Ist doch der herrliche Codex des Guiliano da San Gallo noch immer nicht publiziert worden. Besonders reich ist die Barberina an Miniaturen des Quattro- und des Cinquecento. Unter anderem bewahrt sie ein wunderbares Gebetbuch Florentiner Ursprungs aus dem Ausgang des Quattrocento. Man kann nichts Herrlicheres sehen als den Einband dieses mit reichsten Miniaturen geschmückten Büchleins, in rotem Sammet ausgeführt mit Filigranarbeit und figürlichen Darstellungen in Emaille. Dann ist die Bibliothek besonders reich an Beschreibungen römischer Kirchen und Zeichnungen nach Gemälden und Mosaiken, endlich vor allem auch wichtig durch die Fülle liturgischer Handschriften. Alle diese Schätze sind nun dem Präfekten der Vaticana übergeben worden, der seit vielen Monaten die endlich erfolgreichen Verhandlungen geführt hat. P. Ehrle hat sofort die Neuaufstellung der Bibliothek in die Hand genommen, die in der alten Vaticana untergebracht worden ist und wie diese schon jetzt den Gelehrten zugänglich ist. Der Kaufpreis wird auf 500000 Franken angegeben, allerdings eine sehr geringe Summe für eine solche Erwerbung. Der Vatikan hat sich gleichzeitig verpflichtet, für die brotlos gewordenen Beamten der Barberina zu sorgen. Die Kataloge werden zunächst unverändert bleiben und die Barberina wird wie die Bibliotheken Ottobuoni und Urbinate in der grossen vatikanischen Bibliothek als ein geschlossenes Ganzes weiter bestehen. e. St.
Zu der Bemerkung von B. Haendcke auf Seite 30 der Doppelnummer (Nr. 1 und 2) der »Kunstchronikvom 16. Oktober möchte ich erwähnen, dass jene von Philipp Hainhofer in seinem Tagebuche angeführten Bilder, welche er im Jahre 1617 im Dresdner Schlosse »in der Zwergenstube« gesehen haben will und die er als »drei schöne grosse Tafeln von Zwergen, die mit einem grossen Risen kämpfen und Albrecht Dürer gemahlet hat*, bezeichnet, jedenfalls die Bilder des Dresdner Museums Nr. 1943 und 1944 sind und jetzt Lukas Cranach dem jüngeren zugeschrieben werden.
Beide Bilder stammten aus dem Königlichen Schloss
zu Dresden und hingen, wie im Katalog der Gemäldegalerie angegeben ist, zur Zeit des Inventars von 1722 bis 1728 auf der »grossen Treppe«. Nr. 1943 wurde 1860 dem Vorräte entnommen. Es ist möglich, dass das dritte von Hainhofer gesehene und zugehörige Bild abhanden gekommen ist, sei es, dass es verkauft wurde, sei es, dass es nach Hubertusburg kam, dort beim grossen Brand vernichtet wurde oder vielleicht befindet es sich noch im Schloss, in Moritzburg oder Wermsdorf. Wahrscheinlich ist, dass diese Bilder, welche gemeinsam ein Zimmer des Schlosses schmückten, diesem Raume den Namen der Zwergenstube gegeben haben, wie es ja im Schloss auch einen sogenannten Riesensaal gab, der bereits beim Schlossbau im Jahre 1547 angelegt wurde, er befand sich im zweiten Obergeschoss und reichte bis zur Elbfront (vergl. Cornelius Gurlitt’s »Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen«, 22. Heft, S. 353 und 370).
Die beiden Gemälde des Dresdner Museums stellen dar: Nr. 1943 »Der schlafende Herkules und die Pygmäenund Nr. 1944 »Der erwachte Herkules und die Pygmäen«. Früher wurden diese beiden Bilder allerdings benannt: »Der schlafende Waldriese und die Zwerge«. Direktor Woermann führt in seinem Katalog der Gemäldegalerie an: »Die germanischen Sagenstoffe lagen jener Zeit jedoch ferner als die griechischen. Wie in den zahlreichen Cranach’schen »Parisurteilen«, ist vielmehr mit Scheibler auch hier die Darstellung der antiken Sage in modernem Gewände anzunehmen, umsomehr, da diese Sage mit dem angeblichen deutschen Märchen ziemlich genau übereinstimmt. Vergl. Preller, Griechische Mythologie, III. Aufl., 1875, S. 219.« — Im Volksmunde aber bezeichnete man den Gegenstand als Riesen und Zwerge.
Beide Bilder sind bezeichnet: 1551 und mit Lukas Cranach’s Zeichen der geflügelten Schlange. Sie erinnern in keiner Weise an die Art Dürer’s, aber schon im 17. Jahrhundert liebte man es, den Namen Dürer’s allen möglichen Bildern zuzulegen. Moritz Schneider.
Kunstauktion v. Hugo Helbing, München
24. November und folgende Tage
Sammlung Dr. F. Schnitzer f München
I. Bücher des 15. bis 19 Jahrhunderts aus verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten, dabei Kupfer- und HoUschniffwerke.
II. Graphica. — Kupferstiche, Holzschnitte, Radierungen, Lithographien u. s. w. — Handzeichnungen.
Der Katalog (über 4700 Nummern) kostenfrei gegen Portoersatz Jede nähere Auskunft durch
Hugo Helbinj, München
Liebigstrasse 21 — Wagmüllerstrasse 15
Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig
Offizieller Bericht über die Verhandlungen des kunsthistorischen Kongresses zu:
Nürnberg, 25. bis 27-Sept. 1893, M. 2.50 Köln a. Rh., 1. bis 3. Okt. 1894, „ 3.60 Budapest, 1. bis 3. Okt. 1896, „ 2.— Amsterdam, 29. September bis
1. Oktober 1898 ...................3.—
Lübeck, 16. bis 19. Sept. 1900, „ 4.—
Diese Berichte enthalten die Ergebgebnisse der Verhandlungen und Auszüge aus den an den Kongresstagen gehaltenen Vorträgen. Die Hefte beanspruchen einen dauernden Wert.
Inhalt: Eugen Müutz. Von Georges Riat. — Ein Buch zur Kunstgeschichte Basels. Von Heinrich Wölfflin. — Ferdinand Knab fi Wilhelm Böckmann f- — Dr. E. Steinmann Vorstand des Museums in Schwerin; Dr. Hermann Ehrenberg nach Münster berufen; Paul Schultze-Naumburg nach Weimar berufen. — Zusammenkunft einiger Kunstforscher in Baden-Baden. — Vom Meissner Dombau; Venedig, Restaurierung der Monumentalbauten. — Wettbewerb zu einer grossen goldenen Medaille. — Grabmal fiir Charles Beaudelaire. — Abendbeleuchtung im Berliner Kunstgewerbemuseum; Berliner Kupfcrstichkabinett wieder geöffnet; Ausstellungen von Kunstwerken aus Hallischem und Elberfelder Privatbcsilz; Ausstellung des Vereins für Deutsches Kunstgewerbe m Berlin; Ausstellungen bei Pietro del Vecchio in Leipzig; Ludwig Richter-Ausslellung in Dresden. — Auktionspreise; Auktion bei Hugo Helbing. — Erwerbung der Bibliothek des Fürsten Barberini; Lieber die Bemerkung betreffend Hainhofer. — Anzeigen.
Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstrasse 13.
Druck von Ernst Hedrich Nachf., G. m. b. H., Leipzig.