den Berlinern den grossen Vlanren von einer hier noch nicht vertretenen Seite zeigt. Das ungemein reichbewegte Bild erinnert auf den ersten Blick an die Münchner Löwenjagd und scheint aus derselben Epoche des Meisters (1617) zu stammen. Besonders prächtig ist der gewaltige Schimmel, der im Vordergründe niedergebrochen ist. Das Bild befand sich bis vor kurzem in der Galerie der Familie Miler zu Leigh Court in England.
In Düsseldorf plant man für das Jahr 1904 eine grosse internationale Kunstausstellung und ausserdem eine kunsthistorische Ausstellung aus rheinischem Privatbesitze.
Im Walraff-Richartz-Museum in Köln ist eine Chodowiecki-Ausstellung von 200 Blättern eröffnet worden.
Kunstausstellungen in Budapest. Der Budapester Kunstverein »Nemzeti Szalön« veranstaltete eine interessante Ausstellung von den gesammelten Ölgemälden des leider zu früh verstorbenen ungarischen Malers Ladislaus von Paâl (geboren 1846, gestorben 1879). Ein robustes Talent gleich Munkâcsy, wanderte er nach seinen Wiener Lehrjahren nach Düsseldorf, von da nach Paris und Barbizon, wo er eines der thätigsten Mitglieder der kleinen Künstlergemeinde war. Mit Daubigny, Dupré u. s. w. eng befreundet, malte er oft dieselben Sujets, welche dann von Pariser Kunsthändlern ohne sein Wissen unter französischer Signatur in Handel kanten. Ein Unfall brachte den erst Dreiunddreissigjährigen ins Grab, bevor er noch sein überaus kräftiges Talent entwickeln konnte. Seine Arbeiten waren in Künstlerkreisen (Mesdag, Munkäcsy) weit mehr geschätzt als in dem damals mit Barbizoner Arbeiten überfluteten Pariser Publikum. Fast alle seine Gemälde, welche Professor Lâzâr für den »Salon« gesammelt, sind südungarische und Barbizoner Landschaften. Man gewinnt aus den 47 Nummern der Ausstellung ein gutes Bild seiner Entwickelung. Kurz vor seinem Tode raffte er seine Kräfte zu den besten Leistungen zusammen. Diese Gemälde zeigen ein überaus lebhaftes, kräftiges Talent, breiten, zusammenfassenden Pinselzug, ein unstetes Streben, feine Stimmungstöne kurz, bündig und kräftig vorzutragen. Für die ungarische Kunst ist er von hoher Bedeutung als Repräsentant jener kleinen Künstlerschar, welche sich in Frankreich mutig und den Verhältnissen trotzend den grossen modernen Strömungen anschloss. Die besten seiner hier ausgestellten Werke werden vom ungarischen Staate angekauft werden.
Die Winterausstellung des »Landesvereins für bildende Künste« zu Budapest ist diesmal reich beschickt: der Katalog weist 700 Nummern auf. Das Gesamtbild verrät den vollständigen Sieg der jüngeren Generation. Nach vielem Ringen eine Klärung. Die besten Kräfte, wie Ferenczy,
Fényes, Mednyânszky, Szinyei-Merse, Kernstock, Magyar, Mark, Kries, die Bildhauer Telcs und Ligeti, die Architekten Vâgö zeigen jetzt nach vielen Experimenten reife Arbeit. Die Malerei bekommt einen heimischen Accent, da die jüngste Generation sich ganz in heimischem Milieu entwickelt. Einige Künstlerkolonien in ungarischen Provinzstädten und Flecken (Nagybânya, Szolnok, Dömös, die Umgebung des Balaton) tragen dazu bei. Man wird hier Augenzeuge eines nicht uninteressanten Werdeprozesses, der eigentlichen Entdeckung und malerischen Verwertung des heimischen Milieus und der heimischen Psyche. Es beginnt natürlich mit dem reinen Naturalismus, dem spürenden, suchenden Element, ln dieser Art geht Adolf Fényes, Béla Grünvald, Karl Kernstock voran. Andere suchen Erlebtes und Erschautes stilistisch zu gestalten, verarbeiten all diese Impressionen je nach persönlicher Eigenart, wie Ladislaus Mednyânszky, Gustav Magyar, Karl Ferenczy, Joseph Rippl-Rönai. Ersterer kann wohl heute als führende Persönlichkeit betrachtet werden, ein Zauberer feiner Töne und Farben. Den Tonwert ganz auszubeuten ist Ferenczy’s Art. Seine Porträts reden die leise Sprache der Eleganz.
VOM KUNSTMARKT
Bei der Auktion Brunswick, über die wir an anderer Stelle noch ausführlich berichten werden, kam auch eine aller Beschreibung nach ganz entzückende, Marmorßgur eines nackten Mädchens von Hans Gasser unter den Hammer. Sie ging für den erstaunlich niedrigen Preis von 2415 Kronen an einen Wiener Sammler fort. Gasser ist, wie wir hier erinnern wollen, der Meister des berühmten Donauweibchens im Wiener Stadtparke. Er lebte von 1817—1868; über seine merkwürdigen Lebensschicksale berichtet Hevesi in seiner soeben erschienenen Geschichte der Österreichischen Kunst im 19. Jahrhundert allerlei Lesenswertes.
VERMISCHTES
Über den Meister der weiblichen Halbfiguren hat Th. von Frimmel in der Nr. 256 der Beilage zur »Allg. Ztg.« eine bemerkenswerte Studie veröffentlicht. Der bewährte Kunstkenner bietet aus dem reichen Schatze seiner Notizen wichtige Nachweise und bekämpft mit gewichtigen Gründen die Ansicht Dr. Wickhoff’s, dass der Meister mit Frangois Clouet identisch sei.
Der vor wenigen Monaten verstorbene Maler Emil Lugo hat seine ganze Hinterlassenschaft an Zeichnungen, Aquarellen und Lithographien dem Münchner Kupferstichkabinett vermacht.
Für Weihnachtsgeschenke passend!
Raphael Sanzio: Madonna Sixfina. (Kgl. Gemäldegalerie, Dresden.) Gestochen von F. BRÜCKL. Höhe 67, Breite 50 cm, weisses Papier Mk. 15.—, chin. Papier Mk. 20.—.
Titian Vecelli: Die himmlische und irdische Liebe. (Galerie Borghese in Rom.) Gestochen von FR. WEBER. Höhe 28, Breite 59 cm,
weiss. Papier Mk.30.—, chin. Papier Mk.40.—, vor der Schrift Mk.8o.—.
Achenbach, Andr.: Norwegischer Wasserfall. Gestochen von CARL PÖST. Höhe 49, Breite 70 cm, weisses Papier Mk. 15.—, chin. Papier Mk. 20.—.
Vollz, Fr.: Jleimziehende Herde. Gestochen von C. POST. Gegenstück zum vorigen. Höhe 48, Breite 72 cm, weisses Papier Mk. 15.—, chin. Papier Mk. 20.—.
Illustrierte Hataloae franko gegen Einsendung von Mk. —.50 durch den
Kunstverlag von Hugo Helbing MÜNCHEN, Liebigstrasse 21.
DRUCKFEHLER BERICHTIGUNG
ln P. J. Rée’s Nürnberger Brief der letzten Nummer sind zwei Namen verdruckt: Auf der ersten Spalte war der Bürgermeister Schulz, statt Schuh genannt, gegen Schluss die Tochter des Geheimrats Otzen als Frau Höhn, statt Frau Köhn bezeichnet.
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