kritik war, braucht man nur in dem im letzten Jahre erschienenen kleinen Buche zu blättern, das er Raffael gewidmet hat. Bedenkt man die unbegrenzte Bewunderung, die Müntz für Raffael begeisterte, die Liebe, die er selbst für die geringsten Werke des Meisters hatte, so muss man beim Lesen dieses Buches anerkennen, dass hier der Kritiker in seiner Wahrheitsliebe so weit geht, dass er selbst vor seinen intimsten Sympathien nicht Halt macht.
Ein schönes Leben, ganz und gar historischen Studien geweiht, hat am 30. Oktober ein brutaler Tod hingemäht. Wie viel Äusserungen von Energie, Forschergeist und Kunstgeschmack konnte man noch von diesem Gelehrten erwarten!
GEORGES RIAT.
EIN BUCH ZUR KUNSTGESCHICHTE BASELS
Die Stadt Basel feierte im vorigen Jahre das Fest ihrer vierhundertjährigen Vereinigung mit der Eidgenossenschaft und veröffentlichte bei dieser Gelegenheit eine Festschrift, die nicht bloss in ihrer Ausstattung über das gewöhnliche Mass hinausgeht, sondern auch ihrem Inhalte nach die Beachtung weiterer Kreise verdient. Wir sehen hier ab von dem historisch-politischen Teil der Bücher, der die Voraussetzungen des Bündnisses und die Entwickelung der Stadt bis ins 19. Jahrhundert erörtert, und möchten ausschliesslich von dem zweiten Teile berichten, wo vom Buchdruck, von der Malerei, von Baukunst und Bildhauerei im 15. Jahrhundert die Rede ist. In drei Abhandlungen,
von verschiedenen Gelehrten bearbeitet, erhält man einen höchst lehrreichen Querschnitt durch das geistige und künstlerische Leben einer frischen, im Saft stehenden Stadt, wie Basel es war, im Jahrhundert vor der Reformation. Es sind nicht Zusammenstellungen bekannter Thatsachen, sondern neue Forschungen und auf bereits Publiziertes wird nur verwiesen.
Den Vogel hat wohl abgeschossen der Vorsteher der Basler Kunstsammlung, Daniel Burckhardt, der über jenen bisher ganz unbekannten Maler Konrad Witz zu berichten hatte, durch den Basel plötzlich in die erste Linie der deutschen Malerei um die Mitte des Quattrocento gerückt wird. Allen bekannt, aber wie erratische Blöcke, ohne Zusammenhang nach irgend einer Seite, hing bisher eine Gruppe von sehr farbig empfundenen, frappant realistischen Bildern im Basler Museum — Waagen hatte sie der burgundischen Schule zugewiesen, später hiessen sie Geertgen von Sant Jans —, jetzt haben sie ihren sicheren Platz als Jugendwerke eben dieses Meisters Witz, der später (im Jahre 1446) in Genf jenes andere Altarwerk gemalt und voll signiert hat, nach dem seine Persönlichkeit festgestellt werden konnte. Professor Dehio hat kürzlich in der »Zeitschrift für bildende Kunst« ausführliche Mitteilungen über diese Sache gemacht und das ebenfalls hierher gehörende Zweiheiligenbild von Strassburg ist sogar farbig publiziert worden, so dass darüber nicht weiter gesprochen zu werden braucht.
Burckhardt versucht dann die Wirkungssphäre des Meisters zu umschreiben, in die er auch einen Graphiker wie den Meister E S hineinzieht. Unter den Malern findet er in dem Autor der oft zitierten Donaueschinger Bilder mit den Ansiedlern Antonius und Paulus und dem Datum 1445 einen Künster, der zu den »Intimen« des Witz gehört haben müsse und den er für Basel zu reklamieren schon dadurch sich berechtigt fühlt, weil das genannte Bild das Hauptstadtthor Basels, das Spalenthor, zeigt. Ob aber dieser »Basler Meister von 1445« von Burckhardt richtig konstruiert ist und ob er sich so unmittelbar dem Kreise des Witz angliedern lässt, mag noch dahingestellt bleiben.
An bedeutenden plastischen Arbeiten ist Basel arm, weil das meiste im Bildersturm zerstört wurde, dagegen hat die Architektur des 15. Jahrhunderts wenn nicht viele, so doch ausgezeichnete Beispiele aufzuweisen und von allen wichtigen Bauaufgaben je eine Probe. Das Rathaus gehört hierher, die Leonhardskirche, das Spalenthor, der Fischmarktbrunnen, das Kartäuser - Kloster und viele andere. Der Verfasser dieses Abschnittes, Karl Stehlin, dem man auch die abschliessende Monographie über das Basler Münster verdankt, orientiert hier den Leser mit künstlerischer Sachkenntnis in einer Weise, dass seine Ausführungen auch für diejenigen anregend sein können, denen die genauere Lokalkenntnis abgeht. Es ist über mittelalterliche Baukunst überhaupt kaum besser geschrieben worden und man möchte nur wünschen, dass die hier dargelegte Einsicht in architektonische Wirkungsrechnungen eine allgemeine werden möge, gerade in Basel selbst, dessen bauliche Physiognomie bei den modernen Korrektionsarbeiten eine fast völlige Umgestaltung zu erleiden droht.
Den Abschnitt über die Bücher hat der treffliche Vorsteher der Basler Universitätsbibliothek, C. dir. Bernoulli, geliefert. Der Hauptaccent liegt begreiflicherweise auf der litterarischen, nicht auf der künstlerischen Seite. Über Basler Buchillustration ist zudem eine Sonderarbeit schon vorhanden. Um so mehr freut man sich, hier etwas zu hören von denen, die die Bücher geschrieben, gedruckt und gekauft haben.
Das Werk ist durchgängig reich und gut illustriert