werden: Mr. Morgan’sgrosse Landschaft aus der »Dudley- Sammlung« und Mr. Alfred de Rothschild’s »Schloss von Nymwegen«.
Rembrandt ist nur durch »Nikolas Ruts« und Rubens durch »Elisabeth Brant« vertreten. Von van Dyck ist eine sehr interessante Arbeit zu sehen, die in einer ziemlich durchgeführten Skizze zu dem in der »National-Galleryvorhandenen Reiterbild Karl’s 1. besteht. Der Wert der Skizze ohne diesen Zusammenhang wäre natürlich ein weit geringerer, denn das Werk an und für sich gehört zu den sogenannten Paradeporträts Karl’s I.
Ein ebensowenig bekannter wie ausgezeichneter Paul Veronese ist das Lord Wimborne gehörige Werk »Die Begrüssung der Jungfrau durch die heilige Elisabeth(Nr. 55). Hinsichtlich der Trachten hat Veronese in diesem Bilde einen Kompromiss zwischen jener Epoche und der des 16. Jahrhunderts angestrebt. Aus dem Schlosse von Hampton Court wurden die beiden bestén Tintörettos geliehen, die vielleicht überhaupt in England erhalten sind: »Esther vor Ahasverus« und »Die neun Musen im Olymp«. Bei dieser Gelegenheit will ich bemerken, dass Hoffnung vorhanden sein soll, die böswillig und sehr erheblich beschädigten Gemälde in Hampton Court, so namentlich »Heinrich VIII.« von Holbein, wieder leidlich zu restaurieren. Unter den ausgestellten Italienern muss schliesslich noch besonders ein Werk Sebastiano del Piombo’s hervorgehoben werden, das hier im Katalog »La Fornarina« bezeichnet ist. Vielleicht kann es dasjenige Porträt sein, von dem Vasari sagt: »Eine Frau in römischer Kleidung in der Casa Torrigiani.« Von den alten nicht englischen Meistern besitzt jedenfalls am meisten Anspruch, noch registriert zu werden: Murillo durch sein Werk »Ruth und Naomi«, das leider stark nachgedunkelt ist, und Franz Hals’ »Ein holländisches Dienstmädchen«.
Vier englischen Aquarellisten, Landschafter und Mitglieder der Akademie, welche in den letzten Jahren verstarben, wurde ein eigener Saal eingeräumt. Es sind dies: Vicat Cole, John Brett, Matthew Ridley Corbet und Henry Moore. Der Schwerpunkt in der britischen Abteilung liegt aber in ihren älteren Meistern und unter diesen gebührt wiederum zwei Porträts von Sir Joshua Reynolds der Ehrenplatz. Das eine davon, die »Gräfin Powis«, wurde noch vor ihrer Verheiratung, als Lady Henrietta Herbert, angefertigt und zehn Jahre später, als sie Gräfin Powis geworden war, der unverhältnismässig grosse Hut hinzugefügt. Gleichzeitig wurde 1786 das Bild von dem Künstler noch einmal übermalt, ein Umstand, dem vielleicht die gute Erhaltung zu verdanken ist. Das andere Meisterwerk, »Mrs. Pelham, Hühner fütternd«, vielfach durch Stich reproduziert, hat ebenfalls in den Farben nicht gelitten, während eine ganze Anzahl von Porträts dieser Dame der Technik und der Farbenmischung Reynolds’kein zu günstiges Zeugnis ausstellen. Allerdings haben in einzelnen Fällen ungeschickte Restauratoren das ihrige dazu beigetragen, um den Glauben an die Solidität der Farben des damaligen Präsidenten der Akademie zu beeinträchtigen.
Die Mitglieder der »Royal Society of Water Colourshaben dem König Eduard VII. nachträglich als Krönungsgeschenk ein von Mr. K. Anning Bell sehr schön dekoriertes Album überreichen lassen, in welchem jeder Künstler durch ein Aquarellblatt vertreten ist. Die Prinzessin Louise, Herzogin von Argyll, lieferte ein figürliches Sujet, der Präsident der Gesellschaft, Sir E. Waterlow »Erinnerung an Italien«, der Vizepräsident, Mr. E. R. Hughes, »Die Zauberin«, eine goldhaarige Frauengestalt auf fliegendem Ross, im Mondlicht über einer Stadt schwebend. Alma- Tadema’s Gabe bestand in einer klassischen Frauenfigur, Herkomer hatte den Kopf eines alten bayrischen Bauern
angefertigt und äusserst charakteristisch fiel Walter Crane’s Geschenk aus, der in dem Album mit »Georg und der Drache« nebst der hinzugefügten Inschrift »Verteidige das Recht« vertreten ist. Wer hier unter »Georg« von Walter Crane verstanden sein soll, bedarf keiner Erörterung, schwieriger dürfte es schon sein, sich mit ihm über den »Drachen« und »das Recht« zu verständigen.
In der von der oben genannten Gesellschaft veranstalteten Ausstellung sind die Werke ihrer beiden Präsidenten jedenfalls das bedeutendste, was dort zur Ansicht geboten wurde. Sir E. Waterlow malt in der Manier der Barbizon-Schule und viele seiner Arbeiten erinnern an Corot, so namentlich die Flusslandschaft »On the Ouse«. Das für das Krönungsgeschenk gelieferte Blatt hat Mr. E. R. Hughes in grossem Massstabe und vorzüglich ausgeführt der Ausstellung gesandt. Das hochpoetische Sujet fand soviel Beifall, dass das Bild am ersten Besichtigungstage schon verkauft wurde. Der Künstler ist ein intimer Hausfreund der Familie Holman Hunt und gehört sein Porträt von »Miss Gladys Holmann Hunt« zu seinen besten Arbeiten. Der Künstler ist gleichfalls befreundet mit Walter Crane, dessen Charakter, ausser Watts, niemand im Porträt so erfasst hat, wie er.
Walter Crane hat eine eigene Ausstellung seiner älteren und neueren Werke in der »Doré-Galerie« in Bond Street veranstaltet, die grosse Anziehungskraft ausübt. Als bekannte sozialistische Figur hat er überall, wo er in die Öffentlichkeit tritt, die breiten Massen aller derer hinter sich, die mit der Industrie und dem Kunstgewerbe in Berührung kommen oder sich in irgend einer Weise hierfür interessieren. Der Kunsthandwerker und der untere Mittelstand dominiert auf seinen Ausstellungen in London, die stets so besucht sind, dass man sich kaum zu bewegen vermag, während die oberen Zehntausend zwar nicht fehlen, aber mehr aus Neugier oder aus persönlicher Rücksicht für den Meister gekommen zu sein scheinen. Crane besitzt nämlich die wunderbare Gabe, trotz seiner ultraradikalen politischen Gesinnung auch mit der Geburtsund Kapitalsaristokratie sich auf besten Fuss zu stellen. Seine interessanteste Arbeit bilden hier die zum ersten Male zur Besichtigung dargebotenen Originalzeichnungen zum »Schneemann«, einer Weihnachtsphantasie, die im Jahre 1900 im »Lyceum-Theater« aufgeführt wurde.
Vor kurzem erschien bei der Firma Bell in London »The Art of Walter Crane« by P. G. Konody (63 Mark). Es bot sich mir die Gelegenheit, mit dem Künstler eine längere Unterredung über obiges Werk zu führen, eine Aussprache, deren Inhalt ich einige Tage später in der »Times« wiedergegeben fand und infolgedessen zu dem Schluss berechtigt war, dass Crane den bezüglichen Artikel selbst schrieb oder inspirierte. Ich glaube wohl, es ereignet sich nur höchst selten, dass ein Künstler öffentlich ein Buch tadelt, wie es der Meister gethan, weil es ihn seiner Meinung nach über Gebühr und ohne wirkliche Kritik lobt. Ausserdem hat Walter Crane unumwunden seine Ansicht dahin ausgedrückt, dass das Buch von Irrtümern thatsächlicher Natur wimmelt, der Stoff mangelhaft gruppiert sei und der auch für englische Verhältnisse zu hoch normierte Preis von drei Guineen (63 Mark) die Volkstümlichkeit des Werkes, auf die Crane den höchsten Wert legt, verhindere.
Die Winterausstellung der Firma T. Agnew & Sons in Bond Street enthält zwar keine zu grosse Anzahl, aber fast nur erstklassige und wenig gesehene Gemälde alter englischer Meister. Hervorzuheben sind namentlich Arbeiten von: Reynolds, Gainsborough, Hoppner, Crome, Bonington, Morland, Romney und Turner. Ein Seestück des letzteren, welches als das bedeutendste Bild hier gelten kann, war