schon zu Anfang des 7. Jahrhunderts wurden die Reliquien in der Oberkirche verehrt. — Unter den leider arg zerstörten Wandgemälden verdient eins besonders die höchste Beachtung: es stellt einen in der Tracht der »Heiligengestalten« gekleideten Mann dar, welcher im Begriff ist, eine Leiter zu besteigen. Die Leiter aber ist in der alten Symbolik ein Sinnbild des Martyriums, durch welches der Heilige direkt in den Himmel gelangt. Thatsächlich ist auch in dem Nachbarfelde Christus dargestellt, und in dem Felde gegenüber war offenbar der zweite Heilige zu sehen, gleichfalls mit der Leiter. Dies Fresko, das bekannt, aber niemals erklärt worden war, führte zur Entdeckung der ganzen Grabkirche. Auf den Plänen De Rossi’s ist das Terrain noch als ein förmlicher Schutthaufen verzeichnet. Als besonders merkwürdig ist hervorzuheben, dass man unter der Leiter auch den Drachen sieht als Symbol des Satans, der den Märtyrer vom Martyrium abhalten will, wie er zuerst in der Vision der heiligen Perpetua erscheint. Sämtliche Malereien der neuentdeckten Grabkirche werden zum erstenmal in Farbendruck in dem Monumentalwerke Wilpert’s über die römischen Katakomben herausgegeben werden, dessen Erscheinen zu Ostern dieses Jahres zu erwarten ist. e. st.
INSTITUTE
Rom. Archäologisches Institut. In der Sitzung vom 23. Januar legte Professor Petersen zunächst eine Studie von Dr. R. Delbrück über die drei Tempel am Forum holitorium zu Rom vor, die als Vorläufer weiterer Studien einen erfreulichen Anfang sorgsamster Behandlung eines bisher vernachlässigten Gebietes bedeuten. (Auch diese Arbeit wurde, wie die Ausgrabung in Segni, wie p. 178 dieser Zeitschrift berichtigend festzustellen ist, mit Genehmigung der italienischen Regierung und Unterstützung des Archäologischen Institutes ausgeführt.) Darnach besprach Professor Petersen den Versuch von Theodor Graf, eine Anzahl seiner in Ägypten gefundenen Porträts durch Vergleichung mit Münzbildern als Bildnisse von Fürsten und Fürstinnen Ägyptens aus der Ptolemäerzeit nachzuweisen. Er betonte die Unglaubwürdigkeit der Voraussetzung, dass die Königsmumien nach dem kleinen Orte Kerke überführt worden seien und fand die Gleichsetzung jener gemalten Bildnisse mit den Münzporträts wenig überzeugend. Mehr als gewagt aber sei die Zurückführung eines Bildnisses auf den in römischer Gefangenschaft verstorbenen König Perseus. Sodann erläuterte Professor Petersen eine Vermutung Studniczka’s, die durch ein fliegendes Blatt in aller Kürze bekannt gemacht worden war. Ein Kopf und ein Torso — beide von Furiwängler als Teile zweier Myronischer Statuen angesprochen — sind hier zusammengesetzt. Diese Zusammensetzung werde durch ein Vasengemälde bestätigt, das den Medusentöter Perseus in sehr ähnlicher Haltung darstelle. Der Vortragende war geneigt, den Perseus anzunehmen, aber lieber als Werk des Myron, als mit Studniczka als Werk des Pythagoras. Professor Löwy betonte das Hypothetische der Zusammenfügung, erkannte in Kopf und Rumpf Anzeichen verschiedener Alterstufen und fand die Übereinstimmung mit dem Vasengemälde keineswegs beweiskräftig und überzeugend. Professor Hülsen sprach über den kleinen Rundtempel am Tiber unweit des Ponte Rotto. Er glaubte ihn nach Ausschluss der übrigen dort mit Tempeln bedachten Götter dem römischen Hafengotte »Portunus« zuschreiben zu können. Aus neuerdings bekannt gewordenen Papsturkunden zog er ferner die Ortsbezeichnung »Gradelle« für verschiedene Kirchen heran, um diese Bezeichnung ebenfalls aus der Nähe des Hafens
zu erklären. Diese »Gradelle« seien als Stufen zu erklären, die, wie an der Ripelta, zum Tiber hinab führten und nicht als Sitze eines Cirkus zu fassen seien, wie es z. B. bei der Bestimmung der Lage von San Stefano Rotondo geschehen sei.
e. st.
DENKMALPFLEGE
In der Zeitschrift »Die Denkmalspflege« wird darauf hingewiesen, dass in Würzburg mehrere der schönsten Baudenkmäler dem Verfalle entgegengehen; Neumünster, Liebfrauenkapelle sind des Schutzes aufs äusserste bedürftig.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
In der Berliner Gemäldegalerie ist gleichzeitig mit dem »Hugo van der Goes«, dessen Erwerbung neulich hier angezeigt worden ist, ein neu erworbenes Bild von Martin Schongauer ausgestellt worden, das, kunsthistorisch betrachtet, kaum weniger wichtig erscheint. Die bisher unbekannte, im Londoner Kunsthandel kürzlich aufgetauchte Tafel schliesst sich jener kleinen Zahl von Gemälden des Kolmarer Kupferstechers an, die von der Kunstforschung anerkannt werden. In dem, vor kurzem erschienenen Werke, Adolf Bayersdorfer’s Leben und Schriften (München, Bruckmann, 1902) ist ein Brief Bayersdorfer’s an Ludwig Scheibler abgedruckt (S. 426 ff.), der eine im ganzen richtige, wenn auch zu milde Beurteilung der Schongauerbilder bietet. Das Material ist noch spärlicher, als es hier erscheint, da die kleine Madonna aus der Sammlung Gontard im Staedel’schen Institute zu Frankfurt einer strengeren Prüfung nicht stand hält, in dem neuen Katalog von Weizsäcker ganz mit Recht als eine Nachahmung aus dem 17. Jahrhundert (vielleicht noch aus dem 16. Jahrhundert) aufgeführt wird, und da die übermalte Madonna aus der Sammlung Sepp, die vor wenigen Jahren nach Amerika verkauft worden ist, schwerlich als eigenhändige Wiederholung der Kolmarer Rosenhag-Madonna gelten kann. Ein ziemlich schwaches Madonnenbild ganz im Stile Schongauer’s, das weder in Bayersdorfer s Brief noch sonst wo erwähnt ist, befindet sich im Depot der Londoner National Gallery.
Das neu erworbene, auf Eichenholz gemalte Berliner Bild hat am meisten Verwandtschaft mit den besten Stücken dieser Gruppe, mit den Tafeln in der Münchner Pinakothek und in den kaiserlichen Sammlungen zu Wien, ist tadellos erhalten und umschliesst eine relativ reiche Kompositon. Dargestellt ist die Geburt Christi mit Maria, Joseph und drei Hirten. Friedtänder.
ln der Pariser Sammlung von Gipsabgüssen des Trokaderomuseums ist seit kurzem eine besondere Abteilung von Gallischen Skulpturen errichtet worden, zu der die einzelnen Museen des Landes beigesteuert haben. Diese Abteilung ermöglicht zum erstenmal einen Überblick über die Anfänge der ältesten Kunstübung auf französischem Boden.
Die Münchner Jahresausstellung im Glaspalaste dauert vom 1. Juni bis 31. Oktober.
Im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe ist jetzt eine bemerkenswerte Neueinrichtung getroffen, welche zum Zweck hat, den Besuchern sowohl die Eingänge an modernen Kunsterzeugnissen geschlossen vorzuführen, als auch die infolge Raummangels magazinierten Schätze des Museums zu zeigen. In einem Saale des Erdgeschosses werden monatlich wechselnde Ausstellungen veranstaltet, die abwechselnd Gruppen des alten Besitzes