an Antikes in Oefässen, Statuen, Fassaden von Gebäuden auf. Antike Allegorien begegnen. (Gerade hier müsste einmal der Besitz des Mittelalters an antikem Gut festgestellt werden, um unterscheiden zu können zwischen diesem Ererbten und dem in der Renaissancezeit neu Erworbenen.) Die »Künstler des Lebens« stehen kaum anders; Masaccio und Castagno verwenden antike Architekturmotive. In der kirchlichen Malerei zeigt Fra Angelico in Florenz wenig (»keine« ist wohl zu viel behauptet), in Rom dagegen zahlreiche Spuren der Antike. Von den »Erzählern« giebt Fra Filippo Lippi noch am meisten Antikes in den Bildern in Prato, während Benozzo Gozzoli gern seine Kenntnisse zur Schau stellt. In der Scene »Augustin lehrt in Rom« hat für das eine Medaillon eine Büste des Maximinus Thrax als Vorbild gedient. Für die Pollajuoli und Verrocchio wird Mantegna’s Einfluss in Form und Inhalt (Herkules) bestimmend. Verrocchio studiert auch die antike Gewandbehandlung. Während bei ihnen die antike Architektur zurücktritt, erscheint sie zuerst bei den »Konservativen«: Lor. di Credi, Raffaellino del Garbo, Cosimo Rosselli. Filippino und Ghirlandajo dagegen sind direkt Altertumsforscher, während Botticelli antike Ideen frei fortbildet, Centauren und Satyre führt er wieder ein. Die Flora, der Mercur, die drei Horen gehen wohl auf Antikes zurück, wohl auch die Venus, deren Vorbild schon Giovanni Pisano gekannt haben muss. In der Verläumdung ist nur die Wahrheit auf Antikes zurückzuführen. Für Piero di Cosimo ist die klassische Sagenwelt nur Sprungbrett für seine eigene Traumphantasie. — Der Einfluss der Antike auf das Florentiner Quattrocento ist nur gering. Man sieht zu sehr mit eigenen Augen. Die Arbeit will nur als Einleitung betrachtet werden und ist an neuen Ergebnissen nicht eben reich, aber anregend geschrieben.
K. S.
PERSONALIEN
Den Vorsitz in der leitenden Kommission für die grosse Berliner Kunstausstellung führen die Professoren Artur Kampf und Kallmorgen.
ARCHÄOLOGISCHES
Zum Parthenonfries und zum betenden Knaben. Die Wünschelrute, ohne die auch die wissenschaftlichste Archäologie bei Ausgrabungen oft auf taubes Gestein stösst, hat in England wieder zu einem merkwürdigen Funde geführt. Auf einem Landsitz in Essex, der um die Mitte des 18. Jahrhunderts Thomas Astle, einem Trustee des British Museum, gehört hatte, wurde aus der Erde bei einem künstlichen Felsenwerk ein Stück des Nordfrieses vom Parthenon ausgegraben, das einen Teil einer Tafel ergänzt, die zu den Eigin Marbles, d. h. den von Lord Eigin 1801/1802 nach England entführten Parthenonskulpturen, gehört. Wie der berühmte Archäologe A. S. Murray in einem im »Royal Institute of British Architectsam 17. November gehaltenen Vortrage, der jetzt im »Journaldieser angesehenen Körperschaft vorliegt, erklärte, ist das Stück vermutlich in der grossen Pulverexplosion des Jahres 1687 abgesprungen und mit anderen Antiquitäten, worunter auch ein Fragment einer bekannten Inschrift (Boeckh, C. J. Gr. 166; bezieht sich auf die Schlacht bei Tanagra 457 v. Chr.), durch den Archäologen Stuart nach England verbracht worden. Dies warum 1750 geschehen; und ehe das Fragment vom Parthenonfries auf irgend eine Weise unter die Erde in Essex geriet, muss es nach den Verwitterungsspuren, die sich z. B. auch in durch den Regen gezogenen Rinnen äussern, den Unbilden des englischen Klimas längere Zeit ausgesetzt gewesen sein. Das Stück
ergänzt den Reiter, der bei Michaelis (der Parthenon) die Nummer 110 auf der dreizehnten Tafel trägt (XXXV und XXXVI). Dieser Reiter ist gerade vor einem Nackten dargestellt; und auch sein nackter Arm kontrastiert vortrefflichzu den vom Winde aufgeblasenen Falten derChlamys, die er trägt, und die mit einigen tiefen Schatten einen bewegten Hintergrund bildet. Murray fügt in seinem Vortrage noch einige Bemerkungen bei, wie der Südfries des Parthenon als Ganzes eine bei weitem weniger sorgsame Ausführung gefunden hat, als der Nordfries, zu dem das jetzt in England ausgegrabene Stück gehört, und die Westund Ostseite gefunden haben, weil zwischen der Südseite und der Burgmauer sonst nichts mehr zu sehen war, während die vielfachen Herrlichkeiten, welche die Akropolis auf den anderen Seiten des Parthenon noch schmückten, auf diese hauptsächlich zahllose Besucher und Beschauer zogen. Auch macht. Murray auf die Willkürlichkeit aufmerksam, mit der die ausführenden Künstler, um die Gleichmässigkeit zu vermeiden, mit den Rossschweifen umgegangen sind. —
Ein interessanter Aufsatz von Augi st Mau in dem soeben erschienenen reichhaltigen zweitenHeftder»Römischen Mitteilungen des Kaiserlich deutschen Archäologischen Instituts« kommt auf eine schon früher aufgekommene Deutung des sogenannten »betenden Knaben« im Berliner Museum zurück, deren Priorität der Pompejaner Forscher unserem deutschen Dichter Wilhelm Raabe zugesteht, der in seinem köstlichen Hungerpastor zuerst gesagt hat: »Da ist ein anbetender Knabe, von dem ich glaube, dass er seinen Ball wieder finden wilU. Voraussetzung für die Deutung der herrlichen Berliner Bronze als eines Auffangenden, ruhig und sicher nach dem zufliegenden Ball Blickenden ist die schon längst geschehene (richtige) Ergänzung, die Mau auf Grund technischer und anatomischer Verhältnisse anerkennt. Denn der Gebetgestus der Alten, wie wir ihn aus der schriftlichen und bildlichen Tradition kennen, würde verlangen, dass apotropäisch die Innenfläche der rechten Hand oder seltener der beiden Hände dem Götterbilde oder dem Himmel (?) zugewandt sind. Aber über die richtige Ergänzung wird man ja zweierlei Ansicht sein dürfen, und die Möglichkeit, dass die Hände in dem bekannten Gebetgestus hätten ergänzt werden müssen, so dass des Boedas Meisterwerk doch in der Bronze zu sehen ist, wird auch ihre Verteidiger behalten. Nichtsdestoweniger wird die Deutung Mau’s für einen Fangball (pila) spielenden, möglicherweise mit einem Gegenstück zusammen als Weihegeschenk oder Genrebild aufgestellten Knaben durch die Autorität seines Namens und seine treffenden Deduktionen zahlreiche Anhänger finden. m.
Vom olympischen Zeus des Phidias. Ein Beitrag Ad. Furtwängler’s zu den Mélanges Perrot, der Festgabe für den französischen Archäologen Perrot, bringt verschiedenes Interessante und Neue zum Zeus des Phidias. Zunächst tritt der Münchner Gelehrte mit Bestimmtheit für die Datierung nach der Parthenos, also für die Jahre nach der um 438 vor Chr. geschehenen Verbannung des Phidias aus Athen ein. Alle litterarische (Philochoros gegen Plutarch) und alle monumentale Überlieferung spricht nach Furtwängler dahin, dass der Zeus des Phidias nach der Parthenos gearbeitet worden ist. — Dann glaubt Furtwängler eine Erklärung dafür, dass der Olympische Zeus uns nur in den bekannten Hadrianischen Münzen und sonst in keiner Nachbildung überliefert ist, darin zu finden, dass die Phidiasische Statue sich in den Kreisen der schaffenden Künstler des Altertums nicht derjenigen Geltung erfreute, die wir nach ihrem Ruhme annehmen möchten; nur aus Laienkreisen stammen die begeisterten Urteile des Altertums, wie ja Wilamowilz-Möllendorff nach