Dutzend angemalte Skulpturen, alles schaudervoll, höchst schaudervoll.
Der Maler Alphons Stengelin, der ebenfalls eine Sonderausstellung bei Petit hat, ist auch kein Himmelsstürmer, aber er beleidigt uns doch nicht durch aufdringliche Selbstüberschätzung. Er ist Landschafter und gefällt sich in still poetischen Marinen, Schafherden, Dünen, Waldesrändern und ähnlichen Motiven, die wir bei den modernen holländischen Landschaftern finden. Von diesen hat er offenbar gelernt, und wenn man boshaft sein wollte, könnte man fast für jedes seiner Bilder ein holländisches Vorbild nennen. karl euoen Schmidt.
DIE NEUORDNUNG DER STUTTGARTER
GEMÄLDEGALERIE
Die Stuttgarter Staatsgalerie hat im Laufe des Sommers eine durchgreifende Neuordnung erfahren, welche alle Kunstfreunde mit Freuden begrüssen werden. Der neuernannte Galerieinspektor, Herr Professor Dr. K. Lange, zugleich Professor der Kunstgeschichte und Ästhetik an der Universität Tübingen, hat mit grosser Umsicht und Sachkenntnis die Umhängung in unglaublich kurzer Zeit bewerkstelligt, besonders wenn man bedenkt, dass gleichzeitig umfassende Änderungen und Verbesserungen an den Wänden und Decken der verschiedenen Räume ausgeführt werden mussten. Man ist erstaunt, welche Schätze da zum Vorschein gekommen sind, die jetzt erst gewürdigt werden können. Der ganze Vorrat an Gemälden in Staatsbesitz wurde nochmals gemustert und ergab reiche Ausbeute, teils aus der Königlichen Altertümersammlung, teils aus den Apanageschlössern zu Ludwigsburg und Monrepos, verschiedenen Depots und dergleichen. Das Prinzip der Neuordnung beruht auf einer historischen Anordnung innerhalb der Zeiten und Schulen, während seither die im Laufe der Jahre neu erworbenen Gemälde eben nur eingereiht wurden, wo gerade Platz war, um einer weitergehenden Umhängung aus dem Wege zu gehen. Die schon im Jahre 1854 erworbene Galerie Barbini-Breganze ist seither fast unberührt geblieben, man musste sich die zusammengehörenden Schulbilder aus zwei Sälen und sechs Kabinetten mit vieler Mühe zusammensuchen.
Der letzte Pavillonsaal des nördlichen Flügels (links) beginnt mit den Altdeutschen, dann folgen die Niederländer, Spanier und Franzosen und in den neuen Sälen die Italiener. Im anschliessenden Festsaal sind neben den Porträts der Könige Karl und Wilhelm II. Kopien nach italienischen Meistern, Raffael, Tizian und dergleichen, aufgehängt. Das Zimmer, welches die Vermächtnisse der Königin Olga enthält, wurde beibehalten, aber besser geordnet.
Der Flügel rechts enthält die modernen Gemälde; beginnend mit dem Saal der Klassizisten, dann folgt die Periode zwischen 1830 und 1860, in den neuen Sälen die Gemälde der neuen und neuesten Zeit. Es war keine leichte Aufgabe, unter der Fülle der Bilder aus neuerer Zeit eine gewisse Rangordnung, ein System zu schaffen. Prof. Lange half sich damit, dass er einen sogenannten patriotischen (vaterländisch historischen) Saal arrangierte, in welchem die grossen Schlachtengemälde von Faber du Faur und Bleibtreu, das Kannstadter Volksfest von Schaumann und dergleichen geordnet sind. Dieser ist als Eintrittssaal in die Galerie sehr gut gewählt und erfüllt seinen Zweck, das grosse Publikum zu belehren, vollständig. Weniger allgemeine Zustimmung wird die anschliessende Galerie erhalten, welche zumeist grosse Bilder, die Schlacht von Salamis von Kaulbach, die grossen Bilder von Rüstige
und Grünenwald, Wallenstein und Seni von Nahl u. s. w., enthält. Wie wir hören, sind aber hier noch Änderungen zu erwarten. Wenn wir in diesem Raum von Überfüllung sprechen können, so bieten dagegen die neuen Säle im hinteren Flügel noch viel Platz zu neuen Anschaffungen, auf die man rechnen muss. Überall ist darauf Bedacht genommen, dass die hervorragenden Stücke der Sammlung schon durch den ihnen zugewiesenen Platz als solche kenntlich gemacht und der besonderen Beachtung der Galeriebesncher empfohlen werden. Inschriften an den Saaleingängen und in den Sälen und Kabinetten selbst dienen zur Orientierung. Hand in Hand mit der Neuordnung ist auch die Katalogisierung und Bestimmung der Bilder neu ins Werk gesetzt worden, und man darf gespannt sein auf den neuen Katalog, der eine ganze Reihe von neuen Bestimmungen enthalten wird. Wir werden später noch darauf zurückkommen.
Die altdeutsche Abteilung hat sehr wertvolle Bereicherungen erhalten durch Überweisung einer Anzahl Bilder aus der Altertümersammlung; so ist jetzt der berühmte Heerberger Altar in Tausch gegen den kunstgeschichtlich weniger wertvollen Thalheimer in der Galerie aufgestellt und damit das Werk Zeitblom’s vervollständigt. Ausserdem wurden die Gemälde von Schaffner und Strigel mit verschiedenen anderen aus genannter Sammlung hier vereinigt. Sehr wertvoll ist die Zuweisung einiger Bilder der Sammlung an die Schule von Multscher und den Meister C. W. von 1516, Friedrich Herlin u. s. w. Die beiden Porträts von Amberger, welche aus der Hasslerschen Sammlung stammen, sind zufolge einer kaum noch zu entziffernden Inschrift auf der Rückseite jetzt richtig erkannt als ein Herr David von Tettighofen aus Lindau und seine Frau Afra; also nicht Rehm aus Augsburg, wie man seither annahm. Das Porträt im Maximilianmuseum zu Augsburg ist keine Wiederholung, sondern Kopie des hiesigen Bildes.
Die Kabinette im nördlichen Flügel haben jetzt Oberlicht erhalten, so dass die hier aufgehängten kleineren Niederländer erst jetzt gewürdigt werden können; auch die zur Anwendung gebrachte Tapezierung in verschiedenen Farbtönen wirkt sehr vorteilhaft. Alles Lob verdient die Zusammenstellung der Gemälde in den einzelnen Kabinetten; wie schön z. ß. das Kabinett mit den Altniederländern, die seither unter der Masse der anderen Bilder ganz verschwunden sind, ebenso die Spanier und Franzosen, die Italiener des 16. Jahrhunderts mit dem schönen Altarblatt von Carpaccio aus der ehemaligen Galerie Barbini-Breganze, der Pietâ des Giovanni Bellini und dergleichen mehr. Der Eingangssaal enthält die grossen Niederländer, als Hauptstück tritt uns sofort das schöne Familienstück von van Geest entgegen, einst der Pommersfelder Galerie angehörig. Rechts tritt man in den Saal der Spanier und Franzosen mit dem herrlichen Zurbaran, welcher im Jahre 1865 für 10000 fl. erworben wurde. Die lange Galerie, in welcher früher die Gegenbauer’schen Kartons zu den Freskogemälden im Königlichen Schloss aufgestellt wurden, enthält jetzt die späteren Italiener des 17. und 18. Jahrhunderts; die Caracci, Varotari, da Ponte, Strozzi, Tiepolo, G. Reni, viele venetianer Architekturen von Canale, Marieschi u. s. w., fast sämtlich aus der Barbinigalerie stammend.
Diese früher wenig beachtete und wegen ihrer vielen Kopien in keinem guten Ruf stehende Galerie, die bekanntlich im Jahre 1854 von König Wilhelm I. in Venedig erworben wurde, ist jetzt durch sorgfältige Auswahl und chronologische Aufstellung wieder zu Ehren gelangt.
Es darf schliesslich nicht unerwähnt bleiben, dass jetzt
Der Maler Alphons Stengelin, der ebenfalls eine Sonderausstellung bei Petit hat, ist auch kein Himmelsstürmer, aber er beleidigt uns doch nicht durch aufdringliche Selbstüberschätzung. Er ist Landschafter und gefällt sich in still poetischen Marinen, Schafherden, Dünen, Waldesrändern und ähnlichen Motiven, die wir bei den modernen holländischen Landschaftern finden. Von diesen hat er offenbar gelernt, und wenn man boshaft sein wollte, könnte man fast für jedes seiner Bilder ein holländisches Vorbild nennen. karl euoen Schmidt.
DIE NEUORDNUNG DER STUTTGARTER
GEMÄLDEGALERIE
Die Stuttgarter Staatsgalerie hat im Laufe des Sommers eine durchgreifende Neuordnung erfahren, welche alle Kunstfreunde mit Freuden begrüssen werden. Der neuernannte Galerieinspektor, Herr Professor Dr. K. Lange, zugleich Professor der Kunstgeschichte und Ästhetik an der Universität Tübingen, hat mit grosser Umsicht und Sachkenntnis die Umhängung in unglaublich kurzer Zeit bewerkstelligt, besonders wenn man bedenkt, dass gleichzeitig umfassende Änderungen und Verbesserungen an den Wänden und Decken der verschiedenen Räume ausgeführt werden mussten. Man ist erstaunt, welche Schätze da zum Vorschein gekommen sind, die jetzt erst gewürdigt werden können. Der ganze Vorrat an Gemälden in Staatsbesitz wurde nochmals gemustert und ergab reiche Ausbeute, teils aus der Königlichen Altertümersammlung, teils aus den Apanageschlössern zu Ludwigsburg und Monrepos, verschiedenen Depots und dergleichen. Das Prinzip der Neuordnung beruht auf einer historischen Anordnung innerhalb der Zeiten und Schulen, während seither die im Laufe der Jahre neu erworbenen Gemälde eben nur eingereiht wurden, wo gerade Platz war, um einer weitergehenden Umhängung aus dem Wege zu gehen. Die schon im Jahre 1854 erworbene Galerie Barbini-Breganze ist seither fast unberührt geblieben, man musste sich die zusammengehörenden Schulbilder aus zwei Sälen und sechs Kabinetten mit vieler Mühe zusammensuchen.
Der letzte Pavillonsaal des nördlichen Flügels (links) beginnt mit den Altdeutschen, dann folgen die Niederländer, Spanier und Franzosen und in den neuen Sälen die Italiener. Im anschliessenden Festsaal sind neben den Porträts der Könige Karl und Wilhelm II. Kopien nach italienischen Meistern, Raffael, Tizian und dergleichen, aufgehängt. Das Zimmer, welches die Vermächtnisse der Königin Olga enthält, wurde beibehalten, aber besser geordnet.
Der Flügel rechts enthält die modernen Gemälde; beginnend mit dem Saal der Klassizisten, dann folgt die Periode zwischen 1830 und 1860, in den neuen Sälen die Gemälde der neuen und neuesten Zeit. Es war keine leichte Aufgabe, unter der Fülle der Bilder aus neuerer Zeit eine gewisse Rangordnung, ein System zu schaffen. Prof. Lange half sich damit, dass er einen sogenannten patriotischen (vaterländisch historischen) Saal arrangierte, in welchem die grossen Schlachtengemälde von Faber du Faur und Bleibtreu, das Kannstadter Volksfest von Schaumann und dergleichen geordnet sind. Dieser ist als Eintrittssaal in die Galerie sehr gut gewählt und erfüllt seinen Zweck, das grosse Publikum zu belehren, vollständig. Weniger allgemeine Zustimmung wird die anschliessende Galerie erhalten, welche zumeist grosse Bilder, die Schlacht von Salamis von Kaulbach, die grossen Bilder von Rüstige
und Grünenwald, Wallenstein und Seni von Nahl u. s. w., enthält. Wie wir hören, sind aber hier noch Änderungen zu erwarten. Wenn wir in diesem Raum von Überfüllung sprechen können, so bieten dagegen die neuen Säle im hinteren Flügel noch viel Platz zu neuen Anschaffungen, auf die man rechnen muss. Überall ist darauf Bedacht genommen, dass die hervorragenden Stücke der Sammlung schon durch den ihnen zugewiesenen Platz als solche kenntlich gemacht und der besonderen Beachtung der Galeriebesncher empfohlen werden. Inschriften an den Saaleingängen und in den Sälen und Kabinetten selbst dienen zur Orientierung. Hand in Hand mit der Neuordnung ist auch die Katalogisierung und Bestimmung der Bilder neu ins Werk gesetzt worden, und man darf gespannt sein auf den neuen Katalog, der eine ganze Reihe von neuen Bestimmungen enthalten wird. Wir werden später noch darauf zurückkommen.
Die altdeutsche Abteilung hat sehr wertvolle Bereicherungen erhalten durch Überweisung einer Anzahl Bilder aus der Altertümersammlung; so ist jetzt der berühmte Heerberger Altar in Tausch gegen den kunstgeschichtlich weniger wertvollen Thalheimer in der Galerie aufgestellt und damit das Werk Zeitblom’s vervollständigt. Ausserdem wurden die Gemälde von Schaffner und Strigel mit verschiedenen anderen aus genannter Sammlung hier vereinigt. Sehr wertvoll ist die Zuweisung einiger Bilder der Sammlung an die Schule von Multscher und den Meister C. W. von 1516, Friedrich Herlin u. s. w. Die beiden Porträts von Amberger, welche aus der Hasslerschen Sammlung stammen, sind zufolge einer kaum noch zu entziffernden Inschrift auf der Rückseite jetzt richtig erkannt als ein Herr David von Tettighofen aus Lindau und seine Frau Afra; also nicht Rehm aus Augsburg, wie man seither annahm. Das Porträt im Maximilianmuseum zu Augsburg ist keine Wiederholung, sondern Kopie des hiesigen Bildes.
Die Kabinette im nördlichen Flügel haben jetzt Oberlicht erhalten, so dass die hier aufgehängten kleineren Niederländer erst jetzt gewürdigt werden können; auch die zur Anwendung gebrachte Tapezierung in verschiedenen Farbtönen wirkt sehr vorteilhaft. Alles Lob verdient die Zusammenstellung der Gemälde in den einzelnen Kabinetten; wie schön z. ß. das Kabinett mit den Altniederländern, die seither unter der Masse der anderen Bilder ganz verschwunden sind, ebenso die Spanier und Franzosen, die Italiener des 16. Jahrhunderts mit dem schönen Altarblatt von Carpaccio aus der ehemaligen Galerie Barbini-Breganze, der Pietâ des Giovanni Bellini und dergleichen mehr. Der Eingangssaal enthält die grossen Niederländer, als Hauptstück tritt uns sofort das schöne Familienstück von van Geest entgegen, einst der Pommersfelder Galerie angehörig. Rechts tritt man in den Saal der Spanier und Franzosen mit dem herrlichen Zurbaran, welcher im Jahre 1865 für 10000 fl. erworben wurde. Die lange Galerie, in welcher früher die Gegenbauer’schen Kartons zu den Freskogemälden im Königlichen Schloss aufgestellt wurden, enthält jetzt die späteren Italiener des 17. und 18. Jahrhunderts; die Caracci, Varotari, da Ponte, Strozzi, Tiepolo, G. Reni, viele venetianer Architekturen von Canale, Marieschi u. s. w., fast sämtlich aus der Barbinigalerie stammend.
Diese früher wenig beachtete und wegen ihrer vielen Kopien in keinem guten Ruf stehende Galerie, die bekanntlich im Jahre 1854 von König Wilhelm I. in Venedig erworben wurde, ist jetzt durch sorgfältige Auswahl und chronologische Aufstellung wieder zu Ehren gelangt.
Es darf schliesslich nicht unerwähnt bleiben, dass jetzt