Das schon öfter angezogene Grosstotengeläutbuch von St. Sebald bietet für die Bestimmung des Todestages der Witwe Dürer’s nur die in ziemlich weiten Grenzen spielende Angabe, dass sich unter den >Von Lucie diss Jahrs bis Reminiscere« (= 13. Dezember 1539 bis 21. Februar 1540) Verstorbenen auch > Agnes Albrecht Dürerin an der Zistelgassen« befand. Das Datum unseres Fragmentes schränkt diesen Spielraum nunmehr urkundlich auf die Tage des 13.1) bis 30. Dezember 1539 ein
KUNSTBLÄTTER
Zwei neue Kunstblätter haben wir heute anzuzeigen, die wegen ihrer ungewöhnlichen Grösse weniger als Mappenblätter, denn alsWandschmuck in Frage kommen. Das eine ist eine Originalradierung des trefflichen Friedrich von Schennis. Auf gewaltigem Sitze thront Roma, den Speer in der einen, die Siegesgöttin in der anderen Hand haltend, um sie die feierliche Nachtstille der schweigenden Campagna gebreitet; unter Pinien werden die Ruinen des Forums im Hintergründe sichtbar. Dem stimmungsvollen Blatte, das ein tiefempfundenes Symbol römischer Sehnsucht und römischer Erinnerung ist, hat der Künstler den bezeichnenden Titel »Roma memoria aeterno« gegeben. Die Plattengrösse beträgt 65X76 cm. Schennis’ Radierung ist im Verlage von Emil Strauss in Bonn erschienen, auf dessen wertvolle Publikationen wir unseren Leserkreis schon bei Besprechung von Max Röder’s römischen Radierungen aufmerksam gemacht haben.
Das andere Blatt, von dem wir heute berichten wollen, ist eine Gabe der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien: Stuck’s Bacchantenzug, radiert von William Unger (Bildfläche 47X76 cm). Es wird von uns mit um so grösserem Vergnügen empfohlen, weil es zeigt, dass Meister Unger noch immer seine Nadel mit alter Kraft zu führen weiss. Alle Vorzüge Unger’scher Kunst des Nachschaffens, vor allein die Kraft seines glühenden Kolorits, erfüllen auch dieses Kapitalblatt. Trotz aller Fortschritte der Heliogravüre-Tecknik— solche Reproduktionsradierung ist doch eine schöne Sache!
BÜCHERSCHAU
Gartenlaube-Bilderbuch. Der deutschen Jugend gewidmet vom Verlag der Gartenlaube. Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.
Die Gartenlaube ist bereits eine brave Tante von fünfzig Jahren und hat alt und jung Tausende von Geschichten erzählt und Zehntausende von Bildern beschert. Hier schüttelt sie ihren unerschöpflichen Wundersack einmal für die Kleinen gründlich aus und giebt in bunter Reihe Geschichten, Märlein, Gedichtchen, bunte und schwarze Bilder, so vielfältig, so reich an Abwechselung, dass die Kinder lange, lange daran zu zehren haben werden Die Gartenlaube hat dabei ein altes bewährtes Prinzip: sie hat viel Erfahrung darin, was den Hunderttausenden ihrer grossen und kleinen Freunde Vergnügen bereitet und richtet sich darnach. Ihre alten bewährten Hausmittelchen schlagen doch immer wieder von neuem an
Kunst- und Familiengeschichte! Unter solchen Umständen wären wir für einen urkundlichen Beleg der Notiz Mayer’s, wonach die Errichtung des Testamentes am 22. Oktober 1538 erfolgte, besonders dankbar. Ausgeschlossen wäre dies ja nach den obigen Ausführungen durchaus nicht.
1) Bezw. 12. Die Bestattung erfolgte gewöhnlich schon am nächsten Tage.
und wenn die Augen der Kleinen glänzen, die Wangen glühen, die Herzchen klopfen, so ist sie reich belohnt.
Die Kunst des Jahres. Deutsche Kunstausstellungen igo2. Verlagsanstalt F. Bruckmann in München.
Die Redaktion der »Kunst für Alle« hat den hübschen Gedanken gehabt, das grosse Klischeematerial, das sich bei ihr alljährlich durch die Ausstellungsberichte anhäuft, zu einem Album zu vereinigen, das eine bequeme Übersicht über die Produktion des abgelaufenen Jahres bietet. Wer alle die Ausstellungen, die hier behandelt werden, gesehen hat, wird als Stecken seines Erinnerns sich dieses Bandes mit höchstem Nutzen bedienen; wer sie nicht gesehen hat, wird durch die Anhäufung dieser einfarbigen Klichees auf die Dauer etwas ermüdet, da er nicht in der Lage ist, sich wenigstens in der Phantasie den farbigen Eindruck des Originals zu vergegenwärtigen. Die erste Klasse wird vielleicht froh sein, diese Jahresrevue ihrer Eindrücke durch keinen Text unterbrochen zu sehen und wird deshalb diesen Extrakt häufiger zu Rate ziehen, als die ursprüngliche Ausgabe der »Kunst für Alle«. Die zweite Kategorie wird allerdings mit solchem blossen Bildermaterial nicht viel anzufangen wissen.
Jedenfalls ist das Unternehmen, das sich überdies noch durch einen erstaunlich billigen Preis (4.50 Mark für den Band) auszeichnet und vortrefflich gedruckt ist, aller Anerkennung wert und wir würden es sehr gern sehen, wenn es dauernd fortgesetzt würde. Wer sich berufsmässig mit der Geschichte der modernen Kunst befasst, wird sich dies Repertorium nicht entgehen lassen. o. k.
NEKROLOGE
In Budapest verschied am 30. November der Maler Alexander Ipoly (geboren 1858 zu Budapest). Er war Schüler des Franzosen Collin und der Budapester Künstler Lotz und Benczur, malte historische Bilder und Stillleben.
PERSONALIEN
Dr. R. Kautzsch, der bisherige Direktor des Deutschen Buchgewerbemuseums in Leipzig, hat einen Ruf als Professor der Kunstgeschichte an die Universität Halle erhalten.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Von neuen Ausgrabungen wird berichtet: In Pompeji werden unter Leitung von J. Paribeni täglich kleinere Fundstücke ans Licht befördert, die unseren pompejanischen Besitzstand erfreulich ergänzen, so unter anderen ein Mosaik mit der Inschrift »havetis intro«, die sozusagen ein Pendant zu dem allbekannten »cave canem« bilden könnte. — Auf der Insel Kos wird die Ausgrabung des Asklepios-Tempels durch Rudolf Herzog eifrig gefördert. Die blossgelegten Stücke sollen eine Rekonstruktion ermöglichen.
DENKMÄLER
Die Stadt Wien hat zum Andenken an Viktor Tilgner einen zierlichen Tilgnerbrunnen gestiftet, der soeben enthüllt worden ist.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Die Berliner Gemäldegalerie ist wieder um ein wertvolles Stück bereichert worden, das zunächst durch sein bedeutendes Ausmass imponiert: es hat 3,5 Meter in der Breite bei 2 Meter Höhe; es ist eine Bekehrung des Paulus von Rubens. Für den Ankauf des Werkes war, abgesehen von seiner Qualität, der Wunsch massgebend, für den Rubenssaal des Kaiser Friedrich - Museums ein grosses dekoratives Mittelstiick zu besitzen, das überdies
KUNSTBLÄTTER
Zwei neue Kunstblätter haben wir heute anzuzeigen, die wegen ihrer ungewöhnlichen Grösse weniger als Mappenblätter, denn alsWandschmuck in Frage kommen. Das eine ist eine Originalradierung des trefflichen Friedrich von Schennis. Auf gewaltigem Sitze thront Roma, den Speer in der einen, die Siegesgöttin in der anderen Hand haltend, um sie die feierliche Nachtstille der schweigenden Campagna gebreitet; unter Pinien werden die Ruinen des Forums im Hintergründe sichtbar. Dem stimmungsvollen Blatte, das ein tiefempfundenes Symbol römischer Sehnsucht und römischer Erinnerung ist, hat der Künstler den bezeichnenden Titel »Roma memoria aeterno« gegeben. Die Plattengrösse beträgt 65X76 cm. Schennis’ Radierung ist im Verlage von Emil Strauss in Bonn erschienen, auf dessen wertvolle Publikationen wir unseren Leserkreis schon bei Besprechung von Max Röder’s römischen Radierungen aufmerksam gemacht haben.
Das andere Blatt, von dem wir heute berichten wollen, ist eine Gabe der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien: Stuck’s Bacchantenzug, radiert von William Unger (Bildfläche 47X76 cm). Es wird von uns mit um so grösserem Vergnügen empfohlen, weil es zeigt, dass Meister Unger noch immer seine Nadel mit alter Kraft zu führen weiss. Alle Vorzüge Unger’scher Kunst des Nachschaffens, vor allein die Kraft seines glühenden Kolorits, erfüllen auch dieses Kapitalblatt. Trotz aller Fortschritte der Heliogravüre-Tecknik— solche Reproduktionsradierung ist doch eine schöne Sache!
BÜCHERSCHAU
Gartenlaube-Bilderbuch. Der deutschen Jugend gewidmet vom Verlag der Gartenlaube. Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.
Die Gartenlaube ist bereits eine brave Tante von fünfzig Jahren und hat alt und jung Tausende von Geschichten erzählt und Zehntausende von Bildern beschert. Hier schüttelt sie ihren unerschöpflichen Wundersack einmal für die Kleinen gründlich aus und giebt in bunter Reihe Geschichten, Märlein, Gedichtchen, bunte und schwarze Bilder, so vielfältig, so reich an Abwechselung, dass die Kinder lange, lange daran zu zehren haben werden Die Gartenlaube hat dabei ein altes bewährtes Prinzip: sie hat viel Erfahrung darin, was den Hunderttausenden ihrer grossen und kleinen Freunde Vergnügen bereitet und richtet sich darnach. Ihre alten bewährten Hausmittelchen schlagen doch immer wieder von neuem an
Kunst- und Familiengeschichte! Unter solchen Umständen wären wir für einen urkundlichen Beleg der Notiz Mayer’s, wonach die Errichtung des Testamentes am 22. Oktober 1538 erfolgte, besonders dankbar. Ausgeschlossen wäre dies ja nach den obigen Ausführungen durchaus nicht.
1) Bezw. 12. Die Bestattung erfolgte gewöhnlich schon am nächsten Tage.
und wenn die Augen der Kleinen glänzen, die Wangen glühen, die Herzchen klopfen, so ist sie reich belohnt.
Die Kunst des Jahres. Deutsche Kunstausstellungen igo2. Verlagsanstalt F. Bruckmann in München.
Die Redaktion der »Kunst für Alle« hat den hübschen Gedanken gehabt, das grosse Klischeematerial, das sich bei ihr alljährlich durch die Ausstellungsberichte anhäuft, zu einem Album zu vereinigen, das eine bequeme Übersicht über die Produktion des abgelaufenen Jahres bietet. Wer alle die Ausstellungen, die hier behandelt werden, gesehen hat, wird als Stecken seines Erinnerns sich dieses Bandes mit höchstem Nutzen bedienen; wer sie nicht gesehen hat, wird durch die Anhäufung dieser einfarbigen Klichees auf die Dauer etwas ermüdet, da er nicht in der Lage ist, sich wenigstens in der Phantasie den farbigen Eindruck des Originals zu vergegenwärtigen. Die erste Klasse wird vielleicht froh sein, diese Jahresrevue ihrer Eindrücke durch keinen Text unterbrochen zu sehen und wird deshalb diesen Extrakt häufiger zu Rate ziehen, als die ursprüngliche Ausgabe der »Kunst für Alle«. Die zweite Kategorie wird allerdings mit solchem blossen Bildermaterial nicht viel anzufangen wissen.
Jedenfalls ist das Unternehmen, das sich überdies noch durch einen erstaunlich billigen Preis (4.50 Mark für den Band) auszeichnet und vortrefflich gedruckt ist, aller Anerkennung wert und wir würden es sehr gern sehen, wenn es dauernd fortgesetzt würde. Wer sich berufsmässig mit der Geschichte der modernen Kunst befasst, wird sich dies Repertorium nicht entgehen lassen. o. k.
NEKROLOGE
In Budapest verschied am 30. November der Maler Alexander Ipoly (geboren 1858 zu Budapest). Er war Schüler des Franzosen Collin und der Budapester Künstler Lotz und Benczur, malte historische Bilder und Stillleben.
PERSONALIEN
Dr. R. Kautzsch, der bisherige Direktor des Deutschen Buchgewerbemuseums in Leipzig, hat einen Ruf als Professor der Kunstgeschichte an die Universität Halle erhalten.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Von neuen Ausgrabungen wird berichtet: In Pompeji werden unter Leitung von J. Paribeni täglich kleinere Fundstücke ans Licht befördert, die unseren pompejanischen Besitzstand erfreulich ergänzen, so unter anderen ein Mosaik mit der Inschrift »havetis intro«, die sozusagen ein Pendant zu dem allbekannten »cave canem« bilden könnte. — Auf der Insel Kos wird die Ausgrabung des Asklepios-Tempels durch Rudolf Herzog eifrig gefördert. Die blossgelegten Stücke sollen eine Rekonstruktion ermöglichen.
DENKMÄLER
Die Stadt Wien hat zum Andenken an Viktor Tilgner einen zierlichen Tilgnerbrunnen gestiftet, der soeben enthüllt worden ist.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Die Berliner Gemäldegalerie ist wieder um ein wertvolles Stück bereichert worden, das zunächst durch sein bedeutendes Ausmass imponiert: es hat 3,5 Meter in der Breite bei 2 Meter Höhe; es ist eine Bekehrung des Paulus von Rubens. Für den Ankauf des Werkes war, abgesehen von seiner Qualität, der Wunsch massgebend, für den Rubenssaal des Kaiser Friedrich - Museums ein grosses dekoratives Mittelstiick zu besitzen, das überdies