und um auch die moderne Kunst noch zu Wort kommen zu lassen, wurden die Porträtzeichnungen der Persönlichkeiten, die Basel gemacht haben, den jetzt in Basel lebenden Künstlern in Auftrag gegeben, wobei jeder völlige Freiheit der Technik behielt, so dass Radierung und Schabkunst, Lithographie und Farbenholzschnitt vertreten sind. Das farbige Titelblatt ist noch eine Arbeit Hans Sandreuters, durch dessen vorzeitigen Tod nicht nur ein grosses koloristisches Talent, sondern — was vielleicht seltener ist — eine bedeutende Begabung fürs Oross-Dekorative verloren gegangen ist. Heinrich wölffun.
NEKROLOGE
Der Architektur- und Landschaftsmaler Ferdinand Knab ist in München am 3. November gestorben. Er war 1837 in Würzburg geboren und hat sich besonders als Hofmaler Ludwig’s II. bekannt gemacht, dem er unter anderem den Wintergarten im Münchner Schloss ausmalte.
Am 22. Oktober verstarb in Berlin der Geheime Baurat Wilhelm Böckmann, der in Gemeinschaft mit Hermann Ende lange Jahre zu den einflussreichsten Architekten Berlins zählte.
PERSONALIEN
Als Nachfolger des Geh. Hofrat Schlie ist Dr. E. Steinmann als Vorstand des Museums und der Grossherzoglichen Kunstsammlungen für den 1. April 1903 nach Schwerin berufen worden. Gleichzeitig ist Dr. Steinmann ein längerer Urlaub bewilligt worden zur Vollendung seines im Aufträge der deutschen Reichsregierung begonnenen Werkes über die Sixtinische Kapelle.
Dr. Hermann Ehrenberg, bisher Universitätsprofessor in Königsberg, ist als ausserordentlicher Honorarprofessor an die neue Universität in Münster berufen worden.
Der Maler Paul Schultze-Naumburg ist für ein neugeschaffenes Lehramt für Maltechnik an die Weimarer Malschule berufen worden.
KONGRESSE
Das Zusammenkommen einiger Kunstforscher in Baden-Baden am 11. Oktober hat in Hinsicht auf die Altäre im Kloster Lichtenthal sichere, wenn auch wesentlich negative Ergebnisse gebracht. Drei Altäre stehen in der kleinen Klosterkirche, von denen zwei, die ganz ohne Grund »Catharinen-« und »Johannesaltar« genannt werden, in der kunstgeschichtlichen Litteratur öfters erwähnt worden sind — als Jugendwerke des Hans Baidung Grien. Den zur Untersuchung dieser Werke eingeladenen Kunstforschern wurde klar, dass diese beiden »Altäre« durch den Restaurator Völlinger aus den Teilen eines grossen Altares hergestellt worden sind. Die Predella wurde in zwei Teile zerschnitten, wobei die Figur in der Mitte, wahrscheinlich das Brustbild Christi, zu Grunde ging, und je auf eine halbe Predella wurde je eines der beiderseitig gemalten Flügelbilder gesetzt. Der ursprüngliche Altar stammt in der That aus dem Jahre 14Q6. Das Datum ist echt. Dagegen sind die Initialen »FB«, die den Strassburger Meister Baidung als den Meister des Werkes bezeichnen, von dem Restaurator hinzugefügt. Von dem Stil Baldung’s ist durchaus nichts in der Malerei zu finden. Zwei Maler waren an den Flügelbildern thätig, und zwar hat der eine Meister im wesentlichen die eine Tafel auf der Vorder- und Rückseite, wie auch die eine Predellenhälfte ausgeführt, der andere die zweite Tafel und das
vom Restaurator dorthin gestellte Predellenstück. Dem Charakter der übrigens sehr gut erhaltenen Malerei nach stammt der Altar vom Oberrhein, vielleicht aus Strassburg. Wir können uns das Werk, dessen Reste so wunderlich verwendet worden sind, ganz gut zu seiner ursprünglichen Gestalt ergänzen — in der Vorstellung. Der sehr stattliche Mittelschrein enthielt natürlich Holzschnitzerei, und zwar wahrscheinlich drei lebensgrosse Statuen, in der Mitte die Madonna, rechts die heilige Ursula, links die heilige Magdalena — nämlich die beiden Heiligen, deren Legenden innen auf den Flügeln erzählt werden. Bei geschlossenen Flügeln waren nebeneinander sechs andere heilige Frauen sichtbar. Der Schrein hatte in der Mitte eine Erhöhung, und um diese Erhöhung zu bedecken, hatten auch die Flügel je einen beiderseitig bemalten, jetzt auseinandergesägten zinnenartigen Aufsatz. Bei geschlossenen Flügeln segneten von dort oben Gottvater und Christus, in Halbfigur sichtbar; bei geöffneten Flügeln waren fliegende Engelchen sichtbar, die im Zusammenhang mit den Darstellungen darunter.
Der in allen Teilen erhaltene, aber stark restaurierte dritte Altar aus der Gruftkirche Lichtenthal, angeblich 1503 gestiftet, ist eine ziemlich grobe mittelrheinische Arbeit.
Fr.
DENKMALPFLEGE
Vom Meissner Dombau. Der berüchtigte Meissner Domausbau ist wiederum von verschiedenen massgebenden Seiten verurteilt worden. Beim Tag für Denkmalpflege zu Düsseldorf erklärte der erste Direktor des Germanischen Museums in Nürnberg v. Bezold, durch die Fachpresse habe man Kenntnis von den Plänen des Oberbaurats Schäfer für die Westtürme des Meissner Domes erhalten. Er wolle diese nicht gerade eine Vergewaltigung des ehrwürdigen Bauwerkes nennen, aber sie seien doch so stark von subjektiven Momenten getragen, dass bei ihrer Ausführung eine sehr empfindliche Störung des Gesamtbildes des Domes unvermeidlich sei. Unter lebhaftem Beifall der Versammlung fragte darauf v. Bezold den Vertreter der königlich sächsischen Regierung auf dem Denkmalpfiegetage, ob die Ausführung dieser Pläne zu befürchten sei. Gurlitt antwortete ausweichend: er sei nicht mehr Mitglied des Vorstandes des Meissner Dombauvereins und kenne dessen derzeitige Absichten nicht, er persönlich teile die Schäferschen Ansichten nicht. Es wurde darauf beschlossen, die ganze Angelegenheit auf die Tagesordnung des nächsten Tages für Denkmalpflege zu setzen, da die Angelegenheit nicht eilig sei. Mit dieser Begründung ist der Tag für Denkmalpflege schlecht beraten gewesen. Denn ohne dass bisher ein Arbeitsplan vorgelegt worden ist, wird am Meissner Dom unter Leitung des Geh. Baurates a. D. Temper immerzu gearbeitet. Darüber wird aus Meissen unterm 18. Oktober berichtet: »An den beiden Seiten des westlichen Turmbaues werden tiefe Schächte geschlagen für Festigungsarbeiten am Dome. Längs der südlichen und der nördlichen Mauern des Langhauses sind die Grundarbeiten beendet, so dass sich nun ein Luftkanal an diesem hinzieht. Ein solcher befand sich auffälligerweise schon vor der Georgen- und der fürstlichen Begräbniskapelle; allerdings war er schmal. Um ihn so breit zu machen, wie den neu angelegten, ist das gesunde breite Mauerwerk abgetragen worden, was nur mit Aufbietung von Gewalt möglich war, da das alte Mauerwerk ungemein fest war. Dafür ist in Ziegeln der beabsichtigte breitere Luftkanal angelegt worden. Sollte er wirklich den Grund besser sichern, als das alte, nunmehr entfernte Mauerwerk ?c