Zeichners der Illustrated London News, dessen schneidig hingesetzte Teintfarben nicht ahnen lassen, dass ein Halbgelähmter ihr Urheber war. Schliesslich sieht man noch eine lebensgrosse Reiterin auf braunem Pferde, in hellgelbem Reitkleid, vor grünem Laub, durch das ein schräger Windstoss fährt. Das Bild ist nicht vollendet, aber die Töne sitzen so fest beisammen, dass man kaum merkt, was noch fehlen mag.
Von Claude Monet sieht man acht Bilder, darunter das grosse »Frühstück im Freien« (1866), mit fünf Damen und sieben Herren in Toiletten der Krinolinenzeit, unter mächtigen Buchenstämmen. Drei Jahre nach Manet’s »Déjeuner sur l’herbe«, das den grossen Pleinairskandal einleitete. Ein Jahr nach Manet’s »Olympia«. Wie weit ist aber Monet gegen Manet im Punkt des Punktes zurück. Er wurde erst er selbst, als er ganz und gar Landschafter war. Als Manet ihn den »Raffael des Wassers« nannte und nie mehr Schnee malte, weil Monet’s Schnee unübertrefflich sei. Es ist auch eine solche Schneelandschaft von ihm da, von unglaublicher Diskretion. Dann die rötlich und grünlich hingestrichelten Charakterköpfe von »Monsieur Paul«, dem Koch, und seiner ehrwürdigen Ehehälfte nebst weissem Pinscher. Dann sechs Bilder von Auguste Renoir, dem Erfinder der hellen »Sonnenflecken« und der blauvioletten Schatten, deren Ära 1875 begann. Die »Theaterloge« mit der schwarz-weiss gestreiften Dame ist auch darunter und die berühmte blaue Tänzerin in Weiss, mit blauen Bändern, und ihr Seitenstück, das appetitliche Töchterlein des Malers (die »kleine J. D. R.«). Dann sieben Bilder von Edgar Degas, mit all seinem Spuk von künstlichem Licht und Schatten. Ein grosses Bild mit Tänzerinnen giebt ihn förmlich monumental, mit einer erstaunlichen Wucht im hin und wieder prallenden Schatten, in dem das Weiss schon dunkelblau wird. Und dabei wieder (»Tänzerinnen in Rosa«) dasselbe Prinzip zu den leisesten Wirkungen zusammengestimmt. Man kann da lernen, was alles innerhalb des Begriffes »rosa« vor sich gehen kann. Fünf Bilder von Camille Pissarro. Darunter ein »Boulevard de Clichy« (1880) voll violetter Schatten, zwischen die sich die feinsten rosigen und grünlichen Lichter einschieben. Das ist der klassische Boulevard der Impressionisten. Da war das Café Guerbault, wo die Schwefelbande unter Manet hauste, bis zum Kriegsjahr 1870. Und die Brasserie Reichshoffen, wo Manet seine Biermamsellen, die Servantes des bocks, fand. Und das alte Restaurant des »Père Lethuille«, in dessen Hintergärtchen er um 1880 so kühnes Pleinair malte (»das Rendezvous«). Ein Prachtstück, dieser Pissarro’sche Boulevard; es ist schon der ganze Raffaelli darin. Dann acht Landschaften von Alfred Sisley, voll echter Idyllenluft und gelinder Farbenfreiheit. Dagegen sieben Bilder von dem Farbenwüterich Cézanne, dem ersten, der sich Manet anschloss, und zwar mit Delacroix im Leibe. Er war zeitlebens der Refüsierteste der Refüsierten. Noch vor wenigen Jahren, als man die Auswahl aus dem »Vermächtnis Caillebotte« zu machen hatte, wollte man nichts von ihm wissen und es hielt schwer,
zwei seiner schwächeren Bilder für den Luxembourg durchzusetzen. Man nahm dergleichen nicht geschenkt. Hier ist ein Hauptbild von ihm: »Pierrot und Harlekin« (Durand-Ruel). Das weisse Gewand Pierrot’s ist eine ganze Sammlung von Reflexen jeder Art und auf den beiden Gesichtern ganz spektralanalytisch. Köstlich in seiner absoluten Voraussetzungslosigkeit ist das kleine Bildnis des alten Kunstsammlers Choquet, der unter seinem schweren Goldrahmen auf einem Sessel sitzt und auf der Rücklehne zwei Hände kreuzt, deren energisches Licht- und Schattenwesen an sich ein Meisterstück ist. Zwei seiner kleinen Fruchtstücke erinnern deutlich an Manet’s Fingerübungen.
Es ist ganz interessant, dass die Ordner der Ausstellung auch etwas von den Quellen des modernen Impressionismus zusammenstellten. Arbeiten von Velazquez, Goya, aber auch von Tlntoretto, an dessen Selbstporträt im Louvre Manet nie vorüber konnte, und sogar von Rubens, dem Greco (Theotokopuli) und anderen. Selbst im herrlichen Vermeer van Delft der Galerie Czernin (»Atelier des Malers«) finden sie schon das Prinzip. Goya ist besonders reichlich vertreten (Senor Zuloaga in Sevilla), durch sechs Bilder und über sechzig Radierungen (»Caprichos« und Kriegsgreuel). Daumier, der anno 1900 so modernlebendig hervortrat, Monticelli, der tizianische Farbenkräfte so neuartig zerstäubte, Corot sogar, mit einem kleinen Halbakt, zeigen ihre Klaue. Dazu Plastiker: Houdon, Rüde, Carpeaux (viele interessante Büsten). Und ein ganzes Kabinett ist mit ausgewählten Japanern behängt; Manet schätzte bekanntlich Hokusai’s »Mangwa« ungemein hoch. Die Erscheinungen innerhalb des Impressionismus werden vorgeführt in Bildern von Puvis, Whistler, Besnard, Cottet, Lucien Simon, Gaston La Touche, Forain, Liebermann, Slevogt. Deutlich sieht man aus dem besonderen Natureindruck eines jeden die besondere Persönlichkeit hervortreten. Besnard’s grosses Stallbild mit braunen Ponys, deren glattes Fell Glanzlichter sprüht, Liebermann’s »Bleiche«, Slevogt’s grosser »Sommermorgen« treten besonders hervor. Eine Abzweigung ins Experimentelle bilden die Neo-Impressionisten: Seurat, Van Rysselberghe, mit neuesten Arbeiten, wie des letzteren grossem Bilde: »Junge Damen am Strande«, in weissen Toiletten, die in der Sonne alle Färbungen annehmen. Von Seurat erinnert ein »Sonntag in Grande Jassean sein erstes Bild, in dem er die These der Farbenteilung praktisch durchführte. Wieder schliessen die Bildhauer sich an. Sie führen die »Stimmung« ins Dreidimensionale. Von Rodin ist die »Hand Gottesneu: eine Riesenhand, die sich wagrecht aus dem Chaos des rohen Marmors hervorstreckt und in der die kleinen Menschlein ihr Wesen treiben. Meunier, Charpentier, Jules Desbois, Carabin, Fix-Masseau und andere, jüngere stellen sich reichlich ein. Der jüngste ist der Italiener Medardo Rosso (Paris), der in Bronze und Wachs (»Kind in der Sonne« u. dergl.) seine Augenblickswirkungen noch im Werden zu überraschen sucht.
Und dann verdichten sich die Persönlichkeiten
Von Claude Monet sieht man acht Bilder, darunter das grosse »Frühstück im Freien« (1866), mit fünf Damen und sieben Herren in Toiletten der Krinolinenzeit, unter mächtigen Buchenstämmen. Drei Jahre nach Manet’s »Déjeuner sur l’herbe«, das den grossen Pleinairskandal einleitete. Ein Jahr nach Manet’s »Olympia«. Wie weit ist aber Monet gegen Manet im Punkt des Punktes zurück. Er wurde erst er selbst, als er ganz und gar Landschafter war. Als Manet ihn den »Raffael des Wassers« nannte und nie mehr Schnee malte, weil Monet’s Schnee unübertrefflich sei. Es ist auch eine solche Schneelandschaft von ihm da, von unglaublicher Diskretion. Dann die rötlich und grünlich hingestrichelten Charakterköpfe von »Monsieur Paul«, dem Koch, und seiner ehrwürdigen Ehehälfte nebst weissem Pinscher. Dann sechs Bilder von Auguste Renoir, dem Erfinder der hellen »Sonnenflecken« und der blauvioletten Schatten, deren Ära 1875 begann. Die »Theaterloge« mit der schwarz-weiss gestreiften Dame ist auch darunter und die berühmte blaue Tänzerin in Weiss, mit blauen Bändern, und ihr Seitenstück, das appetitliche Töchterlein des Malers (die »kleine J. D. R.«). Dann sieben Bilder von Edgar Degas, mit all seinem Spuk von künstlichem Licht und Schatten. Ein grosses Bild mit Tänzerinnen giebt ihn förmlich monumental, mit einer erstaunlichen Wucht im hin und wieder prallenden Schatten, in dem das Weiss schon dunkelblau wird. Und dabei wieder (»Tänzerinnen in Rosa«) dasselbe Prinzip zu den leisesten Wirkungen zusammengestimmt. Man kann da lernen, was alles innerhalb des Begriffes »rosa« vor sich gehen kann. Fünf Bilder von Camille Pissarro. Darunter ein »Boulevard de Clichy« (1880) voll violetter Schatten, zwischen die sich die feinsten rosigen und grünlichen Lichter einschieben. Das ist der klassische Boulevard der Impressionisten. Da war das Café Guerbault, wo die Schwefelbande unter Manet hauste, bis zum Kriegsjahr 1870. Und die Brasserie Reichshoffen, wo Manet seine Biermamsellen, die Servantes des bocks, fand. Und das alte Restaurant des »Père Lethuille«, in dessen Hintergärtchen er um 1880 so kühnes Pleinair malte (»das Rendezvous«). Ein Prachtstück, dieser Pissarro’sche Boulevard; es ist schon der ganze Raffaelli darin. Dann acht Landschaften von Alfred Sisley, voll echter Idyllenluft und gelinder Farbenfreiheit. Dagegen sieben Bilder von dem Farbenwüterich Cézanne, dem ersten, der sich Manet anschloss, und zwar mit Delacroix im Leibe. Er war zeitlebens der Refüsierteste der Refüsierten. Noch vor wenigen Jahren, als man die Auswahl aus dem »Vermächtnis Caillebotte« zu machen hatte, wollte man nichts von ihm wissen und es hielt schwer,
zwei seiner schwächeren Bilder für den Luxembourg durchzusetzen. Man nahm dergleichen nicht geschenkt. Hier ist ein Hauptbild von ihm: »Pierrot und Harlekin« (Durand-Ruel). Das weisse Gewand Pierrot’s ist eine ganze Sammlung von Reflexen jeder Art und auf den beiden Gesichtern ganz spektralanalytisch. Köstlich in seiner absoluten Voraussetzungslosigkeit ist das kleine Bildnis des alten Kunstsammlers Choquet, der unter seinem schweren Goldrahmen auf einem Sessel sitzt und auf der Rücklehne zwei Hände kreuzt, deren energisches Licht- und Schattenwesen an sich ein Meisterstück ist. Zwei seiner kleinen Fruchtstücke erinnern deutlich an Manet’s Fingerübungen.
Es ist ganz interessant, dass die Ordner der Ausstellung auch etwas von den Quellen des modernen Impressionismus zusammenstellten. Arbeiten von Velazquez, Goya, aber auch von Tlntoretto, an dessen Selbstporträt im Louvre Manet nie vorüber konnte, und sogar von Rubens, dem Greco (Theotokopuli) und anderen. Selbst im herrlichen Vermeer van Delft der Galerie Czernin (»Atelier des Malers«) finden sie schon das Prinzip. Goya ist besonders reichlich vertreten (Senor Zuloaga in Sevilla), durch sechs Bilder und über sechzig Radierungen (»Caprichos« und Kriegsgreuel). Daumier, der anno 1900 so modernlebendig hervortrat, Monticelli, der tizianische Farbenkräfte so neuartig zerstäubte, Corot sogar, mit einem kleinen Halbakt, zeigen ihre Klaue. Dazu Plastiker: Houdon, Rüde, Carpeaux (viele interessante Büsten). Und ein ganzes Kabinett ist mit ausgewählten Japanern behängt; Manet schätzte bekanntlich Hokusai’s »Mangwa« ungemein hoch. Die Erscheinungen innerhalb des Impressionismus werden vorgeführt in Bildern von Puvis, Whistler, Besnard, Cottet, Lucien Simon, Gaston La Touche, Forain, Liebermann, Slevogt. Deutlich sieht man aus dem besonderen Natureindruck eines jeden die besondere Persönlichkeit hervortreten. Besnard’s grosses Stallbild mit braunen Ponys, deren glattes Fell Glanzlichter sprüht, Liebermann’s »Bleiche«, Slevogt’s grosser »Sommermorgen« treten besonders hervor. Eine Abzweigung ins Experimentelle bilden die Neo-Impressionisten: Seurat, Van Rysselberghe, mit neuesten Arbeiten, wie des letzteren grossem Bilde: »Junge Damen am Strande«, in weissen Toiletten, die in der Sonne alle Färbungen annehmen. Von Seurat erinnert ein »Sonntag in Grande Jassean sein erstes Bild, in dem er die These der Farbenteilung praktisch durchführte. Wieder schliessen die Bildhauer sich an. Sie führen die »Stimmung« ins Dreidimensionale. Von Rodin ist die »Hand Gottesneu: eine Riesenhand, die sich wagrecht aus dem Chaos des rohen Marmors hervorstreckt und in der die kleinen Menschlein ihr Wesen treiben. Meunier, Charpentier, Jules Desbois, Carabin, Fix-Masseau und andere, jüngere stellen sich reichlich ein. Der jüngste ist der Italiener Medardo Rosso (Paris), der in Bronze und Wachs (»Kind in der Sonne« u. dergl.) seine Augenblickswirkungen noch im Werden zu überraschen sucht.
Und dann verdichten sich die Persönlichkeiten