allerlei treffliche Plastik da, von Bartholome, Saint- Marceaux, Dampt, von Oosen (Heinestatuette), Wrba- München (grosses Relief »Die menschlichen Leidenschaften«). Vor allem freilich Georges Minne s grosses Marmorwerk, für das Denkmal des Dichters von Brügge, Georges Rodenbach (für seinen Geburtsort Gent); eine liegende Frauengestalt, mit einer auferstehenden Bewegung, nur in wenigen langen, steilen Zügen gegeben, wie eine elementare Regung der Natur. Auch kunstgewerblich wurde viel Anziehendes ge
schaffen. Die blutjunge Gruppe: »Die Kunst im Hause« (Hoffmann- und Moserschüler) stellt zusammen aus, Gebrauchsgegenstände jeder Art. Baronesse Gisela Falke, Else {Jnger und wie sie alle heissen, die kunstfertigen und erfinderischen Damen dieses Kreises, sorgen vornehmlich für die Nichtmillionäre. Merkwürdig ist hier ein Speisezimmer von Wilhelm Schmidt, Wände und Decke in glattem, poliertem Mahagoni, ohne jede Gliederung, mit hermetischen Thüren sogar über allen Schränken und über dem Kamin schliessend. Man steht darin wie in einer grossen Schachtel. Das ist wohl das Absolute im Kajütenstil. Die Meister sind ihrerseits nicht lässig und bringen manches Neuartige. So Hoffmann und Moser ihre letzten Silber- und Glasgebilde, unter denen namentlich gewisse hohe lilienkelchartige Gefässe anmutig wirken, lind Leopold Bauer hat neben seinen besonderen Möbeln einen Wandbrunnen aus jenen grünlich irisierenden glasigen Kacheln der Spaun’schen Fabrik (Klostermühle) aufgebaut, die in Düsseldorf als Wandbelag der österreichischen Abteilung so gefallen haben, dass sie sogar in Permanenz erklärt wurden.
Auch in der Ausstellung des Hagenbundes spielt Düsseldorf seine Rolle. Namentlich durch das hübsche altwienerisch - modernistische Oktogonkabinett fosef Urban’s, das dort viel Anklang fand. Es stehen auch Urban’s Möbel darin, die so viel für Amerika nachbestellt wurden. Der »Hagen« sieht aus wie eine grosse Familie, in der man immer denselben vertrauten Gesichtern begegnet. Sie haben sich auch so zusammengestimmt, es fällt nichts aus dem Ensemble heraus. Gäste kommen freilich vor, und manchmal ganz bedeutende. Diesmal sind zwei neu auftauchende Wiener Talente zu loben: Walter Fraenkel und Fräulein Louise Hahn, die aus der Münchner Schule hervorgegangen, vorderhand ganz Quattrocento malen. Sie sehen sich merkwürdig ähnlich und werden hoffentlich zusammen den Schritt zu neueren Entwickelungen thun. Unter den Hausleuten ist Ludwig Ferdinand Graf besonders fleissig, in Porträt und Landschaft von eigentümlich zur Transparenz stilisierter Farbe, die allerdings bei den Köpfen mitunter zu wachsartig wird. Fortschritte macht Fritz von Radler, der schon auf der Akademie durch kühne Stimmungsversuche Aufmerksamkeit erregte. Ein Mädchen in Weiss, mit feuerrotem Haar, und ein lebensgrosser Doppelakt von weiblichen Figuren (in Öl) haben die Gärung schon fast hinter sich. Sehr Gutes bringen die Landschafter des Hauses: Wilt, Ranzoni, Luntz und andere, dann Walter Hampel,
dessen pikant kolorierte Federzeichnungen — einige mit Altwiener Stichen geradezu zu verwechseln — längst Freunde gefunden haben, auch einige jüngere Radierer und der mehr als drastische Farbenkarikaturist Leo Roher, der eine ganze Familie von heute serienweise verarbeitet. Gurschner bringt neue Kleinplastik, worunter einen Automobilpreis, der eine solche Teufelsmaschine nebt Bemannung mit fachmännischer Schlauheit losgehen lässt.
Eine sehenswerte Rlingerausstellung findet soeben bei Artaria statt. Das Hauptstück darin sind die Originalentwürfe zu den Blättern der »Brahmsphantasie«. Klinger hatte sie Brahms geschenkt, in dessen Nachlass sie sich, in einer unscheinbaren grauen Mappe verwahrt, vorfanden. Es sind meist Federzeichnungen, in denen vieles, z. B. die phantastischen Gestalten in den Lüften, noch weit eigenhändiger und inhaltreicher erscheint, als in den Radierungen. Ein gewaltiges Blatt ist das »Bringen des Feuers«, wo alle Kraft von Schwarz und Weiss plötzlich gegeneinanderprallt. Die helle Feuerspur durch die dunkle Nacht, von der olympischen Flamme herab bis zu den Menschen, deren erstaunter Kreis sich zum erstenmal so grell beleuchtet und beschattet sieht, die Lichtgestalt des niederfahrenden Prometheus, das alles kommt in dieser breit hingetuschten Manier in aller Ursprünglichkeit der ersten Idee zum Eindruck 1). Zum erstenmal sieht man auch vierzehn Probedrucke für eine Festschrift zur Eröffnung der Berliner Kunstgewerbeschule (1882) ausgestellt. Das Werk ist überhaupt kaum bekannt geworden. Im Titelblatt kündigt sich schon der Klinger von heute an; eine dunkle Künstlergestalt sitzt am Tische, das Haupt schwer in die Hände gesenkt, und träumt von dem hehren weiblichen Haupte, das sich hell und riesengross über ihm erhebt. Eine Scene im Aktsaal ist trefflich beleuchtet, ein anderer Saal mehr im Mittelton des Tageslichtes gehalten. Ein eisernes Balkongeländer mit buntem Publikum kommt vor, und eine Festrede, zwischen Säulen herab gehalten. Dazu allerlei Wiedergabe baulichen und schmückenden Details. Noch andere Blätter sind Vorarbeiten zu Bildern. Zwei sind Mantelstudien für die Maria in der »Kreuzigung«, auch zwei Handstudien für den Zeus kommen vor, dann mehrere Akte mit Besonderheiten des Lineaments. Die Ausstellung erregt grosses Interesse.
AGNES DÜRERIN UND IHRE STIPENDIEN
STIFTUNG
Von Albert Gümbel, Nürnberg
(Schluss)
Fassen wir nun die Persönlichkeiten ins Auge, deren sie in diesem Abschnitt ihres letzten Willens so freundlich gedenkt! Jene Katharina war ihre mit Martin Zinner vermählte Schwester, der sie auch das allen Besuchern Nürnbergs wohlbekannte Haus am
1) Diese Entwürfe werden in den nächsten Tagen von Wien nach Berlin übergeführt und bei der Amelang’schen Kunsthandlung ausgestellt werden.
schaffen. Die blutjunge Gruppe: »Die Kunst im Hause« (Hoffmann- und Moserschüler) stellt zusammen aus, Gebrauchsgegenstände jeder Art. Baronesse Gisela Falke, Else {Jnger und wie sie alle heissen, die kunstfertigen und erfinderischen Damen dieses Kreises, sorgen vornehmlich für die Nichtmillionäre. Merkwürdig ist hier ein Speisezimmer von Wilhelm Schmidt, Wände und Decke in glattem, poliertem Mahagoni, ohne jede Gliederung, mit hermetischen Thüren sogar über allen Schränken und über dem Kamin schliessend. Man steht darin wie in einer grossen Schachtel. Das ist wohl das Absolute im Kajütenstil. Die Meister sind ihrerseits nicht lässig und bringen manches Neuartige. So Hoffmann und Moser ihre letzten Silber- und Glasgebilde, unter denen namentlich gewisse hohe lilienkelchartige Gefässe anmutig wirken, lind Leopold Bauer hat neben seinen besonderen Möbeln einen Wandbrunnen aus jenen grünlich irisierenden glasigen Kacheln der Spaun’schen Fabrik (Klostermühle) aufgebaut, die in Düsseldorf als Wandbelag der österreichischen Abteilung so gefallen haben, dass sie sogar in Permanenz erklärt wurden.
Auch in der Ausstellung des Hagenbundes spielt Düsseldorf seine Rolle. Namentlich durch das hübsche altwienerisch - modernistische Oktogonkabinett fosef Urban’s, das dort viel Anklang fand. Es stehen auch Urban’s Möbel darin, die so viel für Amerika nachbestellt wurden. Der »Hagen« sieht aus wie eine grosse Familie, in der man immer denselben vertrauten Gesichtern begegnet. Sie haben sich auch so zusammengestimmt, es fällt nichts aus dem Ensemble heraus. Gäste kommen freilich vor, und manchmal ganz bedeutende. Diesmal sind zwei neu auftauchende Wiener Talente zu loben: Walter Fraenkel und Fräulein Louise Hahn, die aus der Münchner Schule hervorgegangen, vorderhand ganz Quattrocento malen. Sie sehen sich merkwürdig ähnlich und werden hoffentlich zusammen den Schritt zu neueren Entwickelungen thun. Unter den Hausleuten ist Ludwig Ferdinand Graf besonders fleissig, in Porträt und Landschaft von eigentümlich zur Transparenz stilisierter Farbe, die allerdings bei den Köpfen mitunter zu wachsartig wird. Fortschritte macht Fritz von Radler, der schon auf der Akademie durch kühne Stimmungsversuche Aufmerksamkeit erregte. Ein Mädchen in Weiss, mit feuerrotem Haar, und ein lebensgrosser Doppelakt von weiblichen Figuren (in Öl) haben die Gärung schon fast hinter sich. Sehr Gutes bringen die Landschafter des Hauses: Wilt, Ranzoni, Luntz und andere, dann Walter Hampel,
dessen pikant kolorierte Federzeichnungen — einige mit Altwiener Stichen geradezu zu verwechseln — längst Freunde gefunden haben, auch einige jüngere Radierer und der mehr als drastische Farbenkarikaturist Leo Roher, der eine ganze Familie von heute serienweise verarbeitet. Gurschner bringt neue Kleinplastik, worunter einen Automobilpreis, der eine solche Teufelsmaschine nebt Bemannung mit fachmännischer Schlauheit losgehen lässt.
Eine sehenswerte Rlingerausstellung findet soeben bei Artaria statt. Das Hauptstück darin sind die Originalentwürfe zu den Blättern der »Brahmsphantasie«. Klinger hatte sie Brahms geschenkt, in dessen Nachlass sie sich, in einer unscheinbaren grauen Mappe verwahrt, vorfanden. Es sind meist Federzeichnungen, in denen vieles, z. B. die phantastischen Gestalten in den Lüften, noch weit eigenhändiger und inhaltreicher erscheint, als in den Radierungen. Ein gewaltiges Blatt ist das »Bringen des Feuers«, wo alle Kraft von Schwarz und Weiss plötzlich gegeneinanderprallt. Die helle Feuerspur durch die dunkle Nacht, von der olympischen Flamme herab bis zu den Menschen, deren erstaunter Kreis sich zum erstenmal so grell beleuchtet und beschattet sieht, die Lichtgestalt des niederfahrenden Prometheus, das alles kommt in dieser breit hingetuschten Manier in aller Ursprünglichkeit der ersten Idee zum Eindruck 1). Zum erstenmal sieht man auch vierzehn Probedrucke für eine Festschrift zur Eröffnung der Berliner Kunstgewerbeschule (1882) ausgestellt. Das Werk ist überhaupt kaum bekannt geworden. Im Titelblatt kündigt sich schon der Klinger von heute an; eine dunkle Künstlergestalt sitzt am Tische, das Haupt schwer in die Hände gesenkt, und träumt von dem hehren weiblichen Haupte, das sich hell und riesengross über ihm erhebt. Eine Scene im Aktsaal ist trefflich beleuchtet, ein anderer Saal mehr im Mittelton des Tageslichtes gehalten. Ein eisernes Balkongeländer mit buntem Publikum kommt vor, und eine Festrede, zwischen Säulen herab gehalten. Dazu allerlei Wiedergabe baulichen und schmückenden Details. Noch andere Blätter sind Vorarbeiten zu Bildern. Zwei sind Mantelstudien für die Maria in der »Kreuzigung«, auch zwei Handstudien für den Zeus kommen vor, dann mehrere Akte mit Besonderheiten des Lineaments. Die Ausstellung erregt grosses Interesse.
AGNES DÜRERIN UND IHRE STIPENDIEN
STIFTUNG
Von Albert Gümbel, Nürnberg
(Schluss)
Fassen wir nun die Persönlichkeiten ins Auge, deren sie in diesem Abschnitt ihres letzten Willens so freundlich gedenkt! Jene Katharina war ihre mit Martin Zinner vermählte Schwester, der sie auch das allen Besuchern Nürnbergs wohlbekannte Haus am
1) Diese Entwürfe werden in den nächsten Tagen von Wien nach Berlin übergeführt und bei der Amelang’schen Kunsthandlung ausgestellt werden.