zuletzt 1827 in der Königlichen Akademie ausgestellt worden. Von Reynolds ist das beste zur Stelle befindliche Werk »Angerstein’s Kinder«. Bekanntlich bildete die von Angerstein gesammelte Gemäldegalerie den Grundstock der heutigen »National-Gallery« in Trafalgar Square.
Die Unterhandlungen der Erben von Lord Leighton’s Haus, die letzteres der Stadt London mit all seinen Kunstschätzen unentgeltlich überlassen wollten, haben sich zerschlagen und infolge dessen werden die dortigen Räume gelegentlich zu Ausstellungen benutzt. An der Spitze des bezüglichen Komitees steht Mrs. Russell Barrington, eine Freundin und die einzige Schülerin von G. F. Watts, die gleichzeitig auch der Familie Leighton’s nahe steht. So fand dort eine Ausstellung von Werken Dante Gabriel Rossetti’s statt, die um so interessanter war, weil die hier aus dem Besitz seines noch lebenden Bruders William Michael vereinigten Bilder bisher so gut als unbekannt galten. In einer anderen Ausstellung daselbst hatte sich Mrs. Rüssel Barrington das Verdienst erworben, die im präraffaelitischen Stil ausgeführten Arbeiten von Mrs. de Morgan vorzuführen.
Ein auf die präraffaelitische Epoche Millais’ bezügliches, Ende vorigen Jahres erschienenes Buch enthält in Holzschnittübertragung die Originalzeichnungen des ersteren nebst Faksimilewiedergabe der auf den Gegenstand stattgehabten Korrespondenz. Aus den Schreiben Millais’ wird ersichtlich, dass er sich mit der Lieferung seiner Arbeiten unausgesetzt in Rückstand befand und die Verzögerungen zu entschuldigen sucht.
Weder in Paris noch in London vermochte der verdienstvolle Kupferstecher Charles Méryon bisher so vollständig gewürdigt zu werden, wie es jetzt dank der Bemühungen der Firma Obach hier möglich ist, denn kaum ein nennenswertes Blatt dieses Künstlers fehlt in der betreffenden Ausstellung. Wie so viele andere seiner Leidensgefährten gelangte auch dieser Meister erst verhältnismässig spät zur vollen Anerkennung. Ausser seinen eigenen vorhandenen Radierungen ist die Sammlung sehr passend durch die von Bracquemond und Flameng hergestellten Porträts Méryon’s vermehrt.
Von neuen Erscheinungen im Gebiet der graphischen Kunst sind vornehmlich zu erwähnen: »Lady Ligoniervon Pratt, in Mezzotint, nach Gainsborough; »Die Herzogin von Devonshire«, aus dem Besitz des Herzogs, der Tradition nach von Downman gemalt, in Mezzotint übertragen von Scott Bridgewater (P. & D. Colnaghi). Ferner sind zwei ausgezeichnete Radierungen im Verlage der Firma Lefèvre erschienen: »Marie Antoinette«, zart und doch bedeutende Tiefe im Ton besitzend, und »La Laitière«, dessen Original Baronin N. Rothschild dem Louvre vermachte. Die beiden von Jules Jacquet nach Greuze übertragenen Blätter sind als Radierungen ersten Ranges zu bezeichnen. In einer Mitte Dezember bei Christie abgehaltenen Auktion von Kupferstichen wurden ganz aussergewöhnlich hohe Preise gezahlt, so z. B. für »Miss Moncton«, ganze Figur, von J. Jacobé gestochen, nach Reynolds, 18900 Mark. Die Gesellschaft der »Painter Etchefs«, der Malerradierer, hat den Beschluss gefasst, dass ihre Mitglieder künftig die Ausstellungen auch mit Reproduktionen beschicken dürfen, diese Vergünstigung aber sich in dem Verhältnis von 1:3 bewegen muss, d. h. auf drei Originalarbeiten ist eine Übertragung zulässig. Hauptsächlich fand diese Statutenveränderung deshalb statt, um den Kupferstechern in ihrem Kampf gegen den mechanischen Prozess und vor allem gegen die Photographie eine geeignete Unterstützung zu gewähren.
Zwei grosse Sammlungen, die Vermächtnisse des Mr. Constantin Alexander Jonides und von Mr. Charles
Gassiot sind den betreffenden Instituten übergeben worden und zwar hat von dem ersteren das »South Kensington Museum«, von dem letzteren die Stadt London geerbt.
In der Kunstindustrie macht sich augenblicklich die Mode geltend, Zierate aller Art in dem Stile Flaxman’s herzustellen, und da, wo es möglich ist, Wedgwood anzubringen. Das berühmteste Werk dieser Art, einen silbervergoldeten Schild, ausgeführt. nach „dem von Flaxman entworfenen Modell, besitzt bekanntlich [der , Graf von Lonsdale in Lowther Castle, das der Kaiser^uniängst mit seinem Besuche beehrte. o. v. Schleinitz.
INSTITUTE
Rom. Archäologisches Institut. In der Sitzung vom q. Dezember berichtete jProfessor.Geizer aus Jena in anschaulicher, humorvoller Weise über eine Reise in Westmacedonien (Ochrida, Sucti, Naum, Korytza) zum Zwecke von Archivforschung und Inschriftensammlung. Photographische Aufnahmen veranschaulichten die besuchten Orte und [die eigenartigen Volkstypen_dortiger Gegend; byzantinische Inschriften mit Datierung von Kirchen und Klöstern wurden ].vorgeIegt_ undj erklärt. ^ Professor Mau besprach die Heizvorrichtungen ,in antiken Bädern, und kritisierte in treffender Weise eine neue Theorie Krell’s, welche_der allgemein ^angenommenen Ansicht über diesen Punkt entgegen steht. Er erkanntë~das Gewicht einer solchen technischen Autorität vollkommen an, wies aber auf Grund antiker^Zeugnisse (vor allem Vitruv), baulicher Einrichtungen und endlich an Aschenresten (vor allem in nördlichen Ländern in der sogenannten »Suspensura« gefunden) nach, dass die Luftströmung nicht Von innen gegen den Heizraum, sondern umgekehrt ihren Weg genommen habe. Er hielt also an der alten Annahme fest, dass die Badegemächer unten und an den Wänden von Hohlräumen eingefasst waren, die[durch ein Kohlenfeuer erwärmt, Fussboden und Wände des Baderaumes erhitzten. Sache der Techniker sei es nun — so schloss der Vortragende — das zu erklären, was bei dieser sonst gesicherten Annahme noch fraglich erscheinen müsse. e. st.
ARCHÄOLOGISCHES
Die Minerva von Poitiers und der Diadumenos. Seitdem im Jahre 1862 ein Diadumenos zu Vaison in Südfrankreich gefunden worden ist, hat der französische Boden kein ähnliches Kunstwerk für die Gegenwart bewahrt, als die im Frühjahr 1902 aus einer künstlichen Aushöhlung im Hofe der höheren Mädchenschule zu Poitiers ans Licht gezogene Minervastatue, die jetzt im Musée de l’Hötel de Ville in Poitiers Aufstellung gefunden hat und allgemeine Bewunderung erregt. Der erste Eindruck der Statue ist der, dass sie eine eklektische Arbeit ist; der Kopf mag ein archaisches Original imitieren, der Körper hat künstlich archaisierte Elemente. Im archäologischen Jahrbuch (Anzeige S. 65) und in der Revue archéologique (September- Oktober p. 161—167) finden sich ausführliche Beschreibungen des schönen Werkes nebst Abbildungen. Am weitesten in französischem Lokalpatriotismus[ geht Louis Gonse in der Bewunderung der Minerve de Poitiers (Revug de l’art ancien et moderne vom 10. November), der gar ein griechisches Original, allerdings nach älteren Motiven, aus der nachpraxitelischen Zeit in ihr sieht und ein Vorbild von der künstlerischen Grösse der Parthenos für sie annimmt. Dazu müssen gallische Raubzüge die Minerva von Poitiers im 3. vorchristlichen Jahrhundert in das Land der Picten gebracht haben, wo man das Kunstwerk sechs Jahrhunderte später, seinen hohen »Wert wohl begreifend, gegen Barbareneinfälle vergraben habe. Aber die Herkunft
Die Unterhandlungen der Erben von Lord Leighton’s Haus, die letzteres der Stadt London mit all seinen Kunstschätzen unentgeltlich überlassen wollten, haben sich zerschlagen und infolge dessen werden die dortigen Räume gelegentlich zu Ausstellungen benutzt. An der Spitze des bezüglichen Komitees steht Mrs. Russell Barrington, eine Freundin und die einzige Schülerin von G. F. Watts, die gleichzeitig auch der Familie Leighton’s nahe steht. So fand dort eine Ausstellung von Werken Dante Gabriel Rossetti’s statt, die um so interessanter war, weil die hier aus dem Besitz seines noch lebenden Bruders William Michael vereinigten Bilder bisher so gut als unbekannt galten. In einer anderen Ausstellung daselbst hatte sich Mrs. Rüssel Barrington das Verdienst erworben, die im präraffaelitischen Stil ausgeführten Arbeiten von Mrs. de Morgan vorzuführen.
Ein auf die präraffaelitische Epoche Millais’ bezügliches, Ende vorigen Jahres erschienenes Buch enthält in Holzschnittübertragung die Originalzeichnungen des ersteren nebst Faksimilewiedergabe der auf den Gegenstand stattgehabten Korrespondenz. Aus den Schreiben Millais’ wird ersichtlich, dass er sich mit der Lieferung seiner Arbeiten unausgesetzt in Rückstand befand und die Verzögerungen zu entschuldigen sucht.
Weder in Paris noch in London vermochte der verdienstvolle Kupferstecher Charles Méryon bisher so vollständig gewürdigt zu werden, wie es jetzt dank der Bemühungen der Firma Obach hier möglich ist, denn kaum ein nennenswertes Blatt dieses Künstlers fehlt in der betreffenden Ausstellung. Wie so viele andere seiner Leidensgefährten gelangte auch dieser Meister erst verhältnismässig spät zur vollen Anerkennung. Ausser seinen eigenen vorhandenen Radierungen ist die Sammlung sehr passend durch die von Bracquemond und Flameng hergestellten Porträts Méryon’s vermehrt.
Von neuen Erscheinungen im Gebiet der graphischen Kunst sind vornehmlich zu erwähnen: »Lady Ligoniervon Pratt, in Mezzotint, nach Gainsborough; »Die Herzogin von Devonshire«, aus dem Besitz des Herzogs, der Tradition nach von Downman gemalt, in Mezzotint übertragen von Scott Bridgewater (P. & D. Colnaghi). Ferner sind zwei ausgezeichnete Radierungen im Verlage der Firma Lefèvre erschienen: »Marie Antoinette«, zart und doch bedeutende Tiefe im Ton besitzend, und »La Laitière«, dessen Original Baronin N. Rothschild dem Louvre vermachte. Die beiden von Jules Jacquet nach Greuze übertragenen Blätter sind als Radierungen ersten Ranges zu bezeichnen. In einer Mitte Dezember bei Christie abgehaltenen Auktion von Kupferstichen wurden ganz aussergewöhnlich hohe Preise gezahlt, so z. B. für »Miss Moncton«, ganze Figur, von J. Jacobé gestochen, nach Reynolds, 18900 Mark. Die Gesellschaft der »Painter Etchefs«, der Malerradierer, hat den Beschluss gefasst, dass ihre Mitglieder künftig die Ausstellungen auch mit Reproduktionen beschicken dürfen, diese Vergünstigung aber sich in dem Verhältnis von 1:3 bewegen muss, d. h. auf drei Originalarbeiten ist eine Übertragung zulässig. Hauptsächlich fand diese Statutenveränderung deshalb statt, um den Kupferstechern in ihrem Kampf gegen den mechanischen Prozess und vor allem gegen die Photographie eine geeignete Unterstützung zu gewähren.
Zwei grosse Sammlungen, die Vermächtnisse des Mr. Constantin Alexander Jonides und von Mr. Charles
Gassiot sind den betreffenden Instituten übergeben worden und zwar hat von dem ersteren das »South Kensington Museum«, von dem letzteren die Stadt London geerbt.
In der Kunstindustrie macht sich augenblicklich die Mode geltend, Zierate aller Art in dem Stile Flaxman’s herzustellen, und da, wo es möglich ist, Wedgwood anzubringen. Das berühmteste Werk dieser Art, einen silbervergoldeten Schild, ausgeführt. nach „dem von Flaxman entworfenen Modell, besitzt bekanntlich [der , Graf von Lonsdale in Lowther Castle, das der Kaiser^uniängst mit seinem Besuche beehrte. o. v. Schleinitz.
INSTITUTE
Rom. Archäologisches Institut. In der Sitzung vom q. Dezember berichtete jProfessor.Geizer aus Jena in anschaulicher, humorvoller Weise über eine Reise in Westmacedonien (Ochrida, Sucti, Naum, Korytza) zum Zwecke von Archivforschung und Inschriftensammlung. Photographische Aufnahmen veranschaulichten die besuchten Orte und [die eigenartigen Volkstypen_dortiger Gegend; byzantinische Inschriften mit Datierung von Kirchen und Klöstern wurden ].vorgeIegt_ undj erklärt. ^ Professor Mau besprach die Heizvorrichtungen ,in antiken Bädern, und kritisierte in treffender Weise eine neue Theorie Krell’s, welche_der allgemein ^angenommenen Ansicht über diesen Punkt entgegen steht. Er erkanntë~das Gewicht einer solchen technischen Autorität vollkommen an, wies aber auf Grund antiker^Zeugnisse (vor allem Vitruv), baulicher Einrichtungen und endlich an Aschenresten (vor allem in nördlichen Ländern in der sogenannten »Suspensura« gefunden) nach, dass die Luftströmung nicht Von innen gegen den Heizraum, sondern umgekehrt ihren Weg genommen habe. Er hielt also an der alten Annahme fest, dass die Badegemächer unten und an den Wänden von Hohlräumen eingefasst waren, die[durch ein Kohlenfeuer erwärmt, Fussboden und Wände des Baderaumes erhitzten. Sache der Techniker sei es nun — so schloss der Vortragende — das zu erklären, was bei dieser sonst gesicherten Annahme noch fraglich erscheinen müsse. e. st.
ARCHÄOLOGISCHES
Die Minerva von Poitiers und der Diadumenos. Seitdem im Jahre 1862 ein Diadumenos zu Vaison in Südfrankreich gefunden worden ist, hat der französische Boden kein ähnliches Kunstwerk für die Gegenwart bewahrt, als die im Frühjahr 1902 aus einer künstlichen Aushöhlung im Hofe der höheren Mädchenschule zu Poitiers ans Licht gezogene Minervastatue, die jetzt im Musée de l’Hötel de Ville in Poitiers Aufstellung gefunden hat und allgemeine Bewunderung erregt. Der erste Eindruck der Statue ist der, dass sie eine eklektische Arbeit ist; der Kopf mag ein archaisches Original imitieren, der Körper hat künstlich archaisierte Elemente. Im archäologischen Jahrbuch (Anzeige S. 65) und in der Revue archéologique (September- Oktober p. 161—167) finden sich ausführliche Beschreibungen des schönen Werkes nebst Abbildungen. Am weitesten in französischem Lokalpatriotismus[ geht Louis Gonse in der Bewunderung der Minerve de Poitiers (Revug de l’art ancien et moderne vom 10. November), der gar ein griechisches Original, allerdings nach älteren Motiven, aus der nachpraxitelischen Zeit in ihr sieht und ein Vorbild von der künstlerischen Grösse der Parthenos für sie annimmt. Dazu müssen gallische Raubzüge die Minerva von Poitiers im 3. vorchristlichen Jahrhundert in das Land der Picten gebracht haben, wo man das Kunstwerk sechs Jahrhunderte später, seinen hohen »Wert wohl begreifend, gegen Barbareneinfälle vergraben habe. Aber die Herkunft