gefügt. Die Renovierung des Nordostportals ist gleichfalls in Angriff genommen. Dem verstorbenen Münsterbaumeister Professor von Beyer wurde von der Kirchengemeinde eine marmorne Gedenktafel gewidmet, die im Durchgang des südlichen Seitenschiffs zur Turmhalle angebracht ist und auf einem Spruchband die Inschrift »Ex profundis ad astra« trägt. Vier weitere Statuen für die Pfeiler des Mittelschiffs sind bei Bildhauer Federlen in Arbeit gegeben und werden in Bälde aufgestellt werden; es sind das: der Apostel Philippus, Karl der Grosse, Paul Gerhard und Bürgermeister Besserer.
Nach dem schon im Jahre 1877 aufgestellten Programm zur Wiederherstellung und Ausschmückung des Innern wären jetzt noch auszuführen: Die fehlenden Fialen und Bekrönungen am Taufsteinüberbau und eine teilweise Restaurierung des Chorgestühls nebst Aufstellung der fehlenden Figuren unter den sechs Baldachinen, Die Hauptsache für die Zukunft ist aber die Erneuerung des Bodenbelags in der Kirche und ein neues Gestühl; dazu fehlen aber bis jetzt die Mittel, doch hofft die Kirchengemeinde auf eine baldige Regelung der Münsterlotterie, die zum vollständigen Ausbau im Innern die nötigen Mittel liefern soll. Max Bach.
Im Palais der deutschen Gesandtschaft in Paris, dem ehemaligen Hotel des Fürsten Eugène de Beauharnais, waren an Decken und Kaminen umfassende Restaurationsarbeiten nötig geworden, die nunmehr unter Leitung der französischen Architekten Chateiiay und Rouyrre und unter Aufsicht des deutschen Architekten Stever glücklich vollendet sind. Es galt die kostbaren Innendekorationen, die Beauharnais in den Jahren 1803—1805 mit einem Aufwand von 1V4 Millionen Francs schaffen liess und die Proben der reinsten Empirekunst darstellen, mit aller Schonung und Vorsicht wiederherzustellen. Der vergoldete Plafond im Saale der vier Jahreszeiten war leider nicht zu retten, wurde aber in genauer Kopie des alten wiederhergestellt. Zugleich wurden im Thronsaale einige störende Einbauten aus späterer Zeit wieder beseitigt, so dass nun dieses musterhafte Interieur aus der Empirezeit gesichert und gesäubert in neuer Schönheit erstanden ist. — Zu gleicher Zeit kommt die Nachricht von der durch Professor Hauser in München vollzogenen Restauration der Flügelbilder von Diirer s Baumgärtner-Altar in der älteren Pinakothek. Wir werden über diese Restauration, die ein über alle Erwartung günstiges Resultat erzielt hat, in der nächsten Nummer ausführlich berichten.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Die Berliner Gemäldegalerie hat ein Hauptwerk des Hugo van der Goes erworben — eine predellenförmige, 21/3 Meter breite, nicht ganz 1 Meter hohe Tafel mit der Geburt Christi. Zu äusserst rechts und links die annähernd lebensgrossen Halbfiguren je eines Propheten, wohl des Königs David und des Jesaias. Die Verkünder halten je eine Hälfte des grünen Vorhanges, den sie auseinandergezogen haben und enthüllen den heiligen Vorgang. Die in gedrängter, etwas künstlicher Anordnung über die niedrige Fläche verteilten Figuren der Maria, Joseph’s, der Engel und der stürmisch bewegten Hirten haben etwa die halbe Grösse der Natur. Der Stil der reich und im ganzen kühl gefärbten Malerei stimmt so deutlich mit dem Stil des Portinarialtares überein, dass ein Zweifel in Betreff der Autorschaft nicht wohl möglich erscheint. Näher noch als dem beglaubigten Hauptwerke des Meisters steht das Berliner Bild dem »Marientod« in Brügge, jener Schöpfung des van der Goes, die so lange verkannt worden ist. Mit dieser Tafel hat das Berliner Bild vieles gemeinsam: die
schwungvolle und gedrängte Komposition, die dem 16. Jahrhundert anzugehören scheint, die dramatische Bewegtheit und die relativ milde Typik.
Das vollkommen erhaltene Bild ist aus Privatbesitz in Madrid erworben worden.
In dem Hefte des Jahrbuches der königlich preussischen Kunstsammlungen, das soeben erscheint, wird diese Erwerbung der Berliner Museen in einem Lichtdruck und mit Text von W. Bode publiziert. M.J. f.
Ausstellung der Berliner Secession. Ohne Geleitwort haben die Veranstalter ihrer zweiten Schwarzweiss- Ausstellung im Secessionshaus diesmal begonnen. Dem Katalog der vorjährigen graphischen Schaustellung war das kluge Vorwort vorangestellt worden, in dem der hübsche Ausdruck von der Hieroglyphenkunst der Zeichnung geprägt war. Wenn auf erklärende und werbende Einführungsworte verzichtet wurde, so geschah es wohl, weil nichts Neues zu sagen war. In derselben Lage ist auch der, der von dieser Ausstellung erzählen soll. Auch wenn sich bei ihm guter Lobwillen einstellt, auch wenn er den suchenden Eifer hat, die jungen Talente zu finden, die nach so langer Secessionsarbeit in Berlin doch endlich da sein müssen, Neues hat er nicht zu sagen. Wir haben ja hier zweifellos wieder eine hübsche, löbliche und anregende Ausstellung. Aber stärker, so ist wenigstens mein Eindruck, als in den früheren, wird man hier an den Salonursprung der Berliner Secession erinnert. Die Künstlergruppen, die sich anderswo abseits stellten, gaben in ihren Ausstellungen und geben es noch zumeist und an erster Stelle ihre eigenen Hervorbringungen, die geladenen Fremden durften sich anschliessen und es wurde schon gesorgt, dass das Auswärtige nicht das Eigene erdrückte. Die höflichen Berliner Secessionisten lassen den eingeladenen Gästen den Vortritt und halten sich selbst, wie es gut erzogenen Wirten zukommt, zurück. Gute Erziehung ist löblich, aber nur dem sicher Besitzenden wohl bekömmlich, dem nicht, der sich noch durchdrücken will. So kommt’s, dass der Besucher von den Ausstellungen beim Zwiebeldach den Eindruck mitnimmt: die Franzosen sind die wahren Kerle, und dann die Münchner. Von der eigentlichen Berliner Secessionskunst wird ihm am wenigsten im Gedächtnis haften geblieben sein. Auch diese Ausstellung ist durch das vorgeführte Französische wertvoll. Ihre besten Graphiker werden gezeigt. Toulouse- Lautrec’s witzige Kunst, aber im huschenden Lithographieren doch nur der dilettierende Marquis. Unseren Französlingen gefällt das, denen, sehen sie diese Dämchen, Erlebtes »chez Maxime* froh- und warmmachend einfällt. Ernster und feiner als Lautrec, aber, weil nicht unter dem Begriff Cocottenkunst zu umfassen, weniger lockend ist Theophil Steinlen. Manches der Zeichnungen und Lithographien reicht an grosse Kunst nahe heran. Neu waren für ein Berliner Publikum die farbigen Radierungen von Jean Veber: der Tanz des Glückes, weiblicher Ringkampf und andere, merkwürdige Färbung und bequeme Technik. Viele alte Bekannte, die zum Teil in neuen Toiletten kamen, konnten mit dem frohen Gefühl gleichgebliebener Schätzung begrüsst werden. Carrière’s weich geträumte Bildnisse, Vallotton’s Grobschnitte, Lunois’ spanische Brettldamen.
Bei den Deutschen überwuchern die Karikaturen, wändelang illustrierte Witze. Vor der gemalten Madonna und vor einem heiligen Christoph kann man über der Kunst vergessen, dass eine Madonna oder ein Christoph vor Augen steht, beim gezeichneten Witz wird man immer nach der Pointe fragen. Und die kennt man aus den Fliegenden Blättern, dem Simplicissimus. Das nur wird auffallen, dass — mit Ausnahme der Holzschnitte in den Fliegenden Blättern etwa nach Oberländer — unsere Witz
Nach dem schon im Jahre 1877 aufgestellten Programm zur Wiederherstellung und Ausschmückung des Innern wären jetzt noch auszuführen: Die fehlenden Fialen und Bekrönungen am Taufsteinüberbau und eine teilweise Restaurierung des Chorgestühls nebst Aufstellung der fehlenden Figuren unter den sechs Baldachinen, Die Hauptsache für die Zukunft ist aber die Erneuerung des Bodenbelags in der Kirche und ein neues Gestühl; dazu fehlen aber bis jetzt die Mittel, doch hofft die Kirchengemeinde auf eine baldige Regelung der Münsterlotterie, die zum vollständigen Ausbau im Innern die nötigen Mittel liefern soll. Max Bach.
Im Palais der deutschen Gesandtschaft in Paris, dem ehemaligen Hotel des Fürsten Eugène de Beauharnais, waren an Decken und Kaminen umfassende Restaurationsarbeiten nötig geworden, die nunmehr unter Leitung der französischen Architekten Chateiiay und Rouyrre und unter Aufsicht des deutschen Architekten Stever glücklich vollendet sind. Es galt die kostbaren Innendekorationen, die Beauharnais in den Jahren 1803—1805 mit einem Aufwand von 1V4 Millionen Francs schaffen liess und die Proben der reinsten Empirekunst darstellen, mit aller Schonung und Vorsicht wiederherzustellen. Der vergoldete Plafond im Saale der vier Jahreszeiten war leider nicht zu retten, wurde aber in genauer Kopie des alten wiederhergestellt. Zugleich wurden im Thronsaale einige störende Einbauten aus späterer Zeit wieder beseitigt, so dass nun dieses musterhafte Interieur aus der Empirezeit gesichert und gesäubert in neuer Schönheit erstanden ist. — Zu gleicher Zeit kommt die Nachricht von der durch Professor Hauser in München vollzogenen Restauration der Flügelbilder von Diirer s Baumgärtner-Altar in der älteren Pinakothek. Wir werden über diese Restauration, die ein über alle Erwartung günstiges Resultat erzielt hat, in der nächsten Nummer ausführlich berichten.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Die Berliner Gemäldegalerie hat ein Hauptwerk des Hugo van der Goes erworben — eine predellenförmige, 21/3 Meter breite, nicht ganz 1 Meter hohe Tafel mit der Geburt Christi. Zu äusserst rechts und links die annähernd lebensgrossen Halbfiguren je eines Propheten, wohl des Königs David und des Jesaias. Die Verkünder halten je eine Hälfte des grünen Vorhanges, den sie auseinandergezogen haben und enthüllen den heiligen Vorgang. Die in gedrängter, etwas künstlicher Anordnung über die niedrige Fläche verteilten Figuren der Maria, Joseph’s, der Engel und der stürmisch bewegten Hirten haben etwa die halbe Grösse der Natur. Der Stil der reich und im ganzen kühl gefärbten Malerei stimmt so deutlich mit dem Stil des Portinarialtares überein, dass ein Zweifel in Betreff der Autorschaft nicht wohl möglich erscheint. Näher noch als dem beglaubigten Hauptwerke des Meisters steht das Berliner Bild dem »Marientod« in Brügge, jener Schöpfung des van der Goes, die so lange verkannt worden ist. Mit dieser Tafel hat das Berliner Bild vieles gemeinsam: die
schwungvolle und gedrängte Komposition, die dem 16. Jahrhundert anzugehören scheint, die dramatische Bewegtheit und die relativ milde Typik.
Das vollkommen erhaltene Bild ist aus Privatbesitz in Madrid erworben worden.
In dem Hefte des Jahrbuches der königlich preussischen Kunstsammlungen, das soeben erscheint, wird diese Erwerbung der Berliner Museen in einem Lichtdruck und mit Text von W. Bode publiziert. M.J. f.
Ausstellung der Berliner Secession. Ohne Geleitwort haben die Veranstalter ihrer zweiten Schwarzweiss- Ausstellung im Secessionshaus diesmal begonnen. Dem Katalog der vorjährigen graphischen Schaustellung war das kluge Vorwort vorangestellt worden, in dem der hübsche Ausdruck von der Hieroglyphenkunst der Zeichnung geprägt war. Wenn auf erklärende und werbende Einführungsworte verzichtet wurde, so geschah es wohl, weil nichts Neues zu sagen war. In derselben Lage ist auch der, der von dieser Ausstellung erzählen soll. Auch wenn sich bei ihm guter Lobwillen einstellt, auch wenn er den suchenden Eifer hat, die jungen Talente zu finden, die nach so langer Secessionsarbeit in Berlin doch endlich da sein müssen, Neues hat er nicht zu sagen. Wir haben ja hier zweifellos wieder eine hübsche, löbliche und anregende Ausstellung. Aber stärker, so ist wenigstens mein Eindruck, als in den früheren, wird man hier an den Salonursprung der Berliner Secession erinnert. Die Künstlergruppen, die sich anderswo abseits stellten, gaben in ihren Ausstellungen und geben es noch zumeist und an erster Stelle ihre eigenen Hervorbringungen, die geladenen Fremden durften sich anschliessen und es wurde schon gesorgt, dass das Auswärtige nicht das Eigene erdrückte. Die höflichen Berliner Secessionisten lassen den eingeladenen Gästen den Vortritt und halten sich selbst, wie es gut erzogenen Wirten zukommt, zurück. Gute Erziehung ist löblich, aber nur dem sicher Besitzenden wohl bekömmlich, dem nicht, der sich noch durchdrücken will. So kommt’s, dass der Besucher von den Ausstellungen beim Zwiebeldach den Eindruck mitnimmt: die Franzosen sind die wahren Kerle, und dann die Münchner. Von der eigentlichen Berliner Secessionskunst wird ihm am wenigsten im Gedächtnis haften geblieben sein. Auch diese Ausstellung ist durch das vorgeführte Französische wertvoll. Ihre besten Graphiker werden gezeigt. Toulouse- Lautrec’s witzige Kunst, aber im huschenden Lithographieren doch nur der dilettierende Marquis. Unseren Französlingen gefällt das, denen, sehen sie diese Dämchen, Erlebtes »chez Maxime* froh- und warmmachend einfällt. Ernster und feiner als Lautrec, aber, weil nicht unter dem Begriff Cocottenkunst zu umfassen, weniger lockend ist Theophil Steinlen. Manches der Zeichnungen und Lithographien reicht an grosse Kunst nahe heran. Neu waren für ein Berliner Publikum die farbigen Radierungen von Jean Veber: der Tanz des Glückes, weiblicher Ringkampf und andere, merkwürdige Färbung und bequeme Technik. Viele alte Bekannte, die zum Teil in neuen Toiletten kamen, konnten mit dem frohen Gefühl gleichgebliebener Schätzung begrüsst werden. Carrière’s weich geträumte Bildnisse, Vallotton’s Grobschnitte, Lunois’ spanische Brettldamen.
Bei den Deutschen überwuchern die Karikaturen, wändelang illustrierte Witze. Vor der gemalten Madonna und vor einem heiligen Christoph kann man über der Kunst vergessen, dass eine Madonna oder ein Christoph vor Augen steht, beim gezeichneten Witz wird man immer nach der Pointe fragen. Und die kennt man aus den Fliegenden Blättern, dem Simplicissimus. Das nur wird auffallen, dass — mit Ausnahme der Holzschnitte in den Fliegenden Blättern etwa nach Oberländer — unsere Witz